Jennifer Zietz: "Alles ist schneller und athletischer geworden"

Sie ist das Urgestein beim 1. FFC Turbine. Seit 1998 steht Jennifer Zietz inzwischen in Potsdam unter Vertrag. Mit dem Tabellendritten der Allianz Frauen-Bundesliga hat sie in den vergangenen Jahren fast alles gewonnen, was man gewinnen konnte – unter anderem sechs Mal den DFB-Hallenpokal. Deshalb ist es für Zietz auch klar, dass bei der 21. Auflage in der GETEC-Arena in Magdeburg (heute, ab 10.00 Uhr, live auf DFB-TV) möglichst der nächste Titel folgen soll.

Im DFB.de-Interview erklärt die 15-malige deutsche Nationalspielerin, warum das Turnier in jedem Jahr einen so großen Reiz ausübt. Sie verrät aber auch, warum sie das Ereignis in diesem Jahr schweren Herzens nur von der Tribüne aus verfolgen wird. Außerdem spricht Zietz über die aktuelle Situation der Allianz Frauen-Bundesliga und ihre persönliche Zukunft.

DFB.de: Frau Zietz, Sie sind inzwischen seit 1998 beim 1. FFC Turbine Potsdam. Was bedeutet Ihnen dieser Verein?

Jennifer Zietz: Das ist mehr als eine Herzensangelegenheit, das ist schon ein Stück Heimat. Ich bin mehr als die Hälfte meines Lebens bei Turbine. Und ich habe mich hier immer sehr, sehr wohl gefühlt – in guten wie in schlechten Zeiten.

DFB.de: Moment, so viele schlechte Zeiten gab es doch gar nicht. Sie haben mit Potsdam fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab…

Zietz: …das stimmt. Aber dennoch gab es das eine oder andere Jahr, in dem es nicht perfekt lief. Oder in dem ein großer Umbruch im Kader stattgefunden hat. Aber insgesamt muss man natürlich schon sagen, dass es wirklich toll gelaufen ist. Besser, als ich es mir jemals erträumt hätte.

DFB.de: Haben Sie nie an einen Wechsel gedacht?

Zietz: Natürlich kam dieses Thema immer mal wieder auf. Aber so richtig konkret ist es nie geworden. Ich bin keine Weltenbummlerin. Ich weiß, was ich hier in Potsdam habe. Ich denke, viel bessere Bedingungen kann man kaum finden. Außerdem lebt meine Familie in der Nähe, das war auch immer ein wichtiger Grund für mich.

DFB.de: An welche Erfolge denken Sie besonders gerne zurück?

Zietz: Die erste deutsche Meisterschaft war außergewöhnlich, auch der erste Sieg im DFB-Pokal in Berlin. Das sind Ereignisse, auf die ich stolz bin. Ich bin froh, ein Teil davon gewesen zu sein. Nicht vergessen sollte man auch den Triumpf in der Champions League 2010 in Madrid. Diese Dinge bleiben in Erinnerung, ganz sicher.

DFB.de: Sie sind schon längst die dienstälteste Spielerin im Kader. Sind Sie stolz darauf, noch immer dabei zu sein?

Zietz: Was heißt schon stolz? Ich bin glücklich, dass ich die Entwicklung mitgehen konnte. Der Fußball hat mir unheimlich viel gegeben. Nicht nur sportlich, auch menschlich. Darauf wird in Potsdam viel Wert gelegt. Ich liebe diesen Sport einfach. Ich kann mir gar kein Leben ohne Fußball vorstellen.

DFB.de: Wie haben Sie die Entwicklung des Frauenfußballs in all den Jahren erlebt?

Zietz: Man kann es fast gar nicht mehr mit meiner Anfangszeit in Potsdam vergleich. Alles ist viel schneller, athletischer, professioneller geworden. Eine junge Spielerin hat es heute viel schwerer, ganz nach oben zu kommen. Die Konkurrenz ist einfach riesig geworden, weil natürlich auch die Ausbildung viel, viel besser geworden ist. Es ist wirklich Wahnsinn, was alles passiert ist. Davon hat natürlich auch die Allianz Frauen-Bundesliga profitiert. Man muss ja nur einen Blick auf die Tabelle werfen. Es ist spannend und ausgeglichen – im Titelkampf genauso wie im Abstiegskampf.

DFB.de: Was ist möglich mit Turbine in diesem Jahr?

Zietz: Wir haben gut begonnen und haben in dieser starken Phase unter anderem Frankfurt besiegt. Dann haben wir leider etwas nachgelassen und zum Beispiel gegen Wolfsburg und München verloren. Das waren Niederlagen, die uns wehgetan haben. Wer ganz oben mitspielen will, muss diese Begegnungen gewinnen. Da muss man einfach den Willen und den totalen Einsatz zeigen. Man darf sich auf diesem Niveau keine Schwächephase erlauben. Kurz vor Weihnachten haben wir uns wieder gesteigert. Wir sind noch dabei, das ist das Gute an der Sache.

DFB.de: Läuft es also auf einen Vierkampf um den Titel heraus?

Zietz: Danach sieht es auch, ja. Es ist spannend. Bayern München hat mich wirklich überzeugt. Wenn die in der zweiten Saisonhälfte an ihre Leistungen anknüpfen können, ist mit denen auf jeden Fall zu rechnen. Mal sehen, was passiert. Ich freue mich darauf.

DFB.de: Zunächst steht am Samstag der DFB-Hallenpokal auf dem Programm. Was halten Sie von dem Turnier?

Zietz: Es ist traditionell ein großartiger Start ins neue Jahr – nicht nur sportlich. Es ist immer wieder toll, viele alte Weggefährtinnen in Magdeburg zu treffen. Ich liebe dieses Turnier, auch wegen der Atmosphäre. Ich freue mich wirklich darauf, auch wenn ich dieses Jahr nicht auf dem Platz stehen werde.

DFB.de: Wegen Ihrer schweren Knieverletzung vor einiger Zeit?

Zietz: Ja, eigentlich wollte ich gar nicht mehr in der Halle spielen, auch wenn ich es wirklich liebe. Aber wir hatten vergangenes Jahr so viele verletzte Spielerinnen, da habe ich dann doch noch mal mitgemacht. Im Finale ist mir der Ausgleich gegen Frankfurt gelungen. Wir haben dann im Siebenmeterschießen den Titel geholt.

DFB.de: Treten Ihre Mannschaftskolleginnen dennoch an, um den Titel zu verteidigen?

Zietz: Natürlich, das ist unser Ziel. Wenn wir mitspielen, dann wollen wir den DFB-Hallenpokal auch gewinnen. So ehrgeizig sind wir. Aber es wird nicht einfach. Dort siegen nicht automatisch die Topteams der Allianz Frauen-Bundesliga. Es gibt immer wieder Überraschungen.

[sw]

Sie ist das Urgestein beim 1. FFC Turbine. Seit 1998 steht Jennifer Zietz inzwischen in Potsdam unter Vertrag. Mit dem Tabellendritten der Allianz Frauen-Bundesliga hat sie in den vergangenen Jahren fast alles gewonnen, was man gewinnen konnte – unter anderem sechs Mal den DFB-Hallenpokal. Deshalb ist es für Zietz auch klar, dass bei der 21. Auflage in der GETEC-Arena in Magdeburg (heute, ab 10.00 Uhr, live auf DFB-TV) möglichst der nächste Titel folgen soll.

Im DFB.de-Interview erklärt die 15-malige deutsche Nationalspielerin, warum das Turnier in jedem Jahr einen so großen Reiz ausübt. Sie verrät aber auch, warum sie das Ereignis in diesem Jahr schweren Herzens nur von der Tribüne aus verfolgen wird. Außerdem spricht Zietz über die aktuelle Situation der Allianz Frauen-Bundesliga und ihre persönliche Zukunft.

DFB.de: Frau Zietz, Sie sind inzwischen seit 1998 beim 1. FFC Turbine Potsdam. Was bedeutet Ihnen dieser Verein?

Jennifer Zietz: Das ist mehr als eine Herzensangelegenheit, das ist schon ein Stück Heimat. Ich bin mehr als die Hälfte meines Lebens bei Turbine. Und ich habe mich hier immer sehr, sehr wohl gefühlt – in guten wie in schlechten Zeiten.

DFB.de: Moment, so viele schlechte Zeiten gab es doch gar nicht. Sie haben mit Potsdam fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab…

Zietz: …das stimmt. Aber dennoch gab es das eine oder andere Jahr, in dem es nicht perfekt lief. Oder in dem ein großer Umbruch im Kader stattgefunden hat. Aber insgesamt muss man natürlich schon sagen, dass es wirklich toll gelaufen ist. Besser, als ich es mir jemals erträumt hätte.

DFB.de: Haben Sie nie an einen Wechsel gedacht?

Zietz: Natürlich kam dieses Thema immer mal wieder auf. Aber so richtig konkret ist es nie geworden. Ich bin keine Weltenbummlerin. Ich weiß, was ich hier in Potsdam habe. Ich denke, viel bessere Bedingungen kann man kaum finden. Außerdem lebt meine Familie in der Nähe, das war auch immer ein wichtiger Grund für mich.

DFB.de: An welche Erfolge denken Sie besonders gerne zurück?

Zietz: Die erste deutsche Meisterschaft war außergewöhnlich, auch der erste Sieg im DFB-Pokal in Berlin. Das sind Ereignisse, auf die ich stolz bin. Ich bin froh, ein Teil davon gewesen zu sein. Nicht vergessen sollte man auch den Triumpf in der Champions League 2010 in Madrid. Diese Dinge bleiben in Erinnerung, ganz sicher.

DFB.de: Sie sind schon längst die dienstälteste Spielerin im Kader. Sind Sie stolz darauf, noch immer dabei zu sein?

Zietz: Was heißt schon stolz? Ich bin glücklich, dass ich die Entwicklung mitgehen konnte. Der Fußball hat mir unheimlich viel gegeben. Nicht nur sportlich, auch menschlich. Darauf wird in Potsdam viel Wert gelegt. Ich liebe diesen Sport einfach. Ich kann mir gar kein Leben ohne Fußball vorstellen.

DFB.de: Wie haben Sie die Entwicklung des Frauenfußballs in all den Jahren erlebt?

Zietz: Man kann es fast gar nicht mehr mit meiner Anfangszeit in Potsdam vergleich. Alles ist viel schneller, athletischer, professioneller geworden. Eine junge Spielerin hat es heute viel schwerer, ganz nach oben zu kommen. Die Konkurrenz ist einfach riesig geworden, weil natürlich auch die Ausbildung viel, viel besser geworden ist. Es ist wirklich Wahnsinn, was alles passiert ist. Davon hat natürlich auch die Allianz Frauen-Bundesliga profitiert. Man muss ja nur einen Blick auf die Tabelle werfen. Es ist spannend und ausgeglichen – im Titelkampf genauso wie im Abstiegskampf.

DFB.de: Was ist möglich mit Turbine in diesem Jahr?

Zietz: Wir haben gut begonnen und haben in dieser starken Phase unter anderem Frankfurt besiegt. Dann haben wir leider etwas nachgelassen und zum Beispiel gegen Wolfsburg und München verloren. Das waren Niederlagen, die uns wehgetan haben. Wer ganz oben mitspielen will, muss diese Begegnungen gewinnen. Da muss man einfach den Willen und den totalen Einsatz zeigen. Man darf sich auf diesem Niveau keine Schwächephase erlauben. Kurz vor Weihnachten haben wir uns wieder gesteigert. Wir sind noch dabei, das ist das Gute an der Sache.

DFB.de: Läuft es also auf einen Vierkampf um den Titel heraus?

Zietz: Danach sieht es auch, ja. Es ist spannend. Bayern München hat mich wirklich überzeugt. Wenn die in der zweiten Saisonhälfte an ihre Leistungen anknüpfen können, ist mit denen auf jeden Fall zu rechnen. Mal sehen, was passiert. Ich freue mich darauf.

DFB.de: Zunächst steht am Samstag der DFB-Hallenpokal auf dem Programm. Was halten Sie von dem Turnier?

Zietz: Es ist traditionell ein großartiger Start ins neue Jahr – nicht nur sportlich. Es ist immer wieder toll, viele alte Weggefährtinnen in Magdeburg zu treffen. Ich liebe dieses Turnier, auch wegen der Atmosphäre. Ich freue mich wirklich darauf, auch wenn ich dieses Jahr nicht auf dem Platz stehen werde.

DFB.de: Wegen Ihrer schweren Knieverletzung vor einiger Zeit?

Zietz: Ja, eigentlich wollte ich gar nicht mehr in der Halle spielen, auch wenn ich es wirklich liebe. Aber wir hatten vergangenes Jahr so viele verletzte Spielerinnen, da habe ich dann doch noch mal mitgemacht. Im Finale ist mir der Ausgleich gegen Frankfurt gelungen. Wir haben dann im Siebenmeterschießen den Titel geholt.

DFB.de: Treten Ihre Mannschaftskolleginnen dennoch an, um den Titel zu verteidigen?

Zietz: Natürlich, das ist unser Ziel. Wenn wir mitspielen, dann wollen wir den DFB-Hallenpokal auch gewinnen. So ehrgeizig sind wir. Aber es wird nicht einfach. Dort siegen nicht automatisch die Topteams der Allianz Frauen-Bundesliga. Es gibt immer wieder Überraschungen.