Rüsselsheim gegen Freiburg: "Das Highlight der Karriere"

Heute (ab 13.30 Uhr) erwarten die Frauen des Viertligisten SC Opel Rüsselsheim den SC Freiburg in der zweiten Runde des DFB-Pokals der Frauen. Obwohl alle Vorzeichen im Vorfeld klar für die Gäste aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga sprechen, rechnen sich Rüsselsheims Trainer Thomas Stein und Kapitänin Sarah Sieber minimale Chancen auf eine Sensation aus.

Verkehrte Welt bei den Fußballerinnen des SC Opel Rüsselheim. Am vergangenen Sonntag gewann das Team in der Hessenliga gegen Eintracht Frankfurt mit 6:3 – allerdings gegen deren vierte (!) Mannschaft. Am Sonntag erwartet Rüsselsheim in der zweiten Pokalrunde SC Freiburg, der zuletzt in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga starke Leistungen gezeigt hat.

Reine Amateure vs. echte Profis

"Krasser könnten die Gegensätze für uns gerade kaum sein", sagt Rüsselsheims Kapitänin Sarah Sieber im Vorfeld der Partie. "Wir freuen uns einfach riesig auf dieses Duell und wollen uns so gut wie möglich verkaufen. Unser Ziel muss es sein, so lange wie möglich keinen Gegentreffer zu kassieren."

Obwohl die 23 Jahre alte Mittelfeldspielerin von einer Überraschung träumt, schätzt sie die Wahrscheinlichkeit für eine Sensation gering ein. Dafür sind die Unterschiede zwischen den beiden Mannschaften einfach zu groß: auf der einen Seite die Hobbyfußballerinnen, die immerhin dreimal in der Woche trainieren. Auf der anderen Seite Nationalspielerinnen aus verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt. Auf der einen Seite reine Amateure. Auf der anderen Seite echte Profis.

Aber die Rüsselsheimerinnen haben im laufenden Wettbewerb schon einmal gezeigt, dass sie auch für Überraschungen gut sein können. In der ersten Runde gewann der Viertligist gegen den ambitionierten Regionalliga-Spitzenreiter 1. FC Nürnberg mit 5:4 nach Elfmeterschießen. "Das war für uns alle schon ein unfassbares Erlebnis", sagt Sieber, die selbst einen Elfmeter im Showdown nach 120 Minuten verwandelte.

Acht Aufstiege nur knapp verpasst

Bitter für die Rüsselheimerinnen ist, dass diesmal wegen der Corona-Vorschriften und des hohen Inzidenzwertes keine Zuschauer zugelassen sein werden. "Das ist natürlich schade, weil nicht einmal unsere Freunde und Familien dabei sein können. Allerdings verstehen wir natürlich alle, dass im Moment Gesundheit und Sicherheit wichtiger sind", sagt Sieber. "Trotz allem lassen wir uns nicht die Vorfreude auf diese Partie kaputt machen. Für jede von uns ist diese Partie das Highlight der Karriere."

Für den gesamten Verein ist dieses Duell die vorläufige Krönung einer beachtlichen Entwicklung im Frauenfußball. Vor genau 25 Jahren wurde die Abteilung gegründet. In dieser Zeit hat sich die Mannschaft aus der untersten Liga bis in die Viertklassigkeit nach oben gearbeitet. In den vergangenen neun Jahren belegte der SC Opel Rüsselheim acht Mal den zweiten Platz in der Abschlusstabelle. Anders gesagt: Acht Mal verpasste die Mannschaft den Aufstieg nur ganz knapp. Auch in der Saison 2019/2020, die im März wegen des Coronavirus abgebrochen werden musste.

Folgt in diesem Jahr also ein neuer Anlauf? Im Moment spricht einiges dafür. Der SC Opel belegt nach sieben Begegnungen in der Hessenliga mit 15 Punkten den zweiten Rang. "Wenn alles perfekt läuft, können wir um die Meisterschaft mitspielen", sagt Sieber. "Leider haben wir schon zweimal verloren. Das ist ärgerlich, weil wir uns dadurch eine bessere Platzierung bis jetzt kaputt gemacht haben. Aber es ist weiterhin alles möglich, wenn wir in jedem Spiel unsere Leistung abrufen. Wir haben ein gutes Team zusammen."

Stein: "Mädels sollen sich von bester Seite zeigen"

Das ist auch ein Verdienst von Trainer Thomas Stein, der die Mannschaft im Sommer vor einem Jahr übernommen hat: "Wir hatten einen großen Umbruch und mussten einen neuen Kader zusammenstellen. Das ist uns sehr schnell, sehr gut gelungen. Aber jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen und uns nach oben entwickeln. Aber das heißt nicht, dass der Aufstieg automatisch das Ziel sein muss."

Zunächst richtet Stein seine gesamte Konzentration sowieso auf das Duell gegen den SC Freiburg. "Das ist eine riesige Herausforderung für alle. Und zwar in jeder Hinsicht", sagt Stein. "Wir wollen alles dafür tun, eine Sensation möglich zu machen. Was dann am Ende dabei herauskommt, wird sich zeigen. Das Wichtigste ist aber, dass die Mädels diesen einmaligen Tag genießen und sich von ihrer besten Seite präsentieren."

Stein und seine Spielerinnen haben natürlich auch mitbekommen, dass sie auf einen Gegner treffen werden, der mit viel Selbstvertrauen anreisen wird. Die Freiburgerinnen holten vor ein paar Tagen ein viel beachtetes 1:1 gegen den Serienmeister VfL Wolfsburg. Zuletzt siegten die Breisgauerinnen bei Eintracht Frankfurt mit 1:0. "Für mich persönlich zählt Freiburg zu den Topteams in Deutschland", sagt Stein. "Sie entwickeln immer wieder sehr gute junge Spielerinnen."

Und genau das ist auch die Philosophie beim SC Opel Rüsselsheim. Es geht nicht um den kurzfristigen Erfolg. Viel wichtiger ist die nachhaltige Entwicklung. "Die Verantwortlichen haben in den vergangenen 25 Jahren hier etwas aufgebaut", sagt Stein. "Auch die Jugendarbeit ist uns ganz wichtig. Deshalb haben wir sie zuletzt verstärkt wieder in den Fokus gerückt. Wir wollen sportlichen Erfolg. Aber dabei muss das Gesamtgefüge stimmen." Und gegen einen ganz kurzfristigen sportlichen Erfolg hätten Spielerinnen und Verantwortliche auch nichts einzuwenden: Das würde bedeuten, dass sie den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte noch mal übertreffen könnten – mit dem Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals.

[sw]

Heute (ab 13.30 Uhr) erwarten die Frauen des Viertligisten SC Opel Rüsselsheim den SC Freiburg in der zweiten Runde des DFB-Pokals der Frauen. Obwohl alle Vorzeichen im Vorfeld klar für die Gäste aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga sprechen, rechnen sich Rüsselsheims Trainer Thomas Stein und Kapitänin Sarah Sieber minimale Chancen auf eine Sensation aus.

Verkehrte Welt bei den Fußballerinnen des SC Opel Rüsselheim. Am vergangenen Sonntag gewann das Team in der Hessenliga gegen Eintracht Frankfurt mit 6:3 – allerdings gegen deren vierte (!) Mannschaft. Am Sonntag erwartet Rüsselsheim in der zweiten Pokalrunde SC Freiburg, der zuletzt in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga starke Leistungen gezeigt hat.

Reine Amateure vs. echte Profis

"Krasser könnten die Gegensätze für uns gerade kaum sein", sagt Rüsselsheims Kapitänin Sarah Sieber im Vorfeld der Partie. "Wir freuen uns einfach riesig auf dieses Duell und wollen uns so gut wie möglich verkaufen. Unser Ziel muss es sein, so lange wie möglich keinen Gegentreffer zu kassieren."

Obwohl die 23 Jahre alte Mittelfeldspielerin von einer Überraschung träumt, schätzt sie die Wahrscheinlichkeit für eine Sensation gering ein. Dafür sind die Unterschiede zwischen den beiden Mannschaften einfach zu groß: auf der einen Seite die Hobbyfußballerinnen, die immerhin dreimal in der Woche trainieren. Auf der anderen Seite Nationalspielerinnen aus verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt. Auf der einen Seite reine Amateure. Auf der anderen Seite echte Profis.

Aber die Rüsselsheimerinnen haben im laufenden Wettbewerb schon einmal gezeigt, dass sie auch für Überraschungen gut sein können. In der ersten Runde gewann der Viertligist gegen den ambitionierten Regionalliga-Spitzenreiter 1. FC Nürnberg mit 5:4 nach Elfmeterschießen. "Das war für uns alle schon ein unfassbares Erlebnis", sagt Sieber, die selbst einen Elfmeter im Showdown nach 120 Minuten verwandelte.

Acht Aufstiege nur knapp verpasst

Bitter für die Rüsselheimerinnen ist, dass diesmal wegen der Corona-Vorschriften und des hohen Inzidenzwertes keine Zuschauer zugelassen sein werden. "Das ist natürlich schade, weil nicht einmal unsere Freunde und Familien dabei sein können. Allerdings verstehen wir natürlich alle, dass im Moment Gesundheit und Sicherheit wichtiger sind", sagt Sieber. "Trotz allem lassen wir uns nicht die Vorfreude auf diese Partie kaputt machen. Für jede von uns ist diese Partie das Highlight der Karriere."

Für den gesamten Verein ist dieses Duell die vorläufige Krönung einer beachtlichen Entwicklung im Frauenfußball. Vor genau 25 Jahren wurde die Abteilung gegründet. In dieser Zeit hat sich die Mannschaft aus der untersten Liga bis in die Viertklassigkeit nach oben gearbeitet. In den vergangenen neun Jahren belegte der SC Opel Rüsselheim acht Mal den zweiten Platz in der Abschlusstabelle. Anders gesagt: Acht Mal verpasste die Mannschaft den Aufstieg nur ganz knapp. Auch in der Saison 2019/2020, die im März wegen des Coronavirus abgebrochen werden musste.

Folgt in diesem Jahr also ein neuer Anlauf? Im Moment spricht einiges dafür. Der SC Opel belegt nach sieben Begegnungen in der Hessenliga mit 15 Punkten den zweiten Rang. "Wenn alles perfekt läuft, können wir um die Meisterschaft mitspielen", sagt Sieber. "Leider haben wir schon zweimal verloren. Das ist ärgerlich, weil wir uns dadurch eine bessere Platzierung bis jetzt kaputt gemacht haben. Aber es ist weiterhin alles möglich, wenn wir in jedem Spiel unsere Leistung abrufen. Wir haben ein gutes Team zusammen."

Stein: "Mädels sollen sich von bester Seite zeigen"

Das ist auch ein Verdienst von Trainer Thomas Stein, der die Mannschaft im Sommer vor einem Jahr übernommen hat: "Wir hatten einen großen Umbruch und mussten einen neuen Kader zusammenstellen. Das ist uns sehr schnell, sehr gut gelungen. Aber jetzt wollen wir den nächsten Schritt machen und uns nach oben entwickeln. Aber das heißt nicht, dass der Aufstieg automatisch das Ziel sein muss."

Zunächst richtet Stein seine gesamte Konzentration sowieso auf das Duell gegen den SC Freiburg. "Das ist eine riesige Herausforderung für alle. Und zwar in jeder Hinsicht", sagt Stein. "Wir wollen alles dafür tun, eine Sensation möglich zu machen. Was dann am Ende dabei herauskommt, wird sich zeigen. Das Wichtigste ist aber, dass die Mädels diesen einmaligen Tag genießen und sich von ihrer besten Seite präsentieren."

Stein und seine Spielerinnen haben natürlich auch mitbekommen, dass sie auf einen Gegner treffen werden, der mit viel Selbstvertrauen anreisen wird. Die Freiburgerinnen holten vor ein paar Tagen ein viel beachtetes 1:1 gegen den Serienmeister VfL Wolfsburg. Zuletzt siegten die Breisgauerinnen bei Eintracht Frankfurt mit 1:0. "Für mich persönlich zählt Freiburg zu den Topteams in Deutschland", sagt Stein. "Sie entwickeln immer wieder sehr gute junge Spielerinnen."

Und genau das ist auch die Philosophie beim SC Opel Rüsselsheim. Es geht nicht um den kurzfristigen Erfolg. Viel wichtiger ist die nachhaltige Entwicklung. "Die Verantwortlichen haben in den vergangenen 25 Jahren hier etwas aufgebaut", sagt Stein. "Auch die Jugendarbeit ist uns ganz wichtig. Deshalb haben wir sie zuletzt verstärkt wieder in den Fokus gerückt. Wir wollen sportlichen Erfolg. Aber dabei muss das Gesamtgefüge stimmen." Und gegen einen ganz kurzfristigen sportlichen Erfolg hätten Spielerinnen und Verantwortliche auch nichts einzuwenden: Das würde bedeuten, dass sie den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte noch mal übertreffen könnten – mit dem Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals.

###more###