Wewer: "Discover Football stärkt eine weltweite Bewegung"

Das Spiel von ein paar Berlinerinnen in Teheran vor zehn Jahren war so etwas wie der Fanfarenstoß eines Feldzuges für die Gleichberechtigung der Geschlechter - auch und gerade auf dem Fußballplatz. Seitdem findet jährlich "Discover Football" statt. Nun eröffnete Dr. Göttrik Wewer, Vorstandsvorsitzender der DFB-Kulturstiftung, in Berlin-Kreuzberg ein einzigartiges Frauenfußballfestival, zu dem auch diesmal wieder Spielerinnen aus Ländern anreisten, in denen Frauen, wenn sie eigentlich nur Fußball spielen wollen, auf Vorurteile, Ablehnung und manchmal sogar Verbote stoßen. Im DFB.de-Interview spricht Göttrik Wewer mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber.

DFB.de: Herr Wewer, zehn Jahre "Discover Football" - wie erleben Sie den Auftakt zum diesjährigen Turnier und Festival?

Dr. Göttrik Wewer: Diese Begeisterung, das spürt man doch vom ersten Moment an. Dieses Jahr wurden Frauenteams etwa aus Nepal, Serbien, dem Iran, Kenia, Armenien und Bolivien eingeladen. Ein ähnliches Festival wäre in vielen anderen Ländern der Welt undenkbar. Leider sogar noch im Jahr 2019 undenkbar. Ein "Discover Football" müsste doch eigentlich auf jedem Kontinent stattfinden. Aber das wird noch eine Weile dauern, fürchte ich. Hier bei uns im Willy-Kressmann-Stadion in Kreuzberg jedenfalls erleben wir die Freude an der internationalen Begegnung, aber auch die Leidenschaft für den Fußball. "Discover" hat eine globale Bewegung gestärkt. Teams aus 90 Ländern waren hier über die Jahre dabei, sind dann zurückgegangen und haben den Mädchen- und Frauenfußball in ihren Heimatländern vorangetrieben und entwickelt. Und deshalb fördert die Kulturstiftung hier gerne. Hauptsponsoren sind das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium, wir folgen an dritter Stelle. Das Geld wird im Wesentlichen gebraucht, um die An- und Abreisen der acht Teams zu finanzieren.

DFB.de: Sie fördern üblicherweise Kulturgüter, die sich mit dem Fußball beschäftigen, also die Veröffentlichung eines Buches, die Kosten einer Ausstellung. Da fällt die Co-Finanzierung dieses Festivals aus dem üblichen Rahmen. Was hat die DFB-Kulturstiftung überzeugt, für "Discover Football" Mittel zu bewilligen?

Wewer: Gleichberechtigung der Geschlechter hat sehr viel mit Kultur zu tun. Das fängt doch schon bei den Menschenrechten an. Außerdem haben wir immer darauf bestanden, dass an den sechs Tagen des Festivals ein Kulturprogramm stattfindet. Lesungen, Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Netzwerk-Events - das muss stattfinden, und das tut es ja auch.

DFB.de: Unregelmäßig veranstaltet die DFB-Kulturstiftung Spiele der "Autonama", der Autoren-Nationalmannschaft. Wäre es nicht auch Zeit für eine Autorinnen-Nationalmannschaft?

Wewer: Wir hätten nichts dagegen. Ich höre, aktuell bilde sich eine Comedian-Nati. Klar, wenn es noch eine Schauspieler- oder Sänger-Nationalmannschaft geben würde, könnte uns das irgendwann überfordern. Aber im Moment würde ich sagen, warum nicht?

DFB.de: Schon für die WM 2006 in Deutschland hatten Sie damals das Kulturprogramm mitgestaltet. Wie sehr bereitet Ihnen die Arbeit bei der DFB-Kulturstiftung bis heute Freude?

Wewer: Dass ich immer noch dabei bin, zeigt doch schon, dass es mir Spaß macht. Ich treffe so viele tolle Menschen, man lernt so viele starke Projekte kennen. Ich denke da etwa an "11mm", das Fußballfilmfestival in Berlin, ebenfalls von der DFB-Kulturstiftung gefördert. Das haben sich Leute mal in der Wohnküche ausgedacht. Und heute ist es das größte Fußballfilmfestival der Welt, mit Gästen aus Süd- und Nordamerika, aus Kuba, aus Asien. Gleichzeitig wurde es nie abgehoben, sondern die Atmosphäre blieb familiär, ein Treffen von Fußballfans. Da kann man nur den Hut ziehen. Und wenn man solche Leute, wie hier auch bei Discover, in ihrer wichtigen Arbeit unterstützen kann, bereitet es mir tatsächlich immer noch Freude.

Dr. Göttrik Wewer ist Vorstandsvorsitzender der DFB-Kulturstiftung. Der 65 Jahre alte Politikwissenschaftler wurde 2003 unter Otto Schily zum Staatssekretär im Bundesministerium des Innern ernannt und leitete ab 2008 die Geschäfte der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA).

[th]

Das Spiel von ein paar Berlinerinnen in Teheran vor zehn Jahren war so etwas wie der Fanfarenstoß eines Feldzuges für die Gleichberechtigung der Geschlechter - auch und gerade auf dem Fußballplatz. Seitdem findet jährlich "Discover Football" statt. Nun eröffnete Dr. Göttrik Wewer, Vorstandsvorsitzender der DFB-Kulturstiftung, in Berlin-Kreuzberg ein einzigartiges Frauenfußballfestival, zu dem auch diesmal wieder Spielerinnen aus Ländern anreisten, in denen Frauen, wenn sie eigentlich nur Fußball spielen wollen, auf Vorurteile, Ablehnung und manchmal sogar Verbote stoßen. Im DFB.de-Interview spricht Göttrik Wewer mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber.

DFB.de: Herr Wewer, zehn Jahre "Discover Football" - wie erleben Sie den Auftakt zum diesjährigen Turnier und Festival?

Dr. Göttrik Wewer: Diese Begeisterung, das spürt man doch vom ersten Moment an. Dieses Jahr wurden Frauenteams etwa aus Nepal, Serbien, dem Iran, Kenia, Armenien und Bolivien eingeladen. Ein ähnliches Festival wäre in vielen anderen Ländern der Welt undenkbar. Leider sogar noch im Jahr 2019 undenkbar. Ein "Discover Football" müsste doch eigentlich auf jedem Kontinent stattfinden. Aber das wird noch eine Weile dauern, fürchte ich. Hier bei uns im Willy-Kressmann-Stadion in Kreuzberg jedenfalls erleben wir die Freude an der internationalen Begegnung, aber auch die Leidenschaft für den Fußball. "Discover" hat eine globale Bewegung gestärkt. Teams aus 90 Ländern waren hier über die Jahre dabei, sind dann zurückgegangen und haben den Mädchen- und Frauenfußball in ihren Heimatländern vorangetrieben und entwickelt. Und deshalb fördert die Kulturstiftung hier gerne. Hauptsponsoren sind das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium, wir folgen an dritter Stelle. Das Geld wird im Wesentlichen gebraucht, um die An- und Abreisen der acht Teams zu finanzieren.

DFB.de: Sie fördern üblicherweise Kulturgüter, die sich mit dem Fußball beschäftigen, also die Veröffentlichung eines Buches, die Kosten einer Ausstellung. Da fällt die Co-Finanzierung dieses Festivals aus dem üblichen Rahmen. Was hat die DFB-Kulturstiftung überzeugt, für "Discover Football" Mittel zu bewilligen?

Wewer: Gleichberechtigung der Geschlechter hat sehr viel mit Kultur zu tun. Das fängt doch schon bei den Menschenrechten an. Außerdem haben wir immer darauf bestanden, dass an den sechs Tagen des Festivals ein Kulturprogramm stattfindet. Lesungen, Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Netzwerk-Events - das muss stattfinden, und das tut es ja auch.

DFB.de: Unregelmäßig veranstaltet die DFB-Kulturstiftung Spiele der "Autonama", der Autoren-Nationalmannschaft. Wäre es nicht auch Zeit für eine Autorinnen-Nationalmannschaft?

Wewer: Wir hätten nichts dagegen. Ich höre, aktuell bilde sich eine Comedian-Nati. Klar, wenn es noch eine Schauspieler- oder Sänger-Nationalmannschaft geben würde, könnte uns das irgendwann überfordern. Aber im Moment würde ich sagen, warum nicht?

DFB.de: Schon für die WM 2006 in Deutschland hatten Sie damals das Kulturprogramm mitgestaltet. Wie sehr bereitet Ihnen die Arbeit bei der DFB-Kulturstiftung bis heute Freude?

Wewer: Dass ich immer noch dabei bin, zeigt doch schon, dass es mir Spaß macht. Ich treffe so viele tolle Menschen, man lernt so viele starke Projekte kennen. Ich denke da etwa an "11mm", das Fußballfilmfestival in Berlin, ebenfalls von der DFB-Kulturstiftung gefördert. Das haben sich Leute mal in der Wohnküche ausgedacht. Und heute ist es das größte Fußballfilmfestival der Welt, mit Gästen aus Süd- und Nordamerika, aus Kuba, aus Asien. Gleichzeitig wurde es nie abgehoben, sondern die Atmosphäre blieb familiär, ein Treffen von Fußballfans. Da kann man nur den Hut ziehen. Und wenn man solche Leute, wie hier auch bei Discover, in ihrer wichtigen Arbeit unterstützen kann, bereitet es mir tatsächlich immer noch Freude.

Dr. Göttrik Wewer ist Vorstandsvorsitzender der DFB-Kulturstiftung. Der 65 Jahre alte Politikwissenschaftler wurde 2003 unter Otto Schily zum Staatssekretär im Bundesministerium des Innern ernannt und leitete ab 2008 die Geschäfte der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA).

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