Nicolas und Lukas Hinterseer: "Brüderduell ist ein Traumlos"

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: die SpVgg Unterhaching aus der Regionalliga Bayern.

Der Star ist der Onkel

Die erste Hauptrunde um den DFB-Pokal hält für den 20-jährigen Österreicher Nicolas Hinterseer, neuer Angreifer des Bayern-Regionalligisten SpVgg Unterhaching, ein wahres "Traumlos" bereit. Am Sonntag, 9. August (ab 16 Uhr, live bei Sky), trifft er mit seinem Klub auf den Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt 04.

Ausgerechnet Ingolstadt. Dabei kommt es für Hinterseer nämlich zum Aufeinandertreffen mit seinem vier Jahre älteren Bruder Lukas, der in der Alpenrepublik zum Kader der A-Nationalmannschaft gehört. Sechsmal kam er bisher für die österreichische Auswahl zum Einsatz. Beim FCI gehörte er in der abgelaufenen Saison mit 32 Einsätzen zum Stammpersonal. Doch nicht nur im Fußball ist die Familie Hinterseer prominent vertreten. Opa Ernst Hinterseer und Onkel Hansi Hinterseer waren beide Weltklasse-Skifahrer. Nach seiner Karriere als Wintersportler gelang seinem Onkel außerdem der Durchbruch als Schlagersänger, Schauspieler und Moderator.

Das Vorbild: "Pokalschreck" Arminia Bielefeld

"Um ganz ehrlich zu sein: Die Auslosung der ersten Pokalrunde hatte ich gar nicht verfolgt", verrät Nicolas Hinterseer im Gespräch mit DFB.de. "Erst als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, habe ich gesehen, dass mir mein Vater 'Brüderduell im DFB-Pokal' geschrieben hatte. Ich hatte schon immer von einem direkten Duell mit meinem Bruder geträumt. Dass es jetzt aber so schnell geht, hätte ich nicht gedacht."

In der Begegnung sind die Rollen klar verteilt: Der Drittliga-Absteiger aus Unterhaching geht als Außenseiter in die Partie gegen den Neu-Bundesligisten. Für Nicolas Hinterseer ist das aber kein Grund, den Kopf schon im Vorfeld einzuziehen. "Arminia Bielefeld hat in der vergangenen Saison als Halbfinalist bewiesen, dass auch ein unterklassiger Verein weit kommen kann", zeigt er sich selbstbewusst. "Wir haben die Chance, das Spiel für uns zu entscheiden."

32 Treffer für Kitzbühel in der achten Liga

Der Wechsel zur SpVgg Unterhaching war für Nicolas Hinterseer der erste große Schritt in Richtung Profifußball. Dafür wagte er den Schritt ins Ausland. Zuvor war der 20-jährige Stürmer für seinen Heimatverein FC Kitzbühel am Ball. Bei der ersten Mannschaft, die in der dritten österreichischen Liga spielt, trainierte er regelmäßig mit, kam aber größtenteils für die Reserve in der achten Liga zum Einsatz. Dort gelangen ihm in der abgelaufenen Spielzeit beachtliche 32 Treffer. "Ich habe mich dort schon ein wenig unterfordert gefühlt. Daher bin ich sehr froh, dass es nach jeweils einem Probetraining im Herbst des letzten Jahres und im Frühjahr 2015 mit dem Wechsel nach Unterhaching geklappt hat", so Nicolas Hinterseer.

Der Schritt nach Deutschland, den Bruder Lukas Hinterseer schon ein Jahr zuvor mit großem Erfolg gewagt hatte (vom FC Wacker Innsbruck nach Ingolstadt), war für Nicolas schon eine große Umstellung. "Ich habe mich inzwischen in Hofolding eingelebt. Der Übergang vom 'Hotel Mama' zur eigenen Wohnung war aber durchaus gewöhnungsbedürftig", gibt er zu, auch wenn er schon gut für sich selbst sorgen kann. "Ich koche sehr gerne und bereite am liebsten Hörnchen-Auflauf zu, einen Nudelauflauf mit Schinken und Gemüse."

Leichter fiel ihm dagegen der Einstieg in das Mannschaftstraining der SpVgg. "Nach dem Abstieg in der vergangenen Saison sind einige Spieler neu nach Unterhaching gekommen, die ebenfalls in meinem Alter sind. Die Stimmung war von Beginn an sehr gut", beschreibt Nicolas Hinterseer den Übergang in den neuen Verein. Unterschiede zwischen den Ligen stellte er aber gleich fest: "In Deutschland wird viel besserer Fußball gespielt. Hier trainieren wir auch zweimal am Tag. Das ist für den Kopf und den Körper eine ganz andere Belastung."

Skier gegen Fußball getauscht

Das Talent für den Fußball entdeckte der gebürtige Kitzbüheler aber erst spät. Zuvor war Nicolas Hinterseer - wie schon sein Opa Ernst und sein Onkel Hansi Hinterseer - Skirennen gefahren. "Noch mit 15 hatte ich in der Region Tirol einige Erfolge auf den Skiern", erinnert sich der 20-Jährige. "Für mehr hat es dann aber nicht gereicht." Erst danach widmete er sich dem Fußball. Auch das musikalische Talent seines Onkels wurde ihm nicht in die Wiege gelegt: "In der Musik habe ich kein Talent. Auch der Schlager ist nichts für mich. Ich höre lieber RnB oder Hip Hop."

Sein Debüt für Unterhaching gab der Österreicher am zweiten Spieltag beim 0:2 gegen Aufsteiger TSV Rain/Lech. In der 71. Minute kam er als Einwechselspieler zu seinem ersten Einsatz in Deutschland, konnte die Niederlage aber auch nicht mehr verhindern. "Zu Beginn war ich schon etwas nervös, das hat sich aber dann schnell gelegt", so der Stürmer über seine ersten 20 Minuten in der Regionalliga.

Dass er nach dem Fehlstart den Blick nach vorne richtet, macht Nicolas Hinterseer mit der Formulierung seiner eigenen Zielsetzung deutlich: "Man kann auch mal verlieren. Es liegt jetzt aber an uns, dass wir das wieder in Ordnung bringen. Ich möchte mit Unterhaching eine gute Saison spielen und wäre froh, wenn ich mit meinen Toren dazu beitragen könnte." Zunächst aber soll im DFB-Pokal möglichst die Sensation gegen Erstligist Ingolstadt und Bruder Lukas gelingen.

[mspw]

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: die SpVgg Unterhaching aus der Regionalliga Bayern.

Der Star ist der Onkel

Die erste Hauptrunde um den DFB-Pokal hält für den 20-jährigen Österreicher Nicolas Hinterseer, neuer Angreifer des Bayern-Regionalligisten SpVgg Unterhaching, ein wahres "Traumlos" bereit. Am Sonntag, 9. August (ab 16 Uhr, live bei Sky), trifft er mit seinem Klub auf den Bundesliga-Aufsteiger FC Ingolstadt 04.

Ausgerechnet Ingolstadt. Dabei kommt es für Hinterseer nämlich zum Aufeinandertreffen mit seinem vier Jahre älteren Bruder Lukas, der in der Alpenrepublik zum Kader der A-Nationalmannschaft gehört. Sechsmal kam er bisher für die österreichische Auswahl zum Einsatz. Beim FCI gehörte er in der abgelaufenen Saison mit 32 Einsätzen zum Stammpersonal. Doch nicht nur im Fußball ist die Familie Hinterseer prominent vertreten. Opa Ernst Hinterseer und Onkel Hansi Hinterseer waren beide Weltklasse-Skifahrer. Nach seiner Karriere als Wintersportler gelang seinem Onkel außerdem der Durchbruch als Schlagersänger, Schauspieler und Moderator.

Das Vorbild: "Pokalschreck" Arminia Bielefeld

"Um ganz ehrlich zu sein: Die Auslosung der ersten Pokalrunde hatte ich gar nicht verfolgt", verrät Nicolas Hinterseer im Gespräch mit DFB.de. "Erst als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, habe ich gesehen, dass mir mein Vater 'Brüderduell im DFB-Pokal' geschrieben hatte. Ich hatte schon immer von einem direkten Duell mit meinem Bruder geträumt. Dass es jetzt aber so schnell geht, hätte ich nicht gedacht."

In der Begegnung sind die Rollen klar verteilt: Der Drittliga-Absteiger aus Unterhaching geht als Außenseiter in die Partie gegen den Neu-Bundesligisten. Für Nicolas Hinterseer ist das aber kein Grund, den Kopf schon im Vorfeld einzuziehen. "Arminia Bielefeld hat in der vergangenen Saison als Halbfinalist bewiesen, dass auch ein unterklassiger Verein weit kommen kann", zeigt er sich selbstbewusst. "Wir haben die Chance, das Spiel für uns zu entscheiden."

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32 Treffer für Kitzbühel in der achten Liga

Der Wechsel zur SpVgg Unterhaching war für Nicolas Hinterseer der erste große Schritt in Richtung Profifußball. Dafür wagte er den Schritt ins Ausland. Zuvor war der 20-jährige Stürmer für seinen Heimatverein FC Kitzbühel am Ball. Bei der ersten Mannschaft, die in der dritten österreichischen Liga spielt, trainierte er regelmäßig mit, kam aber größtenteils für die Reserve in der achten Liga zum Einsatz. Dort gelangen ihm in der abgelaufenen Spielzeit beachtliche 32 Treffer. "Ich habe mich dort schon ein wenig unterfordert gefühlt. Daher bin ich sehr froh, dass es nach jeweils einem Probetraining im Herbst des letzten Jahres und im Frühjahr 2015 mit dem Wechsel nach Unterhaching geklappt hat", so Nicolas Hinterseer.

Der Schritt nach Deutschland, den Bruder Lukas Hinterseer schon ein Jahr zuvor mit großem Erfolg gewagt hatte (vom FC Wacker Innsbruck nach Ingolstadt), war für Nicolas schon eine große Umstellung. "Ich habe mich inzwischen in Hofolding eingelebt. Der Übergang vom 'Hotel Mama' zur eigenen Wohnung war aber durchaus gewöhnungsbedürftig", gibt er zu, auch wenn er schon gut für sich selbst sorgen kann. "Ich koche sehr gerne und bereite am liebsten Hörnchen-Auflauf zu, einen Nudelauflauf mit Schinken und Gemüse."

Leichter fiel ihm dagegen der Einstieg in das Mannschaftstraining der SpVgg. "Nach dem Abstieg in der vergangenen Saison sind einige Spieler neu nach Unterhaching gekommen, die ebenfalls in meinem Alter sind. Die Stimmung war von Beginn an sehr gut", beschreibt Nicolas Hinterseer den Übergang in den neuen Verein. Unterschiede zwischen den Ligen stellte er aber gleich fest: "In Deutschland wird viel besserer Fußball gespielt. Hier trainieren wir auch zweimal am Tag. Das ist für den Kopf und den Körper eine ganz andere Belastung."

Skier gegen Fußball getauscht

Das Talent für den Fußball entdeckte der gebürtige Kitzbüheler aber erst spät. Zuvor war Nicolas Hinterseer - wie schon sein Opa Ernst und sein Onkel Hansi Hinterseer - Skirennen gefahren. "Noch mit 15 hatte ich in der Region Tirol einige Erfolge auf den Skiern", erinnert sich der 20-Jährige. "Für mehr hat es dann aber nicht gereicht." Erst danach widmete er sich dem Fußball. Auch das musikalische Talent seines Onkels wurde ihm nicht in die Wiege gelegt: "In der Musik habe ich kein Talent. Auch der Schlager ist nichts für mich. Ich höre lieber RnB oder Hip Hop."

Sein Debüt für Unterhaching gab der Österreicher am zweiten Spieltag beim 0:2 gegen Aufsteiger TSV Rain/Lech. In der 71. Minute kam er als Einwechselspieler zu seinem ersten Einsatz in Deutschland, konnte die Niederlage aber auch nicht mehr verhindern. "Zu Beginn war ich schon etwas nervös, das hat sich aber dann schnell gelegt", so der Stürmer über seine ersten 20 Minuten in der Regionalliga.

Dass er nach dem Fehlstart den Blick nach vorne richtet, macht Nicolas Hinterseer mit der Formulierung seiner eigenen Zielsetzung deutlich: "Man kann auch mal verlieren. Es liegt jetzt aber an uns, dass wir das wieder in Ordnung bringen. Ich möchte mit Unterhaching eine gute Saison spielen und wäre froh, wenn ich mit meinen Toren dazu beitragen könnte." Zunächst aber soll im DFB-Pokal möglichst die Sensation gegen Erstligist Ingolstadt und Bruder Lukas gelingen.