FSV Dornberg: Kleiner Klub, großer Preis, noch größere Aufgabe

134 Fußballvereine haben sich für den DFB- und Mercedes Benz-Integrationspreis beworben. Der beste Klub fährt zukünftig in einem Mercedes-Vito die Jugendmannschaft zu den Auswärtsspielen. Auch FSV Dornberg macht bei einem großen Thema alles richtig. DFB.de stellt den kleinen badischen Kreisligaklub vor.

Wann immer ein Flugzeug über den Fußballplatz flog, raste der junge Afghane los. Dann rannte er zum nächsten Baum, suchte dort Deckung und verfolgte mit bangem Blick, wie das Passagierflugzeug hoch oben am Firmament eher undramatisch seine Spur zog. So Sachen passieren, wenn der FSV Dornberg trainiert. Frederik Böna, der schon mit 18 Jahren den Vorsitz eines badischen Kreisligaklubs übernahm, wird in ein paar Wochen mit zwei anderen Fußballgestaltern auf einer Bühne stehen. Wolfgang Niersbach und Oliver Bierhoff sind die beiden anderen. Der DFB-Präsident und der Manager der Nationalmannschaft werden den 21-jährigen Kreisligachef dann mit dem DFB- und Mercedes Benz-Integrationspreis auszeichnen. Ob's der erste, zweite oder dritte Platz wird, ist noch offen.

Dornberg ist ein sehr kleiner Ortsteil von Hardheim, doch weil in dem Höhendorf nur 80 Menschen leben, gäbe es tatsächlich einige Hardheimer, berichtet Böna, die noch nie in ihrem Leben die fünf Kilometer Landstraße bis hoch nach Dornberg gefahren seien. 2010 erfanden er und seine Freunde sich einen Anker. "Wir gingen gemeinsam zur Schule, spielten in der Freizeit Fußball. Dann ahnten wir, dass wir uns nach dem Abitur in alle Winde verstreuen würden, also haben wir einen Verein gegründet, haben so was wie einen Grund erfunden, um uns zu treffen, um nachhause zu kommen." Und weil sie ihnen dort mal eine Wiese gestellt hatten, nannten die Freunde den Klub FSV Dornberg.

FSV Dornberg: 55 Mitglieder, davon 30 Flüchtlinge

Dornberg, das ist ein kleiner Klub in einem noch kleineren Stadtteil, der bei einem großen Thema alles richtig macht. Wenn man so will, ist Dornberg auch ein bisschen Vorbild für Deutschland. Gleich zu Beginn fragten zwei afghanische Flüchtlinge, ob sie mal mitspielen dürften. Aktuell hat der Klub 55 Mitglieder, davon sind 30 Flüchtlinge aus dem Hardheimer Flüchtlingsheim. "Wir haben auf die Not reagiert, die Leute wollen einfach Fußball spielen", berichtet Böna. Vor fünf Jahren waren 140 Asylbewerber in Hardheim untergebracht, heute sind es 300, viele leben in eilig aufgestellten Containern. "Kinder fanden schnell Aufnahme in den Fußballvereinen der Umgegend, ältere wurden oft abgewiesen. Die kamen dann zu uns."

Frederik Böna hat sich verändert, er studierte Geschichte und Europäische Ethnologie in Würzburg, vor ein paar Tagen bekam er das Bachelorzeugnis überreicht. Nun geht er den Master an. Auch als Vorsitzender eines Kreisligaklubs hat er viel dazugelernt. Er weiß, dass Dari und Paschtu unter 49 Sprachen in Afghanistan am häufigsten gesprochen werden, er kennt so ziemlich alle Paragraphen der Asylgesetzgebung und weiß die Ziele der Bürgerkriegsgegner in Syrien. Wenn er auf die einmalig bewegte Geschichte des jungen Fußballvereins zurückschaut, sag er: "Durch den Fußball werden sämtliche Grenzen aufgehoben. Zu uns kommen Jesiden, Sunniten und Schiiten. Im Asylbewerberheim reden die kein Wort miteinander. Aber nach ein paar Trainingseinheiten, sind die schlimmsten Spannungen abgebaut, und sie stellen fest, dass sie viele gemeinsame Ziele haben."



134 Fußballvereine haben sich für den DFB- und Mercedes Benz-Integrationspreis beworben. Der beste Klub fährt zukünftig in einem Mercedes-Vito die Jugendmannschaft zu den Auswärtsspielen. Auch FSV Dornberg macht bei einem großen Thema alles richtig. DFB.de stellt den kleinen badischen Kreisligaklub vor.

Wann immer ein Flugzeug über den Fußballplatz flog, raste der junge Afghane los. Dann rannte er zum nächsten Baum, suchte dort Deckung und verfolgte mit bangem Blick, wie das Passagierflugzeug hoch oben am Firmament eher undramatisch seine Spur zog. So Sachen passieren, wenn der FSV Dornberg trainiert. Frederik Böna, der schon mit 18 Jahren den Vorsitz eines badischen Kreisligaklubs übernahm, wird in ein paar Wochen mit zwei anderen Fußballgestaltern auf einer Bühne stehen. Wolfgang Niersbach und Oliver Bierhoff sind die beiden anderen. Der DFB-Präsident und der Manager der Nationalmannschaft werden den 21-jährigen Kreisligachef dann mit dem DFB- und Mercedes Benz-Integrationspreis auszeichnen. Ob's der erste, zweite oder dritte Platz wird, ist noch offen.

Dornberg ist ein sehr kleiner Ortsteil von Hardheim, doch weil in dem Höhendorf nur 80 Menschen leben, gäbe es tatsächlich einige Hardheimer, berichtet Böna, die noch nie in ihrem Leben die fünf Kilometer Landstraße bis hoch nach Dornberg gefahren seien. 2010 erfanden er und seine Freunde sich einen Anker. "Wir gingen gemeinsam zur Schule, spielten in der Freizeit Fußball. Dann ahnten wir, dass wir uns nach dem Abitur in alle Winde verstreuen würden, also haben wir einen Verein gegründet, haben so was wie einen Grund erfunden, um uns zu treffen, um nachhause zu kommen." Und weil sie ihnen dort mal eine Wiese gestellt hatten, nannten die Freunde den Klub FSV Dornberg.

FSV Dornberg: 55 Mitglieder, davon 30 Flüchtlinge

Dornberg, das ist ein kleiner Klub in einem noch kleineren Stadtteil, der bei einem großen Thema alles richtig macht. Wenn man so will, ist Dornberg auch ein bisschen Vorbild für Deutschland. Gleich zu Beginn fragten zwei afghanische Flüchtlinge, ob sie mal mitspielen dürften. Aktuell hat der Klub 55 Mitglieder, davon sind 30 Flüchtlinge aus dem Hardheimer Flüchtlingsheim. "Wir haben auf die Not reagiert, die Leute wollen einfach Fußball spielen", berichtet Böna. Vor fünf Jahren waren 140 Asylbewerber in Hardheim untergebracht, heute sind es 300, viele leben in eilig aufgestellten Containern. "Kinder fanden schnell Aufnahme in den Fußballvereinen der Umgegend, ältere wurden oft abgewiesen. Die kamen dann zu uns."

Frederik Böna hat sich verändert, er studierte Geschichte und Europäische Ethnologie in Würzburg, vor ein paar Tagen bekam er das Bachelorzeugnis überreicht. Nun geht er den Master an. Auch als Vorsitzender eines Kreisligaklubs hat er viel dazugelernt. Er weiß, dass Dari und Paschtu unter 49 Sprachen in Afghanistan am häufigsten gesprochen werden, er kennt so ziemlich alle Paragraphen der Asylgesetzgebung und weiß die Ziele der Bürgerkriegsgegner in Syrien. Wenn er auf die einmalig bewegte Geschichte des jungen Fußballvereins zurückschaut, sag er: "Durch den Fußball werden sämtliche Grenzen aufgehoben. Zu uns kommen Jesiden, Sunniten und Schiiten. Im Asylbewerberheim reden die kein Wort miteinander. Aber nach ein paar Trainingseinheiten, sind die schlimmsten Spannungen abgebaut, und sie stellen fest, dass sie viele gemeinsame Ziele haben."

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Als die Asylgesetze Mitte der 90er-Jahre restriktiver wurden, fielen die Asylbewerberzahlen deutlich – von 438.000 im Jahr 1991 auf den Tiefststand von 19.000 im Jahr 2005. Seitdem führen brutal wachsende Flüchtlingsströme weltweit auch in Deutschland zu einem Wiederanstieg der Asylanträge. 2014 waren es 173.000 Menschen, jeder dritte Antragssteller kam aus Syrien oder der Arabischen Republik nach Deutschland. Der Bundesrat hat zuletzt Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina zu sicheren "Drittländern" erklärt. Doch weil viele Menschen tatsächlich vor Gewalt und Verfolgung fliehen und einige sogar um ihr Leben rennen, steigt die Quote derer, die dauerhaft bleiben dürfen. Die Belastung für die Kommunen ist enorm. Und jede Hilfe durch den Sport ist willkommen.

Fußball statt Psychopharmaka

Schlimme Geschichten hat auch Frederik Böna gehört. Ein somalischer Fußballer erzählte von einem Bootsunglück. 14 Flüchtlinge waren an Bord, er gehörte zu den dreien, die überlebten. In Deutschland erwartet viele erstmal das lange Warten. Böna berichtet, oft dauerten die Verfahren drei Jahre, manchmal länger, Hoffnung weiche dann Abstumpfung und Frust. Böna sagt: "Viele nehmen irgendwann Psychopharmaka." Das Fußballangebot beim FSV Dornberg sei ungeheuer wichtig. In der ersten Saison gewann man auf Anhieb den Fairplay-Preis, sportlich bleibt man bislang der C-Klasse im Kreis Buchen treu. Vor kurzem spendete die Dietmar-Hopp-Stiftung Ausrüstung im Wert von 1500 Euro.

Das Wichtigste für die Flüchtlinge am Fußball sei der Kontakt zu den Deutschen, sagt Böna, denn das Heim läge außerhalb und viele ältere scheuten die Begegnung mit der anderen Kultur, der fremden Sprache, den vielen neuen Menschen. Der Fußball und das Vereinsleben seien ein erster Schritt, vielleicht der wichtigste. Das Dornberger Rezept? "Wir denken ganz einfach, wir freuen uns über die neuen Menschen in unserem Ort und in unserem Fußballverein", sagt Böna.

Gegenwind hätten sie nie verspürt. Es gab keine Leute aus dem Ort, die kritisierten, was da in einem kleinen Fußballverein für die Integration geleistet wurde. Nur auf der Facebook-Seite des Vereins seien sie ein paar mal übel beschimpft worden. "Aber diese Einträge", sagt Frederik Böna, "haben wir einfach gelöscht."