Gemeinschaft, Heimat und die Kinder: Was Ehrenamtler antreibt

Rund 400.000 Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich für den Fußball. Sie sind Vereinsvorsitzender, Abteilungsleiterin, Jugendleiter oder Schatzmeisterin. Rechnet man die unzähligen freiwilligen Helfer hinzu - den Platzwart, die Betreuerin der Bambinis, den Papa am Grill, die Mama an der Waschmaschine - sind es zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen 1,7 Millionen Menschen, die dafür sorgen, dass der Ball rollt. Die "Aktion Ehrenamt" des Deutschen Fußball-Bundes feiert im Jahr 2017 ihr 20-jähriges Jubiläum. Zwei Jahrzehnte der Unterstützung aller ehrenamtlich und freiwillig Engagierten. "20 Jahre, 20 Köpfe": Im Jubiläumsjahr zeigt DFB.de Ihnen einige Verrückte und Vorbilder. Heute: Andreas Lohle, Andrea Walter und Frank Zielke.

Was haben Emsbüren, Klein Wanzleben und Waldalgesheim gemeinsam? Sie alle beheimaten einen besonderen Vertreter aus der Fußballprominenz. Drei aus einem exklusiven Club des DFB, in den einzutreten selbst Franz Beckenbauer, Jogi Löw oder Lukas Podolski verwehrt blieb: den Club 100. Seit 20 Jahren inzwischen würdigt der DFB das Engagement seiner Ehrenamtler in besonderem Maße. Und nimmt seither jährlich 100 besonders engagierte Menschen in den Club 100 auf.

Als Andreas Lohle aufgenommen wurde, war Oliver Bierhoff noch nicht Manager der Nationalmannschaft, sondern noch Torjäger des DFB. Zwei Treffer markierte er beim 3:1-Sieg der Deutschen gegen Kolumbien im Frankfurter Waldstadion. 1998 war das. Lohle verfolgte das Spiel mit 99 weiteren Ehrenamtlern von der Tribüne aus. Allesamt waren sie zuvor von Egidius Braun persönlich geehrt und offiziell in den exklusivsten Club aufgenommen worden – sie waren die ersten. "Seit damals hat sich alles nachhaltig gebessert", sagt Andreas Lohle 20 Jahre später. "Heute ist die Anerkennung für ehrenamtliche Tätigkeit im Fußball noch viel besser aufgestellt." Er sagt: "Damals habe ich die Stärke und Einheit des Sports gespürt." Schon lange bevor der DFB und seine Landesverbände diese Anerkennungskultur implementieren konnte, setzte er sich für seinen SV Concordia in Emsbüren ein. Sieben Jahre Geschäftsführer, dann 18 Jahre erster Vorsitzender. Heute ist er in seinem Verein - wie könnte es anders sein - Ehrenamtsbeauftragter.

"Mich hat da niemand hineingedrängt"

Zehn Jahre zu spät, um Carlos Valderramas Lockenpracht in Frankfurt in Aktion zu sehen, wurde Andrea Walter in den Club 100 aufgenommen. Stattdessen ging es 2008 auf Einladung des DFB zum Länderspiel nach Dortmund. Zum ersten Mal die legendäre Südtribüne zu erleben, sei genauso eine fantastische Erfahrung gewesen, sagt sie. Fernab des Dortmunder Fußballtempels steht sie sonst meist in Klein Wanzleben auf oder neben dem Fußballplatz. Andrea Walter ist eine von etwa 30.000 Frauen, die sich in Deutschland ehrenamtlich im Fußball engagieren. Das macht völlig unzeitgemäße 7,5 Prozent. Auch in Klein Wanzleben war der Fußball "immer schon eine Männerdomäne", sagt sie. Bei der SG Empor, dem örtlichen Fußballverein, fing sie als Bambini-Trainerin an, übernahm dann die Nachwuchsleitung, wurde schließlich auch stellvertretende Vereinsvorsitzende und ist immer schon unverzichtbar. In erster Linie geht es Andrea Walter um die Kinder: "Mir ist es wichtig, dass ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung geboten wird". Dazu will sie "etwas für den Ort tun". Und wo ginge das besser, als bei der SG Empor? Die für ihren Zuckerrübenanbau bekannte Gemeinde Klein Wanzleben trägt zwar offiziell den Beinamen "Zuckerdorf", ist aber für Andrea Walter vor allem eins – ein "Fußballdorf".

Den aktuellen Jahrgang des Club 100 wird der DFB im September in Stuttgart ehren. Beim WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Norwegen in der Mercedes-Benz-Arena wird neben 99 weiteren Ehrenamtlern dann auch Frank Zielke mit dabei sein. Zielke ist Familienvater, Lehrer und ehrenamtlich engagiert beim SV Alemannia Waldalgesheim. Zwischenzeitlich musste er aufpassen, dass die Reihenfolge nicht durcheinander kommt. "Irgendwann musste ich mal auf die Bremse treten", sagt er. Wegen seiner Kinder kam er ursprünglich zum Verein. War erst Betreuer, dann Jugendtrainer und schließlich Leiter der Jugendabteilung. Auch um die Belange der Altherren-Mannschaft kümmert er sich mittlerweile. Die Frage, warum er das eigentlich alles mache, habe er sich nie gestellt: "Mich hat da niemand hineingedrängt, es war auch keine bewusste Entscheidung, es hat sich einfach selbstverständlich so ergeben". Durch die Ehrung von Landesverband und DFB sei Zielke erst bewusst geworden wie viele "fleißige Hände" im Ehrenamt zusammenarbeiten. Und: "Wir haben doch alle das gleiche Ziel: Kindern und Jugendlichen das Fußballspielen zu ermöglichen". Egal ob in Waldalgesheim, Klein Wanzleben oder Emsbüren.

[th]

Rund 400.000 Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich für den Fußball. Sie sind Vereinsvorsitzender, Abteilungsleiterin, Jugendleiter oder Schatzmeisterin. Rechnet man die unzähligen freiwilligen Helfer hinzu - den Platzwart, die Betreuerin der Bambinis, den Papa am Grill, die Mama an der Waschmaschine - sind es zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen 1,7 Millionen Menschen, die dafür sorgen, dass der Ball rollt. Die "Aktion Ehrenamt" des Deutschen Fußball-Bundes feiert im Jahr 2017 ihr 20-jähriges Jubiläum. Zwei Jahrzehnte der Unterstützung aller ehrenamtlich und freiwillig Engagierten. "20 Jahre, 20 Köpfe": Im Jubiläumsjahr zeigt DFB.de Ihnen einige Verrückte und Vorbilder. Heute: Andreas Lohle, Andrea Walter und Frank Zielke.

Was haben Emsbüren, Klein Wanzleben und Waldalgesheim gemeinsam? Sie alle beheimaten einen besonderen Vertreter aus der Fußballprominenz. Drei aus einem exklusiven Club des DFB, in den einzutreten selbst Franz Beckenbauer, Jogi Löw oder Lukas Podolski verwehrt blieb: den Club 100. Seit 20 Jahren inzwischen würdigt der DFB das Engagement seiner Ehrenamtler in besonderem Maße. Und nimmt seither jährlich 100 besonders engagierte Menschen in den Club 100 auf.

Als Andreas Lohle aufgenommen wurde, war Oliver Bierhoff noch nicht Manager der Nationalmannschaft, sondern noch Torjäger des DFB. Zwei Treffer markierte er beim 3:1-Sieg der Deutschen gegen Kolumbien im Frankfurter Waldstadion. 1998 war das. Lohle verfolgte das Spiel mit 99 weiteren Ehrenamtlern von der Tribüne aus. Allesamt waren sie zuvor von Egidius Braun persönlich geehrt und offiziell in den exklusivsten Club aufgenommen worden – sie waren die ersten. "Seit damals hat sich alles nachhaltig gebessert", sagt Andreas Lohle 20 Jahre später. "Heute ist die Anerkennung für ehrenamtliche Tätigkeit im Fußball noch viel besser aufgestellt." Er sagt: "Damals habe ich die Stärke und Einheit des Sports gespürt." Schon lange bevor der DFB und seine Landesverbände diese Anerkennungskultur implementieren konnte, setzte er sich für seinen SV Concordia in Emsbüren ein. Sieben Jahre Geschäftsführer, dann 18 Jahre erster Vorsitzender. Heute ist er in seinem Verein - wie könnte es anders sein - Ehrenamtsbeauftragter.

"Mich hat da niemand hineingedrängt"

Zehn Jahre zu spät, um Carlos Valderramas Lockenpracht in Frankfurt in Aktion zu sehen, wurde Andrea Walter in den Club 100 aufgenommen. Stattdessen ging es 2008 auf Einladung des DFB zum Länderspiel nach Dortmund. Zum ersten Mal die legendäre Südtribüne zu erleben, sei genauso eine fantastische Erfahrung gewesen, sagt sie. Fernab des Dortmunder Fußballtempels steht sie sonst meist in Klein Wanzleben auf oder neben dem Fußballplatz. Andrea Walter ist eine von etwa 30.000 Frauen, die sich in Deutschland ehrenamtlich im Fußball engagieren. Das macht völlig unzeitgemäße 7,5 Prozent. Auch in Klein Wanzleben war der Fußball "immer schon eine Männerdomäne", sagt sie. Bei der SG Empor, dem örtlichen Fußballverein, fing sie als Bambini-Trainerin an, übernahm dann die Nachwuchsleitung, wurde schließlich auch stellvertretende Vereinsvorsitzende und ist immer schon unverzichtbar. In erster Linie geht es Andrea Walter um die Kinder: "Mir ist es wichtig, dass ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung geboten wird". Dazu will sie "etwas für den Ort tun". Und wo ginge das besser, als bei der SG Empor? Die für ihren Zuckerrübenanbau bekannte Gemeinde Klein Wanzleben trägt zwar offiziell den Beinamen "Zuckerdorf", ist aber für Andrea Walter vor allem eins – ein "Fußballdorf".

Den aktuellen Jahrgang des Club 100 wird der DFB im September in Stuttgart ehren. Beim WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Norwegen in der Mercedes-Benz-Arena wird neben 99 weiteren Ehrenamtlern dann auch Frank Zielke mit dabei sein. Zielke ist Familienvater, Lehrer und ehrenamtlich engagiert beim SV Alemannia Waldalgesheim. Zwischenzeitlich musste er aufpassen, dass die Reihenfolge nicht durcheinander kommt. "Irgendwann musste ich mal auf die Bremse treten", sagt er. Wegen seiner Kinder kam er ursprünglich zum Verein. War erst Betreuer, dann Jugendtrainer und schließlich Leiter der Jugendabteilung. Auch um die Belange der Altherren-Mannschaft kümmert er sich mittlerweile. Die Frage, warum er das eigentlich alles mache, habe er sich nie gestellt: "Mich hat da niemand hineingedrängt, es war auch keine bewusste Entscheidung, es hat sich einfach selbstverständlich so ergeben". Durch die Ehrung von Landesverband und DFB sei Zielke erst bewusst geworden wie viele "fleißige Hände" im Ehrenamt zusammenarbeiten. Und: "Wir haben doch alle das gleiche Ziel: Kindern und Jugendlichen das Fußballspielen zu ermöglichen". Egal ob in Waldalgesheim, Klein Wanzleben oder Emsbüren.

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