Rüdiger vorm Frankreich-Spiel: "Eklig sein und Zeichen setzen"

Noch zwei Tage bis zum deutschen EM-Auftakt gegen Frankreich am Dienstag (ab 21 Uhr, live im ZDF und bei MagentaTV). Antonio Rüdiger und Lukas Klostermann sprechen auf DFB.de über die Vorbereitung auf das erste Spiel in München, Mannschaftsarzt Prof. Dr. Tim Meyer auch über den Fall Christian Eriksen.

Antonio Rüdiger über...

... den Zusammenbruch von Christian Eriksen: Was da in Kopenhagen passiert ist, war ein Schock für alle. Gott sei Dank ist er wieder in einem stabilen Zustand. In seine Richtung noch einmal: Gute Besserung und viel Kraft für ihn und seine Familie!

... die Entscheidung, das Dänemark-Spiel fortzusetzen: Man muss die Gefühlslage der Spieler kennen. Ich weiß nicht, ob ich hätte weiterspielen könnte. Aber die Jungs wollten das so, und Christian Eriksen hat es ihnen auch gesagt. Ich glaube, ich hätte nicht spielen können, aber jeder ist da anders. Ob es richtig oder falsch ist: Ich weiß es nicht.

... Gegner Frankreich: Auf dem Papier sieht Frankreich stärker aus, aber das ist nur Papier. Sie können ruhig Favorit sein, sie haben natürlich starke Stürmer. Wir müssen auch mal eklig sein und früh ein Zeichen setzen. Wir haben genug Qualität und sind bereit.

... den sogenannten Bayern-Block und Chelsea-Block: Ich denke, jeder Spieler ist wichtig. Im Bayern-Block gibt es Spieler, die seit längerem hier sind und viel Erfahrung haben. Wir haben bei Chelsea ein gutes Saisonende gehabt, dieses kann uns Auftrieb geben für die EM. Am Ende wir man sehen, was passiert.

... die ihm verliehene Bezeichnung "Krieger": Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon immer so gespielt. Es lief zuletzt gut für mich, wir haben die Champions League gewonnen, und jetzt meinen alle, dies sagen zu müssen. Aber ich habe meine Spielweise nicht verändert.

... seinen Reifeprozess und Anfeindungen: An erster Stelle war es für mich als Menschen wichtig, dass ich die Bundesliga verlassen habe. Auch einmal eine andere Sprache zu lernen beispielsweise. Mit Anfeindungen hatte ich schon mein ganzes Leben zu kämpfen, das hat mich nicht groß verändert.

... Vorbild Jérôme Boateng: Jérôme ist wie ein großer Bruder für mich. Er war immer für mich da und ist es heute noch. Auch als ich bei Chelsea nicht viel gespielt habe, hat er immer mit mir gesprochen. Es war und ist für mich immer ein Weltklasseverteidiger. Ob ich einer bin? Ich habe zwar die Champions League gewonnen, aber ob ich nun Weltklasse bin, sollen andere beurteilen. Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss, und das tue ich.

... die Familie als Antrieb: Das Wichtigste für mich wird immer meine Familie sein. Alles, was ich bis heute getan habe, habe ich immer für meine Familie getan. Ich wollte mithilfe des Fußballs aus der Armut herauskommen und ihr ein besseres Leben geben. Meine Familie treibt mich immer an.

Lukas Klostermann über...

... den Zusammenbruch von Christian Eriksen: Es war für uns alle ein absoluter Schockmoment. Das sind Bilder, die man erstmal verarbeiten muss. Umso erleichterter war man, als gute Nachrichten kamen. So war es dann einfacher, heute den Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen.

... den Vergleich zum olympischen Turnier 2016: Aus sportlicher Sicht ist es schon einmal deutlich größer. Für mich ist die EURO das erste ganz große Turnier, auch wenn Olympia etwas ganz Besonderes war. Ich freue mich sehr darauf, dass es bald losgeht.

... Auftaktgegner Frankreich: Wir haben uns in den vergangenen Tagen und Wochen gut auf Frankreich vorbereitet. Es wird eine große Herausforderung. Aber wir sind hier, um große Herausforderungen zu meistern. Ich spüre Willensstärke und Zuversicht und gehe mit einem guten Gefühl ins Spiel.

... die Konkurrenz von Joshua Kimmich auf seiner Position: Joshua ist für mich ein Weltklassespieler. Natürlich wollen wir alle im Kader möglichst spielen. Jeder ist mit der Überzeugung hierhin gekommen, der Mannschaft helfen zu können. Aber die Mannschaft steht im Vordergrund. Der Trainer muss entscheiden, was das Beste für die Mannschaft ist. Natürlich würde ich gerne spielen.

... das Streichen dreier Feldspieler für eine EM-Partie: Man hat es als Spieler auf dem Schirm. Nichtsdestotrotz möchte man sich damit nicht befassen. Die Regel ist etwas unglücklich, dass drei Spieler auf die Tribüne müssen. Es ist für alle keine leichte Entscheidung, vor allem für den Trainer nicht. Aber so sind die Regeln, und wir müssen uns dran halten.

Tim Meyer über...

... den Zusammenbruch von Christian Eriksen: Sie können sich nicht vorstellen, wie froh wir alle waren, als die Meldung kam, dass er bei Bewusstsein und stabil sei. Es war wohl ein kardiales Ereignis. Das Herz hat offensichtlich akute Rhythmusstörungen entwickelt, und das Gehirn wurde mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Die notwendigen Vorgänge wurden glücklicherweise sehr schnell eingeleitet, die offensichtlich auch erfolgreich waren. Und: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass eine Corona-Infektion oder eine Impfung zum Fall beigetragen hat.

... die Prävention: Wir und andere Nationen verfolgen zwei Ansätze. Einmal die Spieler gründlich und regelmäßig auf unerkannte Krankheiten zu untersuchen. Der DFB hat dafür ein sehr differenziertes System. Man versucht rechtzeitig, diese Herzerkrankungen zu erkennen und zu behandeln oder die Spieler medikamentös richtig einzustellen. Und andererseits, falls etwas passiert, dass man sofort bereit ist, auf dem Spielfeld diverse Maßnahmen in die Wege zu leiten. Das hat gestern gut funktioniert. Ich sehe keinen Ansatzpunkt für Konsequenzen. Wir werden Fälle wie diese nie gänzlich vermeiden können. Es gilt aber, möglichst viele zu vermeiden. Mit unserem Untersuchungssystem sind wir in Deutschland sehr gut aufgestellt. Die Empfehlung auf europäischer Ebene liegt weit darunter. Wir haben diese immer als ein Mindestmaß gesehen.

... den Ablauf bei derartigen Situationen: Ich führe bereits einen Notfallkoffer mit Defibrillator mit mir mit und am Spielfeldrand ist immer ein weiterer. In der Regel läuft immer zuerst der Mannschaftsarzt aufs Feld. Normalerweise ist ein Zeichen mit dem Notarzt vereinbart, der in diesen Situationen qualifizierter ist. Die Verzögerung, dass erst einer die Situation bewerten muss, bevor der Notarzt aufs Spielfeld kommt, ist da, aber im Vergleich zum normalen Leben immer noch relativ kurz. Bisher hat diese Kette immer gut funktioniert.

... Gesprächsangebote für Spieler und Betreuer: Es gab eine ganze Menge Gespräche mit Spielern, die viel Informationsbedarf hatten. Alle Spieler und Betreuer waren sichtlich geschockt. Bis heute morgen haben wir viel über medizinische Aspekte gesprochen. Aber es ist nicht so, dass die Mannschaft nach wie vor völlig geschockt wäre. Die Nachricht, dass er wohlauf zu sein scheint, hat er uns allen sehr weitergeholfen.

... Ratschläge an Amateurfußballer: Männern ab 40 und Frauen ab 45 würde ich vorbeugende Untersuchungen grundsätzlich in der Tat anraten, wenn sie Sport treiben. Sie sollten sich zum Hausarzt oder zum Kardiologen begeben, um das Thema abklären zu lassen. Wenn ungeklärte Bewusstlosigkeiten oder Dinge, die mit dem Herzen zu tun haben, auftreten, sollten sie dies auf jeden Fall tun.

[dfb]

Noch zwei Tage bis zum deutschen EM-Auftakt gegen Frankreich am Dienstag (ab 21 Uhr, live im ZDF und bei MagentaTV). Antonio Rüdiger und Lukas Klostermann sprechen auf DFB.de über die Vorbereitung auf das erste Spiel in München, Mannschaftsarzt Prof. Dr. Tim Meyer auch über den Fall Christian Eriksen.

Antonio Rüdiger über...

... den Zusammenbruch von Christian Eriksen: Was da in Kopenhagen passiert ist, war ein Schock für alle. Gott sei Dank ist er wieder in einem stabilen Zustand. In seine Richtung noch einmal: Gute Besserung und viel Kraft für ihn und seine Familie!

... die Entscheidung, das Dänemark-Spiel fortzusetzen: Man muss die Gefühlslage der Spieler kennen. Ich weiß nicht, ob ich hätte weiterspielen könnte. Aber die Jungs wollten das so, und Christian Eriksen hat es ihnen auch gesagt. Ich glaube, ich hätte nicht spielen können, aber jeder ist da anders. Ob es richtig oder falsch ist: Ich weiß es nicht.

... Gegner Frankreich: Auf dem Papier sieht Frankreich stärker aus, aber das ist nur Papier. Sie können ruhig Favorit sein, sie haben natürlich starke Stürmer. Wir müssen auch mal eklig sein und früh ein Zeichen setzen. Wir haben genug Qualität und sind bereit.

... den sogenannten Bayern-Block und Chelsea-Block: Ich denke, jeder Spieler ist wichtig. Im Bayern-Block gibt es Spieler, die seit längerem hier sind und viel Erfahrung haben. Wir haben bei Chelsea ein gutes Saisonende gehabt, dieses kann uns Auftrieb geben für die EM. Am Ende wir man sehen, was passiert.

... die ihm verliehene Bezeichnung "Krieger": Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon immer so gespielt. Es lief zuletzt gut für mich, wir haben die Champions League gewonnen, und jetzt meinen alle, dies sagen zu müssen. Aber ich habe meine Spielweise nicht verändert.

... seinen Reifeprozess und Anfeindungen: An erster Stelle war es für mich als Menschen wichtig, dass ich die Bundesliga verlassen habe. Auch einmal eine andere Sprache zu lernen beispielsweise. Mit Anfeindungen hatte ich schon mein ganzes Leben zu kämpfen, das hat mich nicht groß verändert.

... Vorbild Jérôme Boateng: Jérôme ist wie ein großer Bruder für mich. Er war immer für mich da und ist es heute noch. Auch als ich bei Chelsea nicht viel gespielt habe, hat er immer mit mir gesprochen. Es war und ist für mich immer ein Weltklasseverteidiger. Ob ich einer bin? Ich habe zwar die Champions League gewonnen, aber ob ich nun Weltklasse bin, sollen andere beurteilen. Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss, und das tue ich.

... die Familie als Antrieb: Das Wichtigste für mich wird immer meine Familie sein. Alles, was ich bis heute getan habe, habe ich immer für meine Familie getan. Ich wollte mithilfe des Fußballs aus der Armut herauskommen und ihr ein besseres Leben geben. Meine Familie treibt mich immer an.

Lukas Klostermann über...

... den Zusammenbruch von Christian Eriksen: Es war für uns alle ein absoluter Schockmoment. Das sind Bilder, die man erstmal verarbeiten muss. Umso erleichterter war man, als gute Nachrichten kamen. So war es dann einfacher, heute den Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen.

... den Vergleich zum olympischen Turnier 2016: Aus sportlicher Sicht ist es schon einmal deutlich größer. Für mich ist die EURO das erste ganz große Turnier, auch wenn Olympia etwas ganz Besonderes war. Ich freue mich sehr darauf, dass es bald losgeht.

... Auftaktgegner Frankreich: Wir haben uns in den vergangenen Tagen und Wochen gut auf Frankreich vorbereitet. Es wird eine große Herausforderung. Aber wir sind hier, um große Herausforderungen zu meistern. Ich spüre Willensstärke und Zuversicht und gehe mit einem guten Gefühl ins Spiel.

... die Konkurrenz von Joshua Kimmich auf seiner Position: Joshua ist für mich ein Weltklassespieler. Natürlich wollen wir alle im Kader möglichst spielen. Jeder ist mit der Überzeugung hierhin gekommen, der Mannschaft helfen zu können. Aber die Mannschaft steht im Vordergrund. Der Trainer muss entscheiden, was das Beste für die Mannschaft ist. Natürlich würde ich gerne spielen.

... das Streichen dreier Feldspieler für eine EM-Partie: Man hat es als Spieler auf dem Schirm. Nichtsdestotrotz möchte man sich damit nicht befassen. Die Regel ist etwas unglücklich, dass drei Spieler auf die Tribüne müssen. Es ist für alle keine leichte Entscheidung, vor allem für den Trainer nicht. Aber so sind die Regeln, und wir müssen uns dran halten.

Tim Meyer über...

... den Zusammenbruch von Christian Eriksen: Sie können sich nicht vorstellen, wie froh wir alle waren, als die Meldung kam, dass er bei Bewusstsein und stabil sei. Es war wohl ein kardiales Ereignis. Das Herz hat offensichtlich akute Rhythmusstörungen entwickelt, und das Gehirn wurde mit zu wenig Sauerstoff versorgt. Die notwendigen Vorgänge wurden glücklicherweise sehr schnell eingeleitet, die offensichtlich auch erfolgreich waren. Und: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass eine Corona-Infektion oder eine Impfung zum Fall beigetragen hat.

... die Prävention: Wir und andere Nationen verfolgen zwei Ansätze. Einmal die Spieler gründlich und regelmäßig auf unerkannte Krankheiten zu untersuchen. Der DFB hat dafür ein sehr differenziertes System. Man versucht rechtzeitig, diese Herzerkrankungen zu erkennen und zu behandeln oder die Spieler medikamentös richtig einzustellen. Und andererseits, falls etwas passiert, dass man sofort bereit ist, auf dem Spielfeld diverse Maßnahmen in die Wege zu leiten. Das hat gestern gut funktioniert. Ich sehe keinen Ansatzpunkt für Konsequenzen. Wir werden Fälle wie diese nie gänzlich vermeiden können. Es gilt aber, möglichst viele zu vermeiden. Mit unserem Untersuchungssystem sind wir in Deutschland sehr gut aufgestellt. Die Empfehlung auf europäischer Ebene liegt weit darunter. Wir haben diese immer als ein Mindestmaß gesehen.

... den Ablauf bei derartigen Situationen: Ich führe bereits einen Notfallkoffer mit Defibrillator mit mir mit und am Spielfeldrand ist immer ein weiterer. In der Regel läuft immer zuerst der Mannschaftsarzt aufs Feld. Normalerweise ist ein Zeichen mit dem Notarzt vereinbart, der in diesen Situationen qualifizierter ist. Die Verzögerung, dass erst einer die Situation bewerten muss, bevor der Notarzt aufs Spielfeld kommt, ist da, aber im Vergleich zum normalen Leben immer noch relativ kurz. Bisher hat diese Kette immer gut funktioniert.

... Gesprächsangebote für Spieler und Betreuer: Es gab eine ganze Menge Gespräche mit Spielern, die viel Informationsbedarf hatten. Alle Spieler und Betreuer waren sichtlich geschockt. Bis heute morgen haben wir viel über medizinische Aspekte gesprochen. Aber es ist nicht so, dass die Mannschaft nach wie vor völlig geschockt wäre. Die Nachricht, dass er wohlauf zu sein scheint, hat er uns allen sehr weitergeholfen.

... Ratschläge an Amateurfußballer: Männern ab 40 und Frauen ab 45 würde ich vorbeugende Untersuchungen grundsätzlich in der Tat anraten, wenn sie Sport treiben. Sie sollten sich zum Hausarzt oder zum Kardiologen begeben, um das Thema abklären zu lassen. Wenn ungeklärte Bewusstlosigkeiten oder Dinge, die mit dem Herzen zu tun haben, auftreten, sollten sie dies auf jeden Fall tun.

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