SGS-Trainer Högner: "Wir können einen Riesenschritt machen"

Heute (ab 19.15 Uhr, live bei MagentaSport und Eurosport) wird das Fußballjahr 2023 in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga mit dem NRW-Duell zwischen der SGS Essen und dem 1. FC Köln eröffnet. Beide Teams kämpfen um den Klassenverbleib. Im DFB.de-Interview spricht SGS-Trainer Markus Högner mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Ligastart, mittelfristige Ziele und die nächste Essener Nationalspielerin.

DFB.de: Wie froh sind Sie, dass nach fast zwei Monaten Pause der Ball in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga wieder rollt, Herr Högner?

Markus Högner: Für uns war zunächst einmal gut, dass wir uns mit dem 6:0-Derbysieg beim MSV Duisburg erfolgreich in die Winterpause verabschiedet hatten. Dadurch hatten wir nicht nur einen Platz in der Tabelle gutgemacht, sondern auch jede Menge Selbstvertrauen für den weiteren Saisonverlauf getankt. Das spiegelte sich während der Vorbereitung wider.

DFB.de: Wie gut ist Ihre Mannschaft denn für den Ligastart gerüstet?

Högner: Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse haben wir die Zeit gut genutzt. Die Spielerinnen haben die Akkus aufgeladen und sind heiß darauf, dass es wieder losgeht.

DFB.de: Bei der Generalprobe zeigte sich Ihr Team mit dem 7:2 beim ambitionierten Zweitligisten FSV Gütersloh bereits wieder in Torlaune. Offensichtlich konnte die Mannschaft Ihre Vorgaben bereits gut umsetzen.

Högner: Das stimmt definitiv. Wir wollten spielerische Dominanz ausüben, uns bei Standardsituationen verbessern und aus einer stabilen Defensive das Spiel gestalten. Das hat die Mannschaft sehr gut umgesetzt. Offensivspielerin Natasha Kowalski hat beispielsweise einen Freistoß direkt verwandelt, Außenverteidigerin Beke Sterner erzielte zwei Kopfballtore nach Eckbällen. Das sah schon sehr gut aus. Ärgerlich waren lediglich die beiden Gegentore.

DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie noch Luft nach oben?

Högner: Bei der Verwertung von Torchancen, im Spielaufbau sowie in Sachen Spielkontrolle können wir uns verbessern. In vielen Situationen müssen wir ruhiger spielen und dürfen uns nicht von irgendwelchen Dingen runterziehen lassen. Grundsätzlich müssen wir lernen, unseren Stiefel durchzuspielen.

DFB.de: Wo hat sich die Mannschaft bereits gesteigert?

Högner: Ich finde, die größten Entwicklungsschritte sind im Laufe der Saison entstanden. Wir haben uns vor allem defensiv extrem verbessert. In den zurückliegenden fünf Spielen haben wir nur drei Gegentreffer kassiert, zwei davon gegen den Meisterschaftsaspiranten FC Bayern München.

DFB.de: In der vergangenen Saison hatte Ihr Team den Klassenverbleib erst am letzten Spieltag gesichert. Wird es die SGS Essen in dieser Spielzeit wieder so spannend machen?

Högner: Die Konkurrenz hat stark aufgerüstet. Außerdem spielen die beiden Aufsteiger MSV Duisburg und SV Meppen in dieser Saison wesentlich stabiler, als es in den zurückliegenden Jahren der Fall war. Der Tabellenvorletzte SV Werder Bremen ist wesentlich besser, als es die aktuelle Platzierung ausdrückt. Auch Schlusslicht 1. FCC Turbine Potsdam will mit aller Macht in der Bundesliga bleiben. Daher dürfen wir uns auf keinen Fall in Sicherheit wiegen. Ich erwarte noch einen heißen Kampf.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat vor diesem Hintergrund die Auftaktpartie gegen den 1. FC Köln?

Högner: Wir treffen auf eine sehr gute und erfahrene Mannschaft. Auch wenn es erst die abschließende Partie der Hinrunde ist, können wir mit einem Heimsieg auf jeden Fall einen Riesenschritt in Richtung Klassenverbleib machen. Wenn es am Ende ein gutes Unentschieden wird, könnte ich aber vermutlich auch damit leben. (lacht)

DFB.de: Ihr Vertrag in Essen läuft aktuell bis zum 30. Juni 2025. Welche Ziele verfolgen Sie mittelfristig mit der SGS?

Högner: Wir wollen uns mit dem Verein weiterhin in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga behaupten. Darüber hinaus wollen wir unsere Talente, von denen wir noch sehr viele in der Hinterhand haben, möglichst langfristig an die SGS Essen binden, damit wir in der Tabelle demnächst wieder weiter nach oben kommen.

DFB.de: Wie schafft es die SGS Essen, sich als reiner Frauenfußballverein gegen die Profiklubs zu behaupten?

Högner: Alle Leute, die für die SGS Essen arbeiten, halten total zusammen. Der familiäre Charakter, der im Verein herrscht, wird von den Spielerinnen sehr geschätzt. Bei uns verliert keiner die Nerven, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Die klare Aufgabenverteilung bei den handelnden Personen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Erfolges. Wir müssen als Verein aber auch den nächsten Schritt machen. Nur junge Spielerinnen auszubilden und sie dann abgeben zu müssen, reicht auf Dauer nicht. Wir wollen wieder eine stabile Mannschaft entwickeln, die im gesicherten Mittelfeld der Liga mitspielen kann.

DFB.de: Die SGS Essen ist für ihre gute Nachwuchsförderung bekannt. Viele aktuelle Topspielerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft waren früher in Essen am Ball. Wer könnte die nächste Nationalspielerin sein, die bei der SGS ausgebildet wurde?

Högner: Im Derby beim MSV Duisburg standen mit Torhüterin Sophia Winkler, Natasha Kowalski, Beke Sterner, Ella Touon, Katharina Piljic und Laureta Elmazi gleich sechs erst 19 Jahre alte Spielerinnen in der Startelf, die bis auf Natasha Kowalski alle aus unserer eigenen Jugend kommen. Wenn die Spielerinnen weiter hart an sich arbeiten, könnten sie in Zukunft interessant für die Nationalmannschaft werden. Wir sind intern wieder auf einem guten Weg, bilden viele Talente zu guten Bundesligaspielerinnen aus.

DFB.de: Vor Ihrer Zeit als Frauentrainer waren Sie im Nachwuchsbereich bei der U 19 von Alemannia Aachen in der A-Junioren-Bundesliga sowie später als U 23-Trainer beim FC Schalke 04 in der Regionalliga West tätig. Welche wesentlichen Unterschiede haben Sie bei der Arbeit mit Frauen im Vergleich zum Männerfußball festgestellt?

Högner: Inhaltlich sehe ich überhaupt keine Unterschiede. Es geht um Fußball, Taktik und Technik. Die Spielerinnen sind absolut professionell, keine hat Flausen im Kopf. Im Jugend- und Männerbereich hat man schon eher Spieler, die von ihrem Umfeld manipuliert werden und im Hinterkopf an die großen Geldtöpfe denken. Frauen sind in dieser Beziehung wesentlich realistischer, absolvieren ein Studium oder eine andere Ausbildung und denken auch an ihre Karriere nach dem Fußball.

DFB.de: Können Sie sich überhaupt noch eine Trainertätigkeit im Männerbereich vorstellen?

Högner: Ich bin seit mehr als 20 Jahren professionell im Trainergeschäft tätig. Von daher will ich nichts ausschließen. Ich muss aber auch sagen, dass ich bei der SGS Essen absolut zufrieden bin. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen.

DFB.de: Ende Februar steht im DFB-Pokal das Viertelfinale beim Zweitliga-Spitzenreiter RB Leipzig an. Wie sehr fiebern Sie dieser Begegnung entgegen?

Högner: Erst mal wollen wir die nächsten beiden Heimspiele in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln und Spitzenreiter VfL Wolfsburg so gut wie möglich über die Bühne bringen. Erst danach werden wir uns auf das Viertelfinale im DFB-Pokal bei RB Leipzig konzentrieren und hoffen, dass wir uns so gut präsentieren, damit wir eine Runde weiterkommen. Fakt ist, dass uns in Leipzig eine ganz schwere Aufgabe erwarten wird.

DFB.de: Zuletzt stand Ihr Team in der Saison 2019/2020 im Pokalfinale, unterlag dem Seriensieger VfL Wolfsburg nach einer dramatischen Partie erst im Elfmeterschießen 2:4. Wie sehr würden Sie sich auf eine Revanche freuen?

Högner: Ich würde mich nur dann wirklich freuen, wenn wir den Pokal nach Essen holen. Aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. 2014 hatten wir bereits gegen Frankfurt ein Endspiel verloren. Wie heißt es so schön: Aller guten Dinge sind drei. (lacht)

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Heute (ab 19.15 Uhr, live bei MagentaSport und Eurosport) wird das Fußballjahr 2023 in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga mit dem NRW-Duell zwischen der SGS Essen und dem 1. FC Köln eröffnet. Beide Teams kämpfen um den Klassenverbleib. Im DFB.de-Interview spricht SGS-Trainer Markus Högner mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Ligastart, mittelfristige Ziele und die nächste Essener Nationalspielerin.

DFB.de: Wie froh sind Sie, dass nach fast zwei Monaten Pause der Ball in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga wieder rollt, Herr Högner?

Markus Högner: Für uns war zunächst einmal gut, dass wir uns mit dem 6:0-Derbysieg beim MSV Duisburg erfolgreich in die Winterpause verabschiedet hatten. Dadurch hatten wir nicht nur einen Platz in der Tabelle gutgemacht, sondern auch jede Menge Selbstvertrauen für den weiteren Saisonverlauf getankt. Das spiegelte sich während der Vorbereitung wider.

DFB.de: Wie gut ist Ihre Mannschaft denn für den Ligastart gerüstet?

Högner: Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse haben wir die Zeit gut genutzt. Die Spielerinnen haben die Akkus aufgeladen und sind heiß darauf, dass es wieder losgeht.

DFB.de: Bei der Generalprobe zeigte sich Ihr Team mit dem 7:2 beim ambitionierten Zweitligisten FSV Gütersloh bereits wieder in Torlaune. Offensichtlich konnte die Mannschaft Ihre Vorgaben bereits gut umsetzen.

Högner: Das stimmt definitiv. Wir wollten spielerische Dominanz ausüben, uns bei Standardsituationen verbessern und aus einer stabilen Defensive das Spiel gestalten. Das hat die Mannschaft sehr gut umgesetzt. Offensivspielerin Natasha Kowalski hat beispielsweise einen Freistoß direkt verwandelt, Außenverteidigerin Beke Sterner erzielte zwei Kopfballtore nach Eckbällen. Das sah schon sehr gut aus. Ärgerlich waren lediglich die beiden Gegentore.

DFB.de: In welchen Bereichen sehen Sie noch Luft nach oben?

Högner: Bei der Verwertung von Torchancen, im Spielaufbau sowie in Sachen Spielkontrolle können wir uns verbessern. In vielen Situationen müssen wir ruhiger spielen und dürfen uns nicht von irgendwelchen Dingen runterziehen lassen. Grundsätzlich müssen wir lernen, unseren Stiefel durchzuspielen.

DFB.de: Wo hat sich die Mannschaft bereits gesteigert?

Högner: Ich finde, die größten Entwicklungsschritte sind im Laufe der Saison entstanden. Wir haben uns vor allem defensiv extrem verbessert. In den zurückliegenden fünf Spielen haben wir nur drei Gegentreffer kassiert, zwei davon gegen den Meisterschaftsaspiranten FC Bayern München.

DFB.de: In der vergangenen Saison hatte Ihr Team den Klassenverbleib erst am letzten Spieltag gesichert. Wird es die SGS Essen in dieser Spielzeit wieder so spannend machen?

Högner: Die Konkurrenz hat stark aufgerüstet. Außerdem spielen die beiden Aufsteiger MSV Duisburg und SV Meppen in dieser Saison wesentlich stabiler, als es in den zurückliegenden Jahren der Fall war. Der Tabellenvorletzte SV Werder Bremen ist wesentlich besser, als es die aktuelle Platzierung ausdrückt. Auch Schlusslicht 1. FCC Turbine Potsdam will mit aller Macht in der Bundesliga bleiben. Daher dürfen wir uns auf keinen Fall in Sicherheit wiegen. Ich erwarte noch einen heißen Kampf.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat vor diesem Hintergrund die Auftaktpartie gegen den 1. FC Köln?

Högner: Wir treffen auf eine sehr gute und erfahrene Mannschaft. Auch wenn es erst die abschließende Partie der Hinrunde ist, können wir mit einem Heimsieg auf jeden Fall einen Riesenschritt in Richtung Klassenverbleib machen. Wenn es am Ende ein gutes Unentschieden wird, könnte ich aber vermutlich auch damit leben. (lacht)

DFB.de: Ihr Vertrag in Essen läuft aktuell bis zum 30. Juni 2025. Welche Ziele verfolgen Sie mittelfristig mit der SGS?

Högner: Wir wollen uns mit dem Verein weiterhin in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga behaupten. Darüber hinaus wollen wir unsere Talente, von denen wir noch sehr viele in der Hinterhand haben, möglichst langfristig an die SGS Essen binden, damit wir in der Tabelle demnächst wieder weiter nach oben kommen.

DFB.de: Wie schafft es die SGS Essen, sich als reiner Frauenfußballverein gegen die Profiklubs zu behaupten?

Högner: Alle Leute, die für die SGS Essen arbeiten, halten total zusammen. Der familiäre Charakter, der im Verein herrscht, wird von den Spielerinnen sehr geschätzt. Bei uns verliert keiner die Nerven, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Die klare Aufgabenverteilung bei den handelnden Personen ist ein wichtiger Bestandteil unseres Erfolges. Wir müssen als Verein aber auch den nächsten Schritt machen. Nur junge Spielerinnen auszubilden und sie dann abgeben zu müssen, reicht auf Dauer nicht. Wir wollen wieder eine stabile Mannschaft entwickeln, die im gesicherten Mittelfeld der Liga mitspielen kann.

DFB.de: Die SGS Essen ist für ihre gute Nachwuchsförderung bekannt. Viele aktuelle Topspielerinnen der deutschen Frauen-Nationalmannschaft waren früher in Essen am Ball. Wer könnte die nächste Nationalspielerin sein, die bei der SGS ausgebildet wurde?

Högner: Im Derby beim MSV Duisburg standen mit Torhüterin Sophia Winkler, Natasha Kowalski, Beke Sterner, Ella Touon, Katharina Piljic und Laureta Elmazi gleich sechs erst 19 Jahre alte Spielerinnen in der Startelf, die bis auf Natasha Kowalski alle aus unserer eigenen Jugend kommen. Wenn die Spielerinnen weiter hart an sich arbeiten, könnten sie in Zukunft interessant für die Nationalmannschaft werden. Wir sind intern wieder auf einem guten Weg, bilden viele Talente zu guten Bundesligaspielerinnen aus.

DFB.de: Vor Ihrer Zeit als Frauentrainer waren Sie im Nachwuchsbereich bei der U 19 von Alemannia Aachen in der A-Junioren-Bundesliga sowie später als U 23-Trainer beim FC Schalke 04 in der Regionalliga West tätig. Welche wesentlichen Unterschiede haben Sie bei der Arbeit mit Frauen im Vergleich zum Männerfußball festgestellt?

Högner: Inhaltlich sehe ich überhaupt keine Unterschiede. Es geht um Fußball, Taktik und Technik. Die Spielerinnen sind absolut professionell, keine hat Flausen im Kopf. Im Jugend- und Männerbereich hat man schon eher Spieler, die von ihrem Umfeld manipuliert werden und im Hinterkopf an die großen Geldtöpfe denken. Frauen sind in dieser Beziehung wesentlich realistischer, absolvieren ein Studium oder eine andere Ausbildung und denken auch an ihre Karriere nach dem Fußball.

DFB.de: Können Sie sich überhaupt noch eine Trainertätigkeit im Männerbereich vorstellen?

Högner: Ich bin seit mehr als 20 Jahren professionell im Trainergeschäft tätig. Von daher will ich nichts ausschließen. Ich muss aber auch sagen, dass ich bei der SGS Essen absolut zufrieden bin. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen.

DFB.de: Ende Februar steht im DFB-Pokal das Viertelfinale beim Zweitliga-Spitzenreiter RB Leipzig an. Wie sehr fiebern Sie dieser Begegnung entgegen?

Högner: Erst mal wollen wir die nächsten beiden Heimspiele in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln und Spitzenreiter VfL Wolfsburg so gut wie möglich über die Bühne bringen. Erst danach werden wir uns auf das Viertelfinale im DFB-Pokal bei RB Leipzig konzentrieren und hoffen, dass wir uns so gut präsentieren, damit wir eine Runde weiterkommen. Fakt ist, dass uns in Leipzig eine ganz schwere Aufgabe erwarten wird.

DFB.de: Zuletzt stand Ihr Team in der Saison 2019/2020 im Pokalfinale, unterlag dem Seriensieger VfL Wolfsburg nach einer dramatischen Partie erst im Elfmeterschießen 2:4. Wie sehr würden Sie sich auf eine Revanche freuen?

Högner: Ich würde mich nur dann wirklich freuen, wenn wir den Pokal nach Essen holen. Aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. 2014 hatten wir bereits gegen Frankfurt ein Endspiel verloren. Wie heißt es so schön: Aller guten Dinge sind drei. (lacht)

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