Heimspiel für "Juller" in Karlsruhe

Das Leben von Julius Hirsch ist der Stoff des Theaterstücks "Juller". Der deutsche Nationalspieler jüdischen Glaubens gewann 1910 mit dem Karlsruher FV und 1914 mit der Spielvereinigung Fürth die Deutsche Meisterschaft. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ein Jahr nach der gefeierten Uraufführung in Leipzig gastierte das Stück des Theaters der Jungen Welt erstmals in Karlsruhe, der Heimatstadt von Julius Hirsch.

14 Aufführungen hat das Leipziger Ensemble um Regisseur Jürgen Zielinski schon hinter sich, Aufführung Nr. 15 im Badischen Staatstheater zu Karlsruhe, drei Tage nach einem Gastspiel in Dresden, aber war gefühlt wie eine zweite Premiere. Ein "Heimspiel" in der Fremde. Dort, wo Julius "Juller" Hirsch (nur unterbrochen von einem Aufenthalt 1912 bis 1914 in Fürth als Kapitän der dortigen Spielvereinigung) sein Leben von Kindheit an verbracht hat: als Schüler, Lehrling, Soldat, Fußballer, Kaufmann und Familienvater. Bis zum 1. März 1943, dem Tag, als er zum letzten Mal in einen Zug am Karlsruher Hauptbahnhof stieg zum "Arbeitseinsatz im Osten". Jede einzelne dieser Stationen seiner Lebens- und Leidensgeschichte wird in den 27 sehr abwechslungsreichen Bühnenbildern des Stücks von Autor Jörg Menke-Peitzmeyer noch einmal lebendig: der sportliche Ruhm, die Ehe- und Familiengeschichte, schließlich das furchtbare letzte Lebensjahrzehnt nach der Machtübernahme von Adolf Hitlers NSDAP Anfang 1933: Ausgrenzung, Demütigung, Verfolgung und Ermordung.

"Wir wollen eine Geschichte erzählen"

Kein leichter Stoff, gerade hier, wo alles real war, dennoch: "Wir wollen eine Geschichte erzählen und dabei durchaus unterhaltsam sein", so Philipp Oehme, bekannt unter anderem aus der ARD-Vorabendserie "Verbotene Liebe" und weiteren Kinoproduktionen, der in die Rolle von Julius "Juller" Hirsch schlüpft. "Man soll der Geschichte ohne jede Vorkenntnisse folgen können. Und gleichzeitig gibt es diese Metaebene, über die sich das Stück so langsam von hinten übers Mark einschleicht."

Eine Herausforderung, die im gut besuchten Theater nach langem Beifall am gestrigen Abend noch einmal durch ein Bühnengespräch vertieft wurde, in dem auch Intendant und Regisseur Jürgen Zielinski auf die Ambivalenz angesprochen wurde: "Wenn schon der Regisseur, der ein kalter Hund sein muss, bei einer Probe den Tränen nahe ist, dann zeigt das, welche emotionale Dichte wir schaffen." Und dennoch: "Wir möchten uns der Schwere des Themas mit einer gewissen Leichtigkeit nähern, mit einem manchmal auch revuehaften Ansatz im Sinne eines George Tabori". Eine Herangehensweise ganz im Sinne von Olliver Tietz, Geschäftsführer der DFB-Kulturstiftung, der die Idee des Stücks über den Nationalspieler vor drei Jahren an Zielinski herangetragen hatte. Nicht zuletzt auch im Sinne der aktuellen Bedeutung des Stücks: "Wie auch der vom DFB seit 2005 vergebene Julius Hirsch Preis fordert das Stück mit seinem biografischen Ansatz dazu heraus, auch über sehr gegenwärtige Erfahrungen von Ausgrenzung, Abwertung und Diskriminierung nachzudenken."

Zielgruppe sind also auch und vor allem junge Leute. Und so wurde das Stück des ältesten Jugendtheaters in Deutschland, das sich in einer Szene nicht scheut, die Hauptdarsteller mit Bass und E-Gitarre als Rock-Band zu inszenieren, am folgenden Vormittag gleich noch einmal aufgeführt, vor ausverkauftem Saal mit Karlsruher Schülerinnen und Schülern. Geschichts- und Politikunterricht mit den Mitteln von Theater und Fußball. Ein Ansatz, der die Förderer - neben der DFB-Kulturstiftung die Stiftung EVZ und die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien - dazu bewegte, das Stück noch bis Sommer 2019 auf eine Tournee durch zahlreichen weiteren deutsche Theater zu schicken, begleitet von speziellen Workshops, die Themen wie Ausgrenzung und Diskriminierung in Fußball und Gesellschaft thematisieren.

Die nächsten Aufführungen

15. Mai (19 Uhr) und 16. Mai ("Schüleraufführung", 10 Uhr) im Theater Wolfsburg.

[dfb]

Das Leben von Julius Hirsch ist der Stoff des Theaterstücks "Juller". Der deutsche Nationalspieler jüdischen Glaubens gewann 1910 mit dem Karlsruher FV und 1914 mit der Spielvereinigung Fürth die Deutsche Meisterschaft. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ein Jahr nach der gefeierten Uraufführung in Leipzig gastierte das Stück des Theaters der Jungen Welt erstmals in Karlsruhe, der Heimatstadt von Julius Hirsch.

14 Aufführungen hat das Leipziger Ensemble um Regisseur Jürgen Zielinski schon hinter sich, Aufführung Nr. 15 im Badischen Staatstheater zu Karlsruhe, drei Tage nach einem Gastspiel in Dresden, aber war gefühlt wie eine zweite Premiere. Ein "Heimspiel" in der Fremde. Dort, wo Julius "Juller" Hirsch (nur unterbrochen von einem Aufenthalt 1912 bis 1914 in Fürth als Kapitän der dortigen Spielvereinigung) sein Leben von Kindheit an verbracht hat: als Schüler, Lehrling, Soldat, Fußballer, Kaufmann und Familienvater. Bis zum 1. März 1943, dem Tag, als er zum letzten Mal in einen Zug am Karlsruher Hauptbahnhof stieg zum "Arbeitseinsatz im Osten". Jede einzelne dieser Stationen seiner Lebens- und Leidensgeschichte wird in den 27 sehr abwechslungsreichen Bühnenbildern des Stücks von Autor Jörg Menke-Peitzmeyer noch einmal lebendig: der sportliche Ruhm, die Ehe- und Familiengeschichte, schließlich das furchtbare letzte Lebensjahrzehnt nach der Machtübernahme von Adolf Hitlers NSDAP Anfang 1933: Ausgrenzung, Demütigung, Verfolgung und Ermordung.

"Wir wollen eine Geschichte erzählen"

Kein leichter Stoff, gerade hier, wo alles real war, dennoch: "Wir wollen eine Geschichte erzählen und dabei durchaus unterhaltsam sein", so Philipp Oehme, bekannt unter anderem aus der ARD-Vorabendserie "Verbotene Liebe" und weiteren Kinoproduktionen, der in die Rolle von Julius "Juller" Hirsch schlüpft. "Man soll der Geschichte ohne jede Vorkenntnisse folgen können. Und gleichzeitig gibt es diese Metaebene, über die sich das Stück so langsam von hinten übers Mark einschleicht."

Eine Herausforderung, die im gut besuchten Theater nach langem Beifall am gestrigen Abend noch einmal durch ein Bühnengespräch vertieft wurde, in dem auch Intendant und Regisseur Jürgen Zielinski auf die Ambivalenz angesprochen wurde: "Wenn schon der Regisseur, der ein kalter Hund sein muss, bei einer Probe den Tränen nahe ist, dann zeigt das, welche emotionale Dichte wir schaffen." Und dennoch: "Wir möchten uns der Schwere des Themas mit einer gewissen Leichtigkeit nähern, mit einem manchmal auch revuehaften Ansatz im Sinne eines George Tabori". Eine Herangehensweise ganz im Sinne von Olliver Tietz, Geschäftsführer der DFB-Kulturstiftung, der die Idee des Stücks über den Nationalspieler vor drei Jahren an Zielinski herangetragen hatte. Nicht zuletzt auch im Sinne der aktuellen Bedeutung des Stücks: "Wie auch der vom DFB seit 2005 vergebene Julius Hirsch Preis fordert das Stück mit seinem biografischen Ansatz dazu heraus, auch über sehr gegenwärtige Erfahrungen von Ausgrenzung, Abwertung und Diskriminierung nachzudenken."

Zielgruppe sind also auch und vor allem junge Leute. Und so wurde das Stück des ältesten Jugendtheaters in Deutschland, das sich in einer Szene nicht scheut, die Hauptdarsteller mit Bass und E-Gitarre als Rock-Band zu inszenieren, am folgenden Vormittag gleich noch einmal aufgeführt, vor ausverkauftem Saal mit Karlsruher Schülerinnen und Schülern. Geschichts- und Politikunterricht mit den Mitteln von Theater und Fußball. Ein Ansatz, der die Förderer - neben der DFB-Kulturstiftung die Stiftung EVZ und die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien - dazu bewegte, das Stück noch bis Sommer 2019 auf eine Tournee durch zahlreichen weiteren deutsche Theater zu schicken, begleitet von speziellen Workshops, die Themen wie Ausgrenzung und Diskriminierung in Fußball und Gesellschaft thematisieren.

Die nächsten Aufführungen

15. Mai (19 Uhr) und 16. Mai ("Schüleraufführung", 10 Uhr) im Theater Wolfsburg.