Meyer über Corona bei der EM: "Wir müssen wachsam bleiben"

Prof. Dr. Tim Meyer, Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft und Vorsitzender der Medizinischen Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ordnet im DFB.de-Kurzinterview die aktuelle Situation bei der EURO 2020 mit positiven Coronatests bei drei teilnehmenden Mannschaften ein.

DFB.de: Herr Professor Meyer, nach den Corona-Fällen in den Teams der Spanier und Schweden kam am Freitag noch die Nachricht von einem positiven Testergebnis in der russischen Mannschaft hinzu. Was bedeuten diese Fälle für die Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf das erste Gruppenspiel am Dienstag gegen Frankreich?

Tim Meyer: Diese Fälle sind eine Erinnerung daran, dass das Corona-Virus trotz der bei uns in Deutschland zum Glück günstigen Entwicklung nicht verschwunden ist. Sie sind eine Mahnung, sich weiter an alle immer noch nötigen Maßnahmen zu halten. Infektionen können weiterhin auftreten, auch wenn sich die pandemische Lage im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich verbessert hat. Wir müssen nach diesen Fällen nun nicht umsteuern und unsere Maßnahmen verschärfen, denn wir haben sie vor Monaten unter der Prämisse der Infektvermeidung abgestimmt und setzen sie wie geplant um. Wir müssen aber wachsam bleiben.

DFB.de: Die Spanier haben mitgeteilt, dass die Mannschaft am Freitag drei Tage vor ihrem Auftaktspiel gegen Schweden noch geimpft wurde. Warum haben Sie sich für einen anderen Weg entschieden?

Meyer: Auch die Spanier hatten sich offenbar zunächst entschieden, ihre Spieler nicht zu impfen, sonst hätten sie diese Impfung kaum so kurz vor dem ersten Spiel vorgenommen. Denn Nebenwirkungen sind nie gänzlich auszuschließen. Die Entscheidung der spanischen Ärzte scheint mir eher aus der aktuellen Lage heraus entstanden zu sein. Auch wir haben uns im Übrigen nicht entschlossen, gänzlich auf Impfungen zu verzichten, sondern in den Fällen, in denen es umsetzbar war und nicht der Priorisierung widersprach, die erste Impfung vornehmen zu lassen. Die garantiert zwar keinen vollständigen Impfschutz, aber immerhin einen gewissen, der auch schon viel wert ist. Die Spanier werden für die Dauer des Turniers auch keinen kompletten Schutz mehr erreichen. Sie haben aus meiner Sicht eine Risikoabwägung vorgenommen, die insbesondere von ihrer aktuellen Situation mit zwei positiven Spielern geprägt ist.

DFB.de: Sie haben schon während des Trainingslagers in Seefeld angekündigt, während des Turniers keine Spieler mehr impfen lassen zu wollen. Ihre Äußerungen wurden im Netz vereinzelt von Impfgegnern aufgegriffen und in einen falschen Zusammenhang gestellt. 

Meyer: Nebenwirkungen sind bei medizinischen Maßnahmen nahezu immer möglich. Da machen auch Impfungen keine Ausnahme. Wir haben im Hinblick auf Corona-Impfungen für die Sondersituation von Leistungssportlern während sportlicher Großereignisse, in diesem konkreten Fall also die Nationalspieler während der EURO, eine Abwägung vorgenommen, weil auch geringfügige Nebenwirkungen in derartigen Fällen problematischer sein können als in anderen Berufen. Ich befürworte Corona-Impfungen für die Bevölkerung ausdrücklich und betrachte sie als den entscheidenden Schritt aus der Pandemie. Mögliche Nebenwirkungen müssen Patienten und auch Sportlern vor jeder Impfung erläutert werden. Die für Sportlerimpfungen wichtigen Punkte habe ich gemeinsam mit Prof. Barbara Gärtner und dem Leitenden Olympiaarzt Prof. Bernd Wolfarth in einer Publikation in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin zusammengefasst. Wir haben dort aber auch eine klare Impfempfehlung für Sportler abgegeben.

[al]

Prof. Dr. Tim Meyer, Teamarzt der deutschen Nationalmannschaft und Vorsitzender der Medizinischen Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ordnet im DFB.de-Kurzinterview die aktuelle Situation bei der EURO 2020 mit positiven Coronatests bei drei teilnehmenden Mannschaften ein.

DFB.de: Herr Professor Meyer, nach den Corona-Fällen in den Teams der Spanier und Schweden kam am Freitag noch die Nachricht von einem positiven Testergebnis in der russischen Mannschaft hinzu. Was bedeuten diese Fälle für die Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf das erste Gruppenspiel am Dienstag gegen Frankreich?

Tim Meyer: Diese Fälle sind eine Erinnerung daran, dass das Corona-Virus trotz der bei uns in Deutschland zum Glück günstigen Entwicklung nicht verschwunden ist. Sie sind eine Mahnung, sich weiter an alle immer noch nötigen Maßnahmen zu halten. Infektionen können weiterhin auftreten, auch wenn sich die pandemische Lage im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich verbessert hat. Wir müssen nach diesen Fällen nun nicht umsteuern und unsere Maßnahmen verschärfen, denn wir haben sie vor Monaten unter der Prämisse der Infektvermeidung abgestimmt und setzen sie wie geplant um. Wir müssen aber wachsam bleiben.

DFB.de: Die Spanier haben mitgeteilt, dass die Mannschaft am Freitag drei Tage vor ihrem Auftaktspiel gegen Schweden noch geimpft wurde. Warum haben Sie sich für einen anderen Weg entschieden?

Meyer: Auch die Spanier hatten sich offenbar zunächst entschieden, ihre Spieler nicht zu impfen, sonst hätten sie diese Impfung kaum so kurz vor dem ersten Spiel vorgenommen. Denn Nebenwirkungen sind nie gänzlich auszuschließen. Die Entscheidung der spanischen Ärzte scheint mir eher aus der aktuellen Lage heraus entstanden zu sein. Auch wir haben uns im Übrigen nicht entschlossen, gänzlich auf Impfungen zu verzichten, sondern in den Fällen, in denen es umsetzbar war und nicht der Priorisierung widersprach, die erste Impfung vornehmen zu lassen. Die garantiert zwar keinen vollständigen Impfschutz, aber immerhin einen gewissen, der auch schon viel wert ist. Die Spanier werden für die Dauer des Turniers auch keinen kompletten Schutz mehr erreichen. Sie haben aus meiner Sicht eine Risikoabwägung vorgenommen, die insbesondere von ihrer aktuellen Situation mit zwei positiven Spielern geprägt ist.

DFB.de: Sie haben schon während des Trainingslagers in Seefeld angekündigt, während des Turniers keine Spieler mehr impfen lassen zu wollen. Ihre Äußerungen wurden im Netz vereinzelt von Impfgegnern aufgegriffen und in einen falschen Zusammenhang gestellt. 

Meyer: Nebenwirkungen sind bei medizinischen Maßnahmen nahezu immer möglich. Da machen auch Impfungen keine Ausnahme. Wir haben im Hinblick auf Corona-Impfungen für die Sondersituation von Leistungssportlern während sportlicher Großereignisse, in diesem konkreten Fall also die Nationalspieler während der EURO, eine Abwägung vorgenommen, weil auch geringfügige Nebenwirkungen in derartigen Fällen problematischer sein können als in anderen Berufen. Ich befürworte Corona-Impfungen für die Bevölkerung ausdrücklich und betrachte sie als den entscheidenden Schritt aus der Pandemie. Mögliche Nebenwirkungen müssen Patienten und auch Sportlern vor jeder Impfung erläutert werden. Die für Sportlerimpfungen wichtigen Punkte habe ich gemeinsam mit Prof. Barbara Gärtner und dem Leitenden Olympiaarzt Prof. Bernd Wolfarth in einer Publikation in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin zusammengefasst. Wir haben dort aber auch eine klare Impfempfehlung für Sportler abgegeben.

###more###