Beckenbauer: "München ist Geburtsort dieses DFB-Teams"

Erstmals seit der WM 2006 spielt die deutsche Nationalmannschaft gegen die Tschechische Republik wieder in München. Mit dem 4:2 im WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica begann die Erfolgsstory des deutschen "Sommermärchens", weshalb Franz Beckenbauer in der Münchner WM-Arena die Geburtsstätte der heutigen deutschen Nationalmannschaft sieht.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien, das auch im Stadionheft "DFB aktuell" (Ausgabe 7/2007) abgedruckt ist, äußert sich der Präsident des FC Bayern München außerdem über die Chancen der bereits für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz qualifizierten DFB-Auswahl, die bisherige Arbeit von Bundestrainer Joachim Löw, den Leistungs- und Stimmungsumschwung rund um den FC Bayern, über seine denkwürdigen persönlichen Begegnungen mit dem tschechischen Fußball und den Stand der DFB-Bewerbung um die Frauen-WM 2011.

Frage: Deutschland gegen die Tschechische Republik - welche Bedeutung hat dieses Qualifikationsspiel nach dem durch das 0:0 am vergangenen Samstag in Dublin gegen Irland gelösten EM-Ticket?

Franz Beckenbauer: Es ist das Topspiel in unserer EM-Qualifikationsgruppe, und es muss das Ziel unserer Mannschaft sein, als Erster ihrer Gruppe zur EM-Endrunde zu kommen. Es ist wichtig, dass die Mannschaft in Schwung und in Form bleibt. Ein Sieg über die starken Tschechen würde ihr Selbstvertrauen weiter stärken.

Frage: Ist München, wo die deutsche Nationalmannschaft erstmals wieder seit der WM 2006 spielt, hierfür der ideale Austragungsort?

Beckenbauer: Auf jeden Fall! Diese Mannschaft kehrt in München zu ihren Wurzeln zurück. Die WM-Arena hier ist, so kann man sagen, der Geburtsort unserer heutigen Nationalmannschaft. Hier startete sie mit dem 4:2 im WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica unter Jürgen Klinsmann ihren Höhenflug, der mit Jogi Löw als neuem Bundestrainer unverändert anhält. Und hier begeisterte sie mit dem 2:0 im WM-Achtelfinale gegen Schweden nicht nur die deutschen Fans und bot zumindest in der ersten Halbzeit eine überragende Leistung.

Frage: Mit einem sehr guten Bastian Schweinsteiger vom FC Bayern und einem herausragenden Lukas Podolski als zweifachem Torschützen, der nach der WM zu Bayern München wechselte. Welchen Anteil können Ihre Münchner Spieler diesmal gegen Tschechien zum erhofften Erfolg im eigenen Stadion beisteuern?

Beckenbauer: Große Hoffnungen haben sicherlich auf Miroslav Klose geruht, der seit Saisonbeginn im gegnerischen Strafraum als Vollstrecker und Vorbereiter kaum zu stoppen ist. Beim 2:0 in Wales hat er als zweifacher Torschütze zudem auch als Nationalspieler wieder getroffen. Bedauerlicherweise fällt er jetzt aber wegen Verletzung aus, und leider fehlt auch immer noch der verletzte Philipp Lahm. So hoffe ich, dass Marcell Jansen seinen Zugewinn an Qualität mit einer guten Leistung bestätigt - und dass Schweinsteiger, wenn er nach seiner Platzwunde von Dublin denn spielen kann, und Podolski im DFB-Trikot dem Münchner Publikum beweisen, dass sie zur Stammformation beim FC Bayern zählen wollen.



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Erstmals seit der WM 2006 spielt die deutsche Nationalmannschaft gegen die Tschechische Republik wieder in München. Mit dem 4:2 im WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica begann die Erfolgsstory des deutschen "Sommermärchens", weshalb Franz Beckenbauer in der Münchner WM-Arena die Geburtsstätte der heutigen deutschen Nationalmannschaft sieht.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien, das auch im Stadionheft "DFB aktuell" (Ausgabe 7/2007) abgedruckt ist, äußert sich der Präsident des FC Bayern München außerdem über die Chancen der bereits für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz qualifizierten DFB-Auswahl, die bisherige Arbeit von Bundestrainer Joachim Löw, den Leistungs- und Stimmungsumschwung rund um den FC Bayern, über seine denkwürdigen persönlichen Begegnungen mit dem tschechischen Fußball und den Stand der DFB-Bewerbung um die Frauen-WM 2011.

Frage: Deutschland gegen die Tschechische Republik - welche Bedeutung hat dieses Qualifikationsspiel nach dem durch das 0:0 am vergangenen Samstag in Dublin gegen Irland gelösten EM-Ticket?

Franz Beckenbauer: Es ist das Topspiel in unserer EM-Qualifikationsgruppe, und es muss das Ziel unserer Mannschaft sein, als Erster ihrer Gruppe zur EM-Endrunde zu kommen. Es ist wichtig, dass die Mannschaft in Schwung und in Form bleibt. Ein Sieg über die starken Tschechen würde ihr Selbstvertrauen weiter stärken.

Frage: Ist München, wo die deutsche Nationalmannschaft erstmals wieder seit der WM 2006 spielt, hierfür der ideale Austragungsort?

Beckenbauer: Auf jeden Fall! Diese Mannschaft kehrt in München zu ihren Wurzeln zurück. Die WM-Arena hier ist, so kann man sagen, der Geburtsort unserer heutigen Nationalmannschaft. Hier startete sie mit dem 4:2 im WM-Eröffnungsspiel gegen Costa Rica unter Jürgen Klinsmann ihren Höhenflug, der mit Jogi Löw als neuem Bundestrainer unverändert anhält. Und hier begeisterte sie mit dem 2:0 im WM-Achtelfinale gegen Schweden nicht nur die deutschen Fans und bot zumindest in der ersten Halbzeit eine überragende Leistung.

Frage: Mit einem sehr guten Bastian Schweinsteiger vom FC Bayern und einem herausragenden Lukas Podolski als zweifachem Torschützen, der nach der WM zu Bayern München wechselte. Welchen Anteil können Ihre Münchner Spieler diesmal gegen Tschechien zum erhofften Erfolg im eigenen Stadion beisteuern?

Beckenbauer: Große Hoffnungen haben sicherlich auf Miroslav Klose geruht, der seit Saisonbeginn im gegnerischen Strafraum als Vollstrecker und Vorbereiter kaum zu stoppen ist. Beim 2:0 in Wales hat er als zweifacher Torschütze zudem auch als Nationalspieler wieder getroffen. Bedauerlicherweise fällt er jetzt aber wegen Verletzung aus, und leider fehlt auch immer noch der verletzte Philipp Lahm. So hoffe ich, dass Marcell Jansen seinen Zugewinn an Qualität mit einer guten Leistung bestätigt - und dass Schweinsteiger, wenn er nach seiner Platzwunde von Dublin denn spielen kann, und Podolski im DFB-Trikot dem Münchner Publikum beweisen, dass sie zur Stammformation beim FC Bayern zählen wollen.

Frage: Was vor allem für Podolski derzeit noch sehr schwierig ist im neu formierten Erfolgsteam der Bayern. Hat sich der deutsche Rekordmeister im bisherigen Saisonverlauf für die enttäuschende vergangene Saison in Ihren Augen rehabilitieren können?

Beckenbauer: Ich denke schon, auch wenn man nicht zu früh zufrieden sein soll. Wir standen nach dem Misserfolg der Saison 2006/2007 stark unter Zug- und Handlungszwang auf dem Transfermarkt und waren dort sehr aktiv und erfolgreich. Deshalb ist der Kampf um die Stammplätze für Schweinsteiger und vor allem Podolski härter geworden. Generell ist jetzt endlich wieder Tempo in unserem Spiel, das im vergangenen Jahr oft viel zu langsam und zu statisch gewesen war. Es wird auch nicht mehr zu früh ab- und zurückgeschaltet, wenn man sich auf der Siegerstraße glaubt, sondern es ist bis zum Abpfiff Leben in der Bude. Ich glaube, unser Münchner Publikum ist jetzt zufrieden und versöhnt. Es herrscht jedenfalls eine tolle Stimmung in der Allianz-Arena, was sich auch für die Nationalmannschaft gegen Tschechien positiv bemerkbar machen wird.

Frage: Bundestrainer Joachim Löw hat den EM-Titel im nächsten Jahr als Zielsetzung ausgegeben hat. Ist dies realistisch?

Beckenbauer: Ich kann ihm nur zustimmen! Die deutsche Mannschaft ist derzeit das beste und beständigste Team in Europa. Sie hat das hohe Niveau seit der WM gehalten und sogar noch gesteigert. Andere Topteams wie zum Beispiel Italien, Frankreich oder England haben nachgelassen und erhebliche Probleme, sich überhaupt für die EM zu qualifizieren. Ich bin aber überzeugt, dass die so genannten Großen alle dabei sein werden 2008 in Österreich und der Schweiz.

Frage: Hätten Sie Joachim Löw als Klinsmanns Nachfolger diese erfolgreiche Arbeit als Bundestrainer auf Anhieb zugetraut?

Beckenbauer: Da Jürgen Klinsmann nicht weiter machen wollte, war es die beste Entscheidung, Joachim Löw diesen Job zu geben, zumal er bei Klinsmann von Anfang an mehr als nur die Rolle des Co-Trainers übernommen hatte. Unter ihm hat die Mannschaft in ihrer Entwicklung einen weiteren großen Schritt gemacht, ist stabiler geworden und bereit, einen Titel zu gewinnen. Herz, Engagement und Kontinuität zeigt sie inzwischen auch in Freundschaftsspielen wie zuletzt in England und gegen Rumänien. So schlimme Vorstellungen wie vor der WM in Italien, der Türkei und der Slowakei hat es seit der WM nicht mehr gegeben. Es wäre gut, wenn Jogi Löw länger bleibt. Im Moment gibt es keinen Besseren als ihn mit seinem System und seinem Trainerstab.

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Frage: Welche persönlichen Erinnerungen verbinden Sie mit dem tschechischen Fußball?

Beckenbauer: Als Spieler natürlich das EM-Finale 1976 in Jugoslawien, als wir unseren EM-Titel von 1972 im Elfmeterschießen gegen die Tschechoslowakei verloren. Das war damals wirklich großes Pech. Nie vergessen werde ich das WM-Viertelfinale gegen die Tschechoslowakei 1990 in Mailand.

Frage: Als der DFB-Teamchef Franz Beckenbauer an der Seitenlinie fast ausrastete?

Beckenbauer: Nicht nur an der Seitenlinie, sondern auch nach dem Abpfiff in der Kabine. Ich habe nicht gewusst, dass ich so wütend werden konnte. Und wenn ich mich nicht hinterher im Fernsehen gesehen hätte, hätte ich gar nicht mitbekommen, wie wütend ich war. Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, was ich alles auf das Spielfeld geschrieen habe.

Frage: Was war denn der konkrete Grund für Ihren Zorn - schließlich hatte die Mannschaft doch 1:0 gewonnen und das Halbfinale erreicht?

Beckenbauer: Es war die Art und Weise, wie sich die Mannschaft plötzlich auf dem Platz verhielt. Wir waren das bessere Team, führten durch ein Elfmetertor 1:0, hatten nach einer Roten Karte für den Gegner einen Spieler mehr auf dem Platz. Doch anstatt rationell und überlegt den Ball laufen zu lassen, ließen wir uns auf überflüssige Zweikämpfe und unnötige Sprintduelle ein und sorgten vor dem eigenen Tor für Situationen, die uns noch den Sieg hätten kosten können. Unsere Mannschaft war bei diesem Turnier so voller Kraft, Ehrgeiz und Selbstvertrauen wie kein anderes Nationalteam seit 1965 mit mir zuvor. Und brachte dann alles durch solch einen Blackout in Gefahr. Gott sei Dank ging das Unternehmen damals nicht schief.

Frage: Zurück in die Gegenwart: Im vergangenen Monat waren Sie in Afrika und Asien unterwegs, um für die DFB-Bewerbung um die Frauen-WM 2011 aktiv zu sein. Wie beurteilen Sie als Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees die deutschen Chancen?

Beckenbauer: Vieles spricht dafür, dass diese WM in Europa stattfinden wird. Da Frankreich und die Schweiz zu Gunsten Deutschlands und nun auch Australien ihre Kandidatur zurückgezogen haben, stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich das FIFA-Exko am 30. Oktober für Deutschland als Ausrichterland entscheidet. Vor allem, wenn das Teilnehmerfeld auf 24 Teams erhöht werden sollte, da hier die nötige Infrastruktur perfekt zur Verfügung steht. Außerdem wäre es der schönste und hoch verdiente Lohn für die fantastische Leistung unsere Frauen-Nationalmannschaft bei der WM in China, wenn sie ihren dort gewonnenen Titel 2011 im eigenen Land verteidigen könnte.