Jürgen Kohler: Van-Basten-Duell Grundstein meiner Karriere

Jürgen Kohler liegt dieser Tage auf Sardinien in der Sonne, lässt es sich mit seiner Familie gut gehen und genießt in vollen Zügen seinen Urlaub. Aber auch wenn der Weltmeister von 1990 die Europameisterschaft in Portugal nur nebenbei verfolgt, wird er vor allem heute Abend mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Denn Deutschland gegen Niederlande hieß einige Jahre lang auch Jürgen Kohler gegen Marco van Basten.

"Natürlich erinnere ich mich an diese Zeit und diese verrückten Spiele, mit einem weinenden und einem lachenden Auge", berichtet Kohler im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid). "Wir haben uns bestimmt sieben bis acht heiße Duelle mit der Nationalmannschaft geliefert", sagt der einstige Vorzeige-Verteidiger und heutige Sportdirektor von Bayer Leverkusen zu den Auseinandersetzungen mit dem früheren Weltklassestürmer.

Aber nur zwei davon haben Geschichte geschrieben: 1988 wurde Kohler zum Depp der Nation, als er im EM-Halbfinale von Hamburg gegen den späteren Titelträger van Basten zwei Minuten vor Schluss den 2:1-Siegtreffer ermöglichte. Der frühere Milan-Star holte sich bei diesem Turnier anschließend auch mit fünf Treffern die EM-Torjägerkrone. Zuvor hatte "Kokser" bereits van Basten im Strafraum zu Fall gebracht, Ronald Koeman verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:1-Ausgleich im Volksparkstadion.

Persönliche Revanche bei der WM 1990

Zwei Jahre später gab es die persönliche Revanche, als van Basten im WM-Achtelfinale von Mailand gegen Kohler keinen Stich bekam und Deutschland auf dem Weg zu seinem dritten WM-Titel diese denkwürdige Partie mit der hässlichen Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen den heutigen Teamchef Rudi Völler 2:1 gewann. "Im Nachhinein ist alles gerecht gelaufen. Natürlich wäre ich gerne 1988 im eigenen Land Europameister geworden, aber die Holländer waren bei diesem Turnier nicht nur im Spiel gegen uns besser, sie sind auch verdient Europameister geworden", sagt Kohler, "1990 war es umgekehrt. Da waren wir die beste Mannschaft des Turniers und haben uns den WM-Titel redlich verdient."

Für den Champions-League-Sieger von 1997 (Borussia Dortmund) hat dieses Match eine ganz besondere Bedeutung. "Van Basten war sozusagen der Grundstein für meine erfolgreiche Karriere. Denn 1988 habe ich gemerkt, dass ich noch viel lernen muss, nach dem Spiel in Mailand stand mir dann zwei Jahre später die Tür zu den europäischen Spitzenklubs offen", erklärt Kohler, der 1991 von Bayern München nach Italien zu Juventus Turin in die Serie A wechselte, wo er ebenfalls noch des Öfteren auf den Milan-Torjäger van Basten traf.

Kohler: Verhältnis immer von Respekt geprägt

"Wir haben zwar heute keinen Kontakt mehr. Aber unser Verhältnis war immer von gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt, nicht nur im Sport", sagt Kohler, "auch privat hat nie einer schlecht über den anderen gesprochen." Van Basten lobte "Fußball-Gott" Kohler, der in seinen 105 Länderspielen nur einmal vom Platz gestellt wurde und nur neun Gelbe Karten gesehen hat, zwar immer als fairen Sportsmann, in einem FIFA-Interview Ende vergangenen Jahres trat er aber doch einmal kurz nach: "Es gab Spieler wie Kohler, die haben mich pro Spiel 10 bis 15 Mal gefoult. Zwar hat der Schiedsrichter meistens gepfiffen, aber jedesmal wurde ich um eine Chance gebracht. Das war nicht korrekt." [as]


[bild1]Jürgen Kohler liegt dieser Tage auf Sardinien in der Sonne, lässt es sich mit seiner Familie gut gehen und genießt in vollen Zügen seinen Urlaub. Aber auch wenn der Weltmeister von 1990 die Europameisterschaft in Portugal nur nebenbei verfolgt, wird er vor allem heute Abend mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Denn Deutschland gegen Niederlande hieß einige Jahre lang auch Jürgen Kohler gegen Marco van Basten.



"Natürlich erinnere ich mich an diese Zeit und diese verrückten
Spiele, mit einem weinenden und einem lachenden Auge", berichtet
Kohler im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid). "Wir haben uns bestimmt sieben bis acht heiße Duelle mit der Nationalmannschaft geliefert", sagt der einstige Vorzeige-Verteidiger und heutige Sportdirektor von Bayer Leverkusen zu den Auseinandersetzungen mit dem früheren Weltklassestürmer.



Aber nur zwei davon haben Geschichte geschrieben: 1988 wurde Kohler zum Depp der Nation, als er im EM-Halbfinale von Hamburg gegen den späteren Titelträger van Basten zwei Minuten vor Schluss den 2:1-Siegtreffer ermöglichte. Der frühere Milan-Star holte sich bei diesem Turnier anschließend auch mit fünf Treffern die EM-Torjägerkrone. Zuvor hatte "Kokser" bereits van Basten im Strafraum zu Fall gebracht, Ronald Koeman verwandelte den fälligen Elfmeter zum 1:1-Ausgleich im Volksparkstadion.



Persönliche Revanche bei der WM 1990



Zwei Jahre später gab es die persönliche Revanche, als van Basten im WM-Achtelfinale von Mailand gegen Kohler keinen Stich
bekam und Deutschland auf dem Weg zu seinem dritten WM-Titel diese denkwürdige Partie mit der hässlichen Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen den heutigen Teamchef Rudi Völler 2:1 gewann. "Im Nachhinein ist alles gerecht gelaufen. Natürlich wäre ich gerne 1988 im eigenen Land Europameister geworden, aber die Holländer waren bei diesem Turnier nicht nur im Spiel gegen uns besser, sie sind auch verdient Europameister geworden", sagt Kohler, "1990 war es umgekehrt. Da waren wir die beste Mannschaft des Turniers und haben uns den WM-Titel redlich verdient."



[bild2]Für den Champions-League-Sieger von 1997 (Borussia Dortmund) hat dieses Match eine ganz besondere Bedeutung. "Van Basten war sozusagen der Grundstein für meine erfolgreiche Karriere. Denn 1988 habe ich gemerkt, dass ich noch viel lernen muss, nach dem Spiel in Mailand stand mir dann zwei Jahre später die Tür zu den
europäischen Spitzenklubs offen", erklärt Kohler, der 1991 von
Bayern München nach Italien zu Juventus Turin in die Serie A
wechselte, wo er ebenfalls noch des Öfteren auf den Milan-Torjäger van Basten traf.



Kohler: Verhältnis immer von Respekt geprägt



"Wir haben zwar heute keinen Kontakt mehr. Aber unser Verhältnis war immer von gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt, nicht nur im Sport", sagt Kohler, "auch privat hat nie einer schlecht über den anderen gesprochen." Van
Basten lobte "Fußball-Gott" Kohler, der in seinen 105 Länderspielen nur einmal vom Platz gestellt wurde und nur neun Gelbe Karten gesehen hat, zwar immer als fairen Sportsmann, in einem FIFA-Interview Ende vergangenen Jahres trat er aber doch einmal kurz nach: "Es gab Spieler wie Kohler, die haben mich pro Spiel 10 bis 15 Mal gefoult. Zwar hat der Schiedsrichter meistens gepfiffen, aber jedesmal wurde ich um eine Chance gebracht. Das war nicht korrekt."