Tagung zur deutsch-israelischen Fußballgeschichte

Die internationale wissenschaftliche Tagung "Doppelpass zwischen Israel und Deutschland – Fußball als Element des Kulturtransfers" des Goethe-Instituts Tel Aviv beschäftigt sich am morgigen Donnerstag mit der deutsch-jüdischen bzw. deutsch-israelischen Fußballgeschichte. Sie blickt zurück auf die historischen Dimensionen einer bis zum heutigen Tage besonderen Beziehung.

Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Israelische Fußball-Verband vor wenigen Tagen im Rahmen der U 21-Europameisterschaft die Fortsetzung ihrer umfänglichen Kooperation besiegelten, verwies DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf die langjährige Freundschaft zwischen beiden Verbänden bis zurück in die 70er Jahre.

Ungewöhnlich lange und intensive Geschichte

Tatsächlich blickt das deutsch-israelische Fußballverhältnis auf eine ungewöhnlich lange und intensive Geschichte zurück, die über den rein sportlichen Austausch hinaus geht. Bereits seit Gründung des DFB im Jahr 1900 hatten jüdische Pioniere bei der Entwicklung des Fußballs in Deutschland eine große Rolle gespielt. Später, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus, leisteten deutsch-jüdische Fußballer, die nach Erez Israel geflohen waren, einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Fußballsports in Erez Israel und später im neu gegründeten Staat Israel.

Danach spielte der Sport, insbesondere der Fußball, eine wichtige Rolle im Prozess der langsamen Annäherung zwischen beiden Staaten. Lange vor Aufnahme der diplomatischen Beziehungen war es Willi Daume, der junge Präsident des Deutschen Sportbundes, der 1957 als erster Deutscher überhaupt eine offizielle Einladung nach Israel erhielt.

Hennes Weisweiler: 45 Minuten, um einen Freudentaumel auszulösen

Wenig später nahmen mehrere israelische Trainer, unter ihnen der spätere Nationaltrainer Emanuel Schaffer, am Fußball-Lehrer-Lehrgang unter Hennes Weisweiler an der Deutschen Sporthochschule Köln teil. Weisweiler selbst war es auch, der ab 1968 zunächst als Trainer der deutschen Jugendnationalmannschaft, dann mit Borussia Mönchengladbach zu den ersten Spielen nach Israel reiste. Legendär ist das 6:0 von Borussia Mönchengladbach am 25. Februar 1970 in Tel Aviv gegen die israelische Nationalmannschaft.

Schon in der Halbzeit soll ein Vertreter der deutschen Botschaft Borussen-Geschäftsführer Helmut Grashoff gegenüber geäußert haben: "Also ich verstehe die Welt nicht mehr! Wir mühen uns jahrelang in kleinen Schritten um Wiederherstellung des Vertrauens zu uns Deutschen, wohingegen sie nur 45 Minuten benötigen, um einen Freudentaumel auszulösen". Bis Mitternacht feierten hunderte junger Fans vor dem Hotel die deutschen Gäste.



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Die internationale wissenschaftliche Tagung "Doppelpass zwischen Israel und Deutschland – Fußball als Element des Kulturtransfers" des Goethe-Instituts Tel Aviv beschäftigt sich am morgigen Donnerstag mit der deutsch-jüdischen bzw. deutsch-israelischen Fußballgeschichte. Sie blickt zurück auf die historischen Dimensionen einer bis zum heutigen Tage besonderen Beziehung.

Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Israelische Fußball-Verband vor wenigen Tagen im Rahmen der U 21-Europameisterschaft die Fortsetzung ihrer umfänglichen Kooperation besiegelten, verwies DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf die langjährige Freundschaft zwischen beiden Verbänden bis zurück in die 70er Jahre.

Ungewöhnlich lange und intensive Geschichte

Tatsächlich blickt das deutsch-israelische Fußballverhältnis auf eine ungewöhnlich lange und intensive Geschichte zurück, die über den rein sportlichen Austausch hinaus geht. Bereits seit Gründung des DFB im Jahr 1900 hatten jüdische Pioniere bei der Entwicklung des Fußballs in Deutschland eine große Rolle gespielt. Später, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus, leisteten deutsch-jüdische Fußballer, die nach Erez Israel geflohen waren, einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Fußballsports in Erez Israel und später im neu gegründeten Staat Israel.

Danach spielte der Sport, insbesondere der Fußball, eine wichtige Rolle im Prozess der langsamen Annäherung zwischen beiden Staaten. Lange vor Aufnahme der diplomatischen Beziehungen war es Willi Daume, der junge Präsident des Deutschen Sportbundes, der 1957 als erster Deutscher überhaupt eine offizielle Einladung nach Israel erhielt.

Hennes Weisweiler: 45 Minuten, um einen Freudentaumel auszulösen

Wenig später nahmen mehrere israelische Trainer, unter ihnen der spätere Nationaltrainer Emanuel Schaffer, am Fußball-Lehrer-Lehrgang unter Hennes Weisweiler an der Deutschen Sporthochschule Köln teil. Weisweiler selbst war es auch, der ab 1968 zunächst als Trainer der deutschen Jugendnationalmannschaft, dann mit Borussia Mönchengladbach zu den ersten Spielen nach Israel reiste. Legendär ist das 6:0 von Borussia Mönchengladbach am 25. Februar 1970 in Tel Aviv gegen die israelische Nationalmannschaft.

Schon in der Halbzeit soll ein Vertreter der deutschen Botschaft Borussen-Geschäftsführer Helmut Grashoff gegenüber geäußert haben: "Also ich verstehe die Welt nicht mehr! Wir mühen uns jahrelang in kleinen Schritten um Wiederherstellung des Vertrauens zu uns Deutschen, wohingegen sie nur 45 Minuten benötigen, um einen Freudentaumel auszulösen". Bis Mitternacht feierten hunderte junger Fans vor dem Hotel die deutschen Gäste.

In den kommendem Jahrzehnten entwickelte sich Israel zu einem der häufigsten Länderspielgegner des DFB im Nachwuchsbereich. Aber auch sportpolitisch ist es ein besonderes Verhältnis: In den internationalen Gremien setzte sich der DFB, vor allem Präsident Hermann Neuberger, als verlässlicher Partner gegen die zunehmende sportliche Isolierung Israels durch die arabischen Staaten ein. Nach dem Ausschluss aus dem asiatischen Regionalverband gelang es vor allem mit deutscher Hilfe, die Integration des israelischen Sports in die UEFA durchzusetzen.

Großartiger Beitrag zur Wandlung des Deutschlandbildes

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"Der deutsche Fußball hat einen großartigen Beitrag dazu geleistet, dass sich das Deutschlandbild in Israel, das in den 1950er und 1960er Jahren durch die Last der Vergangenheit geprägt war, entscheidend gewandelt hat", resümiert Prof. Manfred Lämmer, der seit mehreren Jahren im Auftrag der DFB-Kulturstiftung Theo Zwanziger die deutsch-israelischen Beziehungen nach 1945 erforscht und darüber auf der Tagung referiert. "Wenn heute Hunderttausende am Wochenende im israelischen Fernsehen die Bundesliga verfolgen, Fan-Clubs von Bundesliga-Vereinen existieren, israelische Professoren mit den Schals deutscher Fußballvereine auf das Universitätsgelände fahren und jeder Taxifahrer und Tankwart deutschen Besuchern die Aufstellung unser Nationalmannschaft herunterbetet, dann sind die Wurzeln dazu schon 1969/1970 zu finden."

Die gemeinsam mit dem Richard-Koebner-Minerva-Zentrum für deutsche Geschichte, die Hebräische Universität Jerusalem und die Leibniz Universität Hannover vorbereitete Tagung findet mit Unterstützung der DFB-Kulturstiftung am 13. Juni 2013 ab 10 Uhr im Goethe-Institut Tel Aviv statt. Die Vorträge werden auf Deutsch und Hebräisch gehalten und simultan übersetzt. Ab 18 Uhr beginnt die Filmvorführung von Sönke Wortmanns "Wunder von Bern" (Deutschland, 2004) mit anschließender Diskussion.