MANUS-Leiter Huch: "Die Eltern brauchen unsere Unterstützung"

Der Pädagoge und Anti-Aggressionstrainer Kevin Huch leitet das Kinder- und Jugendhaus MANUS in Gelsenkirchen-Buer, das dort von Nationaltorhüter Manuel Neuer gebaut wurde. Im DFB.de-Interview spricht Huch über die Veränderungen während der Corona-Pandemie und den berühmten Stifter.

DFB.de: Herr Huch, wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit in den vergangenen Monaten geprägt?

Kevin Huch: Vor Corona hatten wir im MANUS einen Zulauf von 80 bis 100 Kindern und Jugendlichen am Tag. Etwa ein Viertel davon waren Stammbesucher, die jeden Tag da waren, auch relativ lange, während der Rest für verschiedene Workshops vorbeikam, für Musikunterricht, Bands oder auch zum Tanzen. Dieses "Come as you are"-Prinzip ist allerdings weggefallen. Seit dem ersten Lockdown, als wir von heute auf morgen auf digitale Arbeit umstellen mussten, haben wir uns immer wieder an neue Regeln angepasst. Die offene Jugendarbeit hat sich dabei gänzlich verändert. Inzwischen müssen die Eltern ihre Kinder leider ganz bürokratisch im Voraus für Projekte anmelden. Das hat einen anderen Charakter, nur so können wir uns im Vorfeld auf die Zielgruppe einrichten. So haben wir uns spezifische Angebote für die vielen kleineren Kinder ausgedacht. Denn gerade die Jüngeren hatten deutlich mehr Bedarf als vorher, wobei auch klar wurde, dass die Eltern Unterstützung brauchen - und sich die auch von uns wünschen. Wir haben jetzt viele Sechs- oder Siebenjährige, die direkt nach der Schule kommen, den ganzen Nachmittag über betreut werden und ein warmes Mittagessen bekommen.

DFB.de: Ist der Umgang der Kinder und Jugendlichen untereinander meist unproblematisch oder müssen Sie häufig mal dazwischen gehen?

Huch: Meine Ausbildung hilft mir, ganz klar. Den Streit zwischen Sechs- oder Siebenjährigen löse ich anders als einen eskalierenden Konflikt zwischen 17-Jährigen. Bei Jugendlichen muss man sich erstmal eine Stellung erarbeiten, mit ihnen muss man anders umgehen. Die Ausbildung hilft definitiv auch dabei zu verstehen, woher Wut kommt, wie sie sich entwickelt und was eigentlich passieren muss, damit ein Kind oder ein Jugendlicher gewalttätig wird. Gottseidank kann ich aber sagen, das haben wir so gut wie gar nicht, weil das MANUS als gewaltfreier Raum erlebt wird. Wir sind so gut aufgestellt und haben so ein attraktives Angebot, dass wir relativ schnell eine friedliche Stimmung reinbekommen.

DFB.de: Das Angebot soll insbesondere Kinder und Jugendliche aus sozialschwächeren Verhältnissen ansprechen. Wie wichtig ist so ein Angebot in Gelsenkirchen?

Huch: Ich glaube, dass es so wichtig ist, wie jede Jugendhilfeeinrichtung, die schichtübergreifend kostengünstige und kostenfreie Kultur-Angebote macht. Das MANUS ist eine Anlaufstelle für alle Kids, egal ob sie katholisch, evangelisch, muslimisch oder jüdisch sind. Man braucht kein Geld, man braucht keinen Status. Und man muss nicht mehr können, als ein nettes Lächeln auf den Lippen zu haben. Und selbst wenn wir nicht dieselbe Sprache, kommen wir miteinander irgendwie klar. Dieses Signal ist für mich das Wichtige!

DFB.de: Gibt es etwas, das alle Kinder und Jugendlichen am MANUS schätzen?

Huch: Die Vielfalt der Angebote, denke ich, und dass wir sehr bedarfsorientiert arbeiten. Wir haben vorher einen Plan was wir machen wollen, wenn aber viele sagen, wir haben Lust auf was anderes, dann machen wir eben etwas anderes. Das finden die Kinder cool! Die Beziehung steht im Vordergrund.

DFB.de: Manuel Neuer ist Stifter der Einrichtung. Schaut er auch mal persönlich im MANUS vorbei und wenn ja, wie ist das, wenn "der Chef" zu Besuch ist?

Huch: Ich habe ihn schon einige Male getroffen und entsprechend auch persönlich kennengelernt. Wenn man bedenkt, dass ich erst etwas mehr als ein Jahr dabei bin, finde ich das schon bemerkenswert. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass er sich für die Arbeit und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, und natürlich noch mehr für die Kinder interessiert. Es gab wirklich schöne Momente, als er mit den Kids Zeit verbracht hat, mit Ihnen gekickert hat. Und das nie mit einem großem Kameraaufgebot! Man spürt sein ehrliches Interesse, sein Engagement für seinen "eigenen Laden".

DFB.de: Das MANUS gibt es seit sechs Jahren, Sie sind seit einem Jahr in leitender Funktion am Start. Was sind Ihre Wünsche oder Ziele für die Zukunft?

Huch: Ich würde mir natürlich wünschen, dass wir möglichst schnell wieder zur Normalform zurückkehren können und für wirklich alle wieder eine Anlaufstelle bieten können. Ansonsten wünsche ich mir, dass das MANUS so bleibt wie es ist und besser wird. Ich möchte weiterhin gute Angebote machen. Und ich möchte weiterhin in sämtlichen Bildungsbereichen den Kindern und Jugendlichen etwas an die Hand geben können.

[jm]

Der Pädagoge und Anti-Aggressionstrainer Kevin Huch leitet das Kinder- und Jugendhaus MANUS in Gelsenkirchen-Buer, das dort von Nationaltorhüter Manuel Neuer gebaut wurde. Im DFB.de-Interview spricht Huch über die Veränderungen während der Corona-Pandemie und den berühmten Stifter.

DFB.de: Herr Huch, wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit in den vergangenen Monaten geprägt?

Kevin Huch: Vor Corona hatten wir im MANUS einen Zulauf von 80 bis 100 Kindern und Jugendlichen am Tag. Etwa ein Viertel davon waren Stammbesucher, die jeden Tag da waren, auch relativ lange, während der Rest für verschiedene Workshops vorbeikam, für Musikunterricht, Bands oder auch zum Tanzen. Dieses "Come as you are"-Prinzip ist allerdings weggefallen. Seit dem ersten Lockdown, als wir von heute auf morgen auf digitale Arbeit umstellen mussten, haben wir uns immer wieder an neue Regeln angepasst. Die offene Jugendarbeit hat sich dabei gänzlich verändert. Inzwischen müssen die Eltern ihre Kinder leider ganz bürokratisch im Voraus für Projekte anmelden. Das hat einen anderen Charakter, nur so können wir uns im Vorfeld auf die Zielgruppe einrichten. So haben wir uns spezifische Angebote für die vielen kleineren Kinder ausgedacht. Denn gerade die Jüngeren hatten deutlich mehr Bedarf als vorher, wobei auch klar wurde, dass die Eltern Unterstützung brauchen - und sich die auch von uns wünschen. Wir haben jetzt viele Sechs- oder Siebenjährige, die direkt nach der Schule kommen, den ganzen Nachmittag über betreut werden und ein warmes Mittagessen bekommen.

DFB.de: Ist der Umgang der Kinder und Jugendlichen untereinander meist unproblematisch oder müssen Sie häufig mal dazwischen gehen?

Huch: Meine Ausbildung hilft mir, ganz klar. Den Streit zwischen Sechs- oder Siebenjährigen löse ich anders als einen eskalierenden Konflikt zwischen 17-Jährigen. Bei Jugendlichen muss man sich erstmal eine Stellung erarbeiten, mit ihnen muss man anders umgehen. Die Ausbildung hilft definitiv auch dabei zu verstehen, woher Wut kommt, wie sie sich entwickelt und was eigentlich passieren muss, damit ein Kind oder ein Jugendlicher gewalttätig wird. Gottseidank kann ich aber sagen, das haben wir so gut wie gar nicht, weil das MANUS als gewaltfreier Raum erlebt wird. Wir sind so gut aufgestellt und haben so ein attraktives Angebot, dass wir relativ schnell eine friedliche Stimmung reinbekommen.

DFB.de: Das Angebot soll insbesondere Kinder und Jugendliche aus sozialschwächeren Verhältnissen ansprechen. Wie wichtig ist so ein Angebot in Gelsenkirchen?

Huch: Ich glaube, dass es so wichtig ist, wie jede Jugendhilfeeinrichtung, die schichtübergreifend kostengünstige und kostenfreie Kultur-Angebote macht. Das MANUS ist eine Anlaufstelle für alle Kids, egal ob sie katholisch, evangelisch, muslimisch oder jüdisch sind. Man braucht kein Geld, man braucht keinen Status. Und man muss nicht mehr können, als ein nettes Lächeln auf den Lippen zu haben. Und selbst wenn wir nicht dieselbe Sprache, kommen wir miteinander irgendwie klar. Dieses Signal ist für mich das Wichtige!

DFB.de: Gibt es etwas, das alle Kinder und Jugendlichen am MANUS schätzen?

Huch: Die Vielfalt der Angebote, denke ich, und dass wir sehr bedarfsorientiert arbeiten. Wir haben vorher einen Plan was wir machen wollen, wenn aber viele sagen, wir haben Lust auf was anderes, dann machen wir eben etwas anderes. Das finden die Kinder cool! Die Beziehung steht im Vordergrund.

DFB.de: Manuel Neuer ist Stifter der Einrichtung. Schaut er auch mal persönlich im MANUS vorbei und wenn ja, wie ist das, wenn "der Chef" zu Besuch ist?

Huch: Ich habe ihn schon einige Male getroffen und entsprechend auch persönlich kennengelernt. Wenn man bedenkt, dass ich erst etwas mehr als ein Jahr dabei bin, finde ich das schon bemerkenswert. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass er sich für die Arbeit und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, und natürlich noch mehr für die Kinder interessiert. Es gab wirklich schöne Momente, als er mit den Kids Zeit verbracht hat, mit Ihnen gekickert hat. Und das nie mit einem großem Kameraaufgebot! Man spürt sein ehrliches Interesse, sein Engagement für seinen "eigenen Laden".

DFB.de: Das MANUS gibt es seit sechs Jahren, Sie sind seit einem Jahr in leitender Funktion am Start. Was sind Ihre Wünsche oder Ziele für die Zukunft?

Huch: Ich würde mir natürlich wünschen, dass wir möglichst schnell wieder zur Normalform zurückkehren können und für wirklich alle wieder eine Anlaufstelle bieten können. Ansonsten wünsche ich mir, dass das MANUS so bleibt wie es ist und besser wird. Ich möchte weiterhin gute Angebote machen. Und ich möchte weiterhin in sämtlichen Bildungsbereichen den Kindern und Jugendlichen etwas an die Hand geben können.

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