"Unterschiedsspieler" Marco Reus will mehr

Kein gebürtiger Dortmunder hat öfter das deutsche Nationaltrikot getragen als Marco Reus. Und außer ihm hat noch keiner bei einer Europameisterschaft gespielt. Seinen zwei Einsätzen von 2012 will er im nächsten Jahr weitere hinzufügen. Als Führungsfigur in einem jungen Team.

Wer Marco Reus und seine Verbundenheit zu seiner Heimat verstehen will, der sollte zunächst einen Blick in seine Kindheit werfen. Vier Jahre alt war Marco Reus, als seine Eltern ihn beim Post-Sportverein Dortmund anmeldeten. Sein erster Trainer war eine Trainerin, Andrea Schürmann hieß sie. "Das war für uns schon damals nichts Ungewöhnliches, und sie hat uns den Spaß am Fußball schon damals sehr gut vermittelt", erinnert er sich vor dem Länderspieldoppelpack heute (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen Argentinien in seiner Heimatstadt und am Sonntag in der EM-Qualifikation in Estland (ab 20.45 Uhr, live bei RTL). 

Und Marco war gut, damals schon. Als er sechs Jahre alt war, hatten schon die ersten Vereine Interesse an ihm: Bochum, Wattenscheid, auch Borussia Dortmund. "Letztlich war es für mich als BVB-Fan eine einfache Entscheidung, direkt nach Dortmund zu wechseln", sagt er.

Mit 15 Jahren verlässt Reus den BVB - zunächst

Ein paar Jahre danach, Borussia war gerade Weltpokalsieger geworden, durften er und seine Mitspieler aus der Vereinsjugend den Pokal mit ins Stadion bringen. Jubel von der Tribüne und mittendrin ein kleiner Junge mit einem großen Ziel. "Ein unvergesslicher Moment", sagt er. Später war Reus Balljunge im Westfalenstadion und sein großes Idol war Tomáš Rosický, der tschechische Spielmacher, mit dem Borussia 2002 Deutscher Meister wurde. Mit einer BVB-Juniorenmannschaft spielte Reus in einem Vorspiel einer Bundesligapartie, um die 25.000 Zuschauer waren schon im Stadion, und "nach uns kamen Amoroso, Koller, Rosický, da war ich aufgeregt."

Mit knapp 15 Jahren verließ er den BVB jedoch, um vorwärtszukommen. Als B-Jugendlicher hatte er kaum noch gespielt, Reus war kleiner und schmächtiger als die meisten. Doch dass er deswegen aussortiert worden sei, das stimme nicht, sagt er, vielmehr wechselte er auf eigenes Betreiben im Januar 2005 nach Ahlen. Dort machte er ein Probetraining, wurde genommen. Und es lief wieder: Profivertrag, Regionalliga, 2. Bundesliga; 2009 der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach: Stammspieler, Überflieger, Nationalspieler, Fußballer des Jahres.

Dann rief der BVB wieder – und Reus kehrte heim, wieder war es "eine Herzensentscheidung". Als er 2018 seinen Vertrag bis 2023 verlängerte, erklärte er: "Dortmund ist meine Heimat, der BVB ist mein Verein! Seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, in Schwarz und Gelb aufzulaufen und für diesen Klub zu spielen." Wenn sie in Dortmund von "echter Liebe" reden, ist Reus einer, dem das garantiert jeder abnimmt. Seine achte Saison als Profi beim BVB ist seine zweite als Kapitän. Reus ist dienstältester BVB-Profi, das Gesicht des Vereins. "Unterschiedsspieler" heißt einer wie er im Trainerdeutsch.

"Wir sind auf einem guten Weg"

Heute spielt der amtierende Fußballer des Jahres und Nationalspieler des Jahres mit der Nationalmannschaft in dem Stadion, in dem er schon so viel erlebt hat, überwiegend Schönes. Es ist ein Test gegen einen großen Gegner, noch wichtiger sind jedoch die verbleibenden drei Aufgaben in der EM-Qualifikation: in vier Tagen gegen Estland in Tallinn, dann im November die beiden Heimspiele gegen Belarus und Nordirland.

Auch im Trikot des DFB gehört er inzwischen zu den Führungsspielern, dessen Erfahrung und Meinung nicht nur auf dem Platz gefragt sind. Und deshalb weiß er auch Leistungen und Ergebnisse einer Mannschaft einzuordnen, die 8:0 gegen Estland gewann, dann aber 2:4 gegen die Niederlande verlor, sich in Belfast dann nach kompliziertem Start berappelte. "Wir müssen das, was wir begonnen haben, weiterführen und uns stetig verbessern. Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen, und es werden auch wieder ein paar Tiefs dazwischenkommen", sagte er vor der Partie gegen die Niederlande. Um nach dem Nordirland-Spiel einzuordnen: "Solche Phasen gehören zum Reifeprozess unserer jungen Mannschaft einfach dazu. Wir sind auf einem guten Weg."

Im nächsten Jahr will er an seiner zweiten Europameisterschaft teilnehmen. 2012 war er noch ein Novize, der immerhin zweimal zum Einsatz kam und mit seinem formschönen Tor im Viertelfinale gegen Griechenland Eindruck hinterließ. In den Jahren danach ist viel passiert, Rückschläge durch schwere Verletzungen, aber auch große Spiele und Siege. Der bislang einzige gebürtige Dortmunder, der für die deutsche Nationalmannschaft bei einer EM zum Einsatz kam, möchte dazu beitragen, dass sich die DFB-Auswahl entwickelt, dass sie sich qualifiziert und bei der EURO 2020 eine gute Rolle spielt. "Es ist immer ein Privileg, dort dabei zu sein", sagt er. 31 wäre er dann. "Und so viele Turniere kommen dann ja nicht mehr."

[gt]

Kein gebürtiger Dortmunder hat öfter das deutsche Nationaltrikot getragen als Marco Reus. Und außer ihm hat noch keiner bei einer Europameisterschaft gespielt. Seinen zwei Einsätzen von 2012 will er im nächsten Jahr weitere hinzufügen. Als Führungsfigur in einem jungen Team.

Wer Marco Reus und seine Verbundenheit zu seiner Heimat verstehen will, der sollte zunächst einen Blick in seine Kindheit werfen. Vier Jahre alt war Marco Reus, als seine Eltern ihn beim Post-Sportverein Dortmund anmeldeten. Sein erster Trainer war eine Trainerin, Andrea Schürmann hieß sie. "Das war für uns schon damals nichts Ungewöhnliches, und sie hat uns den Spaß am Fußball schon damals sehr gut vermittelt", erinnert er sich vor dem Länderspieldoppelpack heute (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen Argentinien in seiner Heimatstadt und am Sonntag in der EM-Qualifikation in Estland (ab 20.45 Uhr, live bei RTL). 

Und Marco war gut, damals schon. Als er sechs Jahre alt war, hatten schon die ersten Vereine Interesse an ihm: Bochum, Wattenscheid, auch Borussia Dortmund. "Letztlich war es für mich als BVB-Fan eine einfache Entscheidung, direkt nach Dortmund zu wechseln", sagt er.

Mit 15 Jahren verlässt Reus den BVB - zunächst

Ein paar Jahre danach, Borussia war gerade Weltpokalsieger geworden, durften er und seine Mitspieler aus der Vereinsjugend den Pokal mit ins Stadion bringen. Jubel von der Tribüne und mittendrin ein kleiner Junge mit einem großen Ziel. "Ein unvergesslicher Moment", sagt er. Später war Reus Balljunge im Westfalenstadion und sein großes Idol war Tomáš Rosický, der tschechische Spielmacher, mit dem Borussia 2002 Deutscher Meister wurde. Mit einer BVB-Juniorenmannschaft spielte Reus in einem Vorspiel einer Bundesligapartie, um die 25.000 Zuschauer waren schon im Stadion, und "nach uns kamen Amoroso, Koller, Rosický, da war ich aufgeregt."

Mit knapp 15 Jahren verließ er den BVB jedoch, um vorwärtszukommen. Als B-Jugendlicher hatte er kaum noch gespielt, Reus war kleiner und schmächtiger als die meisten. Doch dass er deswegen aussortiert worden sei, das stimme nicht, sagt er, vielmehr wechselte er auf eigenes Betreiben im Januar 2005 nach Ahlen. Dort machte er ein Probetraining, wurde genommen. Und es lief wieder: Profivertrag, Regionalliga, 2. Bundesliga; 2009 der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach: Stammspieler, Überflieger, Nationalspieler, Fußballer des Jahres.

Dann rief der BVB wieder – und Reus kehrte heim, wieder war es "eine Herzensentscheidung". Als er 2018 seinen Vertrag bis 2023 verlängerte, erklärte er: "Dortmund ist meine Heimat, der BVB ist mein Verein! Seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, in Schwarz und Gelb aufzulaufen und für diesen Klub zu spielen." Wenn sie in Dortmund von "echter Liebe" reden, ist Reus einer, dem das garantiert jeder abnimmt. Seine achte Saison als Profi beim BVB ist seine zweite als Kapitän. Reus ist dienstältester BVB-Profi, das Gesicht des Vereins. "Unterschiedsspieler" heißt einer wie er im Trainerdeutsch.

"Wir sind auf einem guten Weg"

Heute spielt der amtierende Fußballer des Jahres und Nationalspieler des Jahres mit der Nationalmannschaft in dem Stadion, in dem er schon so viel erlebt hat, überwiegend Schönes. Es ist ein Test gegen einen großen Gegner, noch wichtiger sind jedoch die verbleibenden drei Aufgaben in der EM-Qualifikation: in vier Tagen gegen Estland in Tallinn, dann im November die beiden Heimspiele gegen Belarus und Nordirland.

Auch im Trikot des DFB gehört er inzwischen zu den Führungsspielern, dessen Erfahrung und Meinung nicht nur auf dem Platz gefragt sind. Und deshalb weiß er auch Leistungen und Ergebnisse einer Mannschaft einzuordnen, die 8:0 gegen Estland gewann, dann aber 2:4 gegen die Niederlande verlor, sich in Belfast dann nach kompliziertem Start berappelte. "Wir müssen das, was wir begonnen haben, weiterführen und uns stetig verbessern. Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen, und es werden auch wieder ein paar Tiefs dazwischenkommen", sagte er vor der Partie gegen die Niederlande. Um nach dem Nordirland-Spiel einzuordnen: "Solche Phasen gehören zum Reifeprozess unserer jungen Mannschaft einfach dazu. Wir sind auf einem guten Weg."

Im nächsten Jahr will er an seiner zweiten Europameisterschaft teilnehmen. 2012 war er noch ein Novize, der immerhin zweimal zum Einsatz kam und mit seinem formschönen Tor im Viertelfinale gegen Griechenland Eindruck hinterließ. In den Jahren danach ist viel passiert, Rückschläge durch schwere Verletzungen, aber auch große Spiele und Siege. Der bislang einzige gebürtige Dortmunder, der für die deutsche Nationalmannschaft bei einer EM zum Einsatz kam, möchte dazu beitragen, dass sich die DFB-Auswahl entwickelt, dass sie sich qualifiziert und bei der EURO 2020 eine gute Rolle spielt. "Es ist immer ein Privileg, dort dabei zu sein", sagt er. 31 wäre er dann. "Und so viele Turniere kommen dann ja nicht mehr."

###more###