Schürrle: "Bielefeld wird eine harte Nuss"

DFB.de: Sie sind in Ihrer Karriere bereits dreimal im DFB-Pokal gegen einen unterklassigen Gegner ausgeschieden. In der Saison 2009/2010 sind Sie mit dem FSV Mainz 05 sogar in der ersten Runde beim Regionalligisten VfB Lübeck gescheitert. Warum ist es gegen die "kleinen" Mannschaften oft so schwierig?

Schürrle: Das ist eine gute Frage. In 90 Minuten kann ganz viel passieren. Eine Mannschaft, die von den Namen her eigentlich keine Chance haben dürfte, kann immer unerwartet gewinnen. Möglicherweise unterschätzt man den Gegner unbewusst oder geht das Spiel zu locker an. Letztendlich geht es darum, mit einer Topeinstellung in solche Spiele zu gehen. Dann kann nicht viel schief gehen.

DFB.de: Sie sind Anfang Februar vom FC Chelsea nach Wolfsburg gewechselt. Wo wird Ihrer Meinung nach der bessere Fußball gespielt: in der Bundesliga oder in der Premier League?

Schürrle: In England wird körperlicher gespielt. Die Intensität ist vielleicht etwas höher. Dafür wird in der Bundesliga etwas mehr Fußball gespielt. Letztlich sind die Ligen schwer zu vergleichen. Die vier, fünf großen Vereine in England haben natürlich eine starke Wirtschaftskraft. Dort ist mehr Geld vorhanden. Fußballerisch muss sich die Bundesliga vor der Premier League allerdings nicht verstecken.

DFB.de: Und von der Stimmung in den Stadien?

Schürrle: Die Stimmung ist anders. In England gibt es viel Szenenapplaus. Es ist allerdings nicht so, dass bestimmte Fangruppen das ganze Spiel über singen. Von daher finde ich die Atmosphäre in Deutschland besser.

DFB.de: In Ihrer ersten Premier-League-Saison hatten Sie 15 Startelfeinsätze, wurden zudem 15-mal eingewechselt. Danach gab es bis zu Ihrem Weggang Anfang Februar nur noch fünf Einsätze von Beginn an. Warum ging es in London nicht so richtig weiter für Sie?

Schürrle: Man muss die Gesamtsituation sehen. Ich kam als Weltmeister zurück nach London und hatte das erste Viertel der Saison eigentlich als Stammspieler absolviert. Dann gab es einen Knick, weil ich auch gesundheitliche Probleme hatte. Die Mannschaft hat weiterhin überragend gespielt, fast jede Partie gewonnen. Es ist schwierig, in so einer funktionierenden Mannschaft direkt als Stammspieler zurückzukommen. Ich hatte trotzdem meine Einsätze, teilweise auch von Beginn an. Ich habe auch meine Tore gemacht. Von daher war es kein Drama.

DFB.de: Inwiefern unterscheidet sich das Umfeld eines Topvereins aus England von dem eines Bundesligisten?

Schürrle: Das Umfeld ist in England etwas ruhiger. Bei den Trainingseinheiten können die Fans und Journalisten nicht zuschauen - man fühlt sich nicht so beobachtet. Wenn im Training etwas passiert, steht es nicht gleich in der Zeitung. Das ist angenehm. Andererseits ist es auch schön, in Deutschland mehr Nähe zu den Fans zu haben. Ich denke, dass wir in der Bundesliga einen guten Mittelweg gefunden haben. Immerhin gibt es gelegentlich ein Geheimtraining, so dass man in Ruhe arbeiten kann.

DFB.de: Sie haben bis 2019 in Wolfsburg unterschrieben. Sehen Sie die Möglichkeit, mit dem VfL zeitnah ein Meisterschaftsanwärter zu sein?

Schürrle: Wir haben eine super Mannschaft und können viel erreichen. Um Deutscher Meister zu werden, muss man allerdings an Bayern München vorbei. Bayern hat vielleicht den besten Kader in ganz Europa. Von daher bleibt abzuwarten, was der FCB die nächsten Jahre hergibt.



André Schürrle war der große Wintertransfer des VfL Wolfsburg. Nach eineinhalb Spielzeiten beim englischen Spitzenklub FC Chelsea in London kehrte der 24-Jährige in die Bundesliga zurück. Der Weltmeister hat bis 2019 unterschrieben, um mit dem VfL Titel zu gewinnen. Im DFB-Pokal könnte es bereits in dieser Saison klappen. Im Halbfinale muss der Bundesligazweite am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) beim Drittligisten Arminia Bielefeld ran. Im DFB.de-Gespräch der Woche redet André Schürrle mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Pokalduell, seine Erfahrungen in der Premier League und die EM-Qualifikation mit der deutschen Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Schürrle, auf den ersten Blick hat der VfL Wolfsburg mit Arminia Bielefeld das einfachste Los abbekommen. Allerdings hat der Drittligist bereits drei Bundesligisten ausgeschaltet. Wie beurteilen Sie das Los?

André Schürrle: Vom Namen her haben wir tatsächlich das einfachste Los abbekommen. Schließlich wäre ansonsten Bayern oder Dortmund der Gegner gewesen. Aber wir wissen, dass auch Bielefeld eine harte Nuss wird. Schließlich haben Hertha BSC, Werder Bremen und Gladbach dort verloren. Wir müssen alles abrufen, vor allem im kämpferischen Bereich ebenbürtig sein. Dann wird sich unsere Qualität durchsetzen.

DFB.de: Haben Sie eines der Pokalspiele von Bielefeld gesehen?

Schürrle: Ja, das gegen Gladbach. Die Bielefelder haben ein gutes Spiel gemacht, sie waren auch spielerisch gut. Wobei natürlich der Platz nicht in einem Zustand war, um dort zu glänzen.

DFB.de: Bezüglich der Platzverhältnisse sind Sie also vorgewarnt.

Schürrle: Natürlich wissen wir jetzt, dass der Platz dort weniger gut ist. Damit müssen wir umgehen.

DFB.de: Inwiefern?

Schürrle: Es ist nicht so, dass wir unsere Spielweise deshalb umstellen müssen. Aber der eine oder andere Ball wird verspringen. Umso wichtiger ist es zu kämpfen. Bielefeld wird das schließlich auch tun.

DFB.de: Sie haben im DFB-Pokal schon einmal in Bielefeld gespielt. In der Saison 2012/2013 bezwangen Sie mit Bayer Leverkusen die Arminia in der zweiten Runde erst in der Verlängerung. Sie schossen damals den Siegtreffer zum 3:2. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel?

Schürrle: In dem Spiel war zu sehen, was Bielefeld auszeichnet: Es war ein unheimlich hartes und kampfbetontes Spiel. Die Zuschauer waren heiß. Die Atmosphäre war sehr gut, aber auch hitzig. Das Spiel hat gezeigt, dass man bis zum Schluss konzentriert sein muss.

###more###

DFB.de: Sie sind in Ihrer Karriere bereits dreimal im DFB-Pokal gegen einen unterklassigen Gegner ausgeschieden. In der Saison 2009/2010 sind Sie mit dem FSV Mainz 05 sogar in der ersten Runde beim Regionalligisten VfB Lübeck gescheitert. Warum ist es gegen die "kleinen" Mannschaften oft so schwierig?

Schürrle: Das ist eine gute Frage. In 90 Minuten kann ganz viel passieren. Eine Mannschaft, die von den Namen her eigentlich keine Chance haben dürfte, kann immer unerwartet gewinnen. Möglicherweise unterschätzt man den Gegner unbewusst oder geht das Spiel zu locker an. Letztendlich geht es darum, mit einer Topeinstellung in solche Spiele zu gehen. Dann kann nicht viel schief gehen.

DFB.de: Sie sind Anfang Februar vom FC Chelsea nach Wolfsburg gewechselt. Wo wird Ihrer Meinung nach der bessere Fußball gespielt: in der Bundesliga oder in der Premier League?

Schürrle: In England wird körperlicher gespielt. Die Intensität ist vielleicht etwas höher. Dafür wird in der Bundesliga etwas mehr Fußball gespielt. Letztlich sind die Ligen schwer zu vergleichen. Die vier, fünf großen Vereine in England haben natürlich eine starke Wirtschaftskraft. Dort ist mehr Geld vorhanden. Fußballerisch muss sich die Bundesliga vor der Premier League allerdings nicht verstecken.

DFB.de: Und von der Stimmung in den Stadien?

Schürrle: Die Stimmung ist anders. In England gibt es viel Szenenapplaus. Es ist allerdings nicht so, dass bestimmte Fangruppen das ganze Spiel über singen. Von daher finde ich die Atmosphäre in Deutschland besser.

DFB.de: In Ihrer ersten Premier-League-Saison hatten Sie 15 Startelfeinsätze, wurden zudem 15-mal eingewechselt. Danach gab es bis zu Ihrem Weggang Anfang Februar nur noch fünf Einsätze von Beginn an. Warum ging es in London nicht so richtig weiter für Sie?

Schürrle: Man muss die Gesamtsituation sehen. Ich kam als Weltmeister zurück nach London und hatte das erste Viertel der Saison eigentlich als Stammspieler absolviert. Dann gab es einen Knick, weil ich auch gesundheitliche Probleme hatte. Die Mannschaft hat weiterhin überragend gespielt, fast jede Partie gewonnen. Es ist schwierig, in so einer funktionierenden Mannschaft direkt als Stammspieler zurückzukommen. Ich hatte trotzdem meine Einsätze, teilweise auch von Beginn an. Ich habe auch meine Tore gemacht. Von daher war es kein Drama.

DFB.de: Inwiefern unterscheidet sich das Umfeld eines Topvereins aus England von dem eines Bundesligisten?

Schürrle: Das Umfeld ist in England etwas ruhiger. Bei den Trainingseinheiten können die Fans und Journalisten nicht zuschauen - man fühlt sich nicht so beobachtet. Wenn im Training etwas passiert, steht es nicht gleich in der Zeitung. Das ist angenehm. Andererseits ist es auch schön, in Deutschland mehr Nähe zu den Fans zu haben. Ich denke, dass wir in der Bundesliga einen guten Mittelweg gefunden haben. Immerhin gibt es gelegentlich ein Geheimtraining, so dass man in Ruhe arbeiten kann.

DFB.de: Sie haben bis 2019 in Wolfsburg unterschrieben. Sehen Sie die Möglichkeit, mit dem VfL zeitnah ein Meisterschaftsanwärter zu sein?

Schürrle: Wir haben eine super Mannschaft und können viel erreichen. Um Deutscher Meister zu werden, muss man allerdings an Bayern München vorbei. Bayern hat vielleicht den besten Kader in ganz Europa. Von daher bleibt abzuwarten, was der FCB die nächsten Jahre hergibt.

###more###

DFB.de: Fühlen Sie sich beim VfL bereits richtig angekommen?

Schürrle: In der Mannschaft und im Umfeld bin ich auf jeden Fall angekommen. Das ging sehr schnell, weil ich einige in der Mannschaft kannte. Jetzt fehlt noch der letzte Kick auf dem Platz. Ich hatte in London zuletzt wenig Spiele. Die Fitness kommt mit den Spielen wieder zurück.

DFB.de: Sie sind nun seit fast drei Monaten in Wolfsburg. Wie haben Sie sich fernab des Fußballplatzes eingelebt?

Schürrle: Mir gefällt es gut. Natürlich ist Wolfsburg eine kleine Stadt. Hier gibt es nicht so viele Einwohner und Freizeitmöglichkeiten wie in anderen Städten. Aber wir fühlen uns wohl und haben einige schöne Ecken gefunden.

DFB.de: Mit "wir" meinen Sie sich und Ihre Freundin. Sie wurden zusammen gelegentlich bei den Heimspielen der Grizzly Adams Wolfsburg im Eishockey gesichtet. Woher kommt die Freude an diesem Sport?

Schürrle: Meine Freundin ist als Kanadierin natürlich eishockeybegeistert. Sie ist mit dem Sport aufgewachsen, ihr Bruder ist sogar ein Spieler. Ich schaue mir allgemein gerne andere Sportarten an. So oft bin ich noch nicht beim Eishockey gewesen. Aber wenn wir hingehen, ist meine Freundin glücklich - und ich habe auch meinen Spaß.

DFB.de: Sprechen wir abschließend noch einmal über die Nationalmannschaft: Die EM-Qualifikation verlief bisher etwas holprig. Ist es nach einer erfolgreichen Weltmeisterschaft besonders schwierig, wieder in Fahrt zu kommen?

Schürrle: Sicherlich gibt es einen Zusammenhang. Nach so einem großen Erfolg ist die nächste Saison immer schwierig - auch körperlich. Das haben wir zu spüren bekommen. Viele Stammkräfte haben in den Qualifikationsspielen gefehlt. Hinzu kamen die Rücktritte. Es stand eine veränderte Mannschaft auf dem Platz, die sich erst einmal finden muss. Trotzdem bin ich sicher, dass wir letztendlich die Gruppe gewinnen werden.

DFB.de: Bei der Europameisterschaft in Frankreich wird es erstmals 24 Nationalmannschaften geben. Was halten Sie von dem großen Teilnehmerfeld?

Schürrle: Ich finde es gut. Nun haben auch kleinere Mannschaften und Länder die Chance, zur EM zu fahren. Das Turnier ist noch größer, so dass die Mannschaften länger zusammen sind. Natürlich ist die Belastung auch ein wenig höher, weil ein Spiel mehr stattfindet. Aber insgesamt ist das größere Teilnehmerfeld okay.