Nico Schulz: Der Tempomacher

Nico Schulz gehört zu den Aufsteigern im deutschen Fußball. Das liegt nicht nur am atemberaubenden Tempo, das der 26-Jährige auf der linken Seite entwickelt. In seinen bisher sieben Länderspielen bewies der gebürtige Berliner, dass er neben seiner Rolle als Vorbereiter weitere Qualitäten besitzt. DFB.de stellt den Neu-Dortmunder vor dem EM-Qualifikationsspiel am Dienstagabend (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Mainz gegen Estland vor.

Wer an seinem besonderen Tor "schuld" war, kam bei Nico Schulz wie aus der Pistole geschossen: "Marco Reus." Der Dortmunder kam am 24. März gegen die Niederlande in der Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam in der 88. Minute auf den Platz und besetzte für einige Minuten die Position auf dem linken Flügel, Schulz' Position. "Irgendwo musste ich ja hin", scherzte Schulz später, als er gefragt wurde, warum er sich auf einmal in der Zentrale herumgetrieben habe. Der "Vertriebene" suchte sich einen neuen "Platz", diesmal in der Mitte des Strafraumes, legte dann alles in seinen "rechten Huf" und traf zu seinem zweiten Länderspieltor – übrigens nach einem Zuspiel von Reus von links.

Der erste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden seit 1996 mit seinem entscheidenden Treffer zum 3:2 war der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. "Das heißt aber nicht, dass ich mich mit 26 Jahren nicht noch weiterentwickeln kann. Ich bin sicher noch nicht am Ende angelangt", sagt Schulz, der mit knapp 35 Stundenkilometern "Höchstgeschwindigkeit" zu den Schnellsten in der Bundesliga und der DFB-Auswahl zählt.

Fußball nicht mehr das Wichtigste

Siegtreffer für Deutschland scheinen zu einer Art Markenzeichen zu werden. Im Länderspiel gegen Peru im September 2018 in Sinsheim schlug Schulz das erste Mal als "Entscheider" zu. Als der Ball, diesmal ohne eindeutigen Passgeber, kurz vor Spielende bei ihm landete, schoss er ihn mit links ins Tor und sicherte dem deutschen Team einen verdienten 2:1-Erfolg. Es war seine Premiere in der A-Mannschaft - traumhafter kann man kaum in eine Länderspielkarriere starten.

Seither ist Schulz dabei, sich im A-Team zu etablieren. Und er weiß den Status quo zu schätzen. Umso mehr, weil sein Werdegang nicht immer gradlinig verlief. Es dauerte eine Weile, bis es "Klick" machte. Heute ist er mit aller Leidenschaft Profi. "Vor allem die Geburt meiner beiden Kinder hat meine Sicht der Dinge sehr verändert", sagt er. Fußball, sagt er, sei nicht mehr das Wichtigste, obwohl gerade er vieles seinem Job als Fußballprofi unterordnet. Und doch gibt ihm die Rolle als Familienvater eine neue Sicht und damit verbunden eine neue Leichtigkeit, die seinem Spiel sichtbar guttut.

Als großes Talent galt Schulz schon immer. Mit sieben Jahren wechselte er vom BSC Rehberge in die Akademie von Hertha BSC. Dort spielte er so auffallend, dass er mit 15 Jahren ein Angebot aus Liverpool erhielt. Schulz lehnt ab. Seinen Berliner Kiez zu verlassen, schien damals ausgeschlossen. So wurde er in der Hauptstadt zum Bundesliga-Spieler. Es folgten der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach, ein Kreuzbandriss und der Transfer zur TSG Hoffenheim. Das Vertrauen, das ihm Julian Nagelsmann in Hoffenheim entgegenbrachte, verlieh seiner Entwicklung enormen Auftrieb. Die Berufung in die Nationalmannschaft war die Konsequenz, sein Wechsel nach Dortmund ist der nächste Schritt. Zur neuen Saison könnte es deshalb nicht nur im Nationaltrikot, sondern auch bei den Schwarz-Gelben in Dortmund öfter passieren, dass Schulz trifft, wenn Reus liefert oder – wahrscheinlich häufiger - umgekehrt.

Schulz liebt die "besondere Atmosphäre"

An besondere Spiele, daraus macht Schulz kein Geheimnis, könnte er sich gewöhnen. "Wenn man sich das Trikot mit dem DFB-Emblem oder den Champions-League-Sticker überstreift, wenn unter der Woche abends das Flutlicht angeht und die Hymne gespielt wird, das versprüht einfach eine besondere Atmosphäre", sagt er.

Wo sein Platz ist, hat Schulz übrigens trotz Reus nicht vergessen. Tore schießen ist weiterhin okay, aber sein Hauptjob ist der des Spezialisten an der Seitenlinie. Dort hat er sich zu internationaler Klasse entwickelt und gehört zu denen, die Zuspiele von besonderer Güteklasse und seltener Präzision liefern. Die Vorlage zum 1:0 des DFB-Auswahl in Amsterdam, erzielt durch Leroy Sané, ist dafür ein gutes Beispiel. Ein Zuckerpass, zentimetergenau, auf dem Punkt, maßgeschneidert für einen erfolgreichen Abschluss.

Fortsetzung? Gern! Mittlerweile sieht sich Schulz für höhere Aufgaben gerüstet. "Ich bin reifer geworden, habe mich in Hoffenheim entwickelt. Ich bin nicht mehr der kleine Schulz, sondern habe dazugelernt", sagt er. Das schließt seinen neuen Klub ebenso ein wie die deutsche Nationalmannschaft. Schulz spürt die Verpflichtung, seinen Teil zum "neuen" Nationalteam beizutragen, auch, wenn er dafür – ab und zu wenigstens – den Platz vorrübergehend verlassen muss, den ihm Bundestrainer Joachim Löw eigentlich zugewiesen hat.

[dfb]

Nico Schulz gehört zu den Aufsteigern im deutschen Fußball. Das liegt nicht nur am atemberaubenden Tempo, das der 26-Jährige auf der linken Seite entwickelt. In seinen bisher sieben Länderspielen bewies der gebürtige Berliner, dass er neben seiner Rolle als Vorbereiter weitere Qualitäten besitzt. DFB.de stellt den Neu-Dortmunder vor dem EM-Qualifikationsspiel am Dienstagabend (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Mainz gegen Estland vor.

Wer an seinem besonderen Tor "schuld" war, kam bei Nico Schulz wie aus der Pistole geschossen: "Marco Reus." Der Dortmunder kam am 24. März gegen die Niederlande in der Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam in der 88. Minute auf den Platz und besetzte für einige Minuten die Position auf dem linken Flügel, Schulz' Position. "Irgendwo musste ich ja hin", scherzte Schulz später, als er gefragt wurde, warum er sich auf einmal in der Zentrale herumgetrieben habe. Der "Vertriebene" suchte sich einen neuen "Platz", diesmal in der Mitte des Strafraumes, legte dann alles in seinen "rechten Huf" und traf zu seinem zweiten Länderspieltor – übrigens nach einem Zuspiel von Reus von links.

Der erste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden seit 1996 mit seinem entscheidenden Treffer zum 3:2 war der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. "Das heißt aber nicht, dass ich mich mit 26 Jahren nicht noch weiterentwickeln kann. Ich bin sicher noch nicht am Ende angelangt", sagt Schulz, der mit knapp 35 Stundenkilometern "Höchstgeschwindigkeit" zu den Schnellsten in der Bundesliga und der DFB-Auswahl zählt.

Fußball nicht mehr das Wichtigste

Siegtreffer für Deutschland scheinen zu einer Art Markenzeichen zu werden. Im Länderspiel gegen Peru im September 2018 in Sinsheim schlug Schulz das erste Mal als "Entscheider" zu. Als der Ball, diesmal ohne eindeutigen Passgeber, kurz vor Spielende bei ihm landete, schoss er ihn mit links ins Tor und sicherte dem deutschen Team einen verdienten 2:1-Erfolg. Es war seine Premiere in der A-Mannschaft - traumhafter kann man kaum in eine Länderspielkarriere starten.

Seither ist Schulz dabei, sich im A-Team zu etablieren. Und er weiß den Status quo zu schätzen. Umso mehr, weil sein Werdegang nicht immer gradlinig verlief. Es dauerte eine Weile, bis es "Klick" machte. Heute ist er mit aller Leidenschaft Profi. "Vor allem die Geburt meiner beiden Kinder hat meine Sicht der Dinge sehr verändert", sagt er. Fußball, sagt er, sei nicht mehr das Wichtigste, obwohl gerade er vieles seinem Job als Fußballprofi unterordnet. Und doch gibt ihm die Rolle als Familienvater eine neue Sicht und damit verbunden eine neue Leichtigkeit, die seinem Spiel sichtbar guttut.

Als großes Talent galt Schulz schon immer. Mit sieben Jahren wechselte er vom BSC Rehberge in die Akademie von Hertha BSC. Dort spielte er so auffallend, dass er mit 15 Jahren ein Angebot aus Liverpool erhielt. Schulz lehnt ab. Seinen Berliner Kiez zu verlassen, schien damals ausgeschlossen. So wurde er in der Hauptstadt zum Bundesliga-Spieler. Es folgten der Wechsel zu Borussia Mönchengladbach, ein Kreuzbandriss und der Transfer zur TSG Hoffenheim. Das Vertrauen, das ihm Julian Nagelsmann in Hoffenheim entgegenbrachte, verlieh seiner Entwicklung enormen Auftrieb. Die Berufung in die Nationalmannschaft war die Konsequenz, sein Wechsel nach Dortmund ist der nächste Schritt. Zur neuen Saison könnte es deshalb nicht nur im Nationaltrikot, sondern auch bei den Schwarz-Gelben in Dortmund öfter passieren, dass Schulz trifft, wenn Reus liefert oder – wahrscheinlich häufiger - umgekehrt.

Schulz liebt die "besondere Atmosphäre"

An besondere Spiele, daraus macht Schulz kein Geheimnis, könnte er sich gewöhnen. "Wenn man sich das Trikot mit dem DFB-Emblem oder den Champions-League-Sticker überstreift, wenn unter der Woche abends das Flutlicht angeht und die Hymne gespielt wird, das versprüht einfach eine besondere Atmosphäre", sagt er.

Wo sein Platz ist, hat Schulz übrigens trotz Reus nicht vergessen. Tore schießen ist weiterhin okay, aber sein Hauptjob ist der des Spezialisten an der Seitenlinie. Dort hat er sich zu internationaler Klasse entwickelt und gehört zu denen, die Zuspiele von besonderer Güteklasse und seltener Präzision liefern. Die Vorlage zum 1:0 des DFB-Auswahl in Amsterdam, erzielt durch Leroy Sané, ist dafür ein gutes Beispiel. Ein Zuckerpass, zentimetergenau, auf dem Punkt, maßgeschneidert für einen erfolgreichen Abschluss.

Fortsetzung? Gern! Mittlerweile sieht sich Schulz für höhere Aufgaben gerüstet. "Ich bin reifer geworden, habe mich in Hoffenheim entwickelt. Ich bin nicht mehr der kleine Schulz, sondern habe dazugelernt", sagt er. Das schließt seinen neuen Klub ebenso ein wie die deutsche Nationalmannschaft. Schulz spürt die Verpflichtung, seinen Teil zum "neuen" Nationalteam beizutragen, auch, wenn er dafür – ab und zu wenigstens – den Platz vorrübergehend verlassen muss, den ihm Bundestrainer Joachim Löw eigentlich zugewiesen hat.

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