Jurgeleit hilft Gegner: Falsche Aufstellung, richtige Einstellung

Bereits seit 1997 zeichnet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) besonders faire Spieler, Mannschaften und Funktionäre aus. Die Initiative "Fair ist mehr" soll dazu beitragen, dass faires Verhalten positiv gesehen wird - und nicht als Hemmschuh des Erfolgs. Seit dem Start der Kampagne gingen fast 7000 Meldungen beim DFB und seinen Landesverbänden ein.

Die aktuellen Sieger werden beim EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft gegen Gibraltar in Nürnberg am 14. November (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) geehrt. DFB.de stellt vorab die fünf Amateure und zwei Profis vor, die sich in diesem Jahr vorbildlich fair auf dem Fußballplatz verhalten haben. Heute: Daniel Jurgeleit, Trainer des ETSV Weiche Flensburg.

"Als Aktiver bin ich schon mal vom Platz geflogen"

„Als Aktiver bin ich schon mal vom Platz geflogen“, sagt Daniel Jurgeleit. Das Geständnis kommt unvermittelt. Aber es soll keine späte Rechtfertigung sein. „Es war ein Foul – das allerdings ungewollt.“ Dennoch vergibt man ihm gerne. Kann ja mal passieren, in einer mehr als 20 Jahre währenden Spielerkarriere, davon mehr als zehn Jahre im Profi-Fußball.

Auch weil es viel über den Sportsmann Daniel Jurgeleit aussagt. Fairplay war schon immer ein Bestandteil des Fußballs für ihn. Und als Trainer mehr denn je. Fairness gehört zur Philosophie, die er seinen Spielern vermittelt. „Es ist kein Widerspruch, fair und erfolgreich zu sein“, sagt er. Sein Team, das des ETSV Weiche Flensburg, setzt den Gedanken gut um. Dreimal wurde es Fairplay-Sieger ihrer Spielklasse. In der vergangenen Saison wurde es in dieser Wertung Zweiter hinter Oldenburg. Und in dieser Spielzeit liegen die Flensburger wieder vorne.

Gesperrter Spieler in der Aufstellung

Aber Daniel Jurgeleit predigt nicht nur Fairplay, er handelt auch entsprechend. Im August vor dem Derby in der Regionalliga Nord gegen den VfR Neumünster stellt es der 50-Jährige einmal mehr unter Beweis. „Ich konnte es nicht glauben“, erzählt er über den Moment, als er den Spielberichtsbogen in Händen hielt. Was ihn so verwunderte, war die Aufstellung des Gästespielers Kevin Schulz. Der hatte erst drei Tage zuvor die Rote Karte gesehen – gegen den ETSV Weiche Flensburg im Halbfinale um den Verbandspokal. Mit anderen Worten: Der Mann war gesperrt.



Bereits seit 1997 zeichnet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) besonders faire Spieler, Mannschaften und Funktionäre aus. Die Initiative "Fair ist mehr" soll dazu beitragen, dass faires Verhalten positiv gesehen wird - und nicht als Hemmschuh des Erfolgs. Seit dem Start der Kampagne gingen fast 7000 Meldungen beim DFB und seinen Landesverbänden ein.

Die aktuellen Sieger werden beim EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft gegen Gibraltar in Nürnberg am 14. November (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) geehrt. DFB.de stellt vorab die fünf Amateure und zwei Profis vor, die sich in diesem Jahr vorbildlich fair auf dem Fußballplatz verhalten haben. Heute: Daniel Jurgeleit, Trainer des ETSV Weiche Flensburg.

"Als Aktiver bin ich schon mal vom Platz geflogen"

„Als Aktiver bin ich schon mal vom Platz geflogen“, sagt Daniel Jurgeleit. Das Geständnis kommt unvermittelt. Aber es soll keine späte Rechtfertigung sein. „Es war ein Foul – das allerdings ungewollt.“ Dennoch vergibt man ihm gerne. Kann ja mal passieren, in einer mehr als 20 Jahre währenden Spielerkarriere, davon mehr als zehn Jahre im Profi-Fußball.

Auch weil es viel über den Sportsmann Daniel Jurgeleit aussagt. Fairplay war schon immer ein Bestandteil des Fußballs für ihn. Und als Trainer mehr denn je. Fairness gehört zur Philosophie, die er seinen Spielern vermittelt. „Es ist kein Widerspruch, fair und erfolgreich zu sein“, sagt er. Sein Team, das des ETSV Weiche Flensburg, setzt den Gedanken gut um. Dreimal wurde es Fairplay-Sieger ihrer Spielklasse. In der vergangenen Saison wurde es in dieser Wertung Zweiter hinter Oldenburg. Und in dieser Spielzeit liegen die Flensburger wieder vorne.

Gesperrter Spieler in der Aufstellung

Aber Daniel Jurgeleit predigt nicht nur Fairplay, er handelt auch entsprechend. Im August vor dem Derby in der Regionalliga Nord gegen den VfR Neumünster stellt es der 50-Jährige einmal mehr unter Beweis. „Ich konnte es nicht glauben“, erzählt er über den Moment, als er den Spielberichtsbogen in Händen hielt. Was ihn so verwunderte, war die Aufstellung des Gästespielers Kevin Schulz. Der hatte erst drei Tage zuvor die Rote Karte gesehen – gegen den ETSV Weiche Flensburg im Halbfinale um den Verbandspokal. Mit anderen Worten: Der Mann war gesperrt.

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Nun hätte sich Daniel Jurgeleit ins Fäustchen lachen und die Neumünsteraner ins offene Messer laufen lassen können. Machte er aber nicht. Stattdessen versicherte er sich, dass er keinen Fehler machte. Er ließ sich nämlich noch einmal den Spielbericht von der Pokalpartie bringen. Um sicher zu gehen, dass Kevin Schulz auch tatsächlich der Spieler war, der die Rote Karte gesehen hatte. Als er Gewissheit hatte, informierte er seinen Co-Trainer und Kapitän darüber – und dass er das Gästetrainer Ervin Lamce mitteilen würde. „Ich bin dann in die Kabine von Neumünster gegangen und habe meinen Kollegen darüber informiert“, berichtet Daniel Jurgeleit. „Der konnte es nicht glauben.“

"Mit einer Auszeichnung habe ich nicht gerechnet"

Rechenschaft, wieso er so reagierte, hatte der ehemalige Bundesliga-Profi des FC Homburg nicht abgelegt. „Das kann ich einfach nicht machen. So möchte ich nicht gewinnen. Es gehört sich im Fußball einfach so, fair miteinander umzugehen“, sagt er. Allerdings erhielt Daniel Jurgeleit kein einhelliges Echo. Aus auch den eigenen Reihen. Wie kam auch nur dem Nachbarn, dem Erzfeind entgegenkommen, gar helfen? „Die anderen Stimmen gibt es immer wieder“, sagt Daniel Jurgeleit und zuckt mit den Achseln.

Von seiner Linie lässt er sich deswegen nicht abbringen. Zumal er von denen, die ihm wichtig sind, das richtige Feedback erhalten hat. „Ich habe meine Spieler von der Sache vor dem Spiel in der Kabine unterrichtet. Die Mannschaft hat perfekt reagiert, das einzig Richtige getan, das Spiel mit 2:0 gewonnen und damit die Aktion unterstützt“, so der Trainer. Anerkennung gab es auch vom Gegner. „In der Pressekonferenz bedankte sich deren Trainer und sagte, dass, falls es Unannehmlichkeiten für mich geben sollte, er dies nicht verstehen könne“, berichtet Daniel Jurgeleit.

Ärger bekam er keinen, stattdessen eine Einladung nach Nürnberg. Dort wird der gebürtige Ratinger nun am 14. November als Bundessieger auf der Profifußballebene der Aktion „Fair ist mehr“ geehrt. Wer ihn dafür nominiert hat, weiß er gar nicht. „Das ist ohne mein Wissen geschehen.“ Und selbst wenn er es gewusst hätte, hätte er in seinem Handeln nichts Besonderes gesehen. „Mit einer Auszeichnung habe ich nicht gerechnet“, sagt er. Aber auch das zeichnet ihn aus.