Joachim Löw: "Wir wollen die Fans wieder hinter uns bringen"

Zum letzten Mal hat Bundestrainer Joachim Löw ein Turnieraufgebot der Nationalmannschaft berufen. Nach der Nominierung des 26-köpfigen Kaders für die EURO 2020 27 Tage vor dem Auftaktspiel gegen Weltmeister Frankreich am 15. Juni (ab 21 Uhr) in München hat der 61 Jahre alte Weltmeistercoach über die Kaderfindung vor einem großen Turnier gesprochen. Zusammen mit Manuel Neuer und Jonas Hofmann hat er in der Videokonferenz auch Fragen von Fans beantwortet.

Joachim Löw über...

... die Torhüter: Es war für uns bedauerlich, als Marc-André ter Stegen uns von seinen Problemen mit der Patellasehne unterrichtet hat. Auf der einen Seite ist es bedauerlich für ihn und uns, weil wir wissen, dass er in den vergangenen Jahren beim FC Barcelona großartige Leistungen gezeigt hat. Es ist schade für uns alle, dass er das Turnier verpasst, auf der anderen Seite muss man sagen, dass wir hinter Manuel Neuer zwei klasse Torhüter haben, denen wir absolut vertrauen.

... die Abwehrspieler: Mats Hummels ist nach längerer Zeit wieder dabei. Den Umbruch völlig abzubrechen, macht wenig Sinn, man kann ihn aber unterbrechen. Wir waren in der Defensive zuletzt nicht immer stabil genug, vielleicht hat ein bisschen Erfahrung gefehlt. Wir haben Mats aus absoluter Überzeugung nominiert, weil er guten Einfluss auf andere Spieler hat, gut organisieren kann und schon einige Turniere gespielt hat. Er weiß, wie man Spiele in Turnieren angeht und mit Problemen umgeht. Antonio Rüdiger hat erfreulich viele Spiele mit hoher Qualität gemacht. Robin Gosens stellt in Italien auch immer wieder seine Torjägerqualitäten unter Beweis. Matthias Ginter, Robin Koch und Niklas Süle sind schon länger dabei. Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg haben mit Leipzig einiges an Erfahrung gesammelt. Christian Günter ist ein Spieler, den ich in Freiburg immer mal wieder gesehen habe. Er hat eine tolle Entwicklung in den vergangenen zwei, drei Jahren durchlaufen, ist in vielen Bereichen immer besser geworden. Er hat eine gute Dynamik, offensiv wie defensiv, und bringt immer viel Energie ins Spiel - und auch eine gewisse Torgefahr.

... die Mittelfeldspieler und Angreifer: Wir sind dort sehr gut aufgestellt. Da sind die Stützen, die schon lange dabei sind wie Ilkay Gündogan und Toni Kroos, der leider an Covid-19 erkrankt ist. Aber wir gehen davon aus, dass Toni zum Turnierstart rechtzeitig wieder fit sein wird. Dann Spieler wie Leon Goretzka und Emre Can, die nicht nur gute Technik, sondern auch gute Physis mitbringen. Joshua Kimmich, der Führungsqualität und Mentalität mitbringt. Vorne gibt es viele unterschiedliche Typen, schnelle Spieler, die im Eins-gegen-Eins stark sind, wie Timo Werner und Leroy Sané. Ganz junge wie Kai Havertz. Wir haben uns entschlossen, Kevin Volland dazuzuholen, nachdem wir in der Saison gesehen haben, was er in Monaco geleistet hat. Er macht körperlich einen sehr starken Eindruck, ist durchsetzungsstark und kann uns damit bereichern.

... Thomas Müller und Mats Hummels: Es war 2018 der Zeitpunkt, den jungen Spielern den Raum und die Zeit zu geben, sich zu entwickeln. 2010 hatten wir auch einen großen Umbruch gehabt, und haben ein begeisterndes WM-Turnier gespielt. Es war so, dass wir unsere Ziele 2019/2020 nicht so erreicht haben und diese Entwicklung nicht so vorangeschritten ist, wie vorgestellt. Das Turnier steht über allem, ein erfolgreiches Turnier ist extrem wichtig, deswegen haben wir uns entschieden, Hummels und Müller zurückzuholen, die auch eine starke Saison gespielt haben und der Mannschaft auch in punkto Führung einiges geben können. Sie kennen unsere Denkweise und Philosophie, sind in der Mannschaft respektiert und akzeptiert. Wir haben uns auch über Jérôme Boateng Gedanken gemacht. Ich habe den allergrößten Respekt vor ihm, er hat extrem viel für Deutschland geleistet und auch in der vergangenen Saison einen sehr starken Anteil bei den Bayern gehabt. Wir haben aber Spieler, die bei uns in der Abwehr gute Leistungen gezeigt haben, und uns deshalb entschieden, nur Mats Hummels zurückzuholen.

... die Entscheidungsfindung: Es war auf jeden Fall eine sehr intensive Zeit, in der wir die letzten anderthalb Jahre analysiert haben und auch die Vorbereitung organisiert haben, logistisch wie auch inhaltlich. Wir haben viele Stunden gemeinsam verbracht und diskutiert. Wir haben gesagt, dass wir alles nochmals überprüfen, jeden Stein umdrehen und jeden einzelnen Spieler im Detail durchgehen wollen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Es waren eine Reihe von Kriterien, die Spiele, die bei der Nationalmannschaft gemacht wurden, wie sich die Spieler gezeigt haben, wie sie die Anforderungen und Aufgaben auf den Positionen erfüllt haben. Wir haben viele Beobachtungen in den Vereinen vorgenommen, Spielbeobachtungen im Ausland fielen in letzter Zeit ja leider weg, aber wir haben die Spieler über Aufnahmen gesehen. Es geht auch darum, wie die Spielidee aussieht, was Spieler auf den einzelnen Positionen leisten können, wie die Anforderungen aussehen. Wichtig ist, dass man Positionen für ein Turnier doppelt besetzt. Man muss auch sehen, wie insgesamt die Energie in der Mannschaft und wie hoch die Frusttoleranz der Spieler ist, die am Anfang nicht zum Einsatz kommen. All das spielt eine Rolle, die aktuelle Form und Verletzungen sowieso. Die Entscheidungen werden im Sinne des Erfolges getroffen, ihm ist alles untergeordnet. Eine spezielle Herausforderung war und ist es zudem, mit der Pandemie umzugehen. Wir hatten uns Ende 2018 einige Dinge vorgenommen, aber aufgrund der ganzen Situation sind die nicht alle zum Abschluss gebracht worden.

... den größeren Kader: Grundsätzlich ist das eine vernünftige Entscheidung der UEFA. In den vergangenen Monaten haben wir immer wieder erlebt, dass Spieler aufgrund von Covid-Erkrankungen kurzfristig ausgefallen sind. Die Regelung macht Sinn, wir haben aber darauf verzichtet, noch mehr Spieler mitzunehmen, weil wir der Meinung sind, dass 26 Spieler ausreichen. Die Herausforderung ist, dass es es weiterhin nur 23 Spieler auf den Spielberichtsbogen schaffen, drei werden also auf der Tribüne sitzen. Da macht man sich als Trainer auch Gedanken, weil die Energie bei denen, die nicht zum Einsatz kommen, auf allerhöchster Stufe bleiben soll.

... das Trainingslager: Wir wissen, dass die Spieler aus dem Champions-League-Finale (Ilkay Gündogan von Manchester City sowie Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner vom FC Chelsea; Anm. d. Red.) später kommen, aber man wünscht ihnen auch, in so einem Spiel zu stehen. Wir brauchen Spieler, die geistig und körperlich mit großer Frische kommen. Die Spieler kommen nicht total überbelastet aus der Saison, das heißt, die Intensität wird hochgefahren, die wir im März nicht so einbringen konnten. Wichtige Themen im Trainingslager sind auch die defensive Ordnung und offensive Möglichkeiten, schwerpunktmäßig bei einem Turnier viel stärker als sonst auch die Standardsituationen. Und ein weiterer Punkt ist das Teambulding.

... Hoffnungen und Erwartungen: Wir wollen die Fans wieder hinter uns bringen und vom deutschen Fußball überzeugen. Seit 2018 waren wir wirklich in einem Wellenbad der Gefühle. Wir sind bei der WM nach vielen Turnieren in der Weltspitze in der Vorrunde ausgeschieden und waren alle zutiefst enttäuscht. In der Nations League haben wir auch nicht die Ergebnisse erzielt, dann kamen die Schwierigkeiten mit der Pandemie und Ergebnissen, die für viele nicht zufriedenstellend waren. Es gibt solche Phasen in der Entwicklung einer Mannschaft, die man durchstehen muss. Wir wissen schon, dass wir die Fans wieder überzeugen müssen. Wir wollen eine Mannschaft, die vor Energie und Spielfreude sprüht, die als Einheit auf dem Platz steht, mit der sich die Fans identifizieren. So wie ich die Mannschaft im März erlebt habe, spürt man, dass die Spieler bei dem Turnier bereit sind, etwas zu reißen. Sie haben echt Bock, für die Nationalmannschaft zu spielen, sind bereit, alles zu investieren. Das Ziel ist immer, möglichst weit zu kommen. Wir zählen aber nicht zu den absoluten Favoriten. Wichtig ist es bei einem Turnier, dass man jedes Spiel konzentriert angeht, jedes Spiel ist ein K.o.-Spiel, das erste gegen Frankreich sowieso. Wir müssen uns total fokussieren und jedes Spiel so angehen, als wäre es das allerwichtigste. Wenn wir dann in einen guten Flow kommen, ist für unsere Mannschaft alles möglich.

... den Einfluss möglicher Zuschauer bei der EURO: Wir haben lange genug erlebt, dass die Stadien leer waren. Zum Fußball gehören Emotionen, Anfeuerung, Beifall, Pfiffe, Gesänge genauso wie der Ball. Wir freuen uns, wenn es so käme, dass bei der EURO ein Teil Zuschauer zugelassen wird. Das hilft einer Mannschaft und beflügelt sie.

Manuel Neuer über...

... die Turniervorbereitung: So lange haben wir nicht Zeit, bis das Turnier startet, es ist sicher schon in den Köpfen. Wir beim FC Bayern nehmen noch die Meisterschale entgegen und verabschieden ein paar Spieler und Trainer - dann bereiten wir uns körperlich auf die EM vor und freuen uns alle darauf.

... Zuschauer bei der EURO: Es würde auf jeden Fall einen Push geben. Je mehr im Stadion sind, desto besser ist es für die Atmosphäre. Wir spielen für unsere Fans und freuen uns über den Support, wenn das möglich ist.

Jonas Hofmann über...

... seine Nominierung: Es war natürlich grandios für mich. Es ist sensationell, dabei sein zu dürfen. Es ist mein erstes großes Turnier. Den Sprung geschafft zu haben, zeigt die Wertschätzung, die ich beim Bundestrainer habe. Ich versuche, der Mannschaft so weit es geht zu helfen - und möglichst weit zu kommen.

... seine emotionale Vorbereitung: Da sind viele Emotionen dabei. Große Turniere hat man nicht alle Jahre. Wir sind heiß darauf, es auch im Turnier weit zu bringen. Wir haben jetzt noch ein Bundesligaspiel vor der Brust, ein paar Tage frei und treffen uns dann mit der Nationalmannschaft. Es geht darum, Abläufe zu trainieren und bestmöglich vorbereitet zu sein. Wir spielen ja mit Frankreich gleich gegen eine große Mannschaft, die viel Qualität hat.

[dfb]

Zum letzten Mal hat Bundestrainer Joachim Löw ein Turnieraufgebot der Nationalmannschaft berufen. Nach der Nominierung des 26-köpfigen Kaders für die EURO 2020 27 Tage vor dem Auftaktspiel gegen Weltmeister Frankreich am 15. Juni (ab 21 Uhr) in München hat der 61 Jahre alte Weltmeistercoach über die Kaderfindung vor einem großen Turnier gesprochen. Zusammen mit Manuel Neuer und Jonas Hofmann hat er in der Videokonferenz auch Fragen von Fans beantwortet.

Joachim Löw über...

... die Torhüter: Es war für uns bedauerlich, als Marc-André ter Stegen uns von seinen Problemen mit der Patellasehne unterrichtet hat. Auf der einen Seite ist es bedauerlich für ihn und uns, weil wir wissen, dass er in den vergangenen Jahren beim FC Barcelona großartige Leistungen gezeigt hat. Es ist schade für uns alle, dass er das Turnier verpasst, auf der anderen Seite muss man sagen, dass wir hinter Manuel Neuer zwei klasse Torhüter haben, denen wir absolut vertrauen.

... die Abwehrspieler: Mats Hummels ist nach längerer Zeit wieder dabei. Den Umbruch völlig abzubrechen, macht wenig Sinn, man kann ihn aber unterbrechen. Wir waren in der Defensive zuletzt nicht immer stabil genug, vielleicht hat ein bisschen Erfahrung gefehlt. Wir haben Mats aus absoluter Überzeugung nominiert, weil er guten Einfluss auf andere Spieler hat, gut organisieren kann und schon einige Turniere gespielt hat. Er weiß, wie man Spiele in Turnieren angeht und mit Problemen umgeht. Antonio Rüdiger hat erfreulich viele Spiele mit hoher Qualität gemacht. Robin Gosens stellt in Italien auch immer wieder seine Torjägerqualitäten unter Beweis. Matthias Ginter, Robin Koch und Niklas Süle sind schon länger dabei. Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg haben mit Leipzig einiges an Erfahrung gesammelt. Christian Günter ist ein Spieler, den ich in Freiburg immer mal wieder gesehen habe. Er hat eine tolle Entwicklung in den vergangenen zwei, drei Jahren durchlaufen, ist in vielen Bereichen immer besser geworden. Er hat eine gute Dynamik, offensiv wie defensiv, und bringt immer viel Energie ins Spiel - und auch eine gewisse Torgefahr.

... die Mittelfeldspieler und Angreifer: Wir sind dort sehr gut aufgestellt. Da sind die Stützen, die schon lange dabei sind wie Ilkay Gündogan und Toni Kroos, der leider an Covid-19 erkrankt ist. Aber wir gehen davon aus, dass Toni zum Turnierstart rechtzeitig wieder fit sein wird. Dann Spieler wie Leon Goretzka und Emre Can, die nicht nur gute Technik, sondern auch gute Physis mitbringen. Joshua Kimmich, der Führungsqualität und Mentalität mitbringt. Vorne gibt es viele unterschiedliche Typen, schnelle Spieler, die im Eins-gegen-Eins stark sind, wie Timo Werner und Leroy Sané. Ganz junge wie Kai Havertz. Wir haben uns entschlossen, Kevin Volland dazuzuholen, nachdem wir in der Saison gesehen haben, was er in Monaco geleistet hat. Er macht körperlich einen sehr starken Eindruck, ist durchsetzungsstark und kann uns damit bereichern.

... Thomas Müller und Mats Hummels: Es war 2018 der Zeitpunkt, den jungen Spielern den Raum und die Zeit zu geben, sich zu entwickeln. 2010 hatten wir auch einen großen Umbruch gehabt, und haben ein begeisterndes WM-Turnier gespielt. Es war so, dass wir unsere Ziele 2019/2020 nicht so erreicht haben und diese Entwicklung nicht so vorangeschritten ist, wie vorgestellt. Das Turnier steht über allem, ein erfolgreiches Turnier ist extrem wichtig, deswegen haben wir uns entschieden, Hummels und Müller zurückzuholen, die auch eine starke Saison gespielt haben und der Mannschaft auch in punkto Führung einiges geben können. Sie kennen unsere Denkweise und Philosophie, sind in der Mannschaft respektiert und akzeptiert. Wir haben uns auch über Jérôme Boateng Gedanken gemacht. Ich habe den allergrößten Respekt vor ihm, er hat extrem viel für Deutschland geleistet und auch in der vergangenen Saison einen sehr starken Anteil bei den Bayern gehabt. Wir haben aber Spieler, die bei uns in der Abwehr gute Leistungen gezeigt haben, und uns deshalb entschieden, nur Mats Hummels zurückzuholen.

... die Entscheidungsfindung: Es war auf jeden Fall eine sehr intensive Zeit, in der wir die letzten anderthalb Jahre analysiert haben und auch die Vorbereitung organisiert haben, logistisch wie auch inhaltlich. Wir haben viele Stunden gemeinsam verbracht und diskutiert. Wir haben gesagt, dass wir alles nochmals überprüfen, jeden Stein umdrehen und jeden einzelnen Spieler im Detail durchgehen wollen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Es waren eine Reihe von Kriterien, die Spiele, die bei der Nationalmannschaft gemacht wurden, wie sich die Spieler gezeigt haben, wie sie die Anforderungen und Aufgaben auf den Positionen erfüllt haben. Wir haben viele Beobachtungen in den Vereinen vorgenommen, Spielbeobachtungen im Ausland fielen in letzter Zeit ja leider weg, aber wir haben die Spieler über Aufnahmen gesehen. Es geht auch darum, wie die Spielidee aussieht, was Spieler auf den einzelnen Positionen leisten können, wie die Anforderungen aussehen. Wichtig ist, dass man Positionen für ein Turnier doppelt besetzt. Man muss auch sehen, wie insgesamt die Energie in der Mannschaft und wie hoch die Frusttoleranz der Spieler ist, die am Anfang nicht zum Einsatz kommen. All das spielt eine Rolle, die aktuelle Form und Verletzungen sowieso. Die Entscheidungen werden im Sinne des Erfolges getroffen, ihm ist alles untergeordnet. Eine spezielle Herausforderung war und ist es zudem, mit der Pandemie umzugehen. Wir hatten uns Ende 2018 einige Dinge vorgenommen, aber aufgrund der ganzen Situation sind die nicht alle zum Abschluss gebracht worden.

... den größeren Kader: Grundsätzlich ist das eine vernünftige Entscheidung der UEFA. In den vergangenen Monaten haben wir immer wieder erlebt, dass Spieler aufgrund von Covid-Erkrankungen kurzfristig ausgefallen sind. Die Regelung macht Sinn, wir haben aber darauf verzichtet, noch mehr Spieler mitzunehmen, weil wir der Meinung sind, dass 26 Spieler ausreichen. Die Herausforderung ist, dass es es weiterhin nur 23 Spieler auf den Spielberichtsbogen schaffen, drei werden also auf der Tribüne sitzen. Da macht man sich als Trainer auch Gedanken, weil die Energie bei denen, die nicht zum Einsatz kommen, auf allerhöchster Stufe bleiben soll.

... das Trainingslager: Wir wissen, dass die Spieler aus dem Champions-League-Finale (Ilkay Gündogan von Manchester City sowie Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner vom FC Chelsea; Anm. d. Red.) später kommen, aber man wünscht ihnen auch, in so einem Spiel zu stehen. Wir brauchen Spieler, die geistig und körperlich mit großer Frische kommen. Die Spieler kommen nicht total überbelastet aus der Saison, das heißt, die Intensität wird hochgefahren, die wir im März nicht so einbringen konnten. Wichtige Themen im Trainingslager sind auch die defensive Ordnung und offensive Möglichkeiten, schwerpunktmäßig bei einem Turnier viel stärker als sonst auch die Standardsituationen. Und ein weiterer Punkt ist das Teambulding.

... Hoffnungen und Erwartungen: Wir wollen die Fans wieder hinter uns bringen und vom deutschen Fußball überzeugen. Seit 2018 waren wir wirklich in einem Wellenbad der Gefühle. Wir sind bei der WM nach vielen Turnieren in der Weltspitze in der Vorrunde ausgeschieden und waren alle zutiefst enttäuscht. In der Nations League haben wir auch nicht die Ergebnisse erzielt, dann kamen die Schwierigkeiten mit der Pandemie und Ergebnissen, die für viele nicht zufriedenstellend waren. Es gibt solche Phasen in der Entwicklung einer Mannschaft, die man durchstehen muss. Wir wissen schon, dass wir die Fans wieder überzeugen müssen. Wir wollen eine Mannschaft, die vor Energie und Spielfreude sprüht, die als Einheit auf dem Platz steht, mit der sich die Fans identifizieren. So wie ich die Mannschaft im März erlebt habe, spürt man, dass die Spieler bei dem Turnier bereit sind, etwas zu reißen. Sie haben echt Bock, für die Nationalmannschaft zu spielen, sind bereit, alles zu investieren. Das Ziel ist immer, möglichst weit zu kommen. Wir zählen aber nicht zu den absoluten Favoriten. Wichtig ist es bei einem Turnier, dass man jedes Spiel konzentriert angeht, jedes Spiel ist ein K.o.-Spiel, das erste gegen Frankreich sowieso. Wir müssen uns total fokussieren und jedes Spiel so angehen, als wäre es das allerwichtigste. Wenn wir dann in einen guten Flow kommen, ist für unsere Mannschaft alles möglich.

... den Einfluss möglicher Zuschauer bei der EURO: Wir haben lange genug erlebt, dass die Stadien leer waren. Zum Fußball gehören Emotionen, Anfeuerung, Beifall, Pfiffe, Gesänge genauso wie der Ball. Wir freuen uns, wenn es so käme, dass bei der EURO ein Teil Zuschauer zugelassen wird. Das hilft einer Mannschaft und beflügelt sie.

Manuel Neuer über...

... die Turniervorbereitung: So lange haben wir nicht Zeit, bis das Turnier startet, es ist sicher schon in den Köpfen. Wir beim FC Bayern nehmen noch die Meisterschale entgegen und verabschieden ein paar Spieler und Trainer - dann bereiten wir uns körperlich auf die EM vor und freuen uns alle darauf.

... Zuschauer bei der EURO: Es würde auf jeden Fall einen Push geben. Je mehr im Stadion sind, desto besser ist es für die Atmosphäre. Wir spielen für unsere Fans und freuen uns über den Support, wenn das möglich ist.

Jonas Hofmann über...

... seine Nominierung: Es war natürlich grandios für mich. Es ist sensationell, dabei sein zu dürfen. Es ist mein erstes großes Turnier. Den Sprung geschafft zu haben, zeigt die Wertschätzung, die ich beim Bundestrainer habe. Ich versuche, der Mannschaft so weit es geht zu helfen - und möglichst weit zu kommen.

... seine emotionale Vorbereitung: Da sind viele Emotionen dabei. Große Turniere hat man nicht alle Jahre. Wir sind heiß darauf, es auch im Turnier weit zu bringen. Wir haben jetzt noch ein Bundesligaspiel vor der Brust, ein paar Tage frei und treffen uns dann mit der Nationalmannschaft. Es geht darum, Abläufe zu trainieren und bestmöglich vorbereitet zu sein. Wir spielen ja mit Frankreich gleich gegen eine große Mannschaft, die viel Qualität hat.

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