Celia Sasic: "Volunteers sind Teil des positiven Fußballerlebnisses" © Getty Images
Celia Sasic: "Volunteers sind Teil des positiven Fußballerlebnisses"

Steckbrief Celia Sasic

Name: Celia Šašić

Geburtstag: 27. Juni 1988

Aufgaben: Botschafterin des Volunteer-Programms für die EURO 2020, DFB-Integrationsbotschafterin und mit Philipp Lahm im Organisationsteam für die EURO 2024

Lebensmotto: Typ "Offen für alles" – die Gemeinschaft zählt! 

Lieblingsessen: Kamerunische Küche

Reiseziel #1: Überall – Hauptsache Strand und Sonne! 

Während der Karriere: Was war das schönste Erlebnis? Es gab viele schöne Momente – vom Erreichen der Titel über die "Kabinen-Geschichten" bis zu den alltäglichen Erlebnissen mit dem Team. Es sind die Geschichten, die man sich heute noch erzählt.

Was ist das Besondere am Fußball? In der Gemeinschaft des Fußballs habe ich meinen Platz gefunden - Fußball und Gemeinschaft: Das gehört für mich untrennbar zusammen.

Neben dem Fußball: Für welche Sportarten begeisterst du dich noch? Früher habe ich noch Tennis gespielt und alles Mögliche ausprobiert, denn auch hier gilt: Offen für alles, aber grundsätzlich Spielsportarten mit Wettkampfcharakter.

Was magst du beim Sport nicht? Ich bin kein Fan von Geschwindigkeit wie z.B. beim Skifahren.

Wenn Du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das? Das WIR zu stärken, indem wir die Verschiedenheit und Vielfalt der Welt akzeptieren und mit Neugier und Offenheit darauf zugehen. Es gibt viele verschiedene Menschen und viele verschiedenen Denkweisen – das ist eine Chance und kein Hindernis!


Celia Sasic: "Für viele ist es ein Lebensgefühl"

DFB.de: Celia, Du bist Botschafterin des Volunteer-Programms für die EURO 2020, die aufgrund der Corona-Pandemie jetzt erst im Sommer 2021 stattfinden wird. Warum liegt Dir das Volunteer-Thema am Herzen?

Celia Sasic: Die Volunteers sind ein wesentlicher Bestandteil des Turniers, ohne sie wäre es nicht möglich. Sie sind Teil des positiven Fußballerlebnisses. Alles, was um das eigentliche Spiel passiert, wird von den Volunteers vermittelt. Sie sind entscheidend für den ersten Eindruck und diejenigen, die die Stimmung des Turniers mitbestimmen. Für mich in meiner Position als Botschafterin ist es wichtig zu zeigen, dass es eine ehrliche Rolle ist. Im tatsächlichen Austausch mit den Volunteers zu sein, echtes Interesse zu zeigen und auch zu verdeutlichen, was die Motivation der Menschen, bei so einem Turnier mitzuwirken, ist. Es soll nicht nur eine Notwendigkeit für den organisatorischen Turnierablauf darstellen, sondern auch die Bedeutung für die Gesellschaft dahinter aufzeigen. Die Gesellschaft und das Gefühl der Gemeinschaft müssen wieder enger zusammenrücken. Diese Dinge sind ein Stück weit verloren gegangen und in Vergessenheit geraten. Fußball ist ein guter Mittelpunkt dafür, und dieser Bedeutung muss er sich wieder bewusst werden.

DFB.de: Welchen Wert haben die Volunteers für so eine Großveranstaltung?

Sasic: Neben dem, dass sie wertvolle Arbeit leisten, die man sonst nicht abdecken könnte, haben sie einen maßgeblichen atmosphärischen und gesellschaftlichen Effekt auf das Turnier. Ich habe viele Turniere in vielen verschiedenen Ländern als Spielerin aber auch als Fan erlebt. Das Spiel selbst kann man auch am Fernseher anschauen, aber das Gefühl vor Ort und das, woran man sich im Nachhinein erinnert, wird durch die Begegnungen der Menschen übertragen. Und hier haben die Volunteers eine ganz besondere Bedeutung, denn sie vermitteln dieses Gefühl an die Menschen.  

DFB.de: Aus Deiner Erfahrung: Was motiviert die Menschen, sich bei einer Veranstaltung wie der EURO 2020 freiwillig zu engagieren?

Sasic: Ich war im vergangenen Jahr selbst bei einigen Volunteers-Interviews dabei und das war auch immer eine meiner Fragen. Die Antworten darauf sind ganz unterschiedlich gewesen, aber eines haben sie alle gemeinsam: Die Menschen wollen hautnah dabei und Teil des Gesamterlebnisses sein. Ihnen ist wichtig, dass die Besucher mit einem positiven Gefühl nach Hause gehen und wissen, dass sie daran beteiligt sind und etwas für die Gesellschaft und das Gemeinwohl getan haben. Sie sind Teil dieses Erlebnisses und Teil dieser großen Community. Für viele ist das nicht nur ein gewöhnliches Ereignis, sondern ein Lebensgefühl, wofür sie oftmals das komplette Jahr und ihre freie Zeit herum planen. 

DFB.de: Gibt es aus Deiner Sicht so etwas wie einen Volunteers-Spirit?

Sasic: Das ist ganz verschieden. Die einen machen das wirklich aus einer Community heraus und reisen gemeinsam von Event zu Event. Dann gibt es die reinen Fußball-Volunteers. Wieder andere sind aus der jeweiligen Stadt dabei und manche wollen es einfach mal ausprobieren. Am Ende ergibt sich ein bunter Mix aus unterschiedlichsten Menschen, die schon Teil dieser Community waren oder neu sind. Von Studenten, über Geschäftsführer bis hin zu Rentnern. Eine bunte Mischung – das ist toll zu erleben, denn genau von dieser Mischung lebt auch das Event. 

DFB.de: Wie kann man sich einen typischen Tag eines Volunteers beim Turnier vorstellen? 

Sasic: Das bestimmt sich durch die Position und den Aufgabenbereich des Volunteers und kann auch tagesabhängig sein. Am Anfang gibt es eine Bewerbungsphase, ein Kick-Off Event, um sich kennenzulernen und natürlich Schulungen. Verantwortlichkeiten müssen geklärt werden und je nach Verfügbarkeit der Volunteers werden sie an ihren gewünschten Tagen eingesetzt. Es gibt Stellen, die sind nur während der Spieltage besetzt, andere Positionen müssen vier Wochen besetzt sein z.B. die Fanzone, aber auch der gesamte Logistik-, IT und Technikbereich im Stadion oder der Einsatz im Volunteer Management. Hier kann es natürlich auch passieren, dass die Volunteers kurzfristig verhindert sind und so spontan Back-Up-Kandidaten eingesetzt werden. Aber insgesamt hat jeder Volunteer einen klaren Tagesablauf. Es gibt normale Schichtpläne, die eingehalten werden müssen. Die Volunteers beginnen zu einer bestimmten Zeit, loggen sich dementsprechend ein und haben natürlich auch Pausen. Die Verpflegung gibt es unter anderem im Volunteer-Center im Stadion.  

DFB.de: Wer kann Volunteer werden? Kann das jeder werden oder braucht es bestimmte Voraussetzungen?

Sasic: Jeder, der sich gerne am Turnier beteiligen möchte, soll auch die Möglichkeit dazu haben. Deshalb gibt es im Grunde keinerlei Einschränkungen – weder von der Herkunft noch vom Geschlecht oder den Qualifikationen. Einzig das Alter ist eine formelle Einschränkung: Jeder Bewerber muss mindestens 18 Jahre alt sein. Aber ansonsten gilt: Solange man die Aufgabe erfüllen kann und die Zeit für mindestens vier Spieltage und einen Schulungstag aufbringen kann, ist jeder herzlich willkommen. Bevor eine Entscheidung getroffen wird, gibt es ein Interview vor Ort. Für die EURO 2020 haben diese in München stattgefunden, da dort auch die Spiele ausgetragen werden. Viele reisen für die Vorstellungsgespräche von weit her an oder nehmen sich extra einen Tag Urlaub. Das zeigt die enorme Bereitschaft für eine Volunteer-Position. 

DFB.de: Wie wird sich die Arbeit der Volunteers nächstes Jahr mit Blick auf Corona gestalten?

Sasic: Das ist aktuell die große Frage, wir können nicht in die Zukunft schauen. Momentan sind Flexibilität und Kreativität gefragt. Wir wissen nicht, wie die Spiele im nächsten Jahr ablaufen werden. Ob Zuschauer erlaubt sein werden und wenn ja, wie viele. Ob nur Einheimische oder auch Menschen aus dem Ausland anreisen dürfen, das bleibt abzuwarten und auch, wie sich die Volunteers Rollen unter diesen Umständen bis zum Sommer 2021 womöglich noch verändern. Vielleicht werden einige der Rollen wegfallen, aber auch andere dazu kommen. Dennoch haben sich bereits viele ausgewählte Volunteers trotz der Umstände schon dazu bereit erklärt, weiterhin dabei sein zu wollen. Es ist gerade jetzt besonders wichtig, die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zu beobachten. Man muss flexibel und vor allem auch sensibel damit umgehen, denn es ist immer noch unklar wie sich die Situation mit Corona entwickeln wird. 

DFB.de: Auch wenn sich die Volunteers natürlich grundsätzlich freiwillig und ehrenamtlich engagieren – können sie dennoch eine kleine Aufmerksamkeit zum Ende des Turniers für ihr Mitwirken erwarten?

Sasic: Neben dem hochwertigen Ausstattungsset, das Schuhe, T-Shirts, Jacken, Hosen und eine Tasche beinhaltet und gleichzeitig die Uniform während des Einsatzes der Volunteers ist, gibt es eine Kick-off-Veranstaltung am Anfang und eine Abschlussfeier am Ende des Turniers. Zudem können sie während ihrer Beschäftigung die öffentlichen Verkehrsmittel in der Stadt kostenlos nutzen. Das Wichtigste ist aber die Wertschätzung. Ich habe mit Volunteers gesprochen, die mir erzählten, dass es für sie das Größte war, wenn man ihnen ehrliche und offene Wertschätzung für ihr Mitwirken gezeigt hat. Das verdeutlicht am meisten die Besonderheit dieser Freiwilligkeit. 

DFB.de: Welche Aufgaben bekommen die Volunteers?

Sasic: Die Volunteers können bei ihrer Bewerbung drei Wunscheinsatzbereiche angeben und diese Wünsche versuchen wir natürlich auch zu erfüllen. Denn die Menschen engagieren sich freiwillig und investieren mit gutem Willen ihre Zeit. Darauf gilt es Rücksicht zu nehmen. Aber es ist auch nicht jeder für jede Position geeignet oder die zeitliche Verfügbarkeit passt nicht mit den Wunscheinsatzbereichen zusammen. Im Gespräch wird also auch die Eignung für bestimmte Positionen überprüft. Zum Beispiel sollte jemand, der beim Flughafenempfang eingesetzt wird, auch etwas Englisch sprechen können. Man schaut also schon, wer sich wofür eignet und welche Erfahrungen jemand mitbringt. Und natürlich gibt es auch sehr beliebte Einsatzbereiche, die dennoch nur von einer bestimmten Anzahl von Leuten besetzt werden können. Solche Entscheidungen sind natürlich deutlich schwieriger zu treffen, da man am liebsten allen Volunteers den Wunsch erfüllen will.