DFB-Stiftungen fördern Theaterstück "Aus der Traum"

"Aus der Traum", ein Theaterstück über Talente, Träume und den großen Fußball, ist 2011 in Koproduktion mit Bayer Kultur entstanden und wird regelmäßig im Theater der Jungen Welt Leipzig gespielt. Ex-Profi Jürgen Gelsdorf, RB Leipzigs Alex Zorniger, Fußball-Autor Christoph Biermann ("Die Fußball-Matrix") und andere verfolgten das Drama um den Junioren-Nationalspieler Malte Kreuzfeld, dessen Aufstieg und Absturz. Die Aufführung in Hannover wurde ein besonderer Abend. Teresa Enke und Markus Miller saßen im ausverkauften Saal des Staatstheaters. "Ich war schon aufgeregt", sagt Jürgen Zielinski.

Fast ein Leben lang inszeniert der Endfünfziger im In- und Ausland als einer der renommiertesten Regisseure fürs junge Publikum, seit 2002 als Intendant des Theaters der Jungen Welt in Leipzig, dem ältesten Jugendtheater Deutschlands. Seit 1946 gibt es das TdJW in Leipzig - und in der Intendanz von Jürgen Zielinski werden dort immer wieder auch Fußballstücke produziert. "Aus der Traum" wurde von Bayer Kultur koproduziert, die Gastspiele werden durch die Robert-Enke-Stiftung und die DFB-Kulturstiftung Theo Zwanziger unterstützt.

Teresa Enke sagte nach der Aufführung: "So ein Stück kann Emotionen sehr gut vermitteln, von daher fand ich es toll umgesetzt. Ich habe viele Dinge leider auch wiedererkannt und denke, andere werden sich auch wiederfinden." Für DFB.de hat Redakteur Thomas Hackbarth mit dem Regisseur Jürgen Zielinski über seine bewegende Produktion gesprochen.

DFB.de: Herr Zielinski, Sie sind ein großer Fan von Borussia Dortmund, dabei leben Sie doch in Leipzig.

Jürgen Zielinski: Soweit richtig. Zur Erklärung - ich bin in Bergkamen geboren worden.

DFB.de: Schon klar, aber noch mal, heute leben Sie in Leipzig.

Zielinski: Macht nichts, ich habe trotzdem eine Dauerkarte für den BVB. Ein guter Freund hat ein schnelles Auto und das Bild vom Pabst in der Hosentasche. In etwas über drei Stunden sind wir in Dortmund.

DFB.de: Wahre Liebe. Hat Ihnen die Arbeit an der Inszenierung von "Aus der Traum" den Spaß am Fußball etwas getrübt?



"Aus der Traum", ein Theaterstück über Talente, Träume und den großen Fußball, ist 2011 in Koproduktion mit Bayer Kultur entstanden und wird regelmäßig im Theater der Jungen Welt Leipzig gespielt. Ex-Profi Jürgen Gelsdorf, RB Leipzigs Alex Zorniger, Fußball-Autor Christoph Biermann ("Die Fußball-Matrix") und andere verfolgten das Drama um den Junioren-Nationalspieler Malte Kreuzfeld, dessen Aufstieg und Absturz. Die Aufführung in Hannover wurde ein besonderer Abend. Teresa Enke und Markus Miller saßen im ausverkauften Saal des Staatstheaters. "Ich war schon aufgeregt", sagt Jürgen Zielinski.

Fast ein Leben lang inszeniert der Endfünfziger im In- und Ausland als einer der renommiertesten Regisseure fürs junge Publikum, seit 2002 als Intendant des Theaters der Jungen Welt in Leipzig, dem ältesten Jugendtheater Deutschlands. Seit 1946 gibt es das TdJW in Leipzig - und in der Intendanz von Jürgen Zielinski werden dort immer wieder auch Fußballstücke produziert. "Aus der Traum" wurde von Bayer Kultur koproduziert, die Gastspiele werden durch die Robert-Enke-Stiftung und die DFB-Kulturstiftung Theo Zwanziger unterstützt.

Teresa Enke sagte nach der Aufführung: "So ein Stück kann Emotionen sehr gut vermitteln, von daher fand ich es toll umgesetzt. Ich habe viele Dinge leider auch wiedererkannt und denke, andere werden sich auch wiederfinden." Für DFB.de hat Redakteur Thomas Hackbarth mit dem Regisseur Jürgen Zielinski über seine bewegende Produktion gesprochen.

DFB.de: Herr Zielinski, Sie sind ein großer Fan von Borussia Dortmund, dabei leben Sie doch in Leipzig.

Jürgen Zielinski: Soweit richtig. Zur Erklärung - ich bin in Bergkamen geboren worden.

DFB.de: Schon klar, aber noch mal, heute leben Sie in Leipzig.

Zielinski: Macht nichts, ich habe trotzdem eine Dauerkarte für den BVB. Ein guter Freund hat ein schnelles Auto und das Bild vom Pabst in der Hosentasche. In etwas über drei Stunden sind wir in Dortmund.

DFB.de: Wahre Liebe. Hat Ihnen die Arbeit an der Inszenierung von "Aus der Traum" den Spaß am Fußball etwas getrübt?

Zielinski: Nein, keine Spur. Natürlich ist die Geschichte der Hauptfigur Malte Kreuzfeld bedrückend, aber wir Theatermenschen leben in einer Parallelwelt zum großen Fußball. Wir kennen die Krisen, wir kennen den Druck. Auch wir treten vor Publikum auf, die Verträge sind zwar deutlich niedriger dotiert, aber genauso befristet und vom Erfolg abhängig. Auch medialen Druck müssen wir aushalten können, ganz wie die Fußballer. Bei uns Schauspielern und Regisseuren ist es der Verriss im Feuilleton, für den Fußballer ist es die Note 5 oder 6 im Kicker.

DFB.de: Fußballer sagen dann immer, sie würden nie in die Zeitung schauen.

Zielinski: (lacht) Quatsch, glaube ich nicht. Natürlich verfolgen junge Fußballer, was über sie geschrieben und gesagt wird. Und natürlich sind wir alle verwundbar. Im Theater werden Gefühle visualisiert und mit dem Publikum geteilt. Bei dieser besonderen Aufführung am Staatstheater Hannover scheint uns das ganz gut gelungen. Das war jedenfalls mein Eindruck - und nicht nur meiner.

DFB.de: Wie geht es aus für Malte Kreuzfeld?

Zielinski: Zum Schluss des Stückes läuft auf einer Leinwand ein Film, Malte fährt im Mercedes-Cabrio durch die Landschaft, irgendwann dreht sich die Kamera und das Bild friert ein mit einem Blick in die Bäume. Die wichtigsten Figuren sprechen einen Schlüsselsatz, der sie mit Malte verbindet. Eine Tür öffnet sich, Malte Kreuzfeld tritt herein und sagt: "Ich bin noch anwesend." Dieses Ende hatte natürlich gerade in Hannover eine ganz besondere Bedeutung.

DFB.de: Teresa Enke und Markus Miller saßen im Publikum, und in wenigen Tagen jährt sich zum vierten Mal der Todestag von Robert Enke. Auch die ehemalige Nummer eins ist noch anwesend.

Zielinski: Genau, hier in Hannover, mehr als vielleicht irgendwo sonst, ist die Erinnerung noch wach und frisch. Im ausverkauften Haus hatten wir ein sehr gemischtes Publikum zwischen 15 und 95, typische Theatergänger, aber auch Leute, die sonst vielleicht nicht den Weg ins Theater finden.

DFB.de: Wie gerät Malte Kreuzfeld in die Krise?

Zielinski: Ach wissen Sie, es ist schwierig, das in wenigen Sätzen zu beschreiben. Zum einen muss die Aufführung so eine Frage beantworten, das sollte nicht der Regisseur kurz und knackig in einem Satz abhaken. Wir versuchen nicht zu vereinfachen und Fehler zuzuweisen. Auch wenn manches Klischee längst zur Realität geworden ist. Ohne Leistungsorientierung und ein verantwortbares Maß an Druck funktioniert der Profifußball nicht, so viel ist sicher. Das Umfeld des Vereins muss sich psychologisch sensibilisieren, und zwar nicht exklusiv mit dem Ziel, die individuelle Leistung weiter zu optimieren. Die Auswahl der Talente muss vielleicht noch mehr begleitet werden. Wir alle sind heutzutage auf den schnellen Erfolg programmiert. Das kann zu schweren persönlichen Problemen führen. Vor allem dann, wenn wir hochgesteckte Ziele nicht erreichen, wenn zum Beispiel ein Talent den Weg in die Profikarriere nicht schafft.

DFB.de: Malte Kreuzfelds Formkrise wird zur Sinnkrise. Das kann nicht nur Fußballern passieren.

Zielinski: Ganz sicher ist das Stück nicht alleine für den Fußball relevant. Wie sich Depression und Burnout gesellschaftlich breitmachen, darüber wird doch ausgiebig berichtet. Daher sind mir auch die kleinen Nebengeschichten über das soziale Umfeld der Hauptfigur enorm wichtig - das reale Leben neben dem Leben des Fußballprofis, das Leben der Helden des Alltags. Mit Dietmar Bär ("Tatort"-Kommissar; Anm. d. Red.), Sebastian Krumbiegel (Sänger der "Prinzen"; Anm. d. Red.), guten Freunden von mir, sowie mit dem Psychiater Moritz Heepe und dem Sportphilosophen Arno Müller haben wir anhand des Stückes intensiv über eigene Drucksituationen diskutiert.

DFB.de: Ist "Aus der Traum" ein Lehrstück? Wollen Sie Ihrem Publikum etwas beibringen?

Zielinski: Didaktisches, belehrendes Theater ist ein "No-go". Aber dennoch wollen wir mit den wunderbaren Möglichkeiten des Theaters junge Menschen dafür sensibilisieren, dass der Traum vom schnellen Erfolg und großen Glück fast zwangsweise sehr brüchig ist. Die brutale Wahrheit ist doch: Nicht jeder in dieser Gesellschaft kann oben mitspielen. Wie finde ich meine eigene Mitte in einer Hochglanzgesellschaft, die im Endeffekt zu sehr gefährlichen Illusionen verführt. So ganz verkehrt können wir es nicht gemacht haben. Das Stück wirke entstigmatisierend und sei eine Ermutigung für Betroffene, hat uns etwa Moritz Heepe attestiert, der Leiter der Psychiatrie und Psychotherapie in Dessau, nachdem er das Stück gesehen hatte.

DFB.de: Der Autor Holger Schober hat "Aus der Traum" mit ihrer Unterstützung geschrieben. Inspiriert hat Sie Sebastian Deislers Geschichte und dessen 2009 erschienene Autobiografie "Zurück ins Leben". Wieso dauerte es so lange bis zur Premiere?

Zielinski: Wer Deislers Buch gelesen hat, der sitzt nie mehr dem Klischee auf, ein junger Fußballer denke nur an Fußball. Es gibt diese Szene, als der Bus mit der U 21-Nationalmannschaft durch Griechenland fährt, fast alle spielen Karten oder schlafen, nur Deisler ist begeistert von den Zitronenhainen und bekommt im gleichen Moment Angst, er würde nun als Sonderling auffallen. Das hat mir schon sehr gut gefallen. Wir hatten dann bald "Aus der Traum" geschrieben, die Proben sollten anfangen, als sich Robert Enke das Leben nahm. Wir beschlossen, die Produktion zu verschieben, das war sicher die richtige Entscheidung. Ich persönlich wollte mir nicht den Vorwurf einfangen, ich hätte mich an Enkes tragischen Tod aus Aktualitätsgründen drangehängt. In dieser Pause bat ich dann meine alte Freundin Vivienne Newport um choreografische Unterstützung.

DFB.de: Die ehemalige enge Mitarbeiterin von Pina Bausch hat den Fußball tänzerisch ausgedrückt, die Szene ist jetzt Teil Ihrer Aufführung.

Zielinski: Wenn man ein Theaterstück über Fußball macht, ist es doch eine Mogelpackung, wenn man das Spiel nicht auf der Bühne zeigt. Es gibt die Figur dieses Trainers aus Maltes Heimatort Unterdöbeln, der das Publikum auffordert, eine Welle zu machen. Dazu die Choreografie von Vivienne Newport. Beide Szenen tragen dazu bei, den Fußball sinnlich darzustellen und auf die Theaterbühne zu transportieren.

DFB.de: Sind weitere Aufführungen geplant?

Zielinski: Die DFB-Kulturstiftung wollte ursprünglich gleich acht Aufführungen fördern, aber ich habe dann erst mal auf die Bremse gedrückt. Doch die Resonanz ist sehr, sehr positiv. Wir führen jetzt noch in Wolfsburg auf, und danach sollten wir in den Süden gehen. Frankfurt? Oder München? Was meinen Sie?

DFB.de: Warum nicht? Die Stadt des Meisters. Oder geben Sie als Fan dem BVB diese Saison eine realistische Chance auf den Titel?

Zielinski: Es wird verdammt schwer, aber wenn Gündogan wieder gesund ist und wir Kagawa zurückholen, können wir den Bayern den Titel wegschnappen.

DFB.de: Sie haben kürzlich in einem Interview über das "Premierenloch" gesprochen, diese totale Erschöpfung nach dem ersten Vorhang. Wie entspannen Sie? Im Dortmunder Stadion?

Zielinski: (lacht) Ne, eher nicht, ich fahre nach Griechenland und schaue auf Meer und Himmel, wie sich beides im Licht verändert.