UEFA zeichnet Initiative "Ampu-Kids" aus

Die UEFA hat die Elterninitiative "Ampu-Kids" mit dem "Foundation for Children Award" ausgezeichnet. Uwe Seeler und DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg überreichten heute in der Sportschule Malente den mit 50.000 Euro dotierten Scheck an Andrea Vogt-Bolm, die 2007 Ampu-Vita gründete. Jährlich bekommen in Deutschland 1000 Kinder eine Gliedmaße amputiert. Der DFB hatte die Organisation bei der UEFA für den Preis vorgeschlagen. An der Preisverleihung nahmen auch Seelers Ehefrau Ilka sowie Hans-Ludwig Meyer, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, und Günter Distelrath, Präsident des Norddeutschen Fußballverbandes, teil. "Wenn wir Fußball spielen, vergessen wir alles, auch unsere Handicaps", sagte Gehlenborg. "Diese Begeisterung bringt uns zusammen."

Uwe Seeler wird gebraucht, und also ist er nach Malente gefahren. So wie 1965, als er voller Zweifel hier in der Sportschule in Schleswig-Holstein ankam. Sieben Monate vorher, an einem schneidend kalten Februartag in Frankfurt, hatte er sich beim Bundesligaspiel seines HSV die Achillessehne gerissen. Die stärkste Sehne, die der Mensch besitzt, war als Folge eines Spreizschritts und ohne jede Gegnereinwirkung zerfetzt. Sein erster Gedanke, wie er später erzählte: "Ade, du schöne Fußballwelt." Die Zeitungen schrieben: "Seelers Laufbahn jäh beendet."

Seeler: "Trainieren, trainieren, fleißig sein"

Dr. Kurt Fischer wollte eine neue Operationstechnik wagen, und Seeler - was hatte er schon zu verlieren - stimmte zu. Am Tag des Eingriffs habe er keine Angst verspürt, erzählte er später: "Ich war bester Stimmung. Es war so eine Art Wurschtigkeit, verstehst du. Als sie mich auf den Tisch gepackt haben, da habe ich sogar noch geflachst: 'Mach' nen dicken Draht mit rein, Kurt, das hält besser'." In Malente bereitete sich die Mannschaft damals auf Stockholm vor, wo man am 26. September 1965 gegen eine starke schwedische Mannschaft antreten musste. Auf dem Spiel stand die WM-Qualifikation.

Heute also wird "Uns Uwe" wieder gebraucht. Wieder steht viel auf dem Spiel. Rund 50 junge Fußballer aus drei Vereinen sind im Rahmen der Fußball-Ferienfreizeiten der DFB-Stiftung Egidius Braun für eine Woche in Malente untergebracht. 1000 Kinder und Jugendliche sind es bis 1. September bundesweit. Das Budget liegt bei 800.000 Euro. "Trainieren, trainieren, fleißig sein", sagt Seeler zu den Jungs, die zwischen 13 und 16 Jahre alt sind, "und wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, hau ihn rein." Der Ehrenspielführer hat noch einen anderen Job heute hier in Malente zu erledigen. Er übergibt im Namen der UEFA einen Scheck.

"Geld ermöglicht uns, unsere Arbeit zu verrichten"

"Ampu-Vita e.V." ist eine Initiative für Amputations-Vorsorge und Integration. Als gemeinnütziger Verein für von Amputationen bedrohte Menschen begleitet Ampu-Vita Rehaprozesse. Andrea Vogt-Bolm hatte 2007 die Idee, und als immer mehr Eltern sich bei ihr meldeten, erweiterte sie ihr Beratungsangebot durch "Ampu-Kids".

70.000 Erwachsene werden jährlich in Deutschland amputiert, bei Kindern sind es 1000 Amputationen pro Jahr. Ursächlich wirken Krebserkrankungen, angeborene Fehlbildungen sowie Unfälle. Besonders heimtückisch ist das Bakterium Meningokokken, betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder. Häufig kommt es nach Ausbruch des schweren Fiebers zu mehrfachen Amputationen.

"Wenn plötzlich einer Familie gesagt wird, dass dem eigenen Kind ein Arm oder ein Bein amputiert werden muss, kippt das Leben weg", sagte Andrea Vogt-Bolm. "Wir machen unsere Arbeit unabhängig von Sanitätshäusern oder der Prothesenindustrie. Gerade weil wir in dieser Freiheit arbeiten, bin ich unendlich dankbar für die heutige Spende. Das Geld ermöglicht es uns, unsere Arbeit weiter zu verrichten."

Braun-Stiftung fördert "Ampu-Kids" seit Jahren

Seit Jahren fördert die DFB-Stiftung Egidius Braun die Ampu-Kids, ganz unmittelbar durch die jährliche Finanzierung einer Woche für die Kinder und deren Eltern. Eine Mutter sagte: "Der direkte Austausch ist Gold wert. Durch die Gespräche mit den anderen Eltern lerne ich so viel, über neue Prothesen, über Angebote der Krankenkassen und andere finanzielle Unterstützungen. Und meine Tochter sieht einfach mal, dass sie nicht das einzige Kind auf der Welt mit einer Amputation ist." 

Nun also zeichnet die Kinderstiftung der UEFA die Ampu-Kids mit 50.000 Euro aus, nachdem der DFB mit seiner Kommission für Gesellschaftliche Verantwortung die Elterninitiative für den "UEFA Foundation for Children Award" vorgeschlagen hatte. Seeler und DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg überreichten gemeinsam den Scheck an den gemeinnützigen Verein. "Wir vergessen alles, wenn wir zusammen Fußball spielen, auch unsere Handicaps. Diese Begeisterung hält uns zusammen", sagte Eugen Gehlenborg.

Nach ein paar Tagen Vorbereitung in Malente ging es 1965 nach Stockholm. Für den neuen Bundestrainer Helmut Schön war es ein Wagnis, Seeler zu nominieren, schließlich konnte man damals nicht austauschen. Doch im geliebten Trainingslager in Malente hatte Uwe überzeugt. Er war fit, strotzte vor Kraft und Tatendrang. Es gibt dieses Schwarzweißbild. Im Hintergrund hunderte Gesichter, geschockt, stumm, der Ball im Tor, Seeler im Fünfmeterraum, mit der linken Hand schlägt er auf den Rasen. Jubelnd. 2:1 Deutschland war für die WM in England qualifiziert. "Das Tor war die Bestätigung: Jetzt bist du wieder okay. Ich hatte ein Ziel vor Augen gehabt – und dieses Ziel hatte ich erreicht."

Seeler: Der "Hamburger mit Herz"

Zum Abschluss bekam Seeler noch die Ehrenmitgliedschaft des Norddeutschen Fußball-Verbandes verliehen. "Er wurde ein Sportheld, weil er Tore aus allen Lagen schoss. Er wurde ein Idol, weil er seinen Werten treu blieb", sagte Hans-Ludwig Meyer in seiner Laudatio. "'Das Schönste ist es, normal zu sein', pflegt Uwe zu sagen. Er ist und wird es immer bleiben: der Hamburger mit Herz."

Manche aus seinem Bekanntenkreis sagen, er habe sich von dem Autounfall vor einigen Jahren im Hamburger Elbtunnel nie wieder ganz erholt. Der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft ist 81 Jahre alt. Aber wenn er gebraucht wird, ist er immer noch da. Wie heute in Malente. Der ganze Laden ist schließlich nach ihm benannt. Und es steht wieder mal viel auf dem Spiel. Da hat er noch nie gekniffen.

[th]

Die UEFA hat die Elterninitiative "Ampu-Kids" mit dem "Foundation for Children Award" ausgezeichnet. Uwe Seeler und DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg überreichten heute in der Sportschule Malente den mit 50.000 Euro dotierten Scheck an Andrea Vogt-Bolm, die 2007 Ampu-Vita gründete. Jährlich bekommen in Deutschland 1000 Kinder eine Gliedmaße amputiert. Der DFB hatte die Organisation bei der UEFA für den Preis vorgeschlagen. An der Preisverleihung nahmen auch Seelers Ehefrau Ilka sowie Hans-Ludwig Meyer, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, und Günter Distelrath, Präsident des Norddeutschen Fußballverbandes, teil. "Wenn wir Fußball spielen, vergessen wir alles, auch unsere Handicaps", sagte Gehlenborg. "Diese Begeisterung bringt uns zusammen."

Uwe Seeler wird gebraucht, und also ist er nach Malente gefahren. So wie 1965, als er voller Zweifel hier in der Sportschule in Schleswig-Holstein ankam. Sieben Monate vorher, an einem schneidend kalten Februartag in Frankfurt, hatte er sich beim Bundesligaspiel seines HSV die Achillessehne gerissen. Die stärkste Sehne, die der Mensch besitzt, war als Folge eines Spreizschritts und ohne jede Gegnereinwirkung zerfetzt. Sein erster Gedanke, wie er später erzählte: "Ade, du schöne Fußballwelt." Die Zeitungen schrieben: "Seelers Laufbahn jäh beendet."

Seeler: "Trainieren, trainieren, fleißig sein"

Dr. Kurt Fischer wollte eine neue Operationstechnik wagen, und Seeler - was hatte er schon zu verlieren - stimmte zu. Am Tag des Eingriffs habe er keine Angst verspürt, erzählte er später: "Ich war bester Stimmung. Es war so eine Art Wurschtigkeit, verstehst du. Als sie mich auf den Tisch gepackt haben, da habe ich sogar noch geflachst: 'Mach' nen dicken Draht mit rein, Kurt, das hält besser'." In Malente bereitete sich die Mannschaft damals auf Stockholm vor, wo man am 26. September 1965 gegen eine starke schwedische Mannschaft antreten musste. Auf dem Spiel stand die WM-Qualifikation.

Heute also wird "Uns Uwe" wieder gebraucht. Wieder steht viel auf dem Spiel. Rund 50 junge Fußballer aus drei Vereinen sind im Rahmen der Fußball-Ferienfreizeiten der DFB-Stiftung Egidius Braun für eine Woche in Malente untergebracht. 1000 Kinder und Jugendliche sind es bis 1. September bundesweit. Das Budget liegt bei 800.000 Euro. "Trainieren, trainieren, fleißig sein", sagt Seeler zu den Jungs, die zwischen 13 und 16 Jahre alt sind, "und wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, hau ihn rein." Der Ehrenspielführer hat noch einen anderen Job heute hier in Malente zu erledigen. Er übergibt im Namen der UEFA einen Scheck.

"Geld ermöglicht uns, unsere Arbeit zu verrichten"

"Ampu-Vita e.V." ist eine Initiative für Amputations-Vorsorge und Integration. Als gemeinnütziger Verein für von Amputationen bedrohte Menschen begleitet Ampu-Vita Rehaprozesse. Andrea Vogt-Bolm hatte 2007 die Idee, und als immer mehr Eltern sich bei ihr meldeten, erweiterte sie ihr Beratungsangebot durch "Ampu-Kids".

70.000 Erwachsene werden jährlich in Deutschland amputiert, bei Kindern sind es 1000 Amputationen pro Jahr. Ursächlich wirken Krebserkrankungen, angeborene Fehlbildungen sowie Unfälle. Besonders heimtückisch ist das Bakterium Meningokokken, betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder. Häufig kommt es nach Ausbruch des schweren Fiebers zu mehrfachen Amputationen.

"Wenn plötzlich einer Familie gesagt wird, dass dem eigenen Kind ein Arm oder ein Bein amputiert werden muss, kippt das Leben weg", sagte Andrea Vogt-Bolm. "Wir machen unsere Arbeit unabhängig von Sanitätshäusern oder der Prothesenindustrie. Gerade weil wir in dieser Freiheit arbeiten, bin ich unendlich dankbar für die heutige Spende. Das Geld ermöglicht es uns, unsere Arbeit weiter zu verrichten."

Braun-Stiftung fördert "Ampu-Kids" seit Jahren

Seit Jahren fördert die DFB-Stiftung Egidius Braun die Ampu-Kids, ganz unmittelbar durch die jährliche Finanzierung einer Woche für die Kinder und deren Eltern. Eine Mutter sagte: "Der direkte Austausch ist Gold wert. Durch die Gespräche mit den anderen Eltern lerne ich so viel, über neue Prothesen, über Angebote der Krankenkassen und andere finanzielle Unterstützungen. Und meine Tochter sieht einfach mal, dass sie nicht das einzige Kind auf der Welt mit einer Amputation ist." 

Nun also zeichnet die Kinderstiftung der UEFA die Ampu-Kids mit 50.000 Euro aus, nachdem der DFB mit seiner Kommission für Gesellschaftliche Verantwortung die Elterninitiative für den "UEFA Foundation for Children Award" vorgeschlagen hatte. Seeler und DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg überreichten gemeinsam den Scheck an den gemeinnützigen Verein. "Wir vergessen alles, wenn wir zusammen Fußball spielen, auch unsere Handicaps. Diese Begeisterung hält uns zusammen", sagte Eugen Gehlenborg.

Nach ein paar Tagen Vorbereitung in Malente ging es 1965 nach Stockholm. Für den neuen Bundestrainer Helmut Schön war es ein Wagnis, Seeler zu nominieren, schließlich konnte man damals nicht austauschen. Doch im geliebten Trainingslager in Malente hatte Uwe überzeugt. Er war fit, strotzte vor Kraft und Tatendrang. Es gibt dieses Schwarzweißbild. Im Hintergrund hunderte Gesichter, geschockt, stumm, der Ball im Tor, Seeler im Fünfmeterraum, mit der linken Hand schlägt er auf den Rasen. Jubelnd. 2:1 Deutschland war für die WM in England qualifiziert. "Das Tor war die Bestätigung: Jetzt bist du wieder okay. Ich hatte ein Ziel vor Augen gehabt – und dieses Ziel hatte ich erreicht."

Seeler: Der "Hamburger mit Herz"

Zum Abschluss bekam Seeler noch die Ehrenmitgliedschaft des Norddeutschen Fußball-Verbandes verliehen. "Er wurde ein Sportheld, weil er Tore aus allen Lagen schoss. Er wurde ein Idol, weil er seinen Werten treu blieb", sagte Hans-Ludwig Meyer in seiner Laudatio. "'Das Schönste ist es, normal zu sein', pflegt Uwe zu sagen. Er ist und wird es immer bleiben: der Hamburger mit Herz."

Manche aus seinem Bekanntenkreis sagen, er habe sich von dem Autounfall vor einigen Jahren im Hamburger Elbtunnel nie wieder ganz erholt. Der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft ist 81 Jahre alt. Aber wenn er gebraucht wird, ist er immer noch da. Wie heute in Malente. Der ganze Laden ist schließlich nach ihm benannt. Und es steht wieder mal viel auf dem Spiel. Da hat er noch nie gekniffen.

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