"Die DFB-Stiftungen machen unsere Gesellschaft humaner"

Tobias Wrzesinski und Olliver Tietz sind die Geschäftsführer der drei großen DFB-Stiftungen. Der 35 Jahre alte Wrzesinski, ein Fan der Roten Teufel vom Betzenberg, leitet die DFB-Stiftungen Egidius Braun und Sepp Herberger. Der 49-jährige Tietz, ein Fan des Rekordmeisters, ist Geschäftsführer der DFB-Kulturstiftung. Anlässlich des Europäischen Tages der Stiftungen spricht DFB.de mit beiden über Erreichtes und nächste Ziele.

DFB.de: Herr Wrzesinski, lassen Sie uns zunächst über Deutschlands älteste Fußballstiftung reden. Welchem Lebensbereich widmet sich die Sepp-Herberger-Stiftung?

Tobias Wrzesinski: Wir engagieren uns aktuell operativ in drei Themenbereichen: Behindertenfußball, Resozialisierung von Strafgefangenen und das Zusammenspiel zwischen Schulen und Vereinen. Zudem helfen wir mit dem DFB-Sozialwerk Mitgliedern der Fußballfamilie, die unverschuldet in Not geraten sind. Alles, was wir tun, findet in Deutschland statt und hat mit Fußball zu tun. Wir sind sozusagen die Fußballstiftung des DFB.

DFB.de: Und wo liegen die Schwerpunkte der DFB-Stiftung Egidius Braun?

Wrzesinski: Die Stiftung wurde im Jahr 2001 errichtet. Egidius Braun war kurz zuvor aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt des DFB-Präsidenten ausgeschieden. Mit seinem Credo "Fußball - Mehr als ein 1:0!" hat er den DFB bis heute geprägt. Als Ausdruck besonderer Dankbarkeit und Wertschätzung hat ihm der Verband die Stiftung gewidmet. Wir engagieren uns insbesondere für Kinder- und Jugendprojekte. Dabei ist unser Wirkungskreis nicht auf Deutschland begrenzt. Zusammen mit unserem Partner, dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger", sind wir in Afrika, Brasilien, Mexiko und in Osteuropa engagiert. In Deutschland sind die Flüchtlingsinitiative "2:0 für ein Willkommen", die Fußball-Ferienfreizeiten und die Initiative "Kinderträume", die wir gemeinsam mit der A-Nationalmannschaft der Männer realisieren, unsere wesentlichen Tätigkeitsgebiete. Wichtig ist, es geht stärker um soziale Projekte, primär um Bildungsprojekte, als um Fußballprojekte. Die Braun-Stiftung ist die Sozialstiftung des DFB.

DFB.de: Herr Tietz, die gleiche Frage, was sind die Inhalte Ihrer Stiftung?

Olliver Tietz: Die DFB-Kulturstiftung wurde 2007 errichtet, nach dem mit mehr als drei Millionen Besuchern außerordentlich erfolgreichen Kulturprogramm zur WM 2006. Unser Schwerpunkt liegt auf den gesellschaftspolitischen Chancen des Fußballs, Integration, Völkerverständigung, Anti-Diskriminierung oder historische Bildung, und zwar durch die Mittel der Kultur.

DFB.de: Herr Wrzesinski, warum wurde die Herberger-Stiftung errichtet? Es gab damals im Fußball ja kein Vorbild für eine solche Einrichtung.

Wrzesinski: Die Geschichte der Stiftung beginnt am 28. März 1977. An diesem Tag wurde mit einem Festakt im Mannheimer Barockschloss der 80. Geburtstag Herbergers gefeiert. Das Geschenk des DFB überbrachte der damalige Präsident Hermann Neuberger: Er gab die Errichtung unserer Stiftung bekannt. Der DFB erfüllte damit seinem Rekordnationaltrainer einen Lebenstraum. Herberger, dessen Ehe mit seiner Frau Eva kinderlos blieb, hatte - getreu seinem Lebensmotto: "Wer oben ist, darf die unten nicht vergessen" - den Wunsch, seinen Nachlass in guten Händen zu wissen. Dem "Chef" und seiner Frau Eva war es dabei insbesondere wichtig, soziale und karitative Projekte zu fördern und zu unterstützen. Das Vermächtnis Herbergers verpflichtet uns heute und in Zukunft.

DFB.de: Herr Tietz, wie hat sich die Kultur rund um den Fußball verändert?

Tietz: Vor 20, 30 Jahren gab es doch keine Schnittmengen zwischen Fußball und Kultur. Da hat der fußballinteressierte Akademiker seinen "Kicker" noch schamhaft unter der FAZ versteckt. Heutzutage muss man über Fußball schon mitreden können, um beim Smalltalk nicht am Rand zu stehen. Und es gibt kaum ein Feld der Kultur oder Wissenschaft, das sich nicht mit Fußball beschäftigt, sei es als mediales und Massenphänomen, als ästhetisches oder sogar als religiöses Phänomen. Vor kurzem haben wir eine Tagung der Uni Erlangen gefördert, da haben Linguisten, Sozialwissenschaftler und andere zwei Tage über das Thema "Foul" diskutiert. Natürlich hat sich gleichzeitig auch die Kultur des Fußballs selbst unter veränderten ökonomischen und medialen Rahmenbedingungen gewandelt. Die Kurve verhandelt heute zentrale gesellschaftspolitische und kulturelle Fragen, auch politische übrigens. Das muss nicht jeder befürworten, leugnen kann man es nicht.

DFB.de: Ein Beispiel für die gewachsene Bedeutung der Kultur im Fußball ist das Berliner Fußball-Filmfestival 11mm. Wie zufrieden sind Sie?

Tietz: Im nächsten Jahr werden es zehn Jahre sein, die wir dieses wunderbare Festival als Förderer begleiten. Begonnen hat alles mit kaum einer Hand voll Filmen, heute ist es ein anerkanntes Spartenfestival mit konstant mehr als 5000 Besuchern. Die 60 Filme sind alljährlich handverlesen, ich würde jedes Jahr am liebsten alle sehen.

DFB.de: Bitte vervollständige Sie: Ohne unsere Stiftung...

Wrzesinski: … würde die große integrative Kraft des Fußballs nicht vollständig genutzt werden. Gerade bei unseren Engagements im Behindertenfußball setzen wir darauf, vor allem Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung spielerisch zusammenzubringen.

Tietz: … hätte es so mancher Fußball-Kulturträger schwerer, seine ambitionierten Projekte umzusetzen und wichtige Themen zu platzieren, weil sie oft nicht so recht in die Schubladen der Förderlandschaft passen wollen.

DFB.de: Für unsere Stiftung wünsche ich mir...

Wrzesinski: … dass wir uns auch künftig mit und durch den Fußball für Menschen einsetzen können, die nicht immer auf der berühmten Sonnenseite des Lebens stehen. Unser Stifter, der DFB, stellt uns dabei fortlaufend die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung. Vor allem das weltweit einzigartige Benefizländerspiel der Nationalmannschaft sichert zu wesentlichen Teilen die Finanzierung der drei DFB-Stiftungen. Auch die DFL Stiftung wird aus dem Erlös unterstützt. Gerade in diesen Zeiten ist es für Stiftungen bedeutsam, nicht ausschließlich von Erträgen an den Kapitalmärkten abhängig zu sein.

Tietz: … eine Kontinuität der keineswegs selbstverständlichen Anerkennung und Förderung unserer Arbeit durch den Stifter, den DFB. Immerhin sind wir national und international die einzige Stiftung dieser Art.

DFB.de: Stiftungen machen die Gesellschaft...

Wrzesinski: … vielfältiger, humaner, lebendiger und ja, auch ein Stückchen besser.

Tietz: Stiftungen sind eine ganz wichtige Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Wie wichtig, merkt man erst, wenn sie fehlen.

DFB.de: Herr Wrzesinski, berichten Sie doch bitte von einem besonders bewegenden Erlebnis in Ihrer Tätigkeit.

Wrzesinski: Bewegende Erlebnisse gab und gibt es in der Tat viele. Ein Beispiel: Vor ein paar Jahren haben wir einen jungen Mann in unsere Dauerförderung aufgenommen, der bei einem Fahrradunfall schwer verletzt wurde und seitdem auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Zuvor war Jannik ein sehr talentierter Jugendfußballer, war sogar an einem DFB-Stützpunkt aktiv. Als ich ihn nach seinem Unfall kennenlernte, konnte er kaum sprechen und sich nicht bewegen. Heute ist er wieder etwas mobil, und wir können uns miteinander unterhalten. Kürzlich rief er mich sogar an. Dass wir Jannik und seine Eltern, die sich so herausragend für ihren Sohn engagieren, im Sinne Sepp Herbergers und aus Mitteln seines Privatvermögens unterstützen können, ist ein Privileg unserer Arbeit.

DFB.de: Herr Tietz, welches Produkt der Fußball-Kultur hat Ihnen in letzter Zeit so richtig gut gefallen?

Tietz: Wir bereiten uns gerade intensiv auf das "Kulturstadion" vor, eine zweitägige Lese- und Kulturbühne am Wochenende der Frankfurter Buchmesse. Da habe ich jedes Jahr die glückliche Aufgabe, den Fußball-Buchmarkt zu sondieren. Zuletzt gelesen habe ich "Wir Wochenendrebellen" von Mirco von Juterczenka, wo es um seinen asperger-autistischen Sohn Jason geht, mit dem er zusammen die Stadionlandschaft in Deutschland entdeckt. Ein berührendes, autobiografisches Fußballbuch. Das Buch von Jürgen Kaube "Lob des Fußballs" nähert sich auf eine ganz andere, sehr anregende Weise der Faszination des Fußballs. Und nie vergessen zu nennen darf ich natürlich die großartigen Bücher aller Schriftsteller unserer Autoren-Nationalmannschaft... (lacht)

DFB.de: Was haben Sie sich für 2019 vorgenommen?

Wrzesinski: Mit der Sepp-Herberger-Stiftung werden wir unter anderem zwei Stadt-Spieltage unserer Blindenfußball-Bundesliga veranstalten, wir werden mit dem Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal einmal mehr das größte Fußballturnier im Jugendstrafvollzug durchführen und natürlich werden wir 65 Jahre nach dem "Wunder von Bern" an Sepp Herberger und seine Weltmeistermannschaft von 1954 erinnern. In der DFB-Stiftung Egidius Braun beabsichtigen wir zusammen mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration die Flüchtlingsinitiative "2:0 für ein Willkommen" fortzusetzen, um auch im kommenden Jahr das so vielfältige und bemerkenswerte ehrenamtliche Engagement der Fußballvereine für geflüchtete Menschen zu unterstützen. Zudem werden wir in den Sommermonaten erneut rund 1200 Jugendliche aus 80 Fußballvereinen in unsere Fußball-Ferienfreizeiten einladen.

Tietz: Wir sind das Kind eines Turnier-Kulturprogramms, insofern freut es gerade uns bei der Kulturstiftung auch noch einmal besonders, dass der DFB mit einer hervorragenden Bewerbung den Zuschlag zur EURO 2024 erhalten hat. Unser Blick geht also in die Zukunft. Nächstes Jahr wollen wir uns noch stärker als bisher in aktuelle gesellschaftspolitische Diskussionen rund um den Fußball einbringen.

[th]

Tobias Wrzesinski und Olliver Tietz sind die Geschäftsführer der drei großen DFB-Stiftungen. Der 35 Jahre alte Wrzesinski, ein Fan der Roten Teufel vom Betzenberg, leitet die DFB-Stiftungen Egidius Braun und Sepp Herberger. Der 49-jährige Tietz, ein Fan des Rekordmeisters, ist Geschäftsführer der DFB-Kulturstiftung. Anlässlich des Europäischen Tages der Stiftungen spricht DFB.de mit beiden über Erreichtes und nächste Ziele.

DFB.de: Herr Wrzesinski, lassen Sie uns zunächst über Deutschlands älteste Fußballstiftung reden. Welchem Lebensbereich widmet sich die Sepp-Herberger-Stiftung?

Tobias Wrzesinski: Wir engagieren uns aktuell operativ in drei Themenbereichen: Behindertenfußball, Resozialisierung von Strafgefangenen und das Zusammenspiel zwischen Schulen und Vereinen. Zudem helfen wir mit dem DFB-Sozialwerk Mitgliedern der Fußballfamilie, die unverschuldet in Not geraten sind. Alles, was wir tun, findet in Deutschland statt und hat mit Fußball zu tun. Wir sind sozusagen die Fußballstiftung des DFB.

DFB.de: Und wo liegen die Schwerpunkte der DFB-Stiftung Egidius Braun?

Wrzesinski: Die Stiftung wurde im Jahr 2001 errichtet. Egidius Braun war kurz zuvor aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt des DFB-Präsidenten ausgeschieden. Mit seinem Credo "Fußball - Mehr als ein 1:0!" hat er den DFB bis heute geprägt. Als Ausdruck besonderer Dankbarkeit und Wertschätzung hat ihm der Verband die Stiftung gewidmet. Wir engagieren uns insbesondere für Kinder- und Jugendprojekte. Dabei ist unser Wirkungskreis nicht auf Deutschland begrenzt. Zusammen mit unserem Partner, dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger", sind wir in Afrika, Brasilien, Mexiko und in Osteuropa engagiert. In Deutschland sind die Flüchtlingsinitiative "2:0 für ein Willkommen", die Fußball-Ferienfreizeiten und die Initiative "Kinderträume", die wir gemeinsam mit der A-Nationalmannschaft der Männer realisieren, unsere wesentlichen Tätigkeitsgebiete. Wichtig ist, es geht stärker um soziale Projekte, primär um Bildungsprojekte, als um Fußballprojekte. Die Braun-Stiftung ist die Sozialstiftung des DFB.

DFB.de: Herr Tietz, die gleiche Frage, was sind die Inhalte Ihrer Stiftung?

Olliver Tietz: Die DFB-Kulturstiftung wurde 2007 errichtet, nach dem mit mehr als drei Millionen Besuchern außerordentlich erfolgreichen Kulturprogramm zur WM 2006. Unser Schwerpunkt liegt auf den gesellschaftspolitischen Chancen des Fußballs, Integration, Völkerverständigung, Anti-Diskriminierung oder historische Bildung, und zwar durch die Mittel der Kultur.

DFB.de: Herr Wrzesinski, warum wurde die Herberger-Stiftung errichtet? Es gab damals im Fußball ja kein Vorbild für eine solche Einrichtung.

Wrzesinski: Die Geschichte der Stiftung beginnt am 28. März 1977. An diesem Tag wurde mit einem Festakt im Mannheimer Barockschloss der 80. Geburtstag Herbergers gefeiert. Das Geschenk des DFB überbrachte der damalige Präsident Hermann Neuberger: Er gab die Errichtung unserer Stiftung bekannt. Der DFB erfüllte damit seinem Rekordnationaltrainer einen Lebenstraum. Herberger, dessen Ehe mit seiner Frau Eva kinderlos blieb, hatte - getreu seinem Lebensmotto: "Wer oben ist, darf die unten nicht vergessen" - den Wunsch, seinen Nachlass in guten Händen zu wissen. Dem "Chef" und seiner Frau Eva war es dabei insbesondere wichtig, soziale und karitative Projekte zu fördern und zu unterstützen. Das Vermächtnis Herbergers verpflichtet uns heute und in Zukunft.

DFB.de: Herr Tietz, wie hat sich die Kultur rund um den Fußball verändert?

Tietz: Vor 20, 30 Jahren gab es doch keine Schnittmengen zwischen Fußball und Kultur. Da hat der fußballinteressierte Akademiker seinen "Kicker" noch schamhaft unter der FAZ versteckt. Heutzutage muss man über Fußball schon mitreden können, um beim Smalltalk nicht am Rand zu stehen. Und es gibt kaum ein Feld der Kultur oder Wissenschaft, das sich nicht mit Fußball beschäftigt, sei es als mediales und Massenphänomen, als ästhetisches oder sogar als religiöses Phänomen. Vor kurzem haben wir eine Tagung der Uni Erlangen gefördert, da haben Linguisten, Sozialwissenschaftler und andere zwei Tage über das Thema "Foul" diskutiert. Natürlich hat sich gleichzeitig auch die Kultur des Fußballs selbst unter veränderten ökonomischen und medialen Rahmenbedingungen gewandelt. Die Kurve verhandelt heute zentrale gesellschaftspolitische und kulturelle Fragen, auch politische übrigens. Das muss nicht jeder befürworten, leugnen kann man es nicht.

DFB.de: Ein Beispiel für die gewachsene Bedeutung der Kultur im Fußball ist das Berliner Fußball-Filmfestival 11mm. Wie zufrieden sind Sie?

Tietz: Im nächsten Jahr werden es zehn Jahre sein, die wir dieses wunderbare Festival als Förderer begleiten. Begonnen hat alles mit kaum einer Hand voll Filmen, heute ist es ein anerkanntes Spartenfestival mit konstant mehr als 5000 Besuchern. Die 60 Filme sind alljährlich handverlesen, ich würde jedes Jahr am liebsten alle sehen.

DFB.de: Bitte vervollständige Sie: Ohne unsere Stiftung...

Wrzesinski: … würde die große integrative Kraft des Fußballs nicht vollständig genutzt werden. Gerade bei unseren Engagements im Behindertenfußball setzen wir darauf, vor allem Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung spielerisch zusammenzubringen.

Tietz: … hätte es so mancher Fußball-Kulturträger schwerer, seine ambitionierten Projekte umzusetzen und wichtige Themen zu platzieren, weil sie oft nicht so recht in die Schubladen der Förderlandschaft passen wollen.

DFB.de: Für unsere Stiftung wünsche ich mir...

Wrzesinski: … dass wir uns auch künftig mit und durch den Fußball für Menschen einsetzen können, die nicht immer auf der berühmten Sonnenseite des Lebens stehen. Unser Stifter, der DFB, stellt uns dabei fortlaufend die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung. Vor allem das weltweit einzigartige Benefizländerspiel der Nationalmannschaft sichert zu wesentlichen Teilen die Finanzierung der drei DFB-Stiftungen. Auch die DFL Stiftung wird aus dem Erlös unterstützt. Gerade in diesen Zeiten ist es für Stiftungen bedeutsam, nicht ausschließlich von Erträgen an den Kapitalmärkten abhängig zu sein.

Tietz: … eine Kontinuität der keineswegs selbstverständlichen Anerkennung und Förderung unserer Arbeit durch den Stifter, den DFB. Immerhin sind wir national und international die einzige Stiftung dieser Art.

DFB.de: Stiftungen machen die Gesellschaft...

Wrzesinski: … vielfältiger, humaner, lebendiger und ja, auch ein Stückchen besser.

Tietz: Stiftungen sind eine ganz wichtige Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Wie wichtig, merkt man erst, wenn sie fehlen.

DFB.de: Herr Wrzesinski, berichten Sie doch bitte von einem besonders bewegenden Erlebnis in Ihrer Tätigkeit.

Wrzesinski: Bewegende Erlebnisse gab und gibt es in der Tat viele. Ein Beispiel: Vor ein paar Jahren haben wir einen jungen Mann in unsere Dauerförderung aufgenommen, der bei einem Fahrradunfall schwer verletzt wurde und seitdem auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Zuvor war Jannik ein sehr talentierter Jugendfußballer, war sogar an einem DFB-Stützpunkt aktiv. Als ich ihn nach seinem Unfall kennenlernte, konnte er kaum sprechen und sich nicht bewegen. Heute ist er wieder etwas mobil, und wir können uns miteinander unterhalten. Kürzlich rief er mich sogar an. Dass wir Jannik und seine Eltern, die sich so herausragend für ihren Sohn engagieren, im Sinne Sepp Herbergers und aus Mitteln seines Privatvermögens unterstützen können, ist ein Privileg unserer Arbeit.

DFB.de: Herr Tietz, welches Produkt der Fußball-Kultur hat Ihnen in letzter Zeit so richtig gut gefallen?

Tietz: Wir bereiten uns gerade intensiv auf das "Kulturstadion" vor, eine zweitägige Lese- und Kulturbühne am Wochenende der Frankfurter Buchmesse. Da habe ich jedes Jahr die glückliche Aufgabe, den Fußball-Buchmarkt zu sondieren. Zuletzt gelesen habe ich "Wir Wochenendrebellen" von Mirco von Juterczenka, wo es um seinen asperger-autistischen Sohn Jason geht, mit dem er zusammen die Stadionlandschaft in Deutschland entdeckt. Ein berührendes, autobiografisches Fußballbuch. Das Buch von Jürgen Kaube "Lob des Fußballs" nähert sich auf eine ganz andere, sehr anregende Weise der Faszination des Fußballs. Und nie vergessen zu nennen darf ich natürlich die großartigen Bücher aller Schriftsteller unserer Autoren-Nationalmannschaft... (lacht)

DFB.de: Was haben Sie sich für 2019 vorgenommen?

Wrzesinski: Mit der Sepp-Herberger-Stiftung werden wir unter anderem zwei Stadt-Spieltage unserer Blindenfußball-Bundesliga veranstalten, wir werden mit dem Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal einmal mehr das größte Fußballturnier im Jugendstrafvollzug durchführen und natürlich werden wir 65 Jahre nach dem "Wunder von Bern" an Sepp Herberger und seine Weltmeistermannschaft von 1954 erinnern. In der DFB-Stiftung Egidius Braun beabsichtigen wir zusammen mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration die Flüchtlingsinitiative "2:0 für ein Willkommen" fortzusetzen, um auch im kommenden Jahr das so vielfältige und bemerkenswerte ehrenamtliche Engagement der Fußballvereine für geflüchtete Menschen zu unterstützen. Zudem werden wir in den Sommermonaten erneut rund 1200 Jugendliche aus 80 Fußballvereinen in unsere Fußball-Ferienfreizeiten einladen.

Tietz: Wir sind das Kind eines Turnier-Kulturprogramms, insofern freut es gerade uns bei der Kulturstiftung auch noch einmal besonders, dass der DFB mit einer hervorragenden Bewerbung den Zuschlag zur EURO 2024 erhalten hat. Unser Blick geht also in die Zukunft. Nächstes Jahr wollen wir uns noch stärker als bisher in aktuelle gesellschaftspolitische Diskussionen rund um den Fußball einbringen.

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