Vogt-Bolm: "Dann kippt das Leben unter den Füßen weg"

Die Initiative "AmpuKids" berät Eltern, deren Kinder durch Amputationen Gliedmaßen verloren haben oder vor solch einer Operation stehen, und wird dabei durch die DFB-Stiftung Egidius Braun unterstützt. In Zeiten der Corona-Pandemie sind die Hürden für dieses Engagement besonders hoch.

Es gibt sie noch, die leichten, unbeschwerten Momente. Doch sie sind rar geworden. Wenn Andrea Vogt-Bolm, Gründerin und hauptamtliche Mitarbeiterin des gemeinnützigen Vereins "Ampu-Vita" und der dazugehörigen Initiative "AmpuKids", mit Kindern und Jugendlichen via Bildschirmtelefonie "Stadt, Land, Fluss" spielt oder lockere Gespräche führt, vergessen alle Beteiligten für kurze Zeit die Sorgen des Alltags. Eines Alltags, der oftmals schwierig ist. Die umtriebige Mittfünfzigerin kümmert sich um Kinder, die durch Amputationen Gliedmaßen verloren haben oder vor solch einer Operation stehen. Und sie berät die Eltern der Kids. Telefonieren, skypen und Kontakte untereinander vermitteln, das gehört zu ihrem täglichen Wirken. Vor allem aber hört sie sich die Sorgen an, gibt Tipps für den Umgang mit der Situation und die Rückkehr ins zuvor gewohnte Leben.

"Wenn Eltern erfahren, dass dem eigenen Kind ein Arm oder ein Bein amputiert werden muss, kippt das Leben unter den Füßen weg", erklärt Vogt-Bolm. Für die Erwachsenen sei die Situation manchmal schwerer zu bewältigen als für die betroffenen Kinder. Angesichts der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus müssen die Eltern noch höhere Hürden nehmen, um diese Belastung zu meistern, und auch Vogt-Bolm steht vor neuen Herausforderungen. "Wenn die Ärzte den Eltern aus Sorge um Infektionen den Besuch ihres Kindes untersagen, das gerade eine Amputation hinter sich gebracht hat, bemühe ich mich um eine Lösung", sagt sie. Und auch wenn geplante Operationen verschoben werden sollen, weil sich die Kliniken auf Covid-19-Patienten konzentrieren wollen, schalte sie sich ein, betont sie. Dabei zahlen sich ihre guten Kontakte zu Ärzten und Krankenhäusern aus. Schließlich engagiert sie sich bereits seit 2005 auf diese Weise. Damals gründete die Schleswig-Holsteinerin, die selbst seit ihrer Kindheit eine Unterschenkel-Prothese trägt, den gemeinnützigen Verein "Ampu-Vita". Ende 2006 rief sie dann die Initiative "AmpuKids" für von Amputationen betroffene Kinder ins Leben.

Ablenkung und Austausch

"Hier im Norden gab es nichts Vergleichbares", sagt sie. Das Bedürfnis, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, an neutraler Stelle Rat einzuholen, sei groß gewesen. Bundesweit gebe es Jahr für Jahr 70.000 Amputationen bei Erwachsenen, bei Kindern sind es rund 1.200. In letzterem Fall sind die Ursachen vielfältig. Krebs- und Meningokokken-Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen sowie Unfälle können diesen Eingriff erfordern. Genauso unterschiedlich wie die medizinischen Hintergründe seien auch die Ängste, die eine Amputation auslöse, beschreibt Vogt-Bolm. Es gehe aber auch um handfeste Tipps zu den Angeboten der Krankenkassen und um mögliche Therapien und finanzielle Unterstützung. Sie betont, dass ihr Verein seine Arbeit unabhängig von Sanitätshäusern oder der Prothesenindustrie angehe. Umso wichtiger sind Spenden. 

Seit Jahren fördert die DFB-Stiftung Egidius Braun zusammen mit der A-Nationalmannschaft im Rahmen der Initiative "Kinderträume" die AmpuKids. Ermöglicht werden damit physiotherapeutisch-pädagogisch orientierte Ferienfreizeiten im Frühjahr und Herbst für die Kinder und deren Eltern. "Dort geht es um Kurzweil, Ablenkung und Austausch", so Vogt-Bolm. Sport und Fußball sind dabei eine perfekte Plattform, um in Kontakt zu kommen, den Alltag zu vergessen und Spaß zu haben. "Die Zusammenarbeit mit der Stiftung ist absolut eingespielt und funktioniert toll", sagt sie. Auch die UEFA hat die Initiative "AmpuKids" schon ausgezeichnet. Vogt-Bolm und ihre Mitstreiter erhielten 2018 den mit 50.000 Euro dotierten "Foundation for Children Award". Im vergangenen Jahr waren einige "AmpuKids" am Vortag des Länderspiels gegen Serbien zu Besuch im Quartier der Fußball-Nationalmannschaft in Wolfsburg. Die Unterstützung durch die Fußballfamilie ist also eine feste Größe für die Arbeit im Rahmen von AmpuKids. Diesen Partner an ihrer Seite zu wissen, ist gerade in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie äußerst wertvoll.

[dfb]

Die Initiative "AmpuKids" berät Eltern, deren Kinder durch Amputationen Gliedmaßen verloren haben oder vor solch einer Operation stehen, und wird dabei durch die DFB-Stiftung Egidius Braun unterstützt. In Zeiten der Corona-Pandemie sind die Hürden für dieses Engagement besonders hoch.

Es gibt sie noch, die leichten, unbeschwerten Momente. Doch sie sind rar geworden. Wenn Andrea Vogt-Bolm, Gründerin und hauptamtliche Mitarbeiterin des gemeinnützigen Vereins "Ampu-Vita" und der dazugehörigen Initiative "AmpuKids", mit Kindern und Jugendlichen via Bildschirmtelefonie "Stadt, Land, Fluss" spielt oder lockere Gespräche führt, vergessen alle Beteiligten für kurze Zeit die Sorgen des Alltags. Eines Alltags, der oftmals schwierig ist. Die umtriebige Mittfünfzigerin kümmert sich um Kinder, die durch Amputationen Gliedmaßen verloren haben oder vor solch einer Operation stehen. Und sie berät die Eltern der Kids. Telefonieren, skypen und Kontakte untereinander vermitteln, das gehört zu ihrem täglichen Wirken. Vor allem aber hört sie sich die Sorgen an, gibt Tipps für den Umgang mit der Situation und die Rückkehr ins zuvor gewohnte Leben.

"Wenn Eltern erfahren, dass dem eigenen Kind ein Arm oder ein Bein amputiert werden muss, kippt das Leben unter den Füßen weg", erklärt Vogt-Bolm. Für die Erwachsenen sei die Situation manchmal schwerer zu bewältigen als für die betroffenen Kinder. Angesichts der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus müssen die Eltern noch höhere Hürden nehmen, um diese Belastung zu meistern, und auch Vogt-Bolm steht vor neuen Herausforderungen. "Wenn die Ärzte den Eltern aus Sorge um Infektionen den Besuch ihres Kindes untersagen, das gerade eine Amputation hinter sich gebracht hat, bemühe ich mich um eine Lösung", sagt sie. Und auch wenn geplante Operationen verschoben werden sollen, weil sich die Kliniken auf Covid-19-Patienten konzentrieren wollen, schalte sie sich ein, betont sie. Dabei zahlen sich ihre guten Kontakte zu Ärzten und Krankenhäusern aus. Schließlich engagiert sie sich bereits seit 2005 auf diese Weise. Damals gründete die Schleswig-Holsteinerin, die selbst seit ihrer Kindheit eine Unterschenkel-Prothese trägt, den gemeinnützigen Verein "Ampu-Vita". Ende 2006 rief sie dann die Initiative "AmpuKids" für von Amputationen betroffene Kinder ins Leben.

Ablenkung und Austausch

"Hier im Norden gab es nichts Vergleichbares", sagt sie. Das Bedürfnis, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, an neutraler Stelle Rat einzuholen, sei groß gewesen. Bundesweit gebe es Jahr für Jahr 70.000 Amputationen bei Erwachsenen, bei Kindern sind es rund 1.200. In letzterem Fall sind die Ursachen vielfältig. Krebs- und Meningokokken-Erkrankungen, angeborene Fehlbildungen sowie Unfälle können diesen Eingriff erfordern. Genauso unterschiedlich wie die medizinischen Hintergründe seien auch die Ängste, die eine Amputation auslöse, beschreibt Vogt-Bolm. Es gehe aber auch um handfeste Tipps zu den Angeboten der Krankenkassen und um mögliche Therapien und finanzielle Unterstützung. Sie betont, dass ihr Verein seine Arbeit unabhängig von Sanitätshäusern oder der Prothesenindustrie angehe. Umso wichtiger sind Spenden. 

Seit Jahren fördert die DFB-Stiftung Egidius Braun zusammen mit der A-Nationalmannschaft im Rahmen der Initiative "Kinderträume" die AmpuKids. Ermöglicht werden damit physiotherapeutisch-pädagogisch orientierte Ferienfreizeiten im Frühjahr und Herbst für die Kinder und deren Eltern. "Dort geht es um Kurzweil, Ablenkung und Austausch", so Vogt-Bolm. Sport und Fußball sind dabei eine perfekte Plattform, um in Kontakt zu kommen, den Alltag zu vergessen und Spaß zu haben. "Die Zusammenarbeit mit der Stiftung ist absolut eingespielt und funktioniert toll", sagt sie. Auch die UEFA hat die Initiative "AmpuKids" schon ausgezeichnet. Vogt-Bolm und ihre Mitstreiter erhielten 2018 den mit 50.000 Euro dotierten "Foundation for Children Award". Im vergangenen Jahr waren einige "AmpuKids" am Vortag des Länderspiels gegen Serbien zu Besuch im Quartier der Fußball-Nationalmannschaft in Wolfsburg. Die Unterstützung durch die Fußballfamilie ist also eine feste Größe für die Arbeit im Rahmen von AmpuKids. Diesen Partner an ihrer Seite zu wissen, ist gerade in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie äußerst wertvoll.

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