Khedira: "Nicht auf die Qualität verlassen"

Hinter Sami Khedira liegt die dritte Meisterschaft in Folge mit Juventus Turin, gefolgt von einem starken Trainingslager in Südtirol. Nun freut sich der zentrale Mittelfeldspieler, dass die WM 2018 für die Mannschaft am Sonntag (ab 17 Uhr, live im ZDF) mit dem Spiel gegen Mexiko beginnt. Und er auf seinen ehemaligen Teamkollegen Chicharito trifft. Mit DFB.de spricht der 31 Jahre alte Weltmeister über den Auftakt.

DFB.de: Herr Khedira, der kicker schreibt über Mexiko: "ein höchst unangenehmer Gegner, der sehr schwer zu schlagen ist". Wie stark sind die Mexikaner wirklich?

Sami Khedira: Spielerisch stark, giftig, das Wort "unangenehm" trifft es definitiv. Wir dürfen sie nicht unterschätzen, auch wenn wir sie letztes Jahr beim Confed Cup klar schlagen konnten. Wir nehmen diese Aufgabe sehr, sehr ernst - und noch mal ernster, weil es für uns das erste Spiel bei dieser WM sein wird. Wir wissen noch nicht genau, wo wir stehen, und wir wissen nicht genau, wie sie ins Turnier starten werden.

DFB.de: Ist die Psyche vor Auftaktspielen noch wichtiger als ohnehin beim Fußball?

Khedira: Es ist vergleichbar mit einem ersten Spiel nach einer langen Winterpause. Man hat sich lange vorbereitet, man hat alles getan, doch nur Wettkampf ist Wettkampf. Da helfen keine Trainingseinheiten und keine Testspiele. Aber ich kann auch sagen: Wir sind topvorbereitet. Ich hoffe, dass uns die Vorfreude aufs Turnier hilft. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer erfolgreiche erste Spiele. Probleme hatten wir eher im zweiten Gruppenspiel.

DFB.de: Seit Sie Nationalspieler sind, startete die Mannschaft immer mit einem Sieg ins Turnier. 2010 ein 4:0 über Australien, 2012 ein 1:0 gegen Portugal, 2014 ein 4:0 über Portugal und 2016 ein 2:0 über die Ukraine.

Khedira: Ich hoffe auf einen ähnlichen Start. (lacht) Ein Sieg im ersten Spiel ist schon wichtig, auch für den Teamgeist, das Selbstvertrauen. Von der Einstellung her wollen wir am Sonntag die Freude spüren und gleichzeitig einen klaren Kopf bewahren. Aber das gilt ja generell: Wer die wenigsten Fehler macht, gewinnt am Ende das Turnier. Wir müssen unser Spiel durchsetzen. Wir müssen auch mit einem gewissen Risiko spielen, ohne Angst, das ist wichtig.

DFB.de: Ist die "kleine Erbse" noch gefährlich?

Khedira: Ich habe ja mit Chicharito bei Real Madrid gespielt. Er ist ein Spieler, der nie aufgibt, er ist damit so etwas wie ein Symbol für die gesamte mexikanische Mannschaft. Er ist immer am Fighten, technisch beschlagen. Er mag ja unscheinbar wirken, aber hat unheimlich viel Qualität, ist giftig, aggressiv in den Zweikämpfen, hört nie auf zu laufen. Chicharito ist sicher das Aushängeschild der Mexikaner.

DFB.de: Wie sehen Sie den jungen Hirving Lozano, der mit seinen 19 Toren PSV Eindhoven in den Niederlanden zum Titel geschossen hat?

Khedira: Ich kenne ihn, aber noch nicht bis ins letzte Detail. Wir werden in den nächsten Tagen Videoausschnitte von allen mexikanischen Spielern bekommen und sie genau analysieren.

DFB.de: Belasten die Mannschaft noch die beiden schwächeren Spiele gegen Österreich und Saudi-Arabien?

Khedira: Definitiv nicht. Wir haben die Spiele besprochen, jetzt liegen sie hinter uns. Gegen Saudi-Arabien hätten wir drei oder vier Tore in der ersten Halbzeit machen müssen. Mit ein bisschen Glück machen wir die auch. Klar ist aber auch: So wie in der zweiten Halbzeit gegen Saudi-Arabien kann man sich nicht präsentieren. Jeder einzelne Spieler weiß: Wenn wir uns so etwas bei der WM leisten, scheiden wir aus. Mit einer anderen Spannung über 90 Minuten, nicht nur über 30 Minuten, schaut das ganz anders aus. Ich denke, jeder hat schon gesehen, was für ein Potenzial in unserer Mannschaft steckt.

DFB.de: Oft gestellte Frage in den vergangenen zwei Wochen: Müssen es besonders die Weltmeister richten?

Khedira: Die sind definitiv in der Verantwortung. Eine Mannschaft braucht Führung, eine Mannschaft braucht Köpfe. Wir haben mit Manuel Neuer einen Kapitän, der Verantwortung übernimmt, der ein Team führen kann. Er hat alle Erfolge errungen, die man erringen kann. Und auch im Team um ihn herum, also Mats Hummels, Jerome Boateng, Toni Kroos, Thomas Müller und ich, sind schon viele Charaktere dabei, die führen wollen, die führen können. Das ist unheimlich wichtig, denn wir haben auch ein unheimlich junges Team, mit großem Ehrgeiz, in dem aber auch Spieler Orientierung brauchen. Wir müssen es vorleben. Wir müssen noch mehr zu einer Einheit werden. Dafür sind vor allem die älteren Spieler verantwortlich.

DFB.de: Toni Kroos hat zuletzt mehrfach gefordert, die Mannschaft müsse einfach unangenehmer als Gegner werden. Hat er Recht?

Khedira: Wir haben extrem viel Qualität. Die Gefahr in solchen Momenten ist, dass man irgendwann anfängt zu denken: Wir sind Weltmeister, wir sind Confed-Cup-Sieger, wir haben Qualität, wir sind fußballerisch stark. Aber das Entscheidende wird sein, dass wir als Team agieren und diesen Hunger spüren. Diese paar letzten Prozent entscheiden Spiele und in der Summe Turniere. Wir dürfen uns nicht auf unsere Qualität verlassen. Die Jungs, gegen die wir spielen, werden im Spiel gegen den Weltmeister mehr laufen als sonst, sie werden giftiger und motivierter sein. Wenn wir nachlassen, gehen wir als Verlierer vom Platz. Aber, wie schon gesagt, wir haben viele Champions in dieser Mannschaft. Wir müssen auch gegenüber 2014 noch eine Schippe mehr drauflegen. Dann kann es klappen.

DFB.de: Wie frisch fühlen Sie sich? Immerhin haben Sie alleine 39 Pflichtspiele diese Saison für Juventus Turin bestritten, dazu kommen die Länderspiele.

Khedira: Wir hatten ja ein paar Tage frei nach der Saison, nicht so viel, aber drei Tage haben mir gereicht. Jetzt hatten wir zweieinhalb Wochen Vorbereitung, da konnte ich noch mal an gewissen Stellschrauben arbeiten, nicht an der Grundlagenausdauer, aber an der Intensität, Spritzigkeit, Power. Ich habe unheimlich viel Lust. Ich habe das Gefühl, dass mein Akku aufgeladen ist. Das Wichtigste ist immer der Kopf. Je älter ich werde, desto mehr genieße ich die großen Turniere. Ich weiß das alles schon zu schätzen.

DFB.de: Sie sprachen zuletzt darüber, dass es Ihnen körperlich richtig gut gehe.

Khedira: Ich habe viel gearbeitet in den vergangenen zwei Jahren. Damals gab es diesen kleinen Knick in meiner Karriere. Ich musste viel tun, um wieder auf mein Niveau zu kommen. Seit fast zwei Jahren fühle ich mich sehr leistungsfähig. Und ich ruhe mich nicht darauf aus. Ich habe jetzt die zweieinhalb Wochen noch mal sehr intensiv gearbeitet. Meine Vorfreude ist groß.

[th]

Hinter Sami Khedira liegt die dritte Meisterschaft in Folge mit Juventus Turin, gefolgt von einem starken Trainingslager in Südtirol. Nun freut sich der zentrale Mittelfeldspieler, dass die WM 2018 für die Mannschaft am Sonntag (ab 17 Uhr, live im ZDF) mit dem Spiel gegen Mexiko beginnt. Und er auf seinen ehemaligen Teamkollegen Chicharito trifft. Mit DFB.de spricht der 31 Jahre alte Weltmeister über den Auftakt.

DFB.de: Herr Khedira, der kicker schreibt über Mexiko: "ein höchst unangenehmer Gegner, der sehr schwer zu schlagen ist". Wie stark sind die Mexikaner wirklich?

Sami Khedira: Spielerisch stark, giftig, das Wort "unangenehm" trifft es definitiv. Wir dürfen sie nicht unterschätzen, auch wenn wir sie letztes Jahr beim Confed Cup klar schlagen konnten. Wir nehmen diese Aufgabe sehr, sehr ernst - und noch mal ernster, weil es für uns das erste Spiel bei dieser WM sein wird. Wir wissen noch nicht genau, wo wir stehen, und wir wissen nicht genau, wie sie ins Turnier starten werden.

DFB.de: Ist die Psyche vor Auftaktspielen noch wichtiger als ohnehin beim Fußball?

Khedira: Es ist vergleichbar mit einem ersten Spiel nach einer langen Winterpause. Man hat sich lange vorbereitet, man hat alles getan, doch nur Wettkampf ist Wettkampf. Da helfen keine Trainingseinheiten und keine Testspiele. Aber ich kann auch sagen: Wir sind topvorbereitet. Ich hoffe, dass uns die Vorfreude aufs Turnier hilft. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer erfolgreiche erste Spiele. Probleme hatten wir eher im zweiten Gruppenspiel.

DFB.de: Seit Sie Nationalspieler sind, startete die Mannschaft immer mit einem Sieg ins Turnier. 2010 ein 4:0 über Australien, 2012 ein 1:0 gegen Portugal, 2014 ein 4:0 über Portugal und 2016 ein 2:0 über die Ukraine.

Khedira: Ich hoffe auf einen ähnlichen Start. (lacht) Ein Sieg im ersten Spiel ist schon wichtig, auch für den Teamgeist, das Selbstvertrauen. Von der Einstellung her wollen wir am Sonntag die Freude spüren und gleichzeitig einen klaren Kopf bewahren. Aber das gilt ja generell: Wer die wenigsten Fehler macht, gewinnt am Ende das Turnier. Wir müssen unser Spiel durchsetzen. Wir müssen auch mit einem gewissen Risiko spielen, ohne Angst, das ist wichtig.

DFB.de: Ist die "kleine Erbse" noch gefährlich?

Khedira: Ich habe ja mit Chicharito bei Real Madrid gespielt. Er ist ein Spieler, der nie aufgibt, er ist damit so etwas wie ein Symbol für die gesamte mexikanische Mannschaft. Er ist immer am Fighten, technisch beschlagen. Er mag ja unscheinbar wirken, aber hat unheimlich viel Qualität, ist giftig, aggressiv in den Zweikämpfen, hört nie auf zu laufen. Chicharito ist sicher das Aushängeschild der Mexikaner.

DFB.de: Wie sehen Sie den jungen Hirving Lozano, der mit seinen 19 Toren PSV Eindhoven in den Niederlanden zum Titel geschossen hat?

Khedira: Ich kenne ihn, aber noch nicht bis ins letzte Detail. Wir werden in den nächsten Tagen Videoausschnitte von allen mexikanischen Spielern bekommen und sie genau analysieren.

DFB.de: Belasten die Mannschaft noch die beiden schwächeren Spiele gegen Österreich und Saudi-Arabien?

Khedira: Definitiv nicht. Wir haben die Spiele besprochen, jetzt liegen sie hinter uns. Gegen Saudi-Arabien hätten wir drei oder vier Tore in der ersten Halbzeit machen müssen. Mit ein bisschen Glück machen wir die auch. Klar ist aber auch: So wie in der zweiten Halbzeit gegen Saudi-Arabien kann man sich nicht präsentieren. Jeder einzelne Spieler weiß: Wenn wir uns so etwas bei der WM leisten, scheiden wir aus. Mit einer anderen Spannung über 90 Minuten, nicht nur über 30 Minuten, schaut das ganz anders aus. Ich denke, jeder hat schon gesehen, was für ein Potenzial in unserer Mannschaft steckt.

DFB.de: Oft gestellte Frage in den vergangenen zwei Wochen: Müssen es besonders die Weltmeister richten?

Khedira: Die sind definitiv in der Verantwortung. Eine Mannschaft braucht Führung, eine Mannschaft braucht Köpfe. Wir haben mit Manuel Neuer einen Kapitän, der Verantwortung übernimmt, der ein Team führen kann. Er hat alle Erfolge errungen, die man erringen kann. Und auch im Team um ihn herum, also Mats Hummels, Jerome Boateng, Toni Kroos, Thomas Müller und ich, sind schon viele Charaktere dabei, die führen wollen, die führen können. Das ist unheimlich wichtig, denn wir haben auch ein unheimlich junges Team, mit großem Ehrgeiz, in dem aber auch Spieler Orientierung brauchen. Wir müssen es vorleben. Wir müssen noch mehr zu einer Einheit werden. Dafür sind vor allem die älteren Spieler verantwortlich.

DFB.de: Toni Kroos hat zuletzt mehrfach gefordert, die Mannschaft müsse einfach unangenehmer als Gegner werden. Hat er Recht?

Khedira: Wir haben extrem viel Qualität. Die Gefahr in solchen Momenten ist, dass man irgendwann anfängt zu denken: Wir sind Weltmeister, wir sind Confed-Cup-Sieger, wir haben Qualität, wir sind fußballerisch stark. Aber das Entscheidende wird sein, dass wir als Team agieren und diesen Hunger spüren. Diese paar letzten Prozent entscheiden Spiele und in der Summe Turniere. Wir dürfen uns nicht auf unsere Qualität verlassen. Die Jungs, gegen die wir spielen, werden im Spiel gegen den Weltmeister mehr laufen als sonst, sie werden giftiger und motivierter sein. Wenn wir nachlassen, gehen wir als Verlierer vom Platz. Aber, wie schon gesagt, wir haben viele Champions in dieser Mannschaft. Wir müssen auch gegenüber 2014 noch eine Schippe mehr drauflegen. Dann kann es klappen.

DFB.de: Wie frisch fühlen Sie sich? Immerhin haben Sie alleine 39 Pflichtspiele diese Saison für Juventus Turin bestritten, dazu kommen die Länderspiele.

Khedira: Wir hatten ja ein paar Tage frei nach der Saison, nicht so viel, aber drei Tage haben mir gereicht. Jetzt hatten wir zweieinhalb Wochen Vorbereitung, da konnte ich noch mal an gewissen Stellschrauben arbeiten, nicht an der Grundlagenausdauer, aber an der Intensität, Spritzigkeit, Power. Ich habe unheimlich viel Lust. Ich habe das Gefühl, dass mein Akku aufgeladen ist. Das Wichtigste ist immer der Kopf. Je älter ich werde, desto mehr genieße ich die großen Turniere. Ich weiß das alles schon zu schätzen.

DFB.de: Sie sprachen zuletzt darüber, dass es Ihnen körperlich richtig gut gehe.

Khedira: Ich habe viel gearbeitet in den vergangenen zwei Jahren. Damals gab es diesen kleinen Knick in meiner Karriere. Ich musste viel tun, um wieder auf mein Niveau zu kommen. Seit fast zwei Jahren fühle ich mich sehr leistungsfähig. Und ich ruhe mich nicht darauf aus. Ich habe jetzt die zweieinhalb Wochen noch mal sehr intensiv gearbeitet. Meine Vorfreude ist groß.

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