Heute vor 70 Jahren: Der DFB ist zurück

Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches zerbrachen auch seine Institutionen, die im Zusammenspiel mit den alliierten Besatzungsmächten erst nach und nach wiederauferstanden. Das traf auch den Sport und natürlich den Fußball. Der Ball rollte zwar schon im Herbst 1945 in manchen Landesteilen wieder, die ersten Oberligen wurden gegründet und der 1. FC Nürnberg 1948 erster Deutscher Nachkriegsmeister. Nur den DFB, in der NS-Zeit ohnehin im Reichsbund für Leibesübungen aufgegangen, gab es auch vier Jahre nach Kriegsende nicht. Erst heute vor 70 Jahren, am 21. Januar 1950, wurde er offiziell wiedergegründet; "in aller Stille", wie es im Jubiläumsbuch des DFB 1950 heißt. In der Tat gab es weder in den Tageszeitungen noch in der Fachpresse eine entsprechende Notiz - geschweige denn Artikel - über den formalen Gründungsakt des heute größten Sportverbandes der Welt.

Warum? Vielleicht weil die Gründung keinen mehr überraschte. Für viele war der Verband ohnehin längst wieder existent, hatten sich doch die führenden Fußballfunktionäre der Landesverbände schon am 10. Juli 1949 im Stuttgarter Staatstheater zu diesem Zwecke getroffen und die Neugründung des DFB mit einem Festakt proklamiert. Offiziell war es der erste Nachkriegsbundestag des DFA (Deutscher Fußballausschuss), dessen Teilnehmer eine einstimmige Resolution verabschiedeten, dass der DFA die Gründung des DFB vorbereiten solle. Nur die sowjetisch besetzte Zone schickte keine Vertreter, aber auch die übrigen konnten noch keine Fakten schaffen – nur die Linie vorgeben.

Gründung mit Hindernissen

Es gab ja noch nicht mal eine Bundesregierung (erst ab 20. September 1949), die Genehmigung für die DFB-Gründung mussten die Besatzungsmächte erteilen – und die lag nicht vor. So musste der formale Gründungsakt noch etwas warten. Die Gelegenheit dazu ergab sich auf der Arbeitstagung der DFA (die ersten regionalen Landesverbände existierten schon) in Stuttgart, wo es auch um die Selbständigkeit der Verbände in der Vertragsspielerfrage ging. Das Ansinnen lehnte der künftige DFB ab, und so fand das Thema mehr Niederschlag in der Presse als die rechtsverbindliche Wiedergründung des DFB, die gerade noch rechtzeitig vor der Jubiläumsgala am 28. Januar 1950 in Stuttgart (50 Jahre nach der Gründung anno 1900) erfolgte. Motto: Erst die Gründung, dann die Gala.

Etwas ausführlicher nahm sich Carl Koppehel in seiner "Geschichte des Deutschen Fußballsports" der Wiedergründung an. "Ein halbes Jahr später, sieben Tage vor dem 50-jährigen Jubiläum, am 21. Januar 1950, wurde der Deutsche Fußball-Bund dann endgültig wieder begründet. An seine Spitze stellte das Vertrauen der Tagung Dr. Bauwens. Ihm zur Seite standen Hans Huber, Carl Arpe, Martin Stock, Dr. Heino Eckert, Dr. Karl Zimmermann, Karl Müller und Dr. Fritz Walter." Sie alle waren Männer der ersten Stunde oder in diesem Fall besser: Männer der Stunde Null.

102.000 Zuschauer bei erstem Länderspiel

Koppehel führte weiter aus: "Die Vertreter der Verbände waren nach Stuttgart berufen, um in einer Arbeitstagung die Probleme zu besprechen, die auf Lösung hindrängten. Nach arbeitsreichen Stunden wurde der DFB aus der Taufe gehoben und in einer öffentlichen Tagung diese Tatsache als vollzogen verkündet." Ein historischer Moment, denn "es war notwendig, dem Fußballsport eine feste organisatorische Grundlage zu geben, um bei der Entwicklung den sportlichen Wert zu sichern." Vereint hatte man eine stärkere Stimme im Austausch mit den Behörden und im zu gründenden Deutschen Sport-Bund, der 1951 wiedererstand.

Nun ging es voran. Am 22. Juni 1950 wurde die DFB-Aufnahme in der FIFA auf die Tagesordnung des Kongresses genommen, im September gab sie grünes Licht. Deutschland durfte wieder Länderspiele austragen – das erste am 22. November 1950 in der ersten Heimat des neuen DFB. In Stuttgart wurde die Schweiz mit 1:0 geschlagen, vor einer Zuschauerkulisse von geschätzt 102.000 Menschen. Mehr als das Neckarstadion ertrug, zu Hunderten rutschten sie die schlammigen Stehränge hinab. Deutschland hungerte nach Fußball und hatte nun wieder eine Organisation, die dem Betrieb des populärsten Spiels der Welt Struktur und Geltung gab. Die Männer der Stunde Null residierten übrigens noch in einer unbeheizten Villa als Untermieter einer alten Dame. Ihr Reich beschränkte sich auf zwei Zimmer, die Miete betrug 160 Mark und als der Reporter des Sport Magazins sie kurz nach der Neugründung besuchte, registrierte er: "Hier arbeiten eine männliche und zwei weibliche Bürokräfte. Von hier aus also wird Fußballgeschichte gemacht…". So also begann es wieder und es wurde über die Jahre besser als je zuvor, trotz mancher Turbulenzen, die der Fußball auf und neben dem Platz eben so mit sich bringt.

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Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches zerbrachen auch seine Institutionen, die im Zusammenspiel mit den alliierten Besatzungsmächten erst nach und nach wiederauferstanden. Das traf auch den Sport und natürlich den Fußball. Der Ball rollte zwar schon im Herbst 1945 in manchen Landesteilen wieder, die ersten Oberligen wurden gegründet und der 1. FC Nürnberg 1948 erster Deutscher Nachkriegsmeister. Nur den DFB, in der NS-Zeit ohnehin im Reichsbund für Leibesübungen aufgegangen, gab es auch vier Jahre nach Kriegsende nicht. Erst heute vor 70 Jahren, am 21. Januar 1950, wurde er offiziell wiedergegründet; "in aller Stille", wie es im Jubiläumsbuch des DFB 1950 heißt. In der Tat gab es weder in den Tageszeitungen noch in der Fachpresse eine entsprechende Notiz - geschweige denn Artikel - über den formalen Gründungsakt des heute größten Sportverbandes der Welt.

Warum? Vielleicht weil die Gründung keinen mehr überraschte. Für viele war der Verband ohnehin längst wieder existent, hatten sich doch die führenden Fußballfunktionäre der Landesverbände schon am 10. Juli 1949 im Stuttgarter Staatstheater zu diesem Zwecke getroffen und die Neugründung des DFB mit einem Festakt proklamiert. Offiziell war es der erste Nachkriegsbundestag des DFA (Deutscher Fußballausschuss), dessen Teilnehmer eine einstimmige Resolution verabschiedeten, dass der DFA die Gründung des DFB vorbereiten solle. Nur die sowjetisch besetzte Zone schickte keine Vertreter, aber auch die übrigen konnten noch keine Fakten schaffen – nur die Linie vorgeben.

Gründung mit Hindernissen

Es gab ja noch nicht mal eine Bundesregierung (erst ab 20. September 1949), die Genehmigung für die DFB-Gründung mussten die Besatzungsmächte erteilen – und die lag nicht vor. So musste der formale Gründungsakt noch etwas warten. Die Gelegenheit dazu ergab sich auf der Arbeitstagung der DFA (die ersten regionalen Landesverbände existierten schon) in Stuttgart, wo es auch um die Selbständigkeit der Verbände in der Vertragsspielerfrage ging. Das Ansinnen lehnte der künftige DFB ab, und so fand das Thema mehr Niederschlag in der Presse als die rechtsverbindliche Wiedergründung des DFB, die gerade noch rechtzeitig vor der Jubiläumsgala am 28. Januar 1950 in Stuttgart (50 Jahre nach der Gründung anno 1900) erfolgte. Motto: Erst die Gründung, dann die Gala.

Etwas ausführlicher nahm sich Carl Koppehel in seiner "Geschichte des Deutschen Fußballsports" der Wiedergründung an. "Ein halbes Jahr später, sieben Tage vor dem 50-jährigen Jubiläum, am 21. Januar 1950, wurde der Deutsche Fußball-Bund dann endgültig wieder begründet. An seine Spitze stellte das Vertrauen der Tagung Dr. Bauwens. Ihm zur Seite standen Hans Huber, Carl Arpe, Martin Stock, Dr. Heino Eckert, Dr. Karl Zimmermann, Karl Müller und Dr. Fritz Walter." Sie alle waren Männer der ersten Stunde oder in diesem Fall besser: Männer der Stunde Null.

102.000 Zuschauer bei erstem Länderspiel

Koppehel führte weiter aus: "Die Vertreter der Verbände waren nach Stuttgart berufen, um in einer Arbeitstagung die Probleme zu besprechen, die auf Lösung hindrängten. Nach arbeitsreichen Stunden wurde der DFB aus der Taufe gehoben und in einer öffentlichen Tagung diese Tatsache als vollzogen verkündet." Ein historischer Moment, denn "es war notwendig, dem Fußballsport eine feste organisatorische Grundlage zu geben, um bei der Entwicklung den sportlichen Wert zu sichern." Vereint hatte man eine stärkere Stimme im Austausch mit den Behörden und im zu gründenden Deutschen Sport-Bund, der 1951 wiedererstand.

Nun ging es voran. Am 22. Juni 1950 wurde die DFB-Aufnahme in der FIFA auf die Tagesordnung des Kongresses genommen, im September gab sie grünes Licht. Deutschland durfte wieder Länderspiele austragen – das erste am 22. November 1950 in der ersten Heimat des neuen DFB. In Stuttgart wurde die Schweiz mit 1:0 geschlagen, vor einer Zuschauerkulisse von geschätzt 102.000 Menschen. Mehr als das Neckarstadion ertrug, zu Hunderten rutschten sie die schlammigen Stehränge hinab. Deutschland hungerte nach Fußball und hatte nun wieder eine Organisation, die dem Betrieb des populärsten Spiels der Welt Struktur und Geltung gab. Die Männer der Stunde Null residierten übrigens noch in einer unbeheizten Villa als Untermieter einer alten Dame. Ihr Reich beschränkte sich auf zwei Zimmer, die Miete betrug 160 Mark und als der Reporter des Sport Magazins sie kurz nach der Neugründung besuchte, registrierte er: "Hier arbeiten eine männliche und zwei weibliche Bürokräfte. Von hier aus also wird Fußballgeschichte gemacht…". So also begann es wieder und es wurde über die Jahre besser als je zuvor, trotz mancher Turbulenzen, die der Fußball auf und neben dem Platz eben so mit sich bringt.

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