Weidenfeller: Vom Westerwald raus in die Fußballwelt

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Mit 23 Nationalspielern ist die deutsche Nationalmannschaft zur WM gereist. Sie alle haben mal klein angefangen, die meisten auch bei "kleinen" Vereinen. DFB.de hat ein paar von ihnen besucht und stellt die "Wiege der Nationalspieler" vor. Heute: Torwart Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund und sein Weg aus dem Westerwald bis zum Turnier in Brasilien.

Roman Weidenfeller brauchte nur den Hebel der Balkontür umzulegen. Dann musste er den Schritt über die Schwelle nach draußen gehen und war fast schon mittendrin. In Nentershausen, auf dem Platz der Sportfreunde Eisbachtal im idyllischen Westerwald. Besonders an den trockenen und heißen Sommertagen. Wenn der Staub der aufgewühlten Asche hinüber zu seinem Elternhaus wehte.

Wenn am Wochenende die erste Mannschaft dort um Punkte kämpfte. Dann musste er gar nicht erst die 40 Schritte gehen, über die Straße, vorbei an den Parkplätzen, durch das Eingangstor, bis er direkt am Platz war. Er konnte alles auch wunderbar vom Balkon aus verfolgen. Aber das wollte er nicht. Er war ein kleiner Junge. Er wollte nicht weit weg sein. Er wollte ganz nah dran sein. Er wollte sehen, wie manchmal im Zweikampf die Fetzen flogen.

Aus der Schule auf den Fußballplatz

Bei Weidenfeller war es nicht anders als bei den Jungs aus seiner Clique. Nach der Schule flog der Schulranzen zunächst in die Ecke. Schnell zog er die Fußballschuhe an, den Ball nahm er unter den Arm - und ab ging es auf den Platz. Kicken, kicken, kicken. Bis sich der Tag dem Ende neigte. Bis die Hausaufgaben nicht mehr weiter aufgeschoben werden konnten.

"Roman war schon immer im besten Sinne verrückt nach Fußball", sagt Hans-Werner Reifenscheidt. Der 64-Jährige ist heute geschäftsführender Vorsitzender der Sportfreunde Eisbachtal. Er kennt Weidenfeller seit fast 30 Jahren. Seine beiden Söhne haben mit ihm und seinem Bruder Heiko zusammengespielt. Oft ist Reifenscheidt als Gast bei Heimspielen im Dortmunder Signal-Iduna-Park.

"Wir freuen uns immer, wenn Roman da ist"

Der Kontakt zur Basis ist also nie abgerissen. Noch immer wohnen Weidenfellers Eltern in Sichtweite zur Sportanlage. Der Torwart hat den Sprung geschafft. Aus dem Dorf Nentershausen mit seinen 2000 Einwohnern auf die ganz große Bühne des Weltfußballs. Er ist zweimal Deutscher Meister geworden. Er hat den DFB-Pokal gewonnen. Er stand im Endspiel der Champions League. Er ist Nationalspieler geworden mit mittlerweile drei Einsätzen.

Zunächst hat Weidenfeller beim 1. FC Kaiserslautern gespielt. Seit 2002 steht er bei Borussia Dortmund unter Vertrag, aber er hat seine Wurzeln nie vergessen. Noch immer ist der 33-Jährige ein häufiger und gern gesehener Gast bei den Sportfreunden Eisbachtal mit ihren gut 500 Mitgliedern. "Wir freuen uns immer, wenn Roman da ist", erzählt Reifenscheidt. "Er hat natürlich nie viel Zeit. Aber wenn er seine Eltern besucht, kommt er gerne auch bei uns auf der Anlage vorbei."

Perfektes Umfeld bei den Sportfreunden Eisbachtal

Bei einem Rundgang über das Gelände kann Reifenscheidt viele Geschichten über Weidenfeller erzählen. Dort sein Lieblingstor, in dem er die besten Leistungen gebracht hat. Dort die Umkleidekabine der Heimmannschaft, wo er sich vorher konzentriert und nachher geduscht hat. Dort der Grillplatz, wo er sich gerne eine Bratwurst geholt hat. Dort die Tribüne, wo er heute noch manchmal mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Heiko steht. Dort die Gaststätte, wo er mit seinen Kollegen manchmal gefeiert hat. Dort der Aschenplatz, wo er meist hart trainiert hat.

Weidenfeller hat einen großen Teil seiner Jugend hier verbracht. Er hat nicht vergessen, dass viele Menschen mit ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten ihm und seinen Freunden ein perfektes Umfeld zum Aufwachsen gegeben haben. Deshalb sprechen sie auch gerade darüber, ob Weidenfeller nicht in beratender Funktion für den Klub tätig werden könnte. Man würde gerne den Aschenplatz in ein schickes Kunstrasenfeld umbauen.

Wieder mehr die Jugendarbeit forcieren

Es gibt einiges zu tun bei Eisbachtal, es ist viel passiert in den vergangenen Jahren. Die erste Mannschaft hatte einige schwierige Phasen, sie spielt inzwischen in der Verbandsliga. Vielleicht kann in den nächsten Jahren sogar der Aufstieg in die Oberliga wieder ins Visier genommen werden. Die großen Zeiten allerdings sind vorbei, als Eisbachtal vor Einführung der 2. Bundesliga in der zweithöchsten Spielklasse in Deutschland vertreten war. Solche Erfolge werden auch nicht mehr zurückkommen. Darüber sind sie sich einig.

Vielmehr wollen sie ihre beeindruckende und hoch gelobte Jugendarbeit forcieren. Die A-, B- und C-Junioren spielen in der Regionalliga, viel höher geht es also nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass in ein paar Jahren der nächste Eisbachtaler für Schlagzeilen sorgen wird. So wie Weidenfeller, der fünf Jahre hier gespielt hat. Von der F-Jugend bis zur B-Jugend. Bis er zu gut wurde.

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"Roman hatte bereits früh herausragende Eigenschaften als Torwart", sagt Reifenscheidt. "Natürlich braucht man immer auch etwas Glück, um es nach ganz oben zu schaffen. Die Voraussetzungen dafür waren jedoch gegeben. Wir waren auf vielen Turnieren. Und fast immer ist er hinterher zum besten Torwart gekürt worden."

Einst Dorfjunge, jetzt Vorbild

Es waren oft legendäre Busfahrten, die sie gemeinsam nach Spanien oder Frankreich unternommen haben. Zu Pfingsten oder an Ostern. Sie haben den Verein vom Eisenbach, der aus einem Zusammenschluss des SC Großholbach, des TuS Girod-Kleinholbach, des VfR Nomborn, des TuS Heilberscheid sowie des TuS Nentershausen entstanden ist, dort stets gut vertreten.

"Ich habe noch heute vor Augen, wie die Jungs damals nach vielen Stunden auf der Autobahn das Lied 'Wir holen den DFB-Pokal, und wir werden Deutscher Meister, Meister!' angestimmt haben", erinnert sich Reifenscheidt. "Und er hat es ja tatsächlich geschafft…"

Roman Weidenfeller war damals mittendrin. Roman Weidenfeller hat mitgesungen. Roman Weidenfeller hat sich den Traum erfüllt, von dem sie alle geträumt haben. Einst Dorfjunge. Jetzt Vorbild.

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Mit 23 Nationalspielern ist die deutsche Nationalmannschaft zur WM gereist. Sie alle haben mal klein angefangen, die meisten auch bei "kleinen" Vereinen. DFB.de hat ein paar von ihnen besucht und stellt die "Wiege der Nationalspieler" vor. Heute: Torwart Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund und sein Weg aus dem Westerwald bis zum Turnier in Brasilien.

Roman Weidenfeller brauchte nur den Hebel der Balkontür umzulegen. Dann musste er den Schritt über die Schwelle nach draußen gehen und war fast schon mittendrin. In Nentershausen, auf dem Platz der Sportfreunde Eisbachtal im idyllischen Westerwald. Besonders an den trockenen und heißen Sommertagen. Wenn der Staub der aufgewühlten Asche hinüber zu seinem Elternhaus wehte.

Wenn am Wochenende die erste Mannschaft dort um Punkte kämpfte. Dann musste er gar nicht erst die 40 Schritte gehen, über die Straße, vorbei an den Parkplätzen, durch das Eingangstor, bis er direkt am Platz war. Er konnte alles auch wunderbar vom Balkon aus verfolgen. Aber das wollte er nicht. Er war ein kleiner Junge. Er wollte nicht weit weg sein. Er wollte ganz nah dran sein. Er wollte sehen, wie manchmal im Zweikampf die Fetzen flogen.

Aus der Schule auf den Fußballplatz

Bei Weidenfeller war es nicht anders als bei den Jungs aus seiner Clique. Nach der Schule flog der Schulranzen zunächst in die Ecke. Schnell zog er die Fußballschuhe an, den Ball nahm er unter den Arm - und ab ging es auf den Platz. Kicken, kicken, kicken. Bis sich der Tag dem Ende neigte. Bis die Hausaufgaben nicht mehr weiter aufgeschoben werden konnten.

"Roman war schon immer im besten Sinne verrückt nach Fußball", sagt Hans-Werner Reifenscheidt. Der 64-Jährige ist heute geschäftsführender Vorsitzender der Sportfreunde Eisbachtal. Er kennt Weidenfeller seit fast 30 Jahren. Seine beiden Söhne haben mit ihm und seinem Bruder Heiko zusammengespielt. Oft ist Reifenscheidt als Gast bei Heimspielen im Dortmunder Signal-Iduna-Park.

"Wir freuen uns immer, wenn Roman da ist"

Der Kontakt zur Basis ist also nie abgerissen. Noch immer wohnen Weidenfellers Eltern in Sichtweite zur Sportanlage. Der Torwart hat den Sprung geschafft. Aus dem Dorf Nentershausen mit seinen 2000 Einwohnern auf die ganz große Bühne des Weltfußballs. Er ist zweimal Deutscher Meister geworden. Er hat den DFB-Pokal gewonnen. Er stand im Endspiel der Champions League. Er ist Nationalspieler geworden mit mittlerweile drei Einsätzen.

Zunächst hat Weidenfeller beim 1. FC Kaiserslautern gespielt. Seit 2002 steht er bei Borussia Dortmund unter Vertrag, aber er hat seine Wurzeln nie vergessen. Noch immer ist der 33-Jährige ein häufiger und gern gesehener Gast bei den Sportfreunden Eisbachtal mit ihren gut 500 Mitgliedern. "Wir freuen uns immer, wenn Roman da ist", erzählt Reifenscheidt. "Er hat natürlich nie viel Zeit. Aber wenn er seine Eltern besucht, kommt er gerne auch bei uns auf der Anlage vorbei."

Perfektes Umfeld bei den Sportfreunden Eisbachtal

Bei einem Rundgang über das Gelände kann Reifenscheidt viele Geschichten über Weidenfeller erzählen. Dort sein Lieblingstor, in dem er die besten Leistungen gebracht hat. Dort die Umkleidekabine der Heimmannschaft, wo er sich vorher konzentriert und nachher geduscht hat. Dort der Grillplatz, wo er sich gerne eine Bratwurst geholt hat. Dort die Tribüne, wo er heute noch manchmal mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Heiko steht. Dort die Gaststätte, wo er mit seinen Kollegen manchmal gefeiert hat. Dort der Aschenplatz, wo er meist hart trainiert hat.

Weidenfeller hat einen großen Teil seiner Jugend hier verbracht. Er hat nicht vergessen, dass viele Menschen mit ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten ihm und seinen Freunden ein perfektes Umfeld zum Aufwachsen gegeben haben. Deshalb sprechen sie auch gerade darüber, ob Weidenfeller nicht in beratender Funktion für den Klub tätig werden könnte. Man würde gerne den Aschenplatz in ein schickes Kunstrasenfeld umbauen.

Wieder mehr die Jugendarbeit forcieren

Es gibt einiges zu tun bei Eisbachtal, es ist viel passiert in den vergangenen Jahren. Die erste Mannschaft hatte einige schwierige Phasen, sie spielt inzwischen in der Verbandsliga. Vielleicht kann in den nächsten Jahren sogar der Aufstieg in die Oberliga wieder ins Visier genommen werden. Die großen Zeiten allerdings sind vorbei, als Eisbachtal vor Einführung der 2. Bundesliga in der zweithöchsten Spielklasse in Deutschland vertreten war. Solche Erfolge werden auch nicht mehr zurückkommen. Darüber sind sie sich einig.

Vielmehr wollen sie ihre beeindruckende und hoch gelobte Jugendarbeit forcieren. Die A-, B- und C-Junioren spielen in der Regionalliga, viel höher geht es also nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass in ein paar Jahren der nächste Eisbachtaler für Schlagzeilen sorgen wird. So wie Weidenfeller, der fünf Jahre hier gespielt hat. Von der F-Jugend bis zur B-Jugend. Bis er zu gut wurde.

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"Roman hatte bereits früh herausragende Eigenschaften als Torwart", sagt Reifenscheidt. "Natürlich braucht man immer auch etwas Glück, um es nach ganz oben zu schaffen. Die Voraussetzungen dafür waren jedoch gegeben. Wir waren auf vielen Turnieren. Und fast immer ist er hinterher zum besten Torwart gekürt worden."

Einst Dorfjunge, jetzt Vorbild

Es waren oft legendäre Busfahrten, die sie gemeinsam nach Spanien oder Frankreich unternommen haben. Zu Pfingsten oder an Ostern. Sie haben den Verein vom Eisenbach, der aus einem Zusammenschluss des SC Großholbach, des TuS Girod-Kleinholbach, des VfR Nomborn, des TuS Heilberscheid sowie des TuS Nentershausen entstanden ist, dort stets gut vertreten.

"Ich habe noch heute vor Augen, wie die Jungs damals nach vielen Stunden auf der Autobahn das Lied 'Wir holen den DFB-Pokal, und wir werden Deutscher Meister, Meister!' angestimmt haben", erinnert sich Reifenscheidt. "Und er hat es ja tatsächlich geschafft…"

Roman Weidenfeller war damals mittendrin. Roman Weidenfeller hat mitgesungen. Roman Weidenfeller hat sich den Traum erfüllt, von dem sie alle geträumt haben. Einst Dorfjunge. Jetzt Vorbild.