Pokalheld Schwechheimer: Keine Kleidung fürs Sportstudio

Ein Sieg für die Ewigkeit: Am 4. August 1990 warf der damalige Drittligist FV 09 Weinheim den Rekordmeister aus München in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal. Mit fünf frischgebackenen Weltmeistern in der Startelf unterlag das Team von Trainer Jupp Heynckes mit 0:1. Den Siegtreffer für Weinheim erzielte mit Thomas Schwechheimer ein bekennender Bayern-Fan. Bis heute erreichen ihn gelegentlich Anrufe von Journalisten, die über den damaligen Erfolg berichten wollen. DFB.de über eine der größten Sensationen der Pokalgeschichte.

Die 27. Spielminute des Erstundenspiels gegen die Bayern wird Thomas Schwechheimer nie vergessen. Sein Mitspieler Stefan Baumann wurde im gegnerischen Strafraum von Jürgen Kohler gefoult und Schiedsrichter Berthold Schneider zeigte auf den Elfmeterpunkt. Schwechheimer, selbst Fan des FC Bayern München, trat an und verwandelte sicher unten links. Die 8000 Zuschauer im Sepp-Herberger-Stadion trauten ihren Augen nicht. Weltmeister Raimond Aumann im Tor der Bayern war geschlagen. Der Underdog ging mit 1:0 in Führung.

Schwechheimer: "Ich bekomme immer noch Gänsehaut"

Sein Tor von damals schaut sich der Siegtorschütze heute immer wieder gerne an. Das Spiel hat er auf Kassette. "Ich kenne zwar schon alles auswendig, aber ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich das sehe", erzählt Schwechheimer. An einen Sieg gegen die Bayern glaubte damals im ausverkauften Stadion niemand. Auch er selbst nicht. Temperaturen von über 40 Grad auf dem Platz machten beiden Teams zu schaffen. "Man hat schon gemerkt, dass bei den Bayern an dem Tag nicht viel lief", sagt er.

Für die zweite Halbzeit erwartete Weinheim-Trainer Lothar Strehlau einen aggressiveren FC Bayern. "Die kommen jetzt wie die Hummeln, die gehen jetzt wild drauf los", sagte er damals in seiner Kabinenansprache. Doch er irrte sich, ein Aufbäumen blieb aus. "Wir waren mit den Bayern wirklich auf Augenhöhe", sagt Schwechheimer rückblickend. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die eine 100-prozentige Torchance hatten." Im Gegenteil: Er hätte mit seinem Team noch ein zweites Tor nachlegen können.

Vom Rasen ins ZDF-Sportstudio

An die Sensation geglaubt hat Schwechheimer erst mit dem Schlusspfiff. Die Zuschauer kamen aufs Spielfeld und schlossen ihre Helden in die Arme. "Was man geschafft hat, realisiert man dann erst ein bis zwei Stunden später." Doch Zeit hatte Schwechheimer nach dem Abpfiff nicht. Als Siegtorschütze wurde er ins ZDF-Sportstudio eingeladen. "Ich wollte erst gar nicht, weil ich wusste, dass der ganze Abend danach rum ist."

Zudem fehlte ihm die nötige Kleidung. Er hatte nur eine kurze Hose dabei und musste sich ein T-Shirt leihen. Gemeinsam mit zwei Mitspielern ging es dann mit dem Auto ins rund 80 Kilometer entfernte Mainz. "Als wir um kurz vor halb eins wieder in Weinheim ankamen, war da wie erwartet tote Hose", erzählt Schwechheimer und lacht. Eine Party mit dem Siegtorschützen gab es auch in den Tagen danach nicht mehr. "Wir mussten uns vorbereiten auf unser erstes Saisonspiel eine Woche drauf. Da konnten wir nicht großartig feiern."

Als besonderer Held des Spiels sah sich Schwechheimer ohnehin nicht. "Ich habe zwar das Tor geschossen, aber im Endeffekt war es ein Elfmeter. Ich war nicht der beste Mann auf dem Feld." Anders war das beim Aufstiegsspiel zur 2. Bundesliga 1988 gegen Mainz. Weinheim siegte im heimischen Stadion mit 4:3. Schwechheimer traf doppelt. Am Ende schrammte Weinheim in der Aufstiegsrunde knapp am Aufstieg vorbei.

"Bayern war schon immer mein Lieblingsverein"

Dem FV Weinheim blieb Schwechheimer bis zu seinem Karriereende treu. Abgesehen von einer Saison beim SV Waldhof Mannheim, bei dem er auch die gesamte Jugend durchlief, spielte er im Seniorenbereich durchgehend für den Klub. Heute geht er für Fußballspiele nicht mehr auf den Sportplatz. "Ich bin 57 und gehe mit meiner Frau immer wandern. Das reicht." Fußballspiele verfolgt er vor dem heimischen Fernseher. Seine Liebe zum FC Bayern ist ungebrochen. "Ich hatte zwar nie Bettwäsche von Bayern", sagt er, "aber es war schon immer mein Lieblingsverein."

Auch beruflich ist bei Thomas Schwechheimer alles beim Alten. Seit 41 Jahren arbeitet er bei EvoBus, einer Tochtergesellschaft der Daimler AG, in Mannheim. Eine Sache hat sich durch seinen Siegtreffer gegen die Bayern dann aber doch geändert: Heute rufen immer wieder Journalisten bei ihm an, um über die Sensation von damals zu berichten. Dass der FV 09 Weinheim 1990 in der zweiten Pokalrunde mit 1:3 gegen Rot-Weiss Essen unterlag, interessiert dabei niemanden mehr.

[mb]

Ein Sieg für die Ewigkeit: Am 4. August 1990 warf der damalige Drittligist FV 09 Weinheim den Rekordmeister aus München in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal. Mit fünf frischgebackenen Weltmeistern in der Startelf unterlag das Team von Trainer Jupp Heynckes mit 0:1. Den Siegtreffer für Weinheim erzielte mit Thomas Schwechheimer ein bekennender Bayern-Fan. Bis heute erreichen ihn gelegentlich Anrufe von Journalisten, die über den damaligen Erfolg berichten wollen. DFB.de über eine der größten Sensationen der Pokalgeschichte.

Die 27. Spielminute des Erstundenspiels gegen die Bayern wird Thomas Schwechheimer nie vergessen. Sein Mitspieler Stefan Baumann wurde im gegnerischen Strafraum von Jürgen Kohler gefoult und Schiedsrichter Berthold Schneider zeigte auf den Elfmeterpunkt. Schwechheimer, selbst Fan des FC Bayern München, trat an und verwandelte sicher unten links. Die 8000 Zuschauer im Sepp-Herberger-Stadion trauten ihren Augen nicht. Weltmeister Raimond Aumann im Tor der Bayern war geschlagen. Der Underdog ging mit 1:0 in Führung.

Schwechheimer: "Ich bekomme immer noch Gänsehaut"

Sein Tor von damals schaut sich der Siegtorschütze heute immer wieder gerne an. Das Spiel hat er auf Kassette. "Ich kenne zwar schon alles auswendig, aber ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich das sehe", erzählt Schwechheimer. An einen Sieg gegen die Bayern glaubte damals im ausverkauften Stadion niemand. Auch er selbst nicht. Temperaturen von über 40 Grad auf dem Platz machten beiden Teams zu schaffen. "Man hat schon gemerkt, dass bei den Bayern an dem Tag nicht viel lief", sagt er.

Für die zweite Halbzeit erwartete Weinheim-Trainer Lothar Strehlau einen aggressiveren FC Bayern. "Die kommen jetzt wie die Hummeln, die gehen jetzt wild drauf los", sagte er damals in seiner Kabinenansprache. Doch er irrte sich, ein Aufbäumen blieb aus. "Wir waren mit den Bayern wirklich auf Augenhöhe", sagt Schwechheimer rückblickend. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die eine 100-prozentige Torchance hatten." Im Gegenteil: Er hätte mit seinem Team noch ein zweites Tor nachlegen können.

Vom Rasen ins ZDF-Sportstudio

An die Sensation geglaubt hat Schwechheimer erst mit dem Schlusspfiff. Die Zuschauer kamen aufs Spielfeld und schlossen ihre Helden in die Arme. "Was man geschafft hat, realisiert man dann erst ein bis zwei Stunden später." Doch Zeit hatte Schwechheimer nach dem Abpfiff nicht. Als Siegtorschütze wurde er ins ZDF-Sportstudio eingeladen. "Ich wollte erst gar nicht, weil ich wusste, dass der ganze Abend danach rum ist."

Zudem fehlte ihm die nötige Kleidung. Er hatte nur eine kurze Hose dabei und musste sich ein T-Shirt leihen. Gemeinsam mit zwei Mitspielern ging es dann mit dem Auto ins rund 80 Kilometer entfernte Mainz. "Als wir um kurz vor halb eins wieder in Weinheim ankamen, war da wie erwartet tote Hose", erzählt Schwechheimer und lacht. Eine Party mit dem Siegtorschützen gab es auch in den Tagen danach nicht mehr. "Wir mussten uns vorbereiten auf unser erstes Saisonspiel eine Woche drauf. Da konnten wir nicht großartig feiern."

Als besonderer Held des Spiels sah sich Schwechheimer ohnehin nicht. "Ich habe zwar das Tor geschossen, aber im Endeffekt war es ein Elfmeter. Ich war nicht der beste Mann auf dem Feld." Anders war das beim Aufstiegsspiel zur 2. Bundesliga 1988 gegen Mainz. Weinheim siegte im heimischen Stadion mit 4:3. Schwechheimer traf doppelt. Am Ende schrammte Weinheim in der Aufstiegsrunde knapp am Aufstieg vorbei.

"Bayern war schon immer mein Lieblingsverein"

Dem FV Weinheim blieb Schwechheimer bis zu seinem Karriereende treu. Abgesehen von einer Saison beim SV Waldhof Mannheim, bei dem er auch die gesamte Jugend durchlief, spielte er im Seniorenbereich durchgehend für den Klub. Heute geht er für Fußballspiele nicht mehr auf den Sportplatz. "Ich bin 57 und gehe mit meiner Frau immer wandern. Das reicht." Fußballspiele verfolgt er vor dem heimischen Fernseher. Seine Liebe zum FC Bayern ist ungebrochen. "Ich hatte zwar nie Bettwäsche von Bayern", sagt er, "aber es war schon immer mein Lieblingsverein."

Auch beruflich ist bei Thomas Schwechheimer alles beim Alten. Seit 41 Jahren arbeitet er bei EvoBus, einer Tochtergesellschaft der Daimler AG, in Mannheim. Eine Sache hat sich durch seinen Siegtreffer gegen die Bayern dann aber doch geändert: Heute rufen immer wieder Journalisten bei ihm an, um über die Sensation von damals zu berichten. Dass der FV 09 Weinheim 1990 in der zweiten Pokalrunde mit 1:3 gegen Rot-Weiss Essen unterlag, interessiert dabei niemanden mehr.

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