Wenn Deutschland auf den Weltmeister trifft

Vier Jahre prangte das WM-Badge auf den Trikots der deutschen Nationalspieler, ehe sie im Sommer in Russland von den Franzosen entthront wurden. Auf den neuen Weltmeister trifft die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) gleich im ersten Spiel nach der WM. In der DFB-Historie ist das 30. Duell mit der Équipe tricolore bereits das 21. Mal, dass sich die Nationalmannschaft mit dem aktuellen Weltmeister misst. Die Bilanz mahnt zur Vorsicht: Sieben Siegen stehen zehn Niederlagen gegenüber gegenüber, dreimal gab es ein Unentschieden. DFB.de blickt zurück auf besondere Duelle.

Italien (Weltmeister 1934 und 1938)

Die Italiener holten 1934 und 1938 den Weltpokal und waren wegen der Unterbrechung durch den Krieg bis 1950 Titelträger. Gleich viermal spielte Deutschland vor Kriegsende gegen die italienische Auswahl. Am 15. November 1936 gab es in Berlin einen Rekord: Zum 2:2 gegen die Mannschaft von Vittorio Pozzo kamen erstmals in der Geschichte des Fußballs mehr als 100.000 Zuschauer zu einem Länderspiel in Europa - das neue Olympiastadion machte es möglich. Die Angaben schwanken zwischen 102.000 und 105.000, und Tausende standen im Regen noch vor den Toren. Die Berliner Morgenpost titelte: "Wir können stolz sein auf das 2:2!" Beide Tore schoss der Mannheimer Otto Siffling.

Beachtlich war auch das Gastspiel am 26. März 1939 in Florenz, Italien gewann 3:2. Der Wiener Willi Hahnemann traf zum 1:1, Düsseldorfs Paul Janes zum 2:3. Ein halbes Jahr Jahr später schoss der Wiener Franz "Bimbo" Binder die DFB-Elf zum ersten Heimsieg, der auch der bisher höchste über Italien ist. Beim umjubelten 5:2 von Berlin gelangen ihm drei Tore. Doch von Italiens WM-Elf von 1938 standen am 26. November 1939, also schon während des Zweiten Weltkriegs, nur noch zwei Mann auf dem Feld.

Im Gegensatz zum Treffen von 1939 konnte Pozzo im darauffolgenden Jahr, am 5. Mai 1940, beim 3:2 in Mailand fast seine Bestbesetzung aufbieten. Nach 25 Minuten führten die Gastgeber mit 2:0, was Binder zu ebenfalls zwei Toren reizte (28., 51.). Als Biavati seinem Widersacher Willi Billmann (Nürnberg) erneut enteilte, fiel das Siegtor (59.) für Weltmeister Italien.

Brasilien (Weltmeister 1958 und 1962)

Unmittelbar vor Beginn der Bundesliga kam es am 5. Mai 1963 in Hamburg zur Länderspielpremiere gegen Brasilien. Lokalmatador Jürgen Werner vom HSV verwandelte einen Elfmeter (45.) zur Pausenführung, aber Coutinho und Weltstar Pelé drehten die Partie binnen drei Minuten (69., 72.). 71.000 Zuschauer spendeten beiden Teams Applaus und sorgten für eine Länderspiel-Rekordeinnahme von 519.000 Mark. Bundestrainer Sepp Herberger gratulierte seinem Kollegen Vicente Feola schelmisch: "Wenn wir einmal nach Rio kommen, dann wird man hoffentlich die gleiche Gastfreundschaft zeigen und uns gewinnen lassen."

Am 6. Juni 1965 spielte Deutschland dann erstmals in Brasilien, aber mit neuem Bundestrainer. Helmut Schöns Auswahl betrat auch atmosphärisches Neuland, vor 180.000 (!) Zuschauern in Maracana hatte noch keiner gespielt. Man unterlag 0:2 (0:1), Hans Tilkowski hielt noch einen Elfmeter. Spannend blieb es bis zum Schluss, bis zu Pelés Schuss in der 95. Minute. Leider verbuchte der Wunderstürmer noch andere Treffer und trat Willi Giesemann (HSV) das Schienbein durch.

England (Weltmeister 1966)

Für die Finalniederlage 1966 im Wembley-Stadion (2:4 nach Verlängerung) nahm die DFB-Auswahl gleich zweimal Revanche. Am 1. Juni 1968 sorgte ein Tor von Franz Beckenbauer (82.) in Hannover für den ersten Sieg überhaupt gegen die Auswahl aus dem Mutterland des Fußballs. Und bei der folgenden WM in Mexiko kam es am 14. Juni 1970 im Viertelfinale von Leon zu einem wahren Drama. "Today is our Wembley", witzelte Uwe Seeler im Kabinengang noch im Gespräch mit Bobby Charlton. Zunächst sah es nicht danach aus, die Briten führten nach 50 Minuten schon 2:0, ehe sich die Deutschen in der Gluthitze - Anpfiff war um 12 Uhr Ortszeit - zu einer heroischen Aufholjagd aufbäumten. Franz Beckenbauer (68.) aus der zweiten Reihe, Uwe Seeler mit dem Hinterkopf (82.) - sein berühmtestes Tor - und Gerd Müller abstaubend in der Verlängerung (108.) schossen den Weltmeister aus dem Turnier. Die Weltpresse überschlug sich, erstmals verlor England nach 2:0-Führung. Helmut Schön schwärmte: "Es war eines der größten Spiele unserer Mannschaft überhaupt."

Brasilien (Weltmeister 1970)

In Vorbereitung auf die WM 1974 in Deutschland kamen die Brasilianer im Sommer 1973 nach Europa. Am 16. Juni 1973 kam es in Berlin zum vermeintlichen fußballerischen Leckerbissen Europameister contra Weltmeister. Doch die 75.000 wurden enttäuscht. "Das große Duell des Weltmeisters mit dem Europameister wurde kein großes Länderspiel. Unserer Elf fehlte Saft und Kraft", analysierter der Kicker nach dem 0:1. In der DFB-Auswahl standen zwar mit Ausnahme des Schalker Linksaußen Erwin Kremers nur Spieler, die ein Jahr später den amtierenden Weltmeister entthronen sollten, aber nach einer langen Saison waren beide Teams nicht sonderlich engagiert. "Die Brasilianer präsentierten sich in Berlin wahrlich nicht als Erfinder des Schießpulvers", tadelte der Kicker auch den prominenten Gast. Bezeichnend die Szene in Minute 49, als Paulo Cesar aus 20 Metern freistehend die Eckfahne traf. Mitspieler Dirceu machte es besser und erzielte nach 65 Minuten von der Strafraumgrenze das Tor des Tages. Gerd Müller bot sich noch eine Ausgleichschance, aber Leao packte sich vor dem Bomber den Ball. Bundestrainer Helmut Schön: "Ich meine, wir hätten gewinnen können, aber es wurden zu viele Fehler gemacht." Einen Sieg gab es doch noch. Am Abend waren beide Teams zu Gast im ZDF-Sportstudio, und Bernd Cullmann, den die Etablierten aus Angst vor einer Blamage vorgeschoben hatten, gewann gegen Dirceu an der Torwand mit 3:1.

Argentinien (Weltmeister 1978)

Am 12. September 1979 kam Argentinien zum zweiten Mal überhaupt nach Deutschland. Im Berliner Olympiastadion war von der Weltmeister-Mannschaft von Trainer Cesar Luis Menotti nicht mehr viel zu sehen. 13 Spieler waren gar nicht mitgekommen - darunter WM-Torschützenkönig Mario Kempes und Osvaldo Ardiles. Menotti plante schon den Neuaufbau. 60.000 Zuschauer erfreuten sich umso mehr am Auftritt der Deutschen, die in der ersten Viertelstunde nach der Pause den Grundstein zum Sieg legten. Klaus Allofs (47.) mit seinem ersten Länderspieltor und Karl-Heinz Rummenigge (57.) per Kopf legten zwei Treffer vor, der eingewechselte José Castro sorgte noch fürs 1:2 (84.) aus Sicht des Champions.

Gegen die "Gauchos" stand die von Jupp Derwall trainierte Nationalmannschaft auch am Neujahrstag 1981 bei der Mini-WM in Uruguay dicht vor dem Sieg. Der Europameister führte in Montevideo dank eines Hrubesch-Treffers (42.) bis zur 85. Minute verdient, da unterlief Manfred Kaltz beim Rettungsversuch auf der Linie ein Eigentor. Sichtlich geschockt, kassierten die Deutschen noch ein Tor durch Ramon Diaz (88.). Damit riss die längste Serie der DFB-Historie (23 Spiele ohne Niederlage). Am 24. März 1982 endete ein Testspiel für die WM in Spanien in Buenos Aires erfreulicher (1:1), doch wieder wurde eine Führung verspielt. Torschütze war Wolfgang Dremmler. Der 21 Jahre alte Lothar Matthäus glänzte als Bewacher von "Wunderknabe" Diego Maradona.

Italien (Weltmeister 1982)

Für das 1982 mit 1:3 verlorene Finale von Madrid nahm die DFB-Auswahl sowohl am 22. Mai 1984 in Zürich (1:0), wo die FIFA ihren 80. Geburtstag feierte, als auch am 5. Februar 1986 in Avellino (2:1) Revanche. In Zürich traf Hans-Peter Briegel, in der Schlammschlacht von Avellino drehten Treffer von Matthias Herget (36.) per Freistoß und von Matthäus (76., Elfmeter) die Partie. "Dieser Sieg gibt wieder Mut", titelte der Kicker. Zwei Siege in Folge gegen den Angstgegner waren ein Novum.

Argentinien (Weltmeister 1986)

Im Rahmen einer Südamerikareise kam es am 16. Dezember 1987 zum Wiedersehen der WM-Finalisten von 1986. Wie beim 3:2 in Mexiko gewann Argentinien, aber Teamchef Franz Beckenbauer sagte nach dem 0:1 von Buenos Aires: "Ich würde am liebsten einmal im Monat gegen Argentinien spielen." Seine teils sehr unerfahrenen Schützlinge hatten sich wacker geschlagen. Das Siegtor schoss - wie im WM-Finale - Oscar Burruchaga (55.). Beim Berliner Osterturnier am 2. April 1988 reichte es im Spiel um Platz drei zu einem 1:0, das Tor des Tages schoss Lothar Matthäus vor nur 25.000 Zuschauern. Es war der bis dato letzte Sieg über einen aktuellen Weltmeister.

Brasilien (Weltmeister 1994)

Berti Vogts schielte am 25. März 1998 auf Jupp Derwalls Rekord (23 Spiele ohne Niederlage), doch Brasilien ließ seine Serie nach 22 Spielen reißen. Drei Monate vor der WM in Frankreich gewann der Titelverteidiger trotz Unterzahl nach Dungas Platzverweis 2:1. Der kommende Weltstar Ronaldo entschied den begeisternden Fight in Stuttgart zwei Minuten vor Schluss. Zum Ausgleich hatte Ulf Kirsten getroffen (65.).

Frankreich (Weltmeister 1998)

Während sich Frankreich auf dem Zenit befand und auch die EM 2000 gewann, durchlief der deutsche Fußball eine Talsohle. Von daher waren die Erwartungen an Rudi Völlers Team am 27. Februar 2001 nicht allzu hoch. In Paris zeigte sich der Gastgeber jedoch gnädig und sehr verschwenderisch mit seinen Chancen. Nur Zinedine Zidane (27.) überwand Oliver Kahn, der Schlimmeres verhütete. Völler: "Die Franzosen machen Dinge im Spiel, die unsere Spieler höchstens im Training versuchen." Aber ins WM-Finale 2002 sollten dann die Deutschen einziehen...

Brasilien (Weltmeister 2002)

Zwei Jahre nach dem verlorenen Finale (0:2) von Yokohama gab es in Berlin ein Wiedersehen. Am 8. September 2004 stieg das erste Heimspiel der Amtszeit von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Man trennte sich nach spektakulärem Spiel 1:1, die Tore fielen schon früh. Ronaldinhos 0:1 (9.) glich Kevin Kuranyi prompt aus (12.). Auch beim Confed Cup am 25. Juni 2005 in Nürnberg gelang es nicht, Brasilien zu schlagen. Zur Pause stand es im Halbfinale noch 2:2. Zweimal konnten die rot gewandeten Deutschen durch Lukas Podolski (22.) und Michael Ballack (45.) ausgleichen. Dann erzielte der überragende Adriano, dem schon der Führungstreffer aus 30 Metern geglückt war, das Siegtor zum 2:3. Klinsmann war mit der Einstellung zufrieden, aber "man hat gesehen, dass wir noch viel lernen müssen."

Gegen Italien (Weltmeister 2006) und Spanien (2010) hat es keine Spiele gegeben.

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Vier Jahre prangte das WM-Badge auf den Trikots der deutschen Nationalspieler, ehe sie im Sommer in Russland von den Franzosen entthront wurden. Auf den neuen Weltmeister trifft die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) gleich im ersten Spiel nach der WM. In der DFB-Historie ist das 30. Duell mit der Équipe tricolore bereits das 21. Mal, dass sich die Nationalmannschaft mit dem aktuellen Weltmeister misst. Die Bilanz mahnt zur Vorsicht: Sieben Siegen stehen zehn Niederlagen gegenüber gegenüber, dreimal gab es ein Unentschieden. DFB.de blickt zurück auf besondere Duelle.

Italien (Weltmeister 1934 und 1938)

Die Italiener holten 1934 und 1938 den Weltpokal und waren wegen der Unterbrechung durch den Krieg bis 1950 Titelträger. Gleich viermal spielte Deutschland vor Kriegsende gegen die italienische Auswahl. Am 15. November 1936 gab es in Berlin einen Rekord: Zum 2:2 gegen die Mannschaft von Vittorio Pozzo kamen erstmals in der Geschichte des Fußballs mehr als 100.000 Zuschauer zu einem Länderspiel in Europa - das neue Olympiastadion machte es möglich. Die Angaben schwanken zwischen 102.000 und 105.000, und Tausende standen im Regen noch vor den Toren. Die Berliner Morgenpost titelte: "Wir können stolz sein auf das 2:2!" Beide Tore schoss der Mannheimer Otto Siffling.

Beachtlich war auch das Gastspiel am 26. März 1939 in Florenz, Italien gewann 3:2. Der Wiener Willi Hahnemann traf zum 1:1, Düsseldorfs Paul Janes zum 2:3. Ein halbes Jahr Jahr später schoss der Wiener Franz "Bimbo" Binder die DFB-Elf zum ersten Heimsieg, der auch der bisher höchste über Italien ist. Beim umjubelten 5:2 von Berlin gelangen ihm drei Tore. Doch von Italiens WM-Elf von 1938 standen am 26. November 1939, also schon während des Zweiten Weltkriegs, nur noch zwei Mann auf dem Feld.

Im Gegensatz zum Treffen von 1939 konnte Pozzo im darauffolgenden Jahr, am 5. Mai 1940, beim 3:2 in Mailand fast seine Bestbesetzung aufbieten. Nach 25 Minuten führten die Gastgeber mit 2:0, was Binder zu ebenfalls zwei Toren reizte (28., 51.). Als Biavati seinem Widersacher Willi Billmann (Nürnberg) erneut enteilte, fiel das Siegtor (59.) für Weltmeister Italien.

Brasilien (Weltmeister 1958 und 1962)

Unmittelbar vor Beginn der Bundesliga kam es am 5. Mai 1963 in Hamburg zur Länderspielpremiere gegen Brasilien. Lokalmatador Jürgen Werner vom HSV verwandelte einen Elfmeter (45.) zur Pausenführung, aber Coutinho und Weltstar Pelé drehten die Partie binnen drei Minuten (69., 72.). 71.000 Zuschauer spendeten beiden Teams Applaus und sorgten für eine Länderspiel-Rekordeinnahme von 519.000 Mark. Bundestrainer Sepp Herberger gratulierte seinem Kollegen Vicente Feola schelmisch: "Wenn wir einmal nach Rio kommen, dann wird man hoffentlich die gleiche Gastfreundschaft zeigen und uns gewinnen lassen."

Am 6. Juni 1965 spielte Deutschland dann erstmals in Brasilien, aber mit neuem Bundestrainer. Helmut Schöns Auswahl betrat auch atmosphärisches Neuland, vor 180.000 (!) Zuschauern in Maracana hatte noch keiner gespielt. Man unterlag 0:2 (0:1), Hans Tilkowski hielt noch einen Elfmeter. Spannend blieb es bis zum Schluss, bis zu Pelés Schuss in der 95. Minute. Leider verbuchte der Wunderstürmer noch andere Treffer und trat Willi Giesemann (HSV) das Schienbein durch.

England (Weltmeister 1966)

Für die Finalniederlage 1966 im Wembley-Stadion (2:4 nach Verlängerung) nahm die DFB-Auswahl gleich zweimal Revanche. Am 1. Juni 1968 sorgte ein Tor von Franz Beckenbauer (82.) in Hannover für den ersten Sieg überhaupt gegen die Auswahl aus dem Mutterland des Fußballs. Und bei der folgenden WM in Mexiko kam es am 14. Juni 1970 im Viertelfinale von Leon zu einem wahren Drama. "Today is our Wembley", witzelte Uwe Seeler im Kabinengang noch im Gespräch mit Bobby Charlton. Zunächst sah es nicht danach aus, die Briten führten nach 50 Minuten schon 2:0, ehe sich die Deutschen in der Gluthitze - Anpfiff war um 12 Uhr Ortszeit - zu einer heroischen Aufholjagd aufbäumten. Franz Beckenbauer (68.) aus der zweiten Reihe, Uwe Seeler mit dem Hinterkopf (82.) - sein berühmtestes Tor - und Gerd Müller abstaubend in der Verlängerung (108.) schossen den Weltmeister aus dem Turnier. Die Weltpresse überschlug sich, erstmals verlor England nach 2:0-Führung. Helmut Schön schwärmte: "Es war eines der größten Spiele unserer Mannschaft überhaupt."

Brasilien (Weltmeister 1970)

In Vorbereitung auf die WM 1974 in Deutschland kamen die Brasilianer im Sommer 1973 nach Europa. Am 16. Juni 1973 kam es in Berlin zum vermeintlichen fußballerischen Leckerbissen Europameister contra Weltmeister. Doch die 75.000 wurden enttäuscht. "Das große Duell des Weltmeisters mit dem Europameister wurde kein großes Länderspiel. Unserer Elf fehlte Saft und Kraft", analysierter der Kicker nach dem 0:1. In der DFB-Auswahl standen zwar mit Ausnahme des Schalker Linksaußen Erwin Kremers nur Spieler, die ein Jahr später den amtierenden Weltmeister entthronen sollten, aber nach einer langen Saison waren beide Teams nicht sonderlich engagiert. "Die Brasilianer präsentierten sich in Berlin wahrlich nicht als Erfinder des Schießpulvers", tadelte der Kicker auch den prominenten Gast. Bezeichnend die Szene in Minute 49, als Paulo Cesar aus 20 Metern freistehend die Eckfahne traf. Mitspieler Dirceu machte es besser und erzielte nach 65 Minuten von der Strafraumgrenze das Tor des Tages. Gerd Müller bot sich noch eine Ausgleichschance, aber Leao packte sich vor dem Bomber den Ball. Bundestrainer Helmut Schön: "Ich meine, wir hätten gewinnen können, aber es wurden zu viele Fehler gemacht." Einen Sieg gab es doch noch. Am Abend waren beide Teams zu Gast im ZDF-Sportstudio, und Bernd Cullmann, den die Etablierten aus Angst vor einer Blamage vorgeschoben hatten, gewann gegen Dirceu an der Torwand mit 3:1.

Argentinien (Weltmeister 1978)

Am 12. September 1979 kam Argentinien zum zweiten Mal überhaupt nach Deutschland. Im Berliner Olympiastadion war von der Weltmeister-Mannschaft von Trainer Cesar Luis Menotti nicht mehr viel zu sehen. 13 Spieler waren gar nicht mitgekommen - darunter WM-Torschützenkönig Mario Kempes und Osvaldo Ardiles. Menotti plante schon den Neuaufbau. 60.000 Zuschauer erfreuten sich umso mehr am Auftritt der Deutschen, die in der ersten Viertelstunde nach der Pause den Grundstein zum Sieg legten. Klaus Allofs (47.) mit seinem ersten Länderspieltor und Karl-Heinz Rummenigge (57.) per Kopf legten zwei Treffer vor, der eingewechselte José Castro sorgte noch fürs 1:2 (84.) aus Sicht des Champions.

Gegen die "Gauchos" stand die von Jupp Derwall trainierte Nationalmannschaft auch am Neujahrstag 1981 bei der Mini-WM in Uruguay dicht vor dem Sieg. Der Europameister führte in Montevideo dank eines Hrubesch-Treffers (42.) bis zur 85. Minute verdient, da unterlief Manfred Kaltz beim Rettungsversuch auf der Linie ein Eigentor. Sichtlich geschockt, kassierten die Deutschen noch ein Tor durch Ramon Diaz (88.). Damit riss die längste Serie der DFB-Historie (23 Spiele ohne Niederlage). Am 24. März 1982 endete ein Testspiel für die WM in Spanien in Buenos Aires erfreulicher (1:1), doch wieder wurde eine Führung verspielt. Torschütze war Wolfgang Dremmler. Der 21 Jahre alte Lothar Matthäus glänzte als Bewacher von "Wunderknabe" Diego Maradona.

Italien (Weltmeister 1982)

Für das 1982 mit 1:3 verlorene Finale von Madrid nahm die DFB-Auswahl sowohl am 22. Mai 1984 in Zürich (1:0), wo die FIFA ihren 80. Geburtstag feierte, als auch am 5. Februar 1986 in Avellino (2:1) Revanche. In Zürich traf Hans-Peter Briegel, in der Schlammschlacht von Avellino drehten Treffer von Matthias Herget (36.) per Freistoß und von Matthäus (76., Elfmeter) die Partie. "Dieser Sieg gibt wieder Mut", titelte der Kicker. Zwei Siege in Folge gegen den Angstgegner waren ein Novum.

Argentinien (Weltmeister 1986)

Im Rahmen einer Südamerikareise kam es am 16. Dezember 1987 zum Wiedersehen der WM-Finalisten von 1986. Wie beim 3:2 in Mexiko gewann Argentinien, aber Teamchef Franz Beckenbauer sagte nach dem 0:1 von Buenos Aires: "Ich würde am liebsten einmal im Monat gegen Argentinien spielen." Seine teils sehr unerfahrenen Schützlinge hatten sich wacker geschlagen. Das Siegtor schoss - wie im WM-Finale - Oscar Burruchaga (55.). Beim Berliner Osterturnier am 2. April 1988 reichte es im Spiel um Platz drei zu einem 1:0, das Tor des Tages schoss Lothar Matthäus vor nur 25.000 Zuschauern. Es war der bis dato letzte Sieg über einen aktuellen Weltmeister.

Brasilien (Weltmeister 1994)

Berti Vogts schielte am 25. März 1998 auf Jupp Derwalls Rekord (23 Spiele ohne Niederlage), doch Brasilien ließ seine Serie nach 22 Spielen reißen. Drei Monate vor der WM in Frankreich gewann der Titelverteidiger trotz Unterzahl nach Dungas Platzverweis 2:1. Der kommende Weltstar Ronaldo entschied den begeisternden Fight in Stuttgart zwei Minuten vor Schluss. Zum Ausgleich hatte Ulf Kirsten getroffen (65.).

Frankreich (Weltmeister 1998)

Während sich Frankreich auf dem Zenit befand und auch die EM 2000 gewann, durchlief der deutsche Fußball eine Talsohle. Von daher waren die Erwartungen an Rudi Völlers Team am 27. Februar 2001 nicht allzu hoch. In Paris zeigte sich der Gastgeber jedoch gnädig und sehr verschwenderisch mit seinen Chancen. Nur Zinedine Zidane (27.) überwand Oliver Kahn, der Schlimmeres verhütete. Völler: "Die Franzosen machen Dinge im Spiel, die unsere Spieler höchstens im Training versuchen." Aber ins WM-Finale 2002 sollten dann die Deutschen einziehen...

Brasilien (Weltmeister 2002)

Zwei Jahre nach dem verlorenen Finale (0:2) von Yokohama gab es in Berlin ein Wiedersehen. Am 8. September 2004 stieg das erste Heimspiel der Amtszeit von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Man trennte sich nach spektakulärem Spiel 1:1, die Tore fielen schon früh. Ronaldinhos 0:1 (9.) glich Kevin Kuranyi prompt aus (12.). Auch beim Confed Cup am 25. Juni 2005 in Nürnberg gelang es nicht, Brasilien zu schlagen. Zur Pause stand es im Halbfinale noch 2:2. Zweimal konnten die rot gewandeten Deutschen durch Lukas Podolski (22.) und Michael Ballack (45.) ausgleichen. Dann erzielte der überragende Adriano, dem schon der Führungstreffer aus 30 Metern geglückt war, das Siegtor zum 2:3. Klinsmann war mit der Einstellung zufrieden, aber "man hat gesehen, dass wir noch viel lernen müssen."

Gegen Italien (Weltmeister 2006) und Spanien (2010) hat es keine Spiele gegeben.

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