Wolfsburg feiert und hat das Double im Blick

Die letzte Frage der Pressekonferenz kam von Almuth Schult. Von der Torhüterin des VfL Wolfsburg, die sich heimlich von hinten angeschlichen hatte. Als sie das Mikrofon hatte, erkundigte sie sich bei Cheftrainer Stephan Lerch, wie denn eigentlich die Planung des weiteren Abends aussehen würde: "Dürfen wir richtig feiern?" Lerchs Antwort war diplomatisch: "Ihr dürft diesen Abend genießen, aber ihr solltet es nicht übertreiben. Denn wir wollen am Sonntag mit einem Sieg den Gewinn der Deutschen Meisterschaft perfekt machen."

Schult konnte mit der Einordnung gut leben. Es war schließlich kein grundsätzliches Feierverbot, das der 34-Jährige nach dem 1:0-Sieg gegen den SC Freiburg und dem Gewinn des DFB-Pokals aussprach. Es war aber auch keine Erlaubnis, die Nacht in Köln zum Tag zu machen.

Freude trotz Seriensiegs riesengroß

Aber irgendwie mussten die Spielerinnen den Druck und die Anspannung schon etwas abbauen. Das wurde deutlich, wenn man in die Gesichter der Wolfsburgerinnen sah. Alexandra Popp verließ abgekämpft das Rhein-Energie-Stadion. Das erste Bier hatte sie schon in der Hand. Auch Nilla Fischer war gezeichnet von einem intensiven Duell. Das Konfetti-Silber der Siegerehrung klebte noch an ihren verschwitzen Beinen, das T-Shirt hatte schon die eine oder andere Bier- und Sektdusche überstehen müssen. Aber all das zeigte vor allem eines: Obwohl die Wolfsburgerinnen den Titel zum fünften Mal in Folge gewinnen konnten, war die Freude bei der Mannschaft noch immer riesengroß.

"Wir sind einfach nur erleichtert, weil Freiburg ein starker Gegner war. Es wäre sicher nicht unverdient gewesen, wenn sie in der ersten Halbzeit ein Tor gemacht hätten", sagte VfL-Trainer Stephan Lerch hinterher. "Nach dem Wechsel haben wir dann die Kontrolle übernommen und die richtigen Lösungen gefunden. Wir haben bewusst das Tempo hochgehalten. Einige Chancen haben wir noch liegen gelassen, deshalb mussten wir etwas zittern. Aber wir sind glücklich, heute den DFB-Pokal mit nach Hause nehmen zu können."

"Es war ein hartes Stück Arbeit"

Man merkte auch den Wolfsburger Spielerinnen deutlich an, dass sie glücklich darüber waren, ein großes Saisonziel nun erreicht zu haben. "Wir sind erleichtert, dass wir gewonnen haben. Es war ein hartes Stück Arbeit", sagte Kapitänin Nilla Fischer. "In der ersten Halbzeit hat uns Freiburg richtig beschäftigt. Da musste Almuth Schult das eine oder andere Mal eingreifen. Nach dem Wechsel war es bei uns deutlich besser."

Das Thema des Abends war also nicht nur der Wolfsburger Triumph, sondern auch der Auftritt der Freiburgerinnen – vor allem in der ersten Halbzeit. Es war eine couragierte Leistung, für die sie sich aber selbst nicht belohnt. Als die souveräne Schiedsrichterin Susann Kunkel die Partie beendete, sackten die Freiburgerinnen erschöpft und enttäuscht auf dem Rasen zusammen. Sie hatten ein großes Spiel gezeigt, aber sie hatten nichts, auf das sie nachher verweisen konnten.

Freiburg trauert Chancen hinterher

Bei Kapitänin Clara Schöne flossen dann auch die Tränen: "Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt. Das war wirklich Wahnsinn. Wenn wir da das eine oder andere Tor machen, geht es vielleicht anders aus. Aber letztlich muss man sagen, dass uns wieder die Abgeklärtheit gefehlt hat. Das zieht sich leider wie ein roter Faden durch unsere Saison. Aber wir geben nicht auf. Dieses DFB-Pokalfinale war für uns ein großartiges Erlebnis. In der nächsten Saison greifen wir wieder an."

Das wird dann ohne Trainer Jens Scheuer geschehen müssen, der bekanntlich dann die Frauen des FC Bayern betreuen wird. Aber an diesem Abend im Rhein-Energie-Stadion verschwendete er daran wahrscheinlich noch keinen Gedanken: "Wir sind stolz auf unsere Leistung. Wenn wir eine unserer Gelegenheiten nutzen, dann läuft es vielleicht anders." Was er nicht sagte, aber vermutlich meinte: Dann hätten die Freiburgerinnen den Platz wahrscheinlich als Sieger verlassen.

Aber so kam es nicht, weil es dem Außenseiter nicht gelang, in Führung zu gehen. Denn vor der Pause attackierten die Freiburgerinnen die Wolfsburgerinnen mutig und hatten vor 17.048 Zuschauern mehrfach klare Gelegenheiten zum 1:0. Aber Anja Maike Hegenauer (9.), Klara Bühl (13.), Sharon Beck (26.) und Sandra Starke (40.) vergaben oder scheiterten an Nationaltorhüterin Almuth Schult. Auf der anderen Seite bestimmte Wolfsburg zwar das Spiel, war aber weitgehend ungefährlich. Die beste Aktion hatte Ewa Pajor (42.), deren spektakulärer Fallrückzieher von Freiburgs Lena Nuding entschärft werden konnte.

Druck erhöht, Spiel entschieden

Nach dem Wechsel wurden die Aktionen des SC Freiburg ungenauer und Wolfsburg erhöhte den Druck. Folgerichtig ging der Favorit durch einen Abstauber von Ewa Pajor mit 1:0 in Führung (55.) und vergab in der Folge mehrere Möglichkeiten, um die Partie frühzeitig zu entscheiden. So blieb es zwar bis zum Ende spannend. Wirklich gefährdet war der fünfte Wolfsburger Triumph in Folge im DFB-Pokal allerdings nicht mehr.

Und am Sonntag kann der VfL den nächsten großen Erfolg feiern: Mit einem Sieg in der Allianz Frauen-Bundesliga bei der TSG Hoffenheim können die Wolfsburgerinnen die Deutsche Meisterschaft schon am vorletzten Spieltag zu ihren Gunsten entscheiden. Dann wird auch Stephan Lerch vermutlich nichts mehr gegen eine ganz große Party haben. An diesem Abend in Köln aber verständlicherweise schon.

[sw]

Die letzte Frage der Pressekonferenz kam von Almuth Schult. Von der Torhüterin des VfL Wolfsburg, die sich heimlich von hinten angeschlichen hatte. Als sie das Mikrofon hatte, erkundigte sie sich bei Cheftrainer Stephan Lerch, wie denn eigentlich die Planung des weiteren Abends aussehen würde: "Dürfen wir richtig feiern?" Lerchs Antwort war diplomatisch: "Ihr dürft diesen Abend genießen, aber ihr solltet es nicht übertreiben. Denn wir wollen am Sonntag mit einem Sieg den Gewinn der Deutschen Meisterschaft perfekt machen."

Schult konnte mit der Einordnung gut leben. Es war schließlich kein grundsätzliches Feierverbot, das der 34-Jährige nach dem 1:0-Sieg gegen den SC Freiburg und dem Gewinn des DFB-Pokals aussprach. Es war aber auch keine Erlaubnis, die Nacht in Köln zum Tag zu machen.

Freude trotz Seriensiegs riesengroß

Aber irgendwie mussten die Spielerinnen den Druck und die Anspannung schon etwas abbauen. Das wurde deutlich, wenn man in die Gesichter der Wolfsburgerinnen sah. Alexandra Popp verließ abgekämpft das Rhein-Energie-Stadion. Das erste Bier hatte sie schon in der Hand. Auch Nilla Fischer war gezeichnet von einem intensiven Duell. Das Konfetti-Silber der Siegerehrung klebte noch an ihren verschwitzen Beinen, das T-Shirt hatte schon die eine oder andere Bier- und Sektdusche überstehen müssen. Aber all das zeigte vor allem eines: Obwohl die Wolfsburgerinnen den Titel zum fünften Mal in Folge gewinnen konnten, war die Freude bei der Mannschaft noch immer riesengroß.

"Wir sind einfach nur erleichtert, weil Freiburg ein starker Gegner war. Es wäre sicher nicht unverdient gewesen, wenn sie in der ersten Halbzeit ein Tor gemacht hätten", sagte VfL-Trainer Stephan Lerch hinterher. "Nach dem Wechsel haben wir dann die Kontrolle übernommen und die richtigen Lösungen gefunden. Wir haben bewusst das Tempo hochgehalten. Einige Chancen haben wir noch liegen gelassen, deshalb mussten wir etwas zittern. Aber wir sind glücklich, heute den DFB-Pokal mit nach Hause nehmen zu können."

"Es war ein hartes Stück Arbeit"

Man merkte auch den Wolfsburger Spielerinnen deutlich an, dass sie glücklich darüber waren, ein großes Saisonziel nun erreicht zu haben. "Wir sind erleichtert, dass wir gewonnen haben. Es war ein hartes Stück Arbeit", sagte Kapitänin Nilla Fischer. "In der ersten Halbzeit hat uns Freiburg richtig beschäftigt. Da musste Almuth Schult das eine oder andere Mal eingreifen. Nach dem Wechsel war es bei uns deutlich besser."

Das Thema des Abends war also nicht nur der Wolfsburger Triumph, sondern auch der Auftritt der Freiburgerinnen – vor allem in der ersten Halbzeit. Es war eine couragierte Leistung, für die sie sich aber selbst nicht belohnt. Als die souveräne Schiedsrichterin Susann Kunkel die Partie beendete, sackten die Freiburgerinnen erschöpft und enttäuscht auf dem Rasen zusammen. Sie hatten ein großes Spiel gezeigt, aber sie hatten nichts, auf das sie nachher verweisen konnten.

Freiburg trauert Chancen hinterher

Bei Kapitänin Clara Schöne flossen dann auch die Tränen: "Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt. Das war wirklich Wahnsinn. Wenn wir da das eine oder andere Tor machen, geht es vielleicht anders aus. Aber letztlich muss man sagen, dass uns wieder die Abgeklärtheit gefehlt hat. Das zieht sich leider wie ein roter Faden durch unsere Saison. Aber wir geben nicht auf. Dieses DFB-Pokalfinale war für uns ein großartiges Erlebnis. In der nächsten Saison greifen wir wieder an."

Das wird dann ohne Trainer Jens Scheuer geschehen müssen, der bekanntlich dann die Frauen des FC Bayern betreuen wird. Aber an diesem Abend im Rhein-Energie-Stadion verschwendete er daran wahrscheinlich noch keinen Gedanken: "Wir sind stolz auf unsere Leistung. Wenn wir eine unserer Gelegenheiten nutzen, dann läuft es vielleicht anders." Was er nicht sagte, aber vermutlich meinte: Dann hätten die Freiburgerinnen den Platz wahrscheinlich als Sieger verlassen.

Aber so kam es nicht, weil es dem Außenseiter nicht gelang, in Führung zu gehen. Denn vor der Pause attackierten die Freiburgerinnen die Wolfsburgerinnen mutig und hatten vor 17.048 Zuschauern mehrfach klare Gelegenheiten zum 1:0. Aber Anja Maike Hegenauer (9.), Klara Bühl (13.), Sharon Beck (26.) und Sandra Starke (40.) vergaben oder scheiterten an Nationaltorhüterin Almuth Schult. Auf der anderen Seite bestimmte Wolfsburg zwar das Spiel, war aber weitgehend ungefährlich. Die beste Aktion hatte Ewa Pajor (42.), deren spektakulärer Fallrückzieher von Freiburgs Lena Nuding entschärft werden konnte.

Druck erhöht, Spiel entschieden

Nach dem Wechsel wurden die Aktionen des SC Freiburg ungenauer und Wolfsburg erhöhte den Druck. Folgerichtig ging der Favorit durch einen Abstauber von Ewa Pajor mit 1:0 in Führung (55.) und vergab in der Folge mehrere Möglichkeiten, um die Partie frühzeitig zu entscheiden. So blieb es zwar bis zum Ende spannend. Wirklich gefährdet war der fünfte Wolfsburger Triumph in Folge im DFB-Pokal allerdings nicht mehr.

Und am Sonntag kann der VfL den nächsten großen Erfolg feiern: Mit einem Sieg in der Allianz Frauen-Bundesliga bei der TSG Hoffenheim können die Wolfsburgerinnen die Deutsche Meisterschaft schon am vorletzten Spieltag zu ihren Gunsten entscheiden. Dann wird auch Stephan Lerch vermutlich nichts mehr gegen eine ganz große Party haben. An diesem Abend in Köln aber verständlicherweise schon.

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