Vor 40 Jahren: Berti Vogts tritt ab

Abschiedsspiele stehen für gewöhnlich am Ende einer Karriere, eben um Abschied zu nehmen von Fans und Weggefährten. Das sagt schon der Name. Immer klappt es aber doch nicht, Rudi Völler etwa spielte noch zwei Jahre nach seinem Abschiedsspiel für Deutschland. Einer seiner Vorgänger als Bundestrainer ging heute vor 40 Jahren auch noch nicht endgültig von der Fußballbühne, obwohl es einmal so angedacht war.

Als sich Berti Vogts im August 1978 im Pokal gegen Wuppertal das Schienbein brach, dachten alle: Der kommt nicht wieder. Seine letzte Saison hätte es ohnehin werden sollen, der Weltmeister von 1974 war ja schon 32 – damals ein hohes Alter für Fußballer. Und so wurde sein Abschiedsspiel für den 15. Mai 1979 terminiert: Deutschland gegen Borussia Mönchengladbach am Gladbacher Bökelberg. Das Vorspiel sollten die Borussia Alt-Stars um Günter Netzer gegen eine mit Uwe Seeler und Wolfgang Overath verstärkte Journalistenauswahl bestreiten – und 5:0 gewinnen.

Die höchste Niederlage in der Derwall-Ära

Damals war zweierlei nicht abzusehen: dass der unermüdliche Kämpfer Vogts noch einmal in die Profielf zurückkäme und noch einmal groß aufspielen würde, obwohl er sich selbst bei "nur 70 Prozent meines Leistungsvermögens" sah – und dass die Borussia das UEFA-Pokalendspiel 1979 erreichen würde.

Das Abschiedsspiel fiel genau in die Woche zwischen Hin- und Rückspiel gegen Roter Stern Belgrad. Es änderte wenig am Engagement der Borussen, die ihrem Kapitän und Rekordspieler (419 Bundesligaspiele) einen würdigen Abschied bereiten wollten. Das bekam die deutsche A-Nationalmannschaft an diesem drückend heißen Maiabend vor 38.000 Zuschauern zu spüren.

Unter dem neuen Bundestrainer Jupp Derwall war sie noch ungeschlagen – bis dahin. Wenn es auch kein offizielles Spiel war, kassierte sie gegen die mit HSV-Star Kevin Keegan verstärkte Bundesligatruppe der Borussia, die in der Liga im Abstiegskampf steckte, die höchste Niederlage der Derwall-Ära: 2:6!

Vogts beginnt Karriere als DFB-Trainer

"Gladbach führte Nationalelf vor", titelte der kicker. Schon zur Halbzeit stand es 4:1 für die Borussen, der gelernte Verteidiger Vogts durfte einen Elfmeter verwandeln. Horst Köppel (zwei), Ewald Lienen und Christian Kulik machten das halbe Dutzend voll, für Deutschland traf nur Ex-Borusse Rainer Bonhof (zweimal), aus Valencia angereist. Derwall schämte sich ein bisschen: "So darf man gegen eine Vereinself nicht eingehen. Ohne Einsatz geht es nun mal nicht." Den Zuschauern war es egal, sie feierten ihren Berti, der in seiner letzten Saison noch auf acht Einsätze kam und als Kapitän schon eine Woche später den UEFA-Pokal empfangen durfte.

Danach begann er seine Karriere als DFB-Trainer. Borussias Ausrüster Puma schaltete ihm zu Ehren eine ganzseitige Anzeige und würdigte den 96-maligen Nationalspieler so: "Großes hast Du geleistet. Millionen Fußball-Fans hast Du begeistert. Deine sportlichen Leistungen und Deine Erfahrungen wirst Du nun der deutschen Fußballjugend zur Verfügung stellen. Viel Glück und viel Erfolg."

Auf dem abendlichen Bankett vor 300 geladenen Gästen, darunter auch Argentiniens Weltmeisterstürmer Mario Kempes, schenkte ihm die Borussia eine Kaminplatte aus dem 18. Jahrhundert und die Ehrenmitgliedschaft. Das Waisenkind Vogts spendete ein Fünftel seiner Einnahmen aus diesem Spiel wohltätigen Zwecken und blickte hoffnungsfroh nach vorne: "Ich freue mich auf meine Arbeit als DFB-Trainer." Die sollte 19 Jahre dauern und alle Höhen und Tiefen enthalten, die zu einem Trainerleben wohl dazu gehören.

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Abschiedsspiele stehen für gewöhnlich am Ende einer Karriere, eben um Abschied zu nehmen von Fans und Weggefährten. Das sagt schon der Name. Immer klappt es aber doch nicht, Rudi Völler etwa spielte noch zwei Jahre nach seinem Abschiedsspiel für Deutschland. Einer seiner Vorgänger als Bundestrainer ging heute vor 40 Jahren auch noch nicht endgültig von der Fußballbühne, obwohl es einmal so angedacht war.

Als sich Berti Vogts im August 1978 im Pokal gegen Wuppertal das Schienbein brach, dachten alle: Der kommt nicht wieder. Seine letzte Saison hätte es ohnehin werden sollen, der Weltmeister von 1974 war ja schon 32 – damals ein hohes Alter für Fußballer. Und so wurde sein Abschiedsspiel für den 15. Mai 1979 terminiert: Deutschland gegen Borussia Mönchengladbach am Gladbacher Bökelberg. Das Vorspiel sollten die Borussia Alt-Stars um Günter Netzer gegen eine mit Uwe Seeler und Wolfgang Overath verstärkte Journalistenauswahl bestreiten – und 5:0 gewinnen.

Die höchste Niederlage in der Derwall-Ära

Damals war zweierlei nicht abzusehen: dass der unermüdliche Kämpfer Vogts noch einmal in die Profielf zurückkäme und noch einmal groß aufspielen würde, obwohl er sich selbst bei "nur 70 Prozent meines Leistungsvermögens" sah – und dass die Borussia das UEFA-Pokalendspiel 1979 erreichen würde.

Das Abschiedsspiel fiel genau in die Woche zwischen Hin- und Rückspiel gegen Roter Stern Belgrad. Es änderte wenig am Engagement der Borussen, die ihrem Kapitän und Rekordspieler (419 Bundesligaspiele) einen würdigen Abschied bereiten wollten. Das bekam die deutsche A-Nationalmannschaft an diesem drückend heißen Maiabend vor 38.000 Zuschauern zu spüren.

Unter dem neuen Bundestrainer Jupp Derwall war sie noch ungeschlagen – bis dahin. Wenn es auch kein offizielles Spiel war, kassierte sie gegen die mit HSV-Star Kevin Keegan verstärkte Bundesligatruppe der Borussia, die in der Liga im Abstiegskampf steckte, die höchste Niederlage der Derwall-Ära: 2:6!

Vogts beginnt Karriere als DFB-Trainer

"Gladbach führte Nationalelf vor", titelte der kicker. Schon zur Halbzeit stand es 4:1 für die Borussen, der gelernte Verteidiger Vogts durfte einen Elfmeter verwandeln. Horst Köppel (zwei), Ewald Lienen und Christian Kulik machten das halbe Dutzend voll, für Deutschland traf nur Ex-Borusse Rainer Bonhof (zweimal), aus Valencia angereist. Derwall schämte sich ein bisschen: "So darf man gegen eine Vereinself nicht eingehen. Ohne Einsatz geht es nun mal nicht." Den Zuschauern war es egal, sie feierten ihren Berti, der in seiner letzten Saison noch auf acht Einsätze kam und als Kapitän schon eine Woche später den UEFA-Pokal empfangen durfte.

Danach begann er seine Karriere als DFB-Trainer. Borussias Ausrüster Puma schaltete ihm zu Ehren eine ganzseitige Anzeige und würdigte den 96-maligen Nationalspieler so: "Großes hast Du geleistet. Millionen Fußball-Fans hast Du begeistert. Deine sportlichen Leistungen und Deine Erfahrungen wirst Du nun der deutschen Fußballjugend zur Verfügung stellen. Viel Glück und viel Erfolg."

Auf dem abendlichen Bankett vor 300 geladenen Gästen, darunter auch Argentiniens Weltmeisterstürmer Mario Kempes, schenkte ihm die Borussia eine Kaminplatte aus dem 18. Jahrhundert und die Ehrenmitgliedschaft. Das Waisenkind Vogts spendete ein Fünftel seiner Einnahmen aus diesem Spiel wohltätigen Zwecken und blickte hoffnungsfroh nach vorne: "Ich freue mich auf meine Arbeit als DFB-Trainer." Die sollte 19 Jahre dauern und alle Höhen und Tiefen enthalten, die zu einem Trainerleben wohl dazu gehören.

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