EM 2004 begeistert Fans und Experten

Offensiver Fußball, attraktive Spiele, spektakuläre Tore: Die EM 2004 in Portugal begeistert die Fans und überrascht auch die Experten durch ihr Niveau. "Die Qualität ist äußerst hoch und hat sich in den letzten Tagen noch gesteigert", stellt Günter Netzer, der für die ARD die EM analysiert, fest. Und Franz Beckenbauer, für das ZDF im Einsatz, lobt: "Es ist eine sehr, sehr gute EM. Die Spiele sind alle sehr spannend, und vom Niveau her sehr hochstehend."

Auch DFB-Teamchef Rudi Völler ist angetan von dem, was die Konkurrenz bietet. "Es ist ein hervorragendes Turnier bisher mit absoluten Topspielern", sagt der Weltmeister von 1990. "Es wird attraktiver Fußball geboten. Alle versuchen, nach vorne zu spielen und Tore zu erzielen, das kommt bei den Fans gut an."

Trend zum Offensivfußball

Den Trend zum Offensivfußball bestätigen auch die Zahlen. 51 Treffer fielen in den ersten 20 Spielen, durchschnittlich 2,55 pro Partie. Das sind zwar weniger als bei der EM vor vier Jahren in Belgien und den Niederlanden (2,74) oder bei der EM 1984 (2,73) in Frankreich, aber deutlich mehr als bei allen anderen Turnieren seit Einführung der Endrunde 1980.

Für Beckenbauer liegt der Grund für die hohe Torquote auf der Hand. "Es wird wesentlich schneller nach vorne gespielt als in den Jahren zuvor, wo man nur versucht hat, in Ballbesitz zu bleiben", hat der "Kaiser" erkannt. "Heute suchen fast alle Teams viel mehr das Risiko." Das Ergebnis sind zahlreiche Torszenen und spektakuläre Treffer wie das artistische Hackentor des Schweden Zlatan Ibrahimovic zum 1:1 gegen Italien.

Begeistert hat die Experten vor allem der 3:2-Sieg der Tschechen gegen die Niederlande. "Das war das spektakulärste Spiel, es geht sicher in die Historie ein. Es war auch emotional sehr intensiv und hatte alle Zutaten des defensiven und offensiven Spiels. Es hatte einfach alles", sagt Gerard Houllier, Mitglied der Technischen Kommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die die sportliche Seite des Turniers dokumentiert und taktische Entwicklungen analysiert.

Hochkarätiges Teilnehmerfeld

Das hohe Niveau der Euro 2004 ist für den ehemaligen Trainer des englischen Rekordmeisters FC Liverpool die logische Folge des hochkarätig besetzten Teilnehmerfeldes. "Hier sind die besten 16 Mannschaften Europas, das ist die Creme de la Creme", meint der Franzose und ergänzt: "Ich bin inzwischen der Meinung, dass es schwieriger ist die EM zu gewinnen als die WM."

Diese Meinung teilt auch Jürgen Klinsmann. "Bei einer WM haben vielleicht zwölf von 32 Mannschaften das Potenzial, ins Finale zu kommen", meint der Weltmeister von 1990, "hier haben fast alle das Zeug dazu. Sogar einige der Teams, die hier gar nicht dabei sind, könnten bei einer WM für Furore sorgen."

Aufgefallen ist den Fachleuten vor allem das hohe Tempo der Spiele - trotz Temperaturen von teilweise über 30 Grad. "Die Geschwindigkeit ist wirklich beeindruckend", sagt Houllier. Das gilt vor allem für die Abendspiele. Neben den Tschechen beim 3:2 gegen "Oranje" begeisterten auch die Schweden zu später Stunde: mit blitzschnellem Konterfußball beim 5:0 gegen Bulgarien und mit der totalen Offensive und sechs Stürmern in der Schlussphase bei 1:1 gegen Italien.

Auch in der Nachmittagshitze guter Fußball

Auch das Gigantenduell zwischen Frankreich und England mit dem doppelten Paukenschlag von Zinedine Zidane zum Schluss, der iberische Bruderkampf mit Endspielcharakter zwischen Portugal und Spanien (1:0) sowie die Gala des englischen Wunderkindes Wayne Rooney beim 4:2 gegen Kroatien verzückten abends Fans und Experten gleichermaßen.

Doch auch in den Nachmittagsspielen, bei denen die Spieler unter der großen Hitze zu leiden hatten, sei das Tempo erstaunlich hoch gewesen, meint Houllier, "allerdings nicht über die gesamte Spielzeit." [js]


[bild1]Offensiver Fußball, attraktive Spiele, spektakuläre Tore: Die EM 2004 in Portugal begeistert die Fans und überrascht auch die Experten durch ihr Niveau. "Die Qualität ist äußerst hoch und hat sich in den letzten Tagen noch gesteigert", stellt Günter Netzer, der für die ARD die EM analysiert, fest. Und Franz Beckenbauer, für das ZDF im Einsatz, lobt: "Es ist eine sehr, sehr gute EM. Die Spiele sind alle sehr spannend, und vom Niveau her sehr hochstehend."



Auch DFB-Teamchef Rudi Völler ist angetan von dem, was die
Konkurrenz bietet. "Es ist ein hervorragendes Turnier bisher mit
absoluten Topspielern", sagt der Weltmeister von 1990. "Es wird
attraktiver Fußball geboten. Alle versuchen, nach vorne zu spielen
und Tore zu erzielen, das kommt bei den Fans gut an."



Trend zum Offensivfußball



Den Trend zum Offensivfußball bestätigen auch die Zahlen. 51 Treffer fielen in den ersten 20 Spielen, durchschnittlich 2,55 pro
Partie. Das sind zwar weniger als bei der EM vor vier Jahren in
Belgien und den Niederlanden (2,74) oder bei der EM 1984 (2,73)
in Frankreich, aber deutlich mehr als bei allen anderen Turnieren
seit Einführung der Endrunde 1980.



Für Beckenbauer liegt der Grund für die hohe Torquote auf der
Hand. "Es wird wesentlich schneller nach vorne gespielt als in den
Jahren zuvor, wo man nur versucht hat, in Ballbesitz zu bleiben",
hat der "Kaiser" erkannt. "Heute suchen fast alle Teams viel mehr
das Risiko." Das Ergebnis sind zahlreiche Torszenen und
spektakuläre Treffer wie das artistische Hackentor des Schweden
Zlatan Ibrahimovic zum 1:1 gegen Italien.



Begeistert hat die Experten vor allem der 3:2-Sieg der Tschechen gegen die Niederlande. "Das war das spektakulärste Spiel, es geht sicher in die Historie ein. Es war auch emotional sehr intensiv und hatte alle Zutaten des defensiven und offensiven Spiels. Es hatte einfach alles", sagt Gerard Houllier, Mitglied der Technischen Kommission der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die
die sportliche Seite des Turniers dokumentiert und taktische
Entwicklungen analysiert.


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Hochkarätiges Teilnehmerfeld



Das hohe Niveau der Euro 2004 ist für den ehemaligen Trainer des englischen Rekordmeisters FC Liverpool die logische Folge des
hochkarätig besetzten Teilnehmerfeldes. "Hier sind die besten 16
Mannschaften Europas, das ist die Creme de la Creme", meint der
Franzose und ergänzt: "Ich bin inzwischen der Meinung, dass es
schwieriger ist die EM zu gewinnen als die WM."



Diese Meinung teilt auch Jürgen Klinsmann. "Bei einer WM haben
vielleicht zwölf von 32 Mannschaften das Potenzial, ins Finale zu
kommen", meint der Weltmeister von 1990, "hier haben fast alle das
Zeug dazu. Sogar einige der Teams, die hier gar nicht dabei sind,
könnten bei einer WM für Furore sorgen."



Aufgefallen ist den Fachleuten vor allem das hohe Tempo der Spiele - trotz Temperaturen von teilweise über 30 Grad. "Die Geschwindigkeit ist wirklich beeindruckend", sagt Houllier. Das
gilt vor allem für die Abendspiele. Neben den Tschechen beim 3:2
gegen "Oranje" begeisterten auch die Schweden zu später Stunde: mit blitzschnellem Konterfußball beim 5:0 gegen Bulgarien und mit der totalen Offensive und sechs Stürmern in der Schlussphase bei 1:1 gegen Italien.



Auch in der Nachmittagshitze guter Fußball



Auch das Gigantenduell zwischen Frankreich und England mit dem
doppelten Paukenschlag von Zinedine Zidane zum Schluss, der
iberische Bruderkampf mit Endspielcharakter zwischen Portugal und
Spanien (1:0) sowie die Gala des englischen Wunderkindes Wayne
Rooney beim 4:2 gegen Kroatien verzückten abends Fans und Experten
gleichermaßen.



Doch auch in den Nachmittagsspielen, bei denen die Spieler unter der großen Hitze zu leiden hatten, sei das Tempo erstaunlich hoch gewesen, meint Houllier, "allerdings nicht über die gesamte
Spielzeit."