Trainer werden ist nicht schwer – einer sein hingegen sehr

(von Hans Falsehr, aus der Zeitschrift „im Spiel“)
   
Jonas Gast studiert an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe im vierten Semester Deutsch, Geschichte sowie Sport und spielt Fußball – mit dem FC Germania Friedrichstal in der badischen Verbandsliga. Parallel zu seiner eigenen fußballerischen Karriere übernahm Jonas, zusammen mit einem Kollegen, im Herbst 2011 das Training der D-Jugend des FCG – noch ohne entsprechende Ausbildung.

"Das hat mir dann so viel Spaß gemacht, dass ich mich für das Trainerwesen zu interessieren begann." Auf der Homepage des Badischen Fußballverbands wurde er unter dem Stichwort „Qualifizierung“ schnell fündig. Jonas ließ sich Anfang dieses Jahres zunächst zum Teamleiter mit dem Profil „Kinder“ ausbilden und legte den Lehrgang mit dem Profil „Junioren/Erwachsene“ nach.

Momentan habe er zwar noch keinen ausgereiften Plan, was seine Zukunft als Trainer anbelangt, „aber ich gehe diesen Weg auf jeden Fall weiter“, sagt der 24-Jährige, und: „Jetzt geht’s ja erst richtig los!“ Denn die Ausbildung zum zertifizierten Teamleiter – sie umfasst 70 sogenannte Lerneinheiten (LE) à 45 Minuten – ist nur die Basis einer hoffentlich langen und erfolgreichen Karriere als Trainer, die bis in den Profifußball führen kann.

Vor etwas mehr als zehn Jahren, am 1. Januar 2003, hat der DFB eine bundeseinheitliche Ausbildungsordnung in Kraft gesetzt, nach der alle Zertifikats- und Lizenzausbildungen der Landesverbände durchgeführt werden müssen. Die eigentliche Trainerausbildung erfolgt – nach der Qualifikation zum Teamleiter – in vier Stufen. Die C-Lizenz, entweder für Breitenfußball (120 LE inklusive Prüfung) oder für Leistungsfußball (120 LE zuzüglich 20 LE Prüfung), kann noch in den Landesverbänden erworben werden.

Fußball-Lehrer-Lizenz ist das Premium-Produkt

Die Lehrgänge zur Erlangung der B-Lizenz (80 LE zuzüglich 20 LE Prüfung) und A-Lizenz (100 LE zuzüglich 20 LE Prüfung) werden vom DFB organisiert und durchgeführt – meist in der Sportschule eines Landesverbands. Und zum Erwerb der Fußball-Lehrer-Lizenz ist der erfolgreiche Abschluss einer 44-wöchigen Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie (HWA) in der Sportschule Hennef des Fußball-Verbands Mittelrhein erforderlich.

Für den seit dem 28. Mai laufenden 60. Lehrgang wurden nach Abschluss der Eignungsprüfungen von 60 Bewerbern nur 24 zugelassen – u. a. Hans-Walter Thomae (Assistenztrainer VfB Stuttgart U 23) und Josef Zinnbauer (Trainer Karlsruher SC U 23). Aber zurück von der Spitze der Ausbildungspyramide zu ihrem Fundament. „Die Qualifizierung der Menschen, die sich auf den verschiedensten Ebenen für den Fußball engagieren, gehört zu den Kernaufgaben des Badischen Fußballverbands“, schreibt dessen Präsident Ronny Zimmermann in seinem Vorwort zum Lehrgangsprogramm 2013.

Und auf Training & Wissen online ist unter „Teamleiter“ zu lesen: „In der Arbeit der Fußballvereine hat sich ein Bedarf an Nachwuchstrainern, Betreuern und mithelfenden Vereinsmitgliedern herausgestellt.“ Von ihnen werde jedoch ein Mindestmaß an fachlichen Kenntnissen und persönlicher Qualifikation erwartet.

Um Erwachsene und Jugendliche für (spätere) Aufgaben im Verein zu motivieren, sei es deshalb sinnvoll und notwendig, hinführende Angebote zu machen und bereits qualifizierende Ausbildungen (Teamleiter oder DFB-Junior-Coach) unterhalb des Lizenzsystems einzurichten. „Viele Vereinsmitarbeiter, die schon als Trainer tätig sind, aber noch keine Lizenz haben, wollen etwas dazulernen“, sagt Klaus-Dieter Lindner, Abteilungsleiter Qualifizierung im bfv, „oft, weil ihnen bei ihrer Tätigkeit klargeworden ist, dass das, was sie können, doch nicht reicht.“

Erste Hilfe in Training online

Hilfestellung kann hier auch Training online geben. Hinführend auf eine Ausbildung wäre die Anforderung des DFB-Mobils zum eigenen Verein oder eine Kurzschulung – z. B. mit den Themen „Kinder stark machen“ (Suchtprävention), „Bleib im Spiel“ (Persönlichkeitsbildung für C- bis A-Junioren) oder „Mannschaftsführung und Konfliktprävention“.

Das Bedürfnis nach Qualifizierung ist zweifelsohne groß. „Unsere Basis-Lehrgänge“, 30 von 70 LE der Ausbildung zum Teamleiter, „sind voll“, sagt Thomas Gundelsweiler, der für Bildung und Qualifizierung zuständige Vizepräsident des wfv. „Und wir führen in jedem unserer 16 Bezirke ein bis zwei Basis-Lehrgänge pro Jahr durch.“

Je höher die zu erklimmende Qualifizierungsstufe liegt, desto geringer werden jedoch die Teilnehmerzahlen. Verständlicherweise. Aufwand und Anforderungen steigen – in jeder Hinsicht. Hinzu kommen Fahrtkosten und Unterkunft. An der Basis übernimmt meistens der Verein die eventuell anfallenden Lehrgangsgebühren oder der „Service“ des Landesverbands ist kostenlos.

Der wfv etwa hat eine halbe Stelle ausgeschrieben und inzwischen schon mit einem qualifizierten Trainer besetzt, der den Bedarf und die Wünsche der Vereine abfragt und dann „vor Ort“ schult. „Wir versuchen, mehr zu dezentralisieren“, sagt Thomas Gundelsweiler. In der „Dezentralisierung“ sieht auch der Badische Fußballverband noch Potential. Mehr „in die Fläche“ möchte Klaus-Dieter Lindner deshalb gehen.

Landesverband kommt den Trainern entgegen

Ab 2014 sollen die ersten 20 LE in der Basisausbildung in den Fußballkreisen stattfinden. „Einerseits“, sagt Lindner, „ist die Sportschule Schöneck als Ausbildungszentrum natürlich sehr attraktiv. Andererseits jedoch kann der Aufwand für die An- und Abreise sowie den Aufenthalt am Turmberg Einsteiger auch abhalten. Die Interessenten haben ja meistens einen Beruf und Familie.“ Ein Großteil der Trainer-Neulinge sind jedenfalls Väter oder Mütter, die den eigenen Nachwuchs auch im Verein betreuen bzw. trainieren.

Des Weiteren wendet sich die Qualifizierung des DFB und seiner Landesverbände an die „Schüler-Mentoren“ und ehemalige oder noch aktive Fußballer – wie Jonas Gast. „Die Ausbildung zum Teamleiter war klar strukturiert und professionell gestaltet. Das hat mich sehr motiviert. Ich kann diesen Lehrgang nur weiterempfehlen“, sagt Friedrichstals Verteidiger.

Auch sein eigenes Spiel hofft er durch die Trainerausbildung noch verbessern zu können. Und dass ihm Erfahrungen, die er als „Coach“ macht, in seinem Studium und späteren Beruf als Lehrer hilfreich sind – keine Frage. „Deshalb“, sagt Jonas, „nehme ich jetzt die C-Lizenz in Angriff.“

[HF]

[bild1](von Hans Falsehr, aus der Zeitschrift „im Spiel“)
   
Jonas Gast studiert an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe im vierten Semester Deutsch, Geschichte sowie Sport und spielt Fußball – mit dem FC Germania Friedrichstal in der badischen Verbandsliga. Parallel zu seiner eigenen fußballerischen Karriere übernahm Jonas, zusammen mit einem Kollegen, im Herbst 2011 das Training der D-Jugend des FCG – noch ohne entsprechende Ausbildung.

"Das hat mir dann so viel Spaß gemacht, dass ich mich für das Trainerwesen zu interessieren begann." Auf der Homepage des Badischen Fußballverbands wurde er unter dem Stichwort „Qualifizierung“ schnell fündig. Jonas ließ sich Anfang dieses Jahres zunächst zum Teamleiter mit dem Profil „Kinder“ ausbilden und legte den Lehrgang mit dem Profil „Junioren/Erwachsene“ nach.

Momentan habe er zwar noch keinen ausgereiften Plan, was seine Zukunft als Trainer anbelangt, „aber ich gehe diesen Weg auf jeden Fall weiter“, sagt der 24-Jährige, und: „Jetzt geht’s ja erst richtig los!“ Denn die Ausbildung zum zertifizierten Teamleiter – sie umfasst 70 sogenannte Lerneinheiten (LE) à 45 Minuten – ist nur die Basis einer hoffentlich langen und erfolgreichen Karriere als Trainer, die bis in den Profifußball führen kann.

Vor etwas mehr als zehn Jahren, am 1. Januar 2003, hat der DFB eine bundeseinheitliche Ausbildungsordnung in Kraft gesetzt, nach der alle Zertifikats- und Lizenzausbildungen der Landesverbände durchgeführt werden müssen. Die eigentliche Trainerausbildung erfolgt – nach der Qualifikation zum Teamleiter – in vier Stufen. Die C-Lizenz, entweder für Breitenfußball (120 LE inklusive Prüfung) oder für Leistungsfußball (120 LE zuzüglich 20 LE Prüfung), kann noch in den Landesverbänden erworben werden.

Fußball-Lehrer-Lizenz ist das Premium-Produkt

Die Lehrgänge zur Erlangung der B-Lizenz (80 LE zuzüglich 20 LE Prüfung) und A-Lizenz (100 LE zuzüglich 20 LE Prüfung) werden vom DFB organisiert und durchgeführt – meist in der Sportschule eines Landesverbands. Und zum Erwerb der Fußball-Lehrer-Lizenz ist der erfolgreiche Abschluss einer 44-wöchigen Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie (HWA) in der Sportschule Hennef des Fußball-Verbands Mittelrhein erforderlich.

Für den seit dem 28. Mai laufenden 60. Lehrgang wurden nach Abschluss der Eignungsprüfungen von 60 Bewerbern nur 24 zugelassen – u. a. Hans-Walter Thomae (Assistenztrainer VfB Stuttgart U 23) und Josef Zinnbauer (Trainer Karlsruher SC U 23). Aber zurück von der Spitze der Ausbildungspyramide zu ihrem Fundament. „Die Qualifizierung der Menschen, die sich auf den verschiedensten Ebenen für den Fußball engagieren, gehört zu den Kernaufgaben des Badischen Fußballverbands“, schreibt dessen Präsident Ronny Zimmermann in seinem Vorwort zum Lehrgangsprogramm 2013.

Und auf Training & Wissen online ist unter „Teamleiter“ zu lesen: „In der Arbeit der Fußballvereine hat sich ein Bedarf an Nachwuchstrainern, Betreuern und mithelfenden Vereinsmitgliedern herausgestellt.“ Von ihnen werde jedoch ein Mindestmaß an fachlichen Kenntnissen und persönlicher Qualifikation erwartet.

Um Erwachsene und Jugendliche für (spätere) Aufgaben im Verein zu motivieren, sei es deshalb sinnvoll und notwendig, hinführende Angebote zu machen und bereits qualifizierende Ausbildungen (Teamleiter oder DFB-Junior-Coach) unterhalb des Lizenzsystems einzurichten. „Viele Vereinsmitarbeiter, die schon als Trainer tätig sind, aber noch keine Lizenz haben, wollen etwas dazulernen“, sagt Klaus-Dieter Lindner, Abteilungsleiter Qualifizierung im bfv, „oft, weil ihnen bei ihrer Tätigkeit klargeworden ist, dass das, was sie können, doch nicht reicht.“

Erste Hilfe in Training online

[bild2]Hilfestellung kann hier auch Training online geben. Hinführend auf eine Ausbildung wäre die Anforderung des DFB-Mobils zum eigenen Verein oder eine Kurzschulung – z. B. mit den Themen „Kinder stark machen“ (Suchtprävention), „Bleib im Spiel“ (Persönlichkeitsbildung für C- bis A-Junioren) oder „Mannschaftsführung und Konfliktprävention“.

Das Bedürfnis nach Qualifizierung ist zweifelsohne groß. „Unsere Basis-Lehrgänge“, 30 von 70 LE der Ausbildung zum Teamleiter, „sind voll“, sagt Thomas Gundelsweiler, der für Bildung und Qualifizierung zuständige Vizepräsident des wfv. „Und wir führen in jedem unserer 16 Bezirke ein bis zwei Basis-Lehrgänge pro Jahr durch.“

Je höher die zu erklimmende Qualifizierungsstufe liegt, desto geringer werden jedoch die Teilnehmerzahlen. Verständlicherweise. Aufwand und Anforderungen steigen – in jeder Hinsicht. Hinzu kommen Fahrtkosten und Unterkunft. An der Basis übernimmt meistens der Verein die eventuell anfallenden Lehrgangsgebühren oder der „Service“ des Landesverbands ist kostenlos.

Der wfv etwa hat eine halbe Stelle ausgeschrieben und inzwischen schon mit einem qualifizierten Trainer besetzt, der den Bedarf und die Wünsche der Vereine abfragt und dann „vor Ort“ schult. „Wir versuchen, mehr zu dezentralisieren“, sagt Thomas Gundelsweiler. In der „Dezentralisierung“ sieht auch der Badische Fußballverband noch Potential. Mehr „in die Fläche“ möchte Klaus-Dieter Lindner deshalb gehen.

Landesverband kommt den Trainern entgegen

Ab 2014 sollen die ersten 20 LE in der Basisausbildung in den Fußballkreisen stattfinden. „Einerseits“, sagt Lindner, „ist die Sportschule Schöneck als Ausbildungszentrum natürlich sehr attraktiv. Andererseits jedoch kann der Aufwand für die An- und Abreise sowie den Aufenthalt am Turmberg Einsteiger auch abhalten. Die Interessenten haben ja meistens einen Beruf und Familie.“ Ein Großteil der Trainer-Neulinge sind jedenfalls Väter oder Mütter, die den eigenen Nachwuchs auch im Verein betreuen bzw. trainieren.

Des Weiteren wendet sich die Qualifizierung des DFB und seiner Landesverbände an die „Schüler-Mentoren“ und ehemalige oder noch aktive Fußballer – wie Jonas Gast. „Die Ausbildung zum Teamleiter war klar strukturiert und professionell gestaltet. Das hat mich sehr motiviert. Ich kann diesen Lehrgang nur weiterempfehlen“, sagt Friedrichstals Verteidiger.

Auch sein eigenes Spiel hofft er durch die Trainerausbildung noch verbessern zu können. Und dass ihm Erfahrungen, die er als „Coach“ macht, in seinem Studium und späteren Beruf als Lehrer hilfreich sind – keine Frage. „Deshalb“, sagt Jonas, „nehme ich jetzt die C-Lizenz in Angriff.“