Die Kremers-Zwillinge werden 65

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Sie waren in den 70er-Jahren richtige Fußball-Popstars, spielten in der vielleicht besten Schalker Mannschaft aller Zeiten und blicken dennoch mit ein wenig Enttäuschung zurück. Denn für die Kremers-Zwillinge Erwin und Helmut, die heute 65 Jahre alt werden, hat ihre Karriere einen großen Makel: Sie holten 1972 zwar den DFB-Pokal, wurden aber nicht Deutscher Meister.

"Das halte ich bis heute für die größte Katastrophe", sagt Erwin, Linksaußen der legendären Schalker Pokalsiegerelf, die das Double nur knapp verpasste. "Das ist die größte Enttäuschung meines Lebens." Der Schatten des Bundesliga-Skandals lag damals über der jungen, talentierten Mannschaft, die zum großen Rivalen von Bayern München hätte werden können.

"Ein Spieler wurde in dieser Saison zwar nicht gesperrt, aber vor jedem Spiel spürte man den Druck, der auf den Kollegen lastete", erinnert sich Helmut, damals offensiver Linksverteidiger, der wie sein Bruder erst nach dem verschobenen Spiel gegen Arminia Bielefeld im April 1971 nach Schalke gekommen war. "Hinter verschlossenen Zimmertüren erzählten sie von ihren Ängsten, nie wieder Fußball spielen zu dürfen."

Helmut Kremers ohne WM-Einsatz 1974 - Erwin gar nicht dabei

So blieb der größte Traum der Zwillinge unerfüllt - auch 1977, als nur ein Punkt zum Titelgewinn fehlte. International blieb die Krönung ebenfalls aus. Helmut Kremers gehörte 1974 zum WM-Aufgebot, kam aber nicht zum Einsatz. Deshalb sieht er sich auch nicht als Weltmeister.

Sein Bruder Erwin verspielte sein sicheres WM-Ticket durch eine Rote Karte am letzten Bundesliga-Spieltag. "Halt's Maul, du blöde Sau", hatte er den Schiedsrichter beschimpft und es auf Nachfrage mehrmals wiederholt: "Beim letzten Mal habe ich es eingeleitet mit der Bemerkung: 'Für Doofe...'"

Erwin hatte immerhin 1972 in der Europameistermannschaft gestanden, die als bestes deutsches Team aller Zeiten gilt. Ihrer Popularität tat die kurze DFB-Karriere mit zusammen nur 23 Länderspielen keinen Abbruch. "In der Bravo standen jede Menge Geschichten über uns", sagt Helmut.

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Platz drei in der ZDF-Hitparade

Die Zwillinge schafften es sogar in die ZDF-Hitparade. Ihre Single "Das Mädchen meiner Träume" brachte sie bei Dieter Thomas Heck sogar auf Platz drei. "Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, das war 'ne richtige Schnulze und überhaupt nicht meine Musik", sagt Helmut, bekennender Rolling-Stones-Fan. Die Idee hatte Frank Elstner gehabt, nachdem die Kremers-Zwillinge bei dessen Montagsmalern zu Gast gewesen waren.

Während sich Bruder Erwin nach 212 Bundesligaspielen mit 50 Toren 1979 völlig zurückzog, blieb Helmut Kremers dem Profifußball treu. Unter Schalke-Präsident Günter Eichberg war er Manager, saß in einem Zweitligaspiel 1989 zusammen mit Klaus Fischer als Trainer auf der Bank und war 1994 für drei Monate sogar Präsident.

Die berühmte Wahlrede, die ihm überraschend ins Amt verhalf, hatte sein Zwillingsbruder gewürzt - mit dem Satz: "Für Dortmund haben wir uns zu meiner Zeit nicht umgezogen." Erwin war es auch, der Helmut wenig später riet, das Handtuch zu werfen: "Ich habe ihm gesagt, dass ich kein Wort mehr mit ihm rede, wenn er weitermacht. Er hat auf mich gehört."

Der eine ist Privatier, der andere noch immer im Fußball aktiv

Helmut Kremers ist dem Fußball aber noch immer verbunden. "Ich habe ein Unternehmen, wir kümmern uns um Immobilien, aber betreuen auch rund 20 junge Fußballer zwischen 15 und 22 Jahren", berichtet er in der Westfalenpost. " Das mache ich mit meinem Sohn Mano."

Erwin ist dagegen "Privatier und arbeitet sehr viel in Sachen Golf-Charity". Den Fußball verfolgt er nur am Rande: "Ich bin stolz darauf, sagen zu können: Das war's für mich, ich habe den Absprung geschafft, und ich habe mich über 20 Jahre nun erfolgreich versteckt."

[sid]

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Sie waren in den 70er-Jahren richtige Fußball-Popstars, spielten in der vielleicht besten Schalker Mannschaft aller Zeiten und blicken dennoch mit ein wenig Enttäuschung zurück. Denn für die Kremers-Zwillinge Erwin und Helmut, die heute 65 Jahre alt werden, hat ihre Karriere einen großen Makel: Sie holten 1972 zwar den DFB-Pokal, wurden aber nicht Deutscher Meister.

"Das halte ich bis heute für die größte Katastrophe", sagt Erwin, Linksaußen der legendären Schalker Pokalsiegerelf, die das Double nur knapp verpasste. "Das ist die größte Enttäuschung meines Lebens." Der Schatten des Bundesliga-Skandals lag damals über der jungen, talentierten Mannschaft, die zum großen Rivalen von Bayern München hätte werden können.

"Ein Spieler wurde in dieser Saison zwar nicht gesperrt, aber vor jedem Spiel spürte man den Druck, der auf den Kollegen lastete", erinnert sich Helmut, damals offensiver Linksverteidiger, der wie sein Bruder erst nach dem verschobenen Spiel gegen Arminia Bielefeld im April 1971 nach Schalke gekommen war. "Hinter verschlossenen Zimmertüren erzählten sie von ihren Ängsten, nie wieder Fußball spielen zu dürfen."

Helmut Kremers ohne WM-Einsatz 1974 - Erwin gar nicht dabei

So blieb der größte Traum der Zwillinge unerfüllt - auch 1977, als nur ein Punkt zum Titelgewinn fehlte. International blieb die Krönung ebenfalls aus. Helmut Kremers gehörte 1974 zum WM-Aufgebot, kam aber nicht zum Einsatz. Deshalb sieht er sich auch nicht als Weltmeister.

Sein Bruder Erwin verspielte sein sicheres WM-Ticket durch eine Rote Karte am letzten Bundesliga-Spieltag. "Halt's Maul, du blöde Sau", hatte er den Schiedsrichter beschimpft und es auf Nachfrage mehrmals wiederholt: "Beim letzten Mal habe ich es eingeleitet mit der Bemerkung: 'Für Doofe...'"

Erwin hatte immerhin 1972 in der Europameistermannschaft gestanden, die als bestes deutsches Team aller Zeiten gilt. Ihrer Popularität tat die kurze DFB-Karriere mit zusammen nur 23 Länderspielen keinen Abbruch. "In der Bravo standen jede Menge Geschichten über uns", sagt Helmut.

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Platz drei in der ZDF-Hitparade

Die Zwillinge schafften es sogar in die ZDF-Hitparade. Ihre Single "Das Mädchen meiner Träume" brachte sie bei Dieter Thomas Heck sogar auf Platz drei. "Wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, das war 'ne richtige Schnulze und überhaupt nicht meine Musik", sagt Helmut, bekennender Rolling-Stones-Fan. Die Idee hatte Frank Elstner gehabt, nachdem die Kremers-Zwillinge bei dessen Montagsmalern zu Gast gewesen waren.

Während sich Bruder Erwin nach 212 Bundesligaspielen mit 50 Toren 1979 völlig zurückzog, blieb Helmut Kremers dem Profifußball treu. Unter Schalke-Präsident Günter Eichberg war er Manager, saß in einem Zweitligaspiel 1989 zusammen mit Klaus Fischer als Trainer auf der Bank und war 1994 für drei Monate sogar Präsident.

Die berühmte Wahlrede, die ihm überraschend ins Amt verhalf, hatte sein Zwillingsbruder gewürzt - mit dem Satz: "Für Dortmund haben wir uns zu meiner Zeit nicht umgezogen." Erwin war es auch, der Helmut wenig später riet, das Handtuch zu werfen: "Ich habe ihm gesagt, dass ich kein Wort mehr mit ihm rede, wenn er weitermacht. Er hat auf mich gehört."

Der eine ist Privatier, der andere noch immer im Fußball aktiv

Helmut Kremers ist dem Fußball aber noch immer verbunden. "Ich habe ein Unternehmen, wir kümmern uns um Immobilien, aber betreuen auch rund 20 junge Fußballer zwischen 15 und 22 Jahren", berichtet er in der Westfalenpost. " Das mache ich mit meinem Sohn Mano."

Erwin ist dagegen "Privatier und arbeitet sehr viel in Sachen Golf-Charity". Den Fußball verfolgt er nur am Rande: "Ich bin stolz darauf, sagen zu können: Das war's für mich, ich habe den Absprung geschafft, und ich habe mich über 20 Jahre nun erfolgreich versteckt."