Niersbach: "Andere sind uns noch einen Schritt voraus"

Wenn es um den entspannten Umgang mit Homosexualität geht, hat der Fußball noch Nachholbedarf. "Die Politik, die Kultur und auch andere Teile der Gesellschaft sind dem Fußball bei dieser Selbstverständlichkeit einen Schritt voraus. Das müssen wir erkennen, daran müssen wir arbeiten", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach heute in Frankfurt.

Seit Freitag tagten in Frankfurt 270 Teilnehmer unter dem Motto "!Nie wieder – 10. Erinnerungstag im Fußball". Eine Podiumsdiskussion mit Wolfgang Niersbach und DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball beendete die dreitägige Versammlung, die UN-Sonderbotschafter Willi Lemke als Schirmherr am Freitag eröffnet hatte.

"Alle 26.000 Vereine angeschrieben"

"!Nie wieder" ist ein Bündnis von Einzelpersonen, Fangruppen, Vereinen und Verbänden aus dem Fußball, das seit zehn Jahren Position ergreift für "eine offensive Gedenkkultur" und "für ein Stadion ohne Diskriminierung". "Dazu gehören allen Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung, also auch Homophobie und Sexismus", sagt Eberhard Schulz, einer der Mitbegründer der Initiative. Die Tagung in Frankfurt wurde unter anderem von der DFB-Kulturstiftung und der Bundesliga-Stiftung gefördert.

"Wir haben alle 26.000 Vereine angeschrieben und dazu aufgefordert, einen Paragraphen zur Anti-Diskriminierung in der eigenen Satzung aufzunehmen", sagte Niersbach, der im vergangenen Frühjahr einen Brief an alle im DFB organisierten Vereine geschickt hatte. Niersbach griff einen Vorschlag aus dem Plenum auf, am 1. August ein Junioren-Länderspiel in Warschau beim polnischen Verband anzufragen, und versprach, die Machbarkeit zu prüfen. Dann jährt sich zum 70. Mal der Tag, an dem der Aufstand des Warschauer Ghettos begann.

"Der offene Rassismus im Fußballstadion ist weniger geworden"

Aktionen des Bündnisses "!Nie wieder" finden alljährlich rund um den 27. Januar statt, dem gesetzlichen Gedenktag für die Opfer des Holocaust. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau. Niersbach erzählt am Sonntag, dass er als junger Journalist erstmals Auschwitz besucht und wie sehr in dieses Erlebnis mitgenommen hatte.

Reinhard Rauball sagt: "Wir müssen den Schulterschluss der Demokraten weiter stärken", doch der Präsident von Borussia Dortmund bat auch um realistische Erwartungen an den Fußball. "Wir hatten vergangene Saison 1,4 Millionen Zuschauer beim BVB. Bei der letzten Kommunalwahl brachte es die NDP auf 1,8 Prozent. Die haben wir in Dortmund auch im Stadion." Dass es bisher nicht gelungen sei, ein Verbotsverfahren gegen die NPD einzuleiten, sei für ihn "persönlich enttäuschend" und "nicht akzeptabel", so Rauball in Frankfurt.

Lob spendet indess der Journalist Christoph Ruf, der schon zahlreiche Bücher ("Kurvenrebellen", "Ohne Fußball wär’n wir gar nicht hier") über die Schnittstelle von Politik und Fußball veröffentlicht hat und dessen Artikel unter anderem in der Süddeutschen Zeitung und auf Spiegel-Online erscheinen. "Es gibt im Fußball ein Bewussstein für die Erscheinungsformen und Ausprägungen des Rassismus und der Homophobie. Der offene Rassismus im Fußballstadion ist weniger geworden."

[th]

Wenn es um den entspannten Umgang mit Homosexualität geht, hat der Fußball noch Nachholbedarf. "Die Politik, die Kultur und auch andere Teile der Gesellschaft sind dem Fußball bei dieser Selbstverständlichkeit einen Schritt voraus. Das müssen wir erkennen, daran müssen wir arbeiten", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach heute in Frankfurt.

Seit Freitag tagten in Frankfurt 270 Teilnehmer unter dem Motto "!Nie wieder – 10. Erinnerungstag im Fußball". Eine Podiumsdiskussion mit Wolfgang Niersbach und DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball beendete die dreitägige Versammlung, die UN-Sonderbotschafter Willi Lemke als Schirmherr am Freitag eröffnet hatte.

"Alle 26.000 Vereine angeschrieben"

"!Nie wieder" ist ein Bündnis von Einzelpersonen, Fangruppen, Vereinen und Verbänden aus dem Fußball, das seit zehn Jahren Position ergreift für "eine offensive Gedenkkultur" und "für ein Stadion ohne Diskriminierung". "Dazu gehören allen Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung, also auch Homophobie und Sexismus", sagt Eberhard Schulz, einer der Mitbegründer der Initiative. Die Tagung in Frankfurt wurde unter anderem von der DFB-Kulturstiftung und der Bundesliga-Stiftung gefördert.

"Wir haben alle 26.000 Vereine angeschrieben und dazu aufgefordert, einen Paragraphen zur Anti-Diskriminierung in der eigenen Satzung aufzunehmen", sagte Niersbach, der im vergangenen Frühjahr einen Brief an alle im DFB organisierten Vereine geschickt hatte. Niersbach griff einen Vorschlag aus dem Plenum auf, am 1. August ein Junioren-Länderspiel in Warschau beim polnischen Verband anzufragen, und versprach, die Machbarkeit zu prüfen. Dann jährt sich zum 70. Mal der Tag, an dem der Aufstand des Warschauer Ghettos begann.

"Der offene Rassismus im Fußballstadion ist weniger geworden"

Aktionen des Bündnisses "!Nie wieder" finden alljährlich rund um den 27. Januar statt, dem gesetzlichen Gedenktag für die Opfer des Holocaust. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau. Niersbach erzählt am Sonntag, dass er als junger Journalist erstmals Auschwitz besucht und wie sehr in dieses Erlebnis mitgenommen hatte.

Reinhard Rauball sagt: "Wir müssen den Schulterschluss der Demokraten weiter stärken", doch der Präsident von Borussia Dortmund bat auch um realistische Erwartungen an den Fußball. "Wir hatten vergangene Saison 1,4 Millionen Zuschauer beim BVB. Bei der letzten Kommunalwahl brachte es die NDP auf 1,8 Prozent. Die haben wir in Dortmund auch im Stadion." Dass es bisher nicht gelungen sei, ein Verbotsverfahren gegen die NPD einzuleiten, sei für ihn "persönlich enttäuschend" und "nicht akzeptabel", so Rauball in Frankfurt.

Lob spendet indess der Journalist Christoph Ruf, der schon zahlreiche Bücher ("Kurvenrebellen", "Ohne Fußball wär’n wir gar nicht hier") über die Schnittstelle von Politik und Fußball veröffentlicht hat und dessen Artikel unter anderem in der Süddeutschen Zeitung und auf Spiegel-Online erscheinen. "Es gibt im Fußball ein Bewussstein für die Erscheinungsformen und Ausprägungen des Rassismus und der Homophobie. Der offene Rassismus im Fußballstadion ist weniger geworden."