Club 100: Ehrung für den "Hector-Entdecker"

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeichnet vor dem Länderspiel am Donnerstag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) gegen Frankreich in München 100 Ehrenamtliche aus ganz Deutschland aus. Der "Club 100" öffnet die Tore im Teatro Schuhbeck. Einer der Ehrenamtler entdeckte Nationalspieler Jonas Hector, der seinem Heimatverein heute noch hilft.

Geld ist nicht schlecht. Lob tut's für manche auch, einen anderen motiviert Anerkennung sogar noch mehr als Mammon oder Tand. 400.000 engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich für den Fußball, und viele werden durch einen Traum von Größe angetrieben. Aufsteigen, und dann als Liganeuling Meister werden, das wäre schon was. Verbreitet ist auch der Traum von dem einen großen Talent, das plötzlich dasteht, im Verein reift und irgendwann - sagen wir mal, im EM-Viertelfinale - für Deutschland das entscheidende Tor schießt. Für Klaus Thiel ist dieser Traum Wirklichkeit geworden.

Vor mehr als 20 Jahren trainierte der heute 55 Jahre alte Saarländer die E-Junioren des SV Auersmacher und eines mittags stand Jonas Hector bei Thiel auf dem Platz. Schmächtig, schlau und technisch stark. Heute ist Hector Nationalspieler und Thiel Präsident des Dorfvereins. Die Jugendabteilung des 570 Mitglieder starken Vereins in der 2500 Einwohner Gemeinde südlich von Saarbrücken boomt. Thiel sagt: "Alle wollen für den Verein spielen, für den auch der normal gebliebene Jonas Hector gespielt hat."



Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeichnet vor dem Länderspiel am Donnerstag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) gegen Frankreich in München 100 Ehrenamtliche aus ganz Deutschland aus. Der "Club 100" öffnet die Tore im Teatro Schuhbeck. Einer der Ehrenamtler entdeckte Nationalspieler Jonas Hector, der seinem Heimatverein heute noch hilft.

Geld ist nicht schlecht. Lob tut's für manche auch, einen anderen motiviert Anerkennung sogar noch mehr als Mammon oder Tand. 400.000 engagieren sich in Deutschland ehrenamtlich für den Fußball, und viele werden durch einen Traum von Größe angetrieben. Aufsteigen, und dann als Liganeuling Meister werden, das wäre schon was. Verbreitet ist auch der Traum von dem einen großen Talent, das plötzlich dasteht, im Verein reift und irgendwann - sagen wir mal, im EM-Viertelfinale - für Deutschland das entscheidende Tor schießt. Für Klaus Thiel ist dieser Traum Wirklichkeit geworden.

Vor mehr als 20 Jahren trainierte der heute 55 Jahre alte Saarländer die E-Junioren des SV Auersmacher und eines mittags stand Jonas Hector bei Thiel auf dem Platz. Schmächtig, schlau und technisch stark. Heute ist Hector Nationalspieler und Thiel Präsident des Dorfvereins. Die Jugendabteilung des 570 Mitglieder starken Vereins in der 2500 Einwohner Gemeinde südlich von Saarbrücken boomt. Thiel sagt: "Alle wollen für den Verein spielen, für den auch der normal gebliebene Jonas Hector gespielt hat."

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SV Auersmacher: Dank Hector starker Zulauf im Jugendbereich

Seit 2015 ist Thiel Präsident des Mehrspartenvereins, zuvor war er elf Jahre dessen Vorsitzender, seit er fünf Jahre alt war, trug er das grün-weiße Trikot. Am Donnerstag zeichnet ihn der DFB in München aus. Klaus Thiel ist wie 99 andere Ehrenamtliche aus ganz Deutschland ins Teatro Schuhbeck eingeladen. Abends besucht er mit seiner Frau in der Allianz-Arena den Nations-League-Auftakt gegen Weltmeister Frankreich. Alles plus Unterkunft sowie An- und Abreise übernimmt der DFB - das Dankeschön an jährlich 100 Ehrenamtler ist der symbolische Dank an alle in Deutschland.

Thiel weiß, wem er seine Auszeichnung mit zu verdanken hat. "Jonas ist der Grund, warum wir so einen starken Zulauf im Jugendbereich haben", sagt Klaus Thiel. "Nicht nur weil er Bundesliga- und Nationalspieler wurde, sondern auch weil er trotz dieses großen Erfolgs nie abgehoben hat. Jonas ist bodenständig und ein Mensch geblieben. Das strahlt auf unseren Verein ab."

Als 19-jähriger lehnte Hector ein Angebot des VfL Bochum ab und entschied sich, statt als Profi in der 2. Bundesliga noch eine Saison für seinen SV Auersmacher in der Oberliga aufzulaufen. 2010 wechselte er zum 1. FC Köln. Mit 24 Jahren nominierte ihn Bundestrainer Joachim Löw fürs DFB-Team, ohne dass Hector je ein Leistungszentrum besucht oder ein Juniorenländerspiel bestritten hätte. Als Köln nun in die 2. Bundesliga abstieg, bewies er wieder einmal Vereinstreue. Das Magazin 11Freunde zeichnete Naldo als "Spieler der Saison" und Leverkusens Leon Bailey als den besten Newcomer der Saison 2017/2018 aus. Jonas Hector aber war für die Jury ganz klar der "Typ der Saison".

"Jonas hat nie gerne Elfmeter geschossen"

Thiel erzählt vom Sommer 2016. Mit seiner Frau hatte er Erhard Hector nach Bordeaux begleitet. EM-Viertelfinale, der ewige Angstgegner Italien wartete. Erinnerungen an Dortmund 2006 und Warschau 2012. Es kommt zum Elfmeterschießen, das längste in der EM-Geschichte. Jonas Hector ist bereits der neunte deutsche Schütze. Thiel erinnert sich: "Ich schaute zu Erhard rüber, der war kreidebleich, ich dachte, gleich fällt er um. Jonas hat nie gerne Elfmeter geschossen."

Dann grenzenloser Jubel. Unter Buffons rechtem Ellenbogen rutscht der Ball ins italienische Tor. Hector hat Deutschland ins EM-Halbfinale geschossen. Die Thiels und Papa Hector hatten sich in einem Chateau in den Weinbergen von Bordeaux eingemietet, mit Blick auf den Meeresarm, der hier ins Land reinreicht. "Als wir am nächsten Morgen auf der Terrasse frühstückten, das werde ich nie vergessen", so Thiel. "Bis heute schauen meine Frau und ich uns noch die Bilder an. Es war ein strahlender Sonnentag."

Jonas Hectors bisheriger Karrierehöhepunkt. Angefangen hatte alles Ende der 90er-Jahre. Klaus Thiel berichtet: "In der E-Jugend sind ja immer zwei Jahrgänge zusammengefasst, aber trotzdem er zu dem jüngeren Jahrgang zählte, war er dominant. Als 90er-Jahrgang konnte er absolut mit den 89ern mithalten." Seine Mutter leitete die Turngruppe des Vereins und nahm den kleinen Jonas immer mit. Das habe ihm auch beim Fußball geholfen. Thiel ist überzeugt: "Der kann heute noch den Handstandüberschlag und den Salto." In der Meistersaison 2008/2009 spielte Hector sowohl für die A-Junioren als auch die erste Mannschaft. Man stieg auf in die Oberliga, die fünfthöchste Klasse Deutschlands, und Hector lehnte ein Angebot aus der 2. Bundesliga ab.

Thiel: "Danke sagen ist auch sehr wichtig"

"Wahnsinn, wie alles läuft", sagt Thiel, "wir sind topp aufgestellt." Eine halbe Million Euro kostete zuletzt der neue Kunstrasen, nachdem man 45 Jahre lang auf einer Tenne und einem Naturrasen gespielt hatte. Geld durch das "Toto-Achtel" und 150.000 Euro vom größten Sponsor ermöglichten den Bau des Kunstrasens, schon in zwei Jahren will man das letzte laufende Darlehen abbezahlt haben. Auch bei der Gewinnung ehrenamtlicher Unterstützung gelingt viel. Thiel erklärt: "Man muss mit den Leuten reden, auf jeden zugehen und nicht nur eine Nachricht in eine WhatsApp-Gruppe schicken. Danke sagen ist auch sehr wichtig."

Bis heute schaut Jonas Hector gelegentlich bei den Heimspielen vorbei. Sein Bruder Lucas steht im Sturm der ersten Mannschaft. Thiel: "Wenn man Jonas sieht, mitten unter seinen Kumpels, das sind so 15 Leute, da fällt er überhaupt nicht auf. Viele Leute sprechen ihn an, und er geht an keinem vorbei."

Der Großvater von Klaus Thiels Frau und Jonas Hectors Urgroßvater waren Brüder. Ihr Mann hat den späteren deutschen Nationalspieler als E-Junioren trainiert. Auch deshalb wird sie am Donnerstag in der Allianz-Arena sein Trikot tragen, auch wenn er am Montagmorgen nach einem Gespräch mit Joachim Löw für die Spiele gegen Frankreich und Peru absagen musste. Man fühlt sich verbunden, daran ändert sein Fehlen am Donnerstag nichts. Und Klaus Thiel weiß, warum beim SV Auersmacher alles läuft. Zum Abschluss des Gesprächs über den Nationalspieler und das Ehrenamt sagt Klaus Thiel: "Eine gewisse Leistung gehört natürlich auch dazu." Und die wird der DFB am Donnerstag auszeichnen.

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