Europameister Karlheinz Förster wird 60

Er stand in zwei WM-Endspielen, eins davon würde er gerne noch mal spielen. Er wurde Europameister. Und Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart. Er war der Schrecken einer Generation von Mittelstürmern. Karlheinz Förster verkörperte auf seiner Position in den Siebzigern und Achtzigern als Vorstopper absolute Weltklasse und gilt auch heutigen Innenverteidigern noch immer als Vorbild, auch ob seiner Professionalität. Heute wird er 60 Jahre alt und erinnert sich an Schlüsselmomente und wichtige Wegbegleiter seiner Karriere.

Mein Durchbruch: Das war kein Spiel, das war eher eine Situation. Ich bin mit 17 von Waldhof Mannheim zum VfB Stuttgart gegangen. Anfangs fühlte ich mich recht unwohl, war das erste Mal von zuhause weg und wollte eigentlich wieder zurück. Aber ich habe es nicht getan und mich durchgebissen. Wer weiß, wie sonst alles gekommen wäre…

Mein wichtigster Trainer: Das war Jürgen Sundermann beim VfB. Er hat die Mannschaft, die ja 1977 aus der 2. Liga kam, wieder zum Leben erweckt. Er hat uns im Training mitgerissen, wir hatten viel Spaß. Beim "Fünf gegen Zwei" war er gern dabei und hat immer Beinschüsse versucht. Bei Dieter Hoeneß hat es meist geklappt und dann hat er sich auf den Boden geworfen und gelacht. Er hat eine Begeisterung reingebracht - das war gerade für uns Junge ganz toll. Aber er konnte auch streng sein: Wehe, es hatte einer ein falsches T-Shirt an oder hat sein Heilwasser nicht getrunken.

Mein bester Mitspieler: Darauf antworte ich immer: "Mein Bruder Bernd". Wir haben im Verein und der Nationalelf zusammengespielt, das Verständnis war sehr gut - denn wir kannten uns ja von Kind an. Rein spielerisch fand ich Alain Giresse, mit dem ich in Marseille kickte, am besten.

Mein bester Freund aus der Fußballzeit: Das ist der Hans-Peter Briegel, (sie wurden 1980 zusammen Europameister; Anm. d. Red.) wir sind auf einer Wellenlänge. Wir treffen uns mit unseren Frauen ein-, zweimal im Jahr, unser einstiger DFB-Busfahrer Walter Kohr und seine Frau sind auch dabei. Dann wird es immer sehr lustig.

Mein größtes Spiel: Früher hätte ich das nicht so laut gesagt, aber ich habe schon einige sehr gute Spiele gemacht. Hervorheben möchte ich die WM-Begegnungen 1982 gegen Spanien (2:1) in Madrid und 1986 gegen Mexiko in Mexiko City (4:1 im Elfmeterschießen). Spaniens Mittelstürmer Santillana hat keinen Kopfball gegen mich gekriegt, da habe ich absolut fehlerfrei gespielt. Und auch gegen Hugo Sanchez, der Star von Mexiko, ließ ich nichts anbrennen.

Mein größter Erfolg: Manche würden jetzt sicher erwarten, dass ich die Europameisterschaft 1980 nenne. Aber der Gewinn der Meisterschaft mit dem VfB 1984 mit mir als Kapitän nach 32 Jahren ist mir fast noch wichtiger. Das Schöne an meiner VfB-Zeit war auch, dass wir den Menschen, also den Fans, noch so nahe waren. Wir waren ganz normale Leute; nicht arrogant, absolut bodenständig. Dafür gibt es keinen Titel, aber es bedeutet einem im Rückblick etwas.

Mein bester Gegenspieler: Normal hieß es damals ja immer: Hoffentlich muss ich nicht gegen den Förster spielen. Umgekehrt gab es aber auch zwei Fälle: Gegen Horst Hrubesch und Kalle Rummenigge hatte ich so meine Probleme. Hrubesch hat sehr körperlich gespielt und mir fallen zwei Spiele ein, in denen er gegen mich getroffen hat. Und Rummenigge war mit seiner Explosivität nie ganz tot zu kriegen. International muss ich natürlich Diego Maradona nennen, gegen den ich 1986 im WM-Finale die zweite Halbzeit noch ganz gut gespielt habe. Aber was der drauf hatte, war schon grandios.

Meine größte Enttäuschung: Dass ich nie Weltmeister geworden bin. Sie können sich vorstellen, dass ich da heute noch manchmal hadere: Zweimal im Finale, zweimal verloren. Dabei war ich einer, der sich immer zu hundert Prozent vorbereitet hat. Leider war das nicht bei allen so, die Gründe sind ja bekannt. 1982 am Schluchsee war bei Jupp Derwall morgens "freiwilliges Laufen" und da sind nur fünf, sechs Mann erschienen. So fing das schon an. Zwei Spieler sind lieber morgens um fünf zum Angeln gefahren…

Das Spiel, das ich noch mal spielen würde: Ganz klar, das WM-Finale 1982. Mit einer normalen Vorbereitung - wir saßen nach dem Halbfinale gegen Frankreich stundenlang am Flughafen von Sevilla fest - und einem fitten Rummenigge hätten wir eine gute Chance gegen Italien gehabt. So konnten wir nach dem 0:1 nichts mehr entgegensetzen. Und dass eine deutsche Mannschaft nach einer Stunde platt war, das gab es sonst nie.

Mein wichtigstes Tor: Ich habe ja mehr Tore verhindert, als geschossen. Aber mir fällt eines mit links in München ein. In unserem Meisterjahr 1984, kurz vor Saisonschluss. Der ging in den Winkel und wir haben 2:2 gespielt. Damit hielten wir die Bayern auf Abstand.

Meine Karriereandenken: Ich habe eigentlich alles aufgehoben. Wimpel, Pokale, Bilder, Trikots, Medaillen - und zehn Ordner voll Zeitungsartikel. Aber ich guck nie rein…

Meine Gesundheit: Bei meiner Art zu spielen hat es natürlich einen gewissen Verschleiß gegeben, ich habe einige Operationen hinter mir. Aber ich kann mich noch bewegen. (lacht)

Die Gegenwart: Ich bin weiterhin als Berater tätig und es macht mir Spaß. Die Rente ist noch fern.

Meine Geburtstagsfeier: Also, soviel ich weiß, machen wir mit der ganzen Familie einen Ausflug, inklusive Enkelkinder. Wir sind zwei, drei Tage weg. Das hat meine Frau ausgeheckt und da kann man sich ja schlecht gegen wehren. Ich bin sonst niemand, der groß Geburtstage feiert und auf Ehrungen großen Wert legt. Aber wenn keiner an einen denkt, wäre es ja auch schlecht.

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Er stand in zwei WM-Endspielen, eins davon würde er gerne noch mal spielen. Er wurde Europameister. Und Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart. Er war der Schrecken einer Generation von Mittelstürmern. Karlheinz Förster verkörperte auf seiner Position in den Siebzigern und Achtzigern als Vorstopper absolute Weltklasse und gilt auch heutigen Innenverteidigern noch immer als Vorbild, auch ob seiner Professionalität. Heute wird er 60 Jahre alt und erinnert sich an Schlüsselmomente und wichtige Wegbegleiter seiner Karriere.

Mein Durchbruch: Das war kein Spiel, das war eher eine Situation. Ich bin mit 17 von Waldhof Mannheim zum VfB Stuttgart gegangen. Anfangs fühlte ich mich recht unwohl, war das erste Mal von zuhause weg und wollte eigentlich wieder zurück. Aber ich habe es nicht getan und mich durchgebissen. Wer weiß, wie sonst alles gekommen wäre…

Mein wichtigster Trainer: Das war Jürgen Sundermann beim VfB. Er hat die Mannschaft, die ja 1977 aus der 2. Liga kam, wieder zum Leben erweckt. Er hat uns im Training mitgerissen, wir hatten viel Spaß. Beim "Fünf gegen Zwei" war er gern dabei und hat immer Beinschüsse versucht. Bei Dieter Hoeneß hat es meist geklappt und dann hat er sich auf den Boden geworfen und gelacht. Er hat eine Begeisterung reingebracht - das war gerade für uns Junge ganz toll. Aber er konnte auch streng sein: Wehe, es hatte einer ein falsches T-Shirt an oder hat sein Heilwasser nicht getrunken.

Mein bester Mitspieler: Darauf antworte ich immer: "Mein Bruder Bernd". Wir haben im Verein und der Nationalelf zusammengespielt, das Verständnis war sehr gut - denn wir kannten uns ja von Kind an. Rein spielerisch fand ich Alain Giresse, mit dem ich in Marseille kickte, am besten.

Mein bester Freund aus der Fußballzeit: Das ist der Hans-Peter Briegel, (sie wurden 1980 zusammen Europameister; Anm. d. Red.) wir sind auf einer Wellenlänge. Wir treffen uns mit unseren Frauen ein-, zweimal im Jahr, unser einstiger DFB-Busfahrer Walter Kohr und seine Frau sind auch dabei. Dann wird es immer sehr lustig.

Mein größtes Spiel: Früher hätte ich das nicht so laut gesagt, aber ich habe schon einige sehr gute Spiele gemacht. Hervorheben möchte ich die WM-Begegnungen 1982 gegen Spanien (2:1) in Madrid und 1986 gegen Mexiko in Mexiko City (4:1 im Elfmeterschießen). Spaniens Mittelstürmer Santillana hat keinen Kopfball gegen mich gekriegt, da habe ich absolut fehlerfrei gespielt. Und auch gegen Hugo Sanchez, der Star von Mexiko, ließ ich nichts anbrennen.

Mein größter Erfolg: Manche würden jetzt sicher erwarten, dass ich die Europameisterschaft 1980 nenne. Aber der Gewinn der Meisterschaft mit dem VfB 1984 mit mir als Kapitän nach 32 Jahren ist mir fast noch wichtiger. Das Schöne an meiner VfB-Zeit war auch, dass wir den Menschen, also den Fans, noch so nahe waren. Wir waren ganz normale Leute; nicht arrogant, absolut bodenständig. Dafür gibt es keinen Titel, aber es bedeutet einem im Rückblick etwas.

Mein bester Gegenspieler: Normal hieß es damals ja immer: Hoffentlich muss ich nicht gegen den Förster spielen. Umgekehrt gab es aber auch zwei Fälle: Gegen Horst Hrubesch und Kalle Rummenigge hatte ich so meine Probleme. Hrubesch hat sehr körperlich gespielt und mir fallen zwei Spiele ein, in denen er gegen mich getroffen hat. Und Rummenigge war mit seiner Explosivität nie ganz tot zu kriegen. International muss ich natürlich Diego Maradona nennen, gegen den ich 1986 im WM-Finale die zweite Halbzeit noch ganz gut gespielt habe. Aber was der drauf hatte, war schon grandios.

Meine größte Enttäuschung: Dass ich nie Weltmeister geworden bin. Sie können sich vorstellen, dass ich da heute noch manchmal hadere: Zweimal im Finale, zweimal verloren. Dabei war ich einer, der sich immer zu hundert Prozent vorbereitet hat. Leider war das nicht bei allen so, die Gründe sind ja bekannt. 1982 am Schluchsee war bei Jupp Derwall morgens "freiwilliges Laufen" und da sind nur fünf, sechs Mann erschienen. So fing das schon an. Zwei Spieler sind lieber morgens um fünf zum Angeln gefahren…

Das Spiel, das ich noch mal spielen würde: Ganz klar, das WM-Finale 1982. Mit einer normalen Vorbereitung - wir saßen nach dem Halbfinale gegen Frankreich stundenlang am Flughafen von Sevilla fest - und einem fitten Rummenigge hätten wir eine gute Chance gegen Italien gehabt. So konnten wir nach dem 0:1 nichts mehr entgegensetzen. Und dass eine deutsche Mannschaft nach einer Stunde platt war, das gab es sonst nie.

Mein wichtigstes Tor: Ich habe ja mehr Tore verhindert, als geschossen. Aber mir fällt eines mit links in München ein. In unserem Meisterjahr 1984, kurz vor Saisonschluss. Der ging in den Winkel und wir haben 2:2 gespielt. Damit hielten wir die Bayern auf Abstand.

Meine Karriereandenken: Ich habe eigentlich alles aufgehoben. Wimpel, Pokale, Bilder, Trikots, Medaillen - und zehn Ordner voll Zeitungsartikel. Aber ich guck nie rein…

Meine Gesundheit: Bei meiner Art zu spielen hat es natürlich einen gewissen Verschleiß gegeben, ich habe einige Operationen hinter mir. Aber ich kann mich noch bewegen. (lacht)

Die Gegenwart: Ich bin weiterhin als Berater tätig und es macht mir Spaß. Die Rente ist noch fern.

Meine Geburtstagsfeier: Also, soviel ich weiß, machen wir mit der ganzen Familie einen Ausflug, inklusive Enkelkinder. Wir sind zwei, drei Tage weg. Das hat meine Frau ausgeheckt und da kann man sich ja schlecht gegen wehren. Ich bin sonst niemand, der groß Geburtstage feiert und auf Ehrungen großen Wert legt. Aber wenn keiner an einen denkt, wäre es ja auch schlecht.

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