Fußball-Legenden

Zu Ihrer Auftaktveranstaltung unter dem Titel „Fußball-Legenden“ lud die Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes am 25. März 2008 die deutschen Vize-Weltmeister der WM 1966 nach Freiburg ein. Im Mittelpunkt des sportlich-kulturellen Abends im Freiburger Konzerthaus stand die Erinnerung an eine Weltmeisterschaft, die nicht nur durch das berühmte Wembley-Tor unvergessen ist.

Im Freiburger Konzerthaus, das mit rund 350 Zuschauern binnen weniger Tage ausverkauft war, drehte sich somit alles um die Fußballgrößen vergangener Tage. Das rund 90-minütige Bühnenprogramm wurde von ZDF-Moderator Rudi Cerne in Wort und Bild unterhaltsamen und informativ gestaltet.

Elf der 22 deutschen WM-Spieler von 1966 standen zu Interviews auf der Bühne: Kapitän Uwe Seeler, Hans Tilkowski, Willi Schulz, Helmut Haller, Siggi Held, Friedel Lutz, Bernd Patzke, Klaus-Dieter Sieloff, Wolfgang Paul und Werner Krämer. Kurzfristig absagen mussten Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Schnellinger.

Außerdem mit von der Partie waren der damalige DFB-Co-Trainer Dettmar Cramer und die Reporter-Legende Rudi Michel vor Ort, der fünf WM-Endspiele live für die ARD übertrug und auch vor 42 Jahren beim WM-Finale in London für die deutschen Zuschauer am Mikrofon saß.

Natürlich stand das "Wembley-Tor" im Mittelpunkt der Diskussionen, aber auch über die WM-Qualifikation gegen Schweden und alle WM-Spiele auf dem Weg ins Endspiel wurde gesprochen. "Die Engländer haben das Fairplay erfunden, wir haben es damals vorgelebt. Die Mannschaft hat das Finale verloren, aber wir sind trotzdem als Sieger vom Platz gegangen", bewertet heute Torwart Hans Tilkowski die unvergessene Szene im Wembley-Stadion, als der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst nach Rücksprache mit dem russischen Linienrichter Tofik Bachramow auf Tor entschied und dieses vorentscheidende 3:2 in der Verlängerung als "Wembley-Tor" in die Annalen des Fußballs einging.

"Wenn es das damals schon gegeben hätte, hättet ihr den FIFA-Fairplay-Preis dafür verdient, wie ihr diese Entscheidung akzeptiert habt", rief Rudi Michel den in Freiburg anwesenden Nationalspielern zu.

Gebannt schauten die WM-Helden von einst auf die Leinwand, als die Filmausschnitte von damals gezeigt wurden. Von Siggi Held bis Uwe Seeler hatten alle viel zu erzählen. Imponierend, wie locker und lustig sie mit der Distanz von 42 Jahren über das "Wembley-Tor" stritten. Willi Schulz resümierte:" Das war ein großartiges Turnier für uns alle. Vom Trainer bis zum letzten Reservespieler waren wir eine tolle Truppe."Da passte es, dass auch Trainer Dettmar Cramer das 66er-Aufgebot lobte: "Nach der 54er-Mannschaft war das 66er-Team mit seiner Kameradschaft und Besessenheit das Beste, was der deutsche Fußball je hatte."

Den Abend eröffnet hatte Dr. Theo Zwanziger, der in seiner Ansprache auf die Bedeutung der DFB-Kulturstiftung hinwies: "Vor 100 Jahren hat die deutsche Nationalmannschaft ihr erstes Länderspiel ausgetragen. Damals wurde der Fußball-Sport oft belächelt und als Proletensport tituliert. Heute können wir uns über eine große soziale und gesellschaftliche Anerkennung freuen. Der Fußball begleitet das Leben von Millionen Menschen, ohne sich zu wichtig zu nehmen, und muss auch immer wissen, welche Wurzeln er hat."

In diesem Zusammenhang äußerte Dr. Zwanziger zur DFB-Kulturstiftung: "Natürlich ist der Sport an der Basis unsere Kernaufgabe, aber die Kulturstiftung ist uns ein wichtiges Anliegen in den kommenden Jahren. Die Pflege und Bewahrung der Fußballgeschichte ist einer ihrer Aspekte, doch sie soll alle Facetten des Fußballs beleuchten - auch künstlerisch und kulturell".

Wanderausstellung "Die ersten Elf"

Aus Anlass der Bühnenveranstaltung „Fußball-Legenden“ wurde in einer Preview im Foyer des Konzerthauses auch erstmals die Wanderausstellung „Die ersten Elf“ in Erinnerung an das erste Länderspiel einer deutschen Nationalmannschaft am 5. April 1908 in Basel gegen die Schweiz gezeigt.

Die offizielle Eröffnung der Ausstellung erfolgte dann am 4. April 2008 verbunden mit einer Pressekonferenz im Museum von Eintracht Frankfurt in der Commerzbank-Arena. Die als Wanderausstellung kompakt konzipierten Ausstellungstafeln in Erinnerung an die Frühzeit des Fußballs in Deutschland machten im Laufe des Jahres in Köln, Braunschweig, Gelsenkirchen, Kaiserslautern, Karlsruhe, Bremen, Hennef und Magdeburg Station. Schauplätze waren so unterschiedliche Orte wie Sportschulen, Sportmuseen und Stadien, aber auch Bibliotheken, Museen, ein Einkaufszentrum sowie die Bremer Bürgerschaft.

Gegenstand/Anlass

Gegenstand der Wanderausstellung „Die ersten Elf“ ist der Beginn der deutschen Fußball-Länderspiel-Geschichte, vor allem das Spiel in Basel. Das Länderspiel am 5. April 1908 gegen die Schweiz markiert nicht nur einen Meilenstein in der Entwicklung des Deutschen Fußball-Bundes. Das Aufeinandertreffen der beiden Auswahlmannschaften Deutschlands und der Schweiz steht auch beispielhaft für den Beginn der Aufnahme eines internationalen Spielverkehrs im Fußball.

Präsentation

„Die ersten Elf“ wandte sich als kleine und mobile Wanderausstellung ebenso an ein breites Publikum wie an Spezialisten der Fußball-Geschichte. Sie erfüllt alle Anforderungen einer klassischen historischen Ausstellung und bietet gleichzeitig die Voraussetzungen, bei verschiedenen Anlässen und Veranstaltungen des DFB gezeigt zu werden. Die Ausstellung ist inhaltlich und gestalterisch so gegliedert, dass sie verschiedensten Raumsituationen angepasst werden kann.

Zwölf Ausstellungstafeln zeigen auf einer Gesamtfläche von 15,00 x 2,40 Meter ca. 70 Bilder, Fotografien und Abbildungen von Objekten. Dazu machen zwei Audio- und eine Video-Station, auf der 21 Originalaufnahmen des ersten Länderspiels zusätzlich mit zeitgenössischen Reportagen unterlegt und optisch animiert werden, die frühe Zeit des Fußballs lebendig.

Recherchen

Die Kuratoren gingen bei ihren ersten Recherchen von den wenigen, weithin bekannten Quellen und gängigen Überlieferungen aus. Doch schon bald wurde bei ihren Forschungen in insgesamt fast 70 Archiven, Museen und Privatsammlungen sowie der Auswertung von „Football Suisse“, deren deutschem Pendant „Neue Sportwoche“ und mehrerer Tageszeitungen aus unterschiedlichen Städten Deutschlands klar, dass das bisherige Bild über die ersten Auftritte der DFB-Auswahl verzerrt war.

Neuentdeckungen

Im Zentrum der Ausstellung „Die ersten Elf“ stehen die Bilder vom ersten deutschen Länderspiel aus dem Fotoalbum, das im Schweizer Sportmuseum Basel aufbewahrt wird. Gegenüber dem hinlänglich bekannten Mannschaftsbild stellt die Präsentation dieser Fotos eine absolute Neuigkeit dar, da die insgesamt 21 Bilder in Deutschland völlig unbekannt sind. Hinzu kommt, dass die Fotos eine internationale Begegnung des DFB vor dem Ersten Weltkrieg in einer Fülle dokumentieren, die erstaunlich ist und für die Zeit einzigartig sein dürfte. Die Bilder werden in der Multimediastation der Ausstellung zusätzlich animiert, so dass der Eindruck der Modernität noch verstärkt wird.

Unter den anderen in der Wanderausstellung als Reproduktion gezeigten Stücken ragen die beiden originalen Trikot-Brustadler heraus, sie dürfen als ein beinahe sensationeller Fund bezeichnet werden. Die Abbildung in Originalgröße vermittelt einen Eindruck von der feinen Machart dieser textilen Stücke, die die einzige Überlieferung der Spielerkleidung der DFB-Auswahl vor 1914 darstellen. In ähnlicher Weise handelt es sich bei dem Pokal des Deutschen Fußball- und Cricket-Bundes um ein absolut außergewöhnliches Stück. Der Pokal eines der Vorgängerverbände des DFB aus dem Jahr 1892 ist der älteste überlieferte Meisterschaftspokal des deutschen Fußballs. Er war jahrzehntelang verschollen und ist erst kürzlich durch die Autoren wiederentdeckt worden. Ebenfalls unbekannt ist ein Aufsatz aus dem Jahre 1884, der in der Ausstellung „Die ersten Elf“ als Audiostation eingerichtet ist. Bemerkenswert ist nicht nur, dass es sich um eine der ältesten schriftlichen Überlieferungen aus der frühesten Zeit des Fußballs handelt, in der noch dazu die Anfänge selbst thematisiert werden, sondern dass der Autor der spätere weltbekannte Pathologe Ludwig Aschoff war.