„Düsseldorf ist eine Stadt für die Bundesliga“

Er ist Düsseldorfer aus Leidenschaft und mit Überzeugung. Hier ist Wolfgang Niersbach (58) aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat nach dem Abitur beim Sport-Informations-Dienst (sid) begonnen und sich einen Namen gemacht, ehe er 1988 als Pressechef zum DFB nach Frankfurt wechselte.

Doch auch nach mehr als 20 Jahren am Main gibt sich der heutige DFB-Generalsekretär als bekennender Rheinländer und trägt, wie er vor der Rückkehr in seine Heimatstadt anlässlich des Länderspiels gegen Norwegen in der LTU Arena im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien sagt, „Düsseldorf in meinem Herzen“. Und leidet folgerichtig mit unter der anhaltenden Drittklassigkeit des einstigen sportlichen Aushängeschildes Fortuna.

Frage: Wie schon 2005 gegen Argentinien und 2007 gegen die Schweiz ist die neue Arena nun auch gegen Norwegen beim DFB erste Wahl für ein Fußball-Länderspiel. Was qualifiziert Düsseldorf, wo der Fußball seit Jahren längst nicht mehr erstklassig vertreten ist, für solch ein Top-Event?

Wolfgang Niersbach: Ein ganzes Bündel hervorragender Kriterien. Die tolle Stadt, das großartige Stadion, das fantastische Publikum, die ausgezeichnete Verkehrsanbindung. Dazu hat die Nationalmannschaft bei den beiden letzten Länderspielen in Düsseldorf mit guten Leistungen Werbung in eigener Sache gemacht. Hier ist unsere Mannschaft oft und gern. Hier fühlt sie sich wohl und hatte daher auch bei den Länderspielen im vergangenen Herbst 2008 in Dortmund und Mönchengladbach in Düsseldorf Quartier bezogen.

Frage: Das Spiel gegen Norwegen findet, wie zuletzt gegen Argentinien und die Schweiz, abermals im Februar statt. Ist die Arena so etwas wie der Wintergarten für die DFB-Stars?

Niersbach: Ein großer Vorteil dieser Arena ist, dass ihr Dach bei entsprechenden Witterungsbedingungen geschlossen werden kann. Gegen die Schweiz kann ich mich erinnern, dass die meisten Zuschauer in dicken Wintermänteln ankamen, die sie wegen der angenehmen Temperatur im Stadion schnell zur Seite legen konnten. Doch die Nationalmannschaft ist dort nicht nur im Winter eine Attraktion. Kurz vor der WM 2006 fand beim „Tag der offenen Tür“ das öffentliche Training der DFB-Auswahl bekanntlich vor der Rekordkulisse von mehr als 42.000 Zuschauern in der Arena statt.

Frage: Für Sie selbst ergibt sich bei diesem Auftritt der Nationalmannschaft mal wieder ein Wiedersehen mit Ihrer Heimatstadt. Welchen Stellenwert hat Düsseldorf in Ihrem Leben?

Niersbach: Düsseldorf wird immer in meinem Herzen bleiben. Dort treffe ich auf Anhieb immer irgendwelche Freunde oder Bekannte. Und selbst wenn ich allein über die Kö spaziere und an meiner alten Schule vorbeikomme, stellt sich automatisch dieses schöne Gefühl ein, dass Düsseldorf immer ein Teil meines Lebens ist und bleibt.



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Er ist Düsseldorfer aus Leidenschaft und mit Überzeugung. Hier ist Wolfgang Niersbach (58) aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat nach dem Abitur beim Sport-Informations-Dienst (sid) begonnen und sich einen Namen gemacht, ehe er 1988 als Pressechef zum DFB nach Frankfurt wechselte.

Doch auch nach mehr als 20 Jahren am Main gibt sich der heutige DFB-Generalsekretär als bekennender Rheinländer und trägt, wie er vor der Rückkehr in seine Heimatstadt anlässlich des Länderspiels gegen Norwegen in der LTU Arena im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien sagt, „Düsseldorf in meinem Herzen“. Und leidet folgerichtig mit unter der anhaltenden Drittklassigkeit des einstigen sportlichen Aushängeschildes Fortuna.

Frage: Wie schon 2005 gegen Argentinien und 2007 gegen die Schweiz ist die neue Arena nun auch gegen Norwegen beim DFB erste Wahl für ein Fußball-Länderspiel. Was qualifiziert Düsseldorf, wo der Fußball seit Jahren längst nicht mehr erstklassig vertreten ist, für solch ein Top-Event?

Wolfgang Niersbach: Ein ganzes Bündel hervorragender Kriterien. Die tolle Stadt, das großartige Stadion, das fantastische Publikum, die ausgezeichnete Verkehrsanbindung. Dazu hat die Nationalmannschaft bei den beiden letzten Länderspielen in Düsseldorf mit guten Leistungen Werbung in eigener Sache gemacht. Hier ist unsere Mannschaft oft und gern. Hier fühlt sie sich wohl und hatte daher auch bei den Länderspielen im vergangenen Herbst 2008 in Dortmund und Mönchengladbach in Düsseldorf Quartier bezogen.

Frage: Das Spiel gegen Norwegen findet, wie zuletzt gegen Argentinien und die Schweiz, abermals im Februar statt. Ist die Arena so etwas wie der Wintergarten für die DFB-Stars?

Niersbach: Ein großer Vorteil dieser Arena ist, dass ihr Dach bei entsprechenden Witterungsbedingungen geschlossen werden kann. Gegen die Schweiz kann ich mich erinnern, dass die meisten Zuschauer in dicken Wintermänteln ankamen, die sie wegen der angenehmen Temperatur im Stadion schnell zur Seite legen konnten. Doch die Nationalmannschaft ist dort nicht nur im Winter eine Attraktion. Kurz vor der WM 2006 fand beim „Tag der offenen Tür“ das öffentliche Training der DFB-Auswahl bekanntlich vor der Rekordkulisse von mehr als 42.000 Zuschauern in der Arena statt.

Frage: Für Sie selbst ergibt sich bei diesem Auftritt der Nationalmannschaft mal wieder ein Wiedersehen mit Ihrer Heimatstadt. Welchen Stellenwert hat Düsseldorf in Ihrem Leben?

Niersbach: Düsseldorf wird immer in meinem Herzen bleiben. Dort treffe ich auf Anhieb immer irgendwelche Freunde oder Bekannte. Und selbst wenn ich allein über die Kö spaziere und an meiner alten Schule vorbeikomme, stellt sich automatisch dieses schöne Gefühl ein, dass Düsseldorf immer ein Teil meines Lebens ist und bleibt.

Frage: Seit mehr als 20 Jahren arbeiten Sie nun schon beim DFB in Frankfurt am Main und sind in Südhessen heimisch geworden. Was verbindet Sie heute noch mit Düsseldorf?

Niersbach: Die A 3. Vom DFB bis zur Kö sind es genau 226 Kilometer. Längst schon kenne ich jede Kurve, jede Steigung und jedes Hinweisschild auf dieser Autobahn, obwohl ich nicht mehr ganz so häufig wie noch in den 90er-Jahren diese Strecke fahre, zumal meine beiden Töchter ja in Frankfurt am Main geboren sind. Wenn ich denen mitteilen würde, dass wir nach Düsseldorf ziehen, gäbe es einen kleinen Aufstand.

Frage: Wie würden Sie einem Ausländer die rheinische Mentalität erklären, die Sie sich unverkennbar bewahrt haben?

Niersbach: Für den Rheinländer ist es möglich, Zielstrebigkeit mit Lockerheit und Humor zu verbinden. Meistens ist Lockerheit sogar das stärkste Mittel, um ans Ziel zu gelangen.

Frage: Nicht nur im Fußball hat Düsseldorf viel von seinem einstigen Ruf als große Sportstadt eingebüßt. Gibt es dennoch weiterhin sportliche Berührungspunkte?

Niersbach: Kürzlich war ich erstmals in dem ISS-Dome, der neuen Heimstatt der DEG-Eishockeyspieler. Eine fantastische Halle, auch wenn ich dort die typische Atmosphäre der Brehmstraße vermisst habe. Ich wünsche der DEG und meinem alten Kumpel Walter Köberle, dass diese wirklich großartige Halle von den Fans besser angenommen wird. Doch Düsseldorf wird als überregionale Sportstadt erst wieder wahrgenommen, wenn es dort einen Meistertitel oder einen Pokaltriumph, in erster Linie im Fußball oder im Eishockey, zu feiern gibt.

Frage: Was war im Zusammenhang mit Düsseldorf Ihr schönstes Fußballerlebnis?

Niersbach: Natürlich Fortunas drei Teilnahmen in Folge am DFB-Pokalfinale mit den Siegen 1979 und 1980. Und selbstverständlich der Weg ins Europacup-Endspiel der Pokalsieger mit dem legendären 3:4 gegen Barcelona nach Verlängerung in Basel. Ich werde aber auch das Pokalfinale 1973 zwischen Köln und Mönchengladbach in Düsseldorf nie vergessen, als Günter Netzer, der heute einer meiner besten Freunde ist, sich in der Verlängerung selbst einwechselte und den Siegtreffer für die Borussia erzielte. Ein Tor, das zu den Mirakeln des Fußballs gehört, weil der Günter, der mir schon so oft diese Szene mit dem vorausgegangenen Doppelpass mit Rainer Bonhof erklärt hat, bis heute selbst nicht weiß, wie der Ball damals im Torwinkel landen konnte.

Frage: Tut es persönlich weh, die Fortuna, die Fußball-Ikonen wie Paul Janes, Toni Turek oder Klaus Allofs hervorgebracht hat, heute in der 3. Liga spielen zu sehen?

Niersbach: Es ist ein Jammer! Düsseldorf ist einfach eine Stadt für die Bundesliga. Irgendwann und irgendwie ist vor 15, 20 Jahren etwas verpasst worden, mit Sicherheit auch im Management-Bereich. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als Werder Bremen mit seinem alten Weser-Stadion als absolut graue Maus in der Bundesliga galt und dann ein Mann wie Willi Lemke kam, der vom Fußball gar nicht so viel Ahnung hatte, den Klub aber mit Stadion und Stadt aufgemöbelt hat. Solch eine Dynamik hätte der Fortuna gut getan. Trotz aller ehrbaren Bemühungen hat es nicht geklappt. Die Stadt und ihre Bevölkerung haben in Düsseldorf nie so mit ihrem Klub gelebt und gebibbert wie das in Gelsenkirchen oder Dortmund der Fall ist. Das war schon in den Zeiten so, als die Fortuna in der Bundesliga zweimal Dritter geworden ist. Das ist eine Mentalitätssache. Außerdem hat Düsseldorf nebenher noch viele andere Freizeit-Attraktionen anzubieten.

Frage: Haben Sie Hoffnung, dass Fortuna Düsseldorf irgendwann mal wieder in der Bundesliga vertreten sein wird?

Niersbach: Ich wünsche dies den Verantwortlichen, der Stadt und den Fans sehr. Die Zuschauerzahlen sind ja, so weit ich dies aus der Distanz mitbekomme, absolut in Ordnung für die 3. Liga. Doch wie schon früher bei den Mannschaften verschiedener Generationen hat auch in den vergangenen Jahren immer ein kleiner entscheidender Schritt gefehlt. Ich bin überzeugt, wenn demnächst der Aufstieg gelingen sollte, würde in Verbindung mit der neuen Arena ein Fußballboom in Düsseldorf ausbrechen.

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Frage: Aber die „feindlichen Brüder“ auf der anderen Rheinseite in Köln sind für die nächsten Jahre erst einmal uneinholbar davon gezogen?

Niersbach: Diese Rivalität wird lange schon nicht mehr ausgelebt, weil beide Klubs seit Jahren in verschiedenen Klassen spielen. Die war früher, auch im Eishockey, viel heftiger. Wahrscheinlich geht sie auf die Schlacht von Worringen im Jahr 1288 zurück, als damals der Erzbischof von Köln besiegt wurde und Düsseldorf die Stadtrechte erhielt. Doch Köln, wo jetzt nach etlichen Tiefschlägen in der Vergangenheit unglaubliche Begeisterung in einem ständig ausverkauften Stadion herrscht, ist der nächstliegende Beweis, dass es irgendwann auch für Düsseldorf mal wieder aufwärts gehen kann.

Frage: Kölns aktueller Vorsprung gegenüber Düsseldorf dokumentiert sich nicht nur in der Bundesliga-Zugehörigkeit, sondern auch im Zuschlag als Spielort für die WM 2006, wogegen Düsseldorf mit seiner WM-Bewerbung gescheitert war.

Niersbach: 1974 war es umgekehrt. Und damals haben sich die Kölner einen historischen Fehler bescheinigt. Allerdings muss man sagen, dass die Stadt Düsseldorf mit ihrem leider verstorbenen Oberbürgermeister Joachim Erwin an der Spitze alles getan hat für eine erfolgreiche WM-Bewerbung 2006. Als es aber um die Entscheidung ging, war ein maßgebliches und gravierendes Argument die Situation der Fortuna. Auch aus Kreisen des deutschen Profifußballs wurde zu bedenken gegeben, dass eine Stadt mit einem Drittligisten nicht den Vorzug vor einer Bundesliga-Stadt haben könnte. Das gab letztlich den Ausschlag bei der Entscheidung gegen Düsseldorf, obwohl in der internen Stadien-Bewertung aller WM-Städte durch die FIFA und das OK Düsseldorf mit seiner Arena und der Infrastruktur zu den fünf besten Bewerbern gezählt hat.