Brych fährt zur EURO: Letztes Kapitel einer großen Karriere

Dr. Felix Brych will mit seinen beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp bei der EURO im Sommer starke Leistungen zeigen und damit seiner außergewöhnlichen Karriere einen letzten internationalen Höhepunkt hinzufügen. Kurz vor Erreichen der Altersgrenze sind Fitness- und Motivationslevel bei dem 45-Jährigen immer noch auf höchstem Niveau.

Kann sich jemand wie Dr. Felix Brych, viermaliger Schiedsrichter des Jahres in Deutschland, Weltschiedsrichter 2017 sowie mehrfacher Teilnehmer bei großen Turnieren, überhaupt noch für eine Europameisterschaft – zumal in Corona-Zeiten – begeistern? Klare Antwort: Ja! "Ich bin momentan so fit wie nie und mir macht das Pfeifen nach wie vor unheimlich viel Spaß. Ich möchte so lange wie möglich auf dem Platz stehen", sagt der 45-jährige Münchner, der seit Jahren zu den besten Unparteiischen der Welt zählt.

"Als Team unser Leistungsniveau über Jahre gehalten" 

Jetzt ist er mit seinen beiden Assistenten Mark Borsch aus Mönchengladbach und Stefan Lupp aus Zossen für die EM im Sommer nominiert worden. "Wir freuen uns sehr darüber. Das ist eine Bestätigung dafür, dass wir als Team unser Leistungsniveau über Jahre gehalten haben", betont Brych.

Er war mit seinen Assistenten bereits 2014 bei der WM in Brasilien und 2018 in Russland im Einsatz. Bei Weitem nicht der einzige Höhepunkt für ihn: Zu seiner Bilderbuchkarriere als "Mann in Schwarz" zählen auch die EM 2016 in Frankreich, die Endspiele 2014 in der Europa League zwischen dem FC Sevilla und Benfica Lissabon in Turin, 2015 um den DFB-Pokal in Berlin zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg sowie 2017 das Endspiel in der Champions League zwischen Juventus Turin und Real Madrid. Mit Borsch und Lupp bildet er seit mehr als einem Jahrzehnt ein festes Team.

Eine spezielle Vorbereitung auf die EM gibt es nicht, berichtet Felix Brych. Wer auf dem Niveau unterwegs ist wie er, der beschäftigt sich – gefühlt – Tag und Nacht mit dieser Materie. "Ich beobachte sehr viele internationale Spiele und schaue mir gezielt an, wie Spieler bestimmter Mannschaften drauf sind und wie sie reagieren."

Erfahrung ist Brychs "Fundament"

Der Münchner, der für den SV Am Hart pfeift, profitiert von seiner großen Erfahrung. "Das ist mein Fundament", sagt er. Man kennt sich. In knapp 300 Bundesligaspielen seit 2004 sowie bei zahlreichen Einsätzen als FIFA-Schiedsrichter seit 2007 bei Länder- und Europapokal-Partien hat sich Felix Brych enorme Kompetenz und Ansehen erarbeitet und zu einer großen Persönlichkeit auf und neben dem Platz entwickelt.

Auch beim körperlichen Training gibt es nichts, was der 45-Jährige aktuell anders macht als sonst während einer Spielzeit ohne WM oder EM. Felix Brych hat seit Längerem sein Trainingsprogramm ergänzt und verfeinert. Dazu gehören nicht nur Laufen, Ausdauersport und Spurten, sondern auch Krafttraining, Balanceübungen und Yoga. "Ich gehe da ein bisschen dosierter ran. Das hilft mir: Ich fühle mich fitter als noch vor fünf Jahren." Und schon da galt er als ein Modellathlet.

Sehr viel zu seiner Balance im Alltag beigetragen hat seine Frau, mit der er seit zwei Jahren verheiratet ist und die ihn erdet. "Sie unterstützt mich und gibt mir Kraft. Ein großer Glücksfall!" Der promovierte Jurist arbeitet nach wie vor beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und ist dort als Abteilungsleiter Talentförderung und Schiedsrichter tätig.

"Ich war nie Show-Man"

Zurück zum Thema Corona. Die Pandemie hat vieles, wenn nicht alles verändert. Für Felix Brych nicht unbedingt zum Nachteil. "Ich war nie Show-Man, sondern immer ein sachlicher Schiedsrichter, der sich über Leistung definiert. Ich finde, dass es seit Corona wieder mehr ums Eigentliche, nämlich den Sport, geht. Das kommt mir entgegen, denn darauf kommt es an", beschreibt er, was er seit einiger Zeit festgestellt hat.

Der Begriff Demut habe wieder mehr Bedeutung erlangt. Im Fußball-Geschäft, das in Vor-Corona-Zeiten bisweilen an ein reines Show-Business erinnert hat, sei man wieder enger zusammengerückt. "Ich bin dankbar, dass ich auf dem Platz stehen und Spiele pfeifen darf. Ich habe das Gefühl, die Mannschaften sind auch froh darüber, dass sie spielen dürfen und jedes Mal ein Schiedsrichter kommt", meint er.

Der Münchner war bereits 2012 zu den Olympischen Spielen in London berufen worden. Im Mai 2013 kam er im Finale der UEFA Europa League als Vierter Offizieller zum Einsatz, als sich in Amsterdam Benfica Lissabon und der FC Chelsea gegenüberstanden. Hauptschiedsrichter war damals der Niederländer Björn Kuipers. Als Schiedsrichter nahm er zudem am FIFA Konföderationen-Pokal 2013 in Brasilien teil.

Aktuell gibt es eine weitere bedeutsame Ehrung: Der Deutsche ist von der International Federation of Football for History & Statistics (IFFHS) als bester Schiedsrichter des vergangenen Jahrzehnts ausgezeichnet worden.

"Fehler bringen einen weiter und machen stärker"

Die EM im Sommer wird das letzte große Kapitel im dicken Buch seiner außergewöhnlichen Schiedsrichter-Karriere auf internationaler Ebene sein. "Genau genommen bin ich ja schon über die Altersgrenze drüber. Durch die Umstände infolge der Pandemie darf ich ein Jahr länger FIFA-Schiedsrichter sein", berichtet Felix Brych.

Nun herrscht bei ihm – wieder mal – Vorfreude auf ein großes Sportereignis und bedeutsames Turnier. Die Gefahr, bei so viel Erfolg abzuheben, sieht er bei sich nicht mehr. "Ich hatte zum Glück immer gute Freunde und tolle Eltern, die rechtzeitig eingegriffen und mich wieder auf den Teppich geholt haben. Dafür bin ich sehr dankbar."

Und er weiß: Zum Sport gehören auch Niederlagen, die es zu bewältigen gilt. "Natürlich macht man Fehler und muss Enttäuschungen verdauen. Aber gerade die bringen einen im Leben weiter und machen einen stärker."

Gemeinsam mit seinen Assistenten hat Felix Brych die halbe Welt bereist und viele tolle und aufregende Dinge erlebt. Nun will das deutsche Team einmal mehr sehr gute Leistungen auf höchstem Niveau abliefern und damit eine Bilderbuchkarriere abrunden.

[db]

Dr. Felix Brych will mit seinen beiden Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp bei der EURO im Sommer starke Leistungen zeigen und damit seiner außergewöhnlichen Karriere einen letzten internationalen Höhepunkt hinzufügen. Kurz vor Erreichen der Altersgrenze sind Fitness- und Motivationslevel bei dem 45-Jährigen immer noch auf höchstem Niveau.

Kann sich jemand wie Dr. Felix Brych, viermaliger Schiedsrichter des Jahres in Deutschland, Weltschiedsrichter 2017 sowie mehrfacher Teilnehmer bei großen Turnieren, überhaupt noch für eine Europameisterschaft – zumal in Corona-Zeiten – begeistern? Klare Antwort: Ja! "Ich bin momentan so fit wie nie und mir macht das Pfeifen nach wie vor unheimlich viel Spaß. Ich möchte so lange wie möglich auf dem Platz stehen", sagt der 45-jährige Münchner, der seit Jahren zu den besten Unparteiischen der Welt zählt.

"Als Team unser Leistungsniveau über Jahre gehalten" 

Jetzt ist er mit seinen beiden Assistenten Mark Borsch aus Mönchengladbach und Stefan Lupp aus Zossen für die EM im Sommer nominiert worden. "Wir freuen uns sehr darüber. Das ist eine Bestätigung dafür, dass wir als Team unser Leistungsniveau über Jahre gehalten haben", betont Brych.

Er war mit seinen Assistenten bereits 2014 bei der WM in Brasilien und 2018 in Russland im Einsatz. Bei Weitem nicht der einzige Höhepunkt für ihn: Zu seiner Bilderbuchkarriere als "Mann in Schwarz" zählen auch die EM 2016 in Frankreich, die Endspiele 2014 in der Europa League zwischen dem FC Sevilla und Benfica Lissabon in Turin, 2015 um den DFB-Pokal in Berlin zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg sowie 2017 das Endspiel in der Champions League zwischen Juventus Turin und Real Madrid. Mit Borsch und Lupp bildet er seit mehr als einem Jahrzehnt ein festes Team.

Eine spezielle Vorbereitung auf die EM gibt es nicht, berichtet Felix Brych. Wer auf dem Niveau unterwegs ist wie er, der beschäftigt sich – gefühlt – Tag und Nacht mit dieser Materie. "Ich beobachte sehr viele internationale Spiele und schaue mir gezielt an, wie Spieler bestimmter Mannschaften drauf sind und wie sie reagieren."

Erfahrung ist Brychs "Fundament"

Der Münchner, der für den SV Am Hart pfeift, profitiert von seiner großen Erfahrung. "Das ist mein Fundament", sagt er. Man kennt sich. In knapp 300 Bundesligaspielen seit 2004 sowie bei zahlreichen Einsätzen als FIFA-Schiedsrichter seit 2007 bei Länder- und Europapokal-Partien hat sich Felix Brych enorme Kompetenz und Ansehen erarbeitet und zu einer großen Persönlichkeit auf und neben dem Platz entwickelt.

Auch beim körperlichen Training gibt es nichts, was der 45-Jährige aktuell anders macht als sonst während einer Spielzeit ohne WM oder EM. Felix Brych hat seit Längerem sein Trainingsprogramm ergänzt und verfeinert. Dazu gehören nicht nur Laufen, Ausdauersport und Spurten, sondern auch Krafttraining, Balanceübungen und Yoga. "Ich gehe da ein bisschen dosierter ran. Das hilft mir: Ich fühle mich fitter als noch vor fünf Jahren." Und schon da galt er als ein Modellathlet.

Sehr viel zu seiner Balance im Alltag beigetragen hat seine Frau, mit der er seit zwei Jahren verheiratet ist und die ihn erdet. "Sie unterstützt mich und gibt mir Kraft. Ein großer Glücksfall!" Der promovierte Jurist arbeitet nach wie vor beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und ist dort als Abteilungsleiter Talentförderung und Schiedsrichter tätig.

"Ich war nie Show-Man"

Zurück zum Thema Corona. Die Pandemie hat vieles, wenn nicht alles verändert. Für Felix Brych nicht unbedingt zum Nachteil. "Ich war nie Show-Man, sondern immer ein sachlicher Schiedsrichter, der sich über Leistung definiert. Ich finde, dass es seit Corona wieder mehr ums Eigentliche, nämlich den Sport, geht. Das kommt mir entgegen, denn darauf kommt es an", beschreibt er, was er seit einiger Zeit festgestellt hat.

Der Begriff Demut habe wieder mehr Bedeutung erlangt. Im Fußball-Geschäft, das in Vor-Corona-Zeiten bisweilen an ein reines Show-Business erinnert hat, sei man wieder enger zusammengerückt. "Ich bin dankbar, dass ich auf dem Platz stehen und Spiele pfeifen darf. Ich habe das Gefühl, die Mannschaften sind auch froh darüber, dass sie spielen dürfen und jedes Mal ein Schiedsrichter kommt", meint er.

Der Münchner war bereits 2012 zu den Olympischen Spielen in London berufen worden. Im Mai 2013 kam er im Finale der UEFA Europa League als Vierter Offizieller zum Einsatz, als sich in Amsterdam Benfica Lissabon und der FC Chelsea gegenüberstanden. Hauptschiedsrichter war damals der Niederländer Björn Kuipers. Als Schiedsrichter nahm er zudem am FIFA Konföderationen-Pokal 2013 in Brasilien teil.

Aktuell gibt es eine weitere bedeutsame Ehrung: Der Deutsche ist von der International Federation of Football for History & Statistics (IFFHS) als bester Schiedsrichter des vergangenen Jahrzehnts ausgezeichnet worden.

"Fehler bringen einen weiter und machen stärker"

Die EM im Sommer wird das letzte große Kapitel im dicken Buch seiner außergewöhnlichen Schiedsrichter-Karriere auf internationaler Ebene sein. "Genau genommen bin ich ja schon über die Altersgrenze drüber. Durch die Umstände infolge der Pandemie darf ich ein Jahr länger FIFA-Schiedsrichter sein", berichtet Felix Brych.

Nun herrscht bei ihm – wieder mal – Vorfreude auf ein großes Sportereignis und bedeutsames Turnier. Die Gefahr, bei so viel Erfolg abzuheben, sieht er bei sich nicht mehr. "Ich hatte zum Glück immer gute Freunde und tolle Eltern, die rechtzeitig eingegriffen und mich wieder auf den Teppich geholt haben. Dafür bin ich sehr dankbar."

Und er weiß: Zum Sport gehören auch Niederlagen, die es zu bewältigen gilt. "Natürlich macht man Fehler und muss Enttäuschungen verdauen. Aber gerade die bringen einen im Leben weiter und machen einen stärker."

Gemeinsam mit seinen Assistenten hat Felix Brych die halbe Welt bereist und viele tolle und aufregende Dinge erlebt. Nun will das deutsche Team einmal mehr sehr gute Leistungen auf höchstem Niveau abliefern und damit eine Bilderbuchkarriere abrunden.

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