DFB-Akademie: Die Sternenschmiede

Noch mal kurz reingehört, so war das beim 1:0 von Mario Götze. Die Nation schaut zu, und Tom Bartels liefert den Soundtrack: „Schürrle… der kommt an! Mach ihn! Mach ihn! ER MACHT IHN!!!!! Mario Götze! Das ist doch Wahnsinn!“ Oder 1954, als alles angefangen hat. Der erste Titel wird begleitet von Herbert Zimmermann: „…und Bozsik, immer wieder Bozsik, der rechte Läufer der Ungarn am Ball. Er hat den Ball verloren diesmal, gegen Schäfer - Schäfer nach innen geflankt - Kopfball – abgewehrt - aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt! – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“

So 1954, so war es 2014. Ein Feuerwerk aus Endorphinen, ein ganzes Land in Gänsehaut. Nach Rom 1990 genauso, nach München 1974 nicht weniger. Vier Sterne, umschlungen von 80 Millionen. Schöne Vergangenheit, goldene Vergangenheit.

Die Galopprennbahn: Neue Heimat für den Deutschen Fußball-Bund

Und in Zukunft? In der Gegenwart wird an neuen Titeln gearbeitet. Ganz zentral sind dabei die Planungen für eine neue Heimat des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), so soll auf dem Gelände der Galopprennbahn Niederrad eine DFB-Akademie entstehen, die auch die Verbandszentrale und das DFB-Depot beheimatet. Der DFB zieht von Frankfurt nach Frankfurt, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des DFB liegen in der Metropole am Main. Es gibt tausend gute Gründe für den DFB, in Frankfurt zu bleiben, Frankfurt hat tausend gute Gründe, den DFB in Frankfurt zu halten. Der Verband garantiert Arbeitsplätze, Steuern, Geschäftsbeziehungen, und nicht nur als Heimat der Weltmeister ist der größte Sportfachverband der Welt ein großer Imageträger der Stadt. Frankfurt und der DFB – das hat Historie, das gehört zum guten Ton und hat Tradition. Seit 1951 sind der Deutsche Fußball-Bund und Frankfurt verschmolzen. Sein Zuhause hatte der Verband erst in der Arndtstraße, dann in der Zeppelinallee und seit 1974 in der Otto-Fleck-Schneise. So lässt sich sagen: die vier Sternfahrten hatten ihren Ursprung jeweils in Frankfurt.

Frankfurter Römer - Jubeln mit Tradition

Weg von Fakten, hin zur Freude. Weg von der Rationalität, hin zur Emotionalität. Wo wurden die Titel gefeiert? Welcher Fußballfan bekommt keine leuchtenden Augen, wenn der Begriff „Römer“ fällt. Zum ersten Mal trafen sich Fans und Spieler nach der WM 1966 am Römer, eine Tradition wurde begründet. Aus Mexiko ging es 1970 an den Römer, das nächste Mal nach Platz zwei beim Turnier 1982 in Spanien, 1986 war wiederum Mexiko Ausgangspunkt der Feiern am Frankfurter Römer. Die Feiern nach den Titeln bei der WM 1990 und der EM 1996 sind legendär, 2002 wurde auf dem Römer von zigtausenden Frankfurtern Platz zwei bejubelt.

Nicht nur die Herren haben hier lange, bis man 2006 aus Platz- und Sicherheitsgründen nach Berlin ausweichen musste, mit den Fans gefeiert, auch die Damen ließen sich nicht zwei Mal bitten. Nach dem Titel bei der WM 2003 wurde aus dem Römer eine Römerin, bei der Titelverteidigung 2007 war es nicht anders. Und als Deutschlands Frauen 2013 mit dem Titel von der Europameisterschaft in Schweden heimkehrten? Wo jubelten Nadine Angerer und Silvia Neid? Auf dem Römer – wissta Bescheid!

Mit der Unterzeichnung des Erbbauvertrags im Jahr 2014 hat sich der DFB bewusst und langfristig (99 Jahre) dafür entschieden, dass die alte Heimat die neue Heimat wird. Ein klares Bekenntnis zum Standort, ein klares Bekenntnis zur Region. Frankfurt ist eine Fußball-Stadt, der DFB gehört zu Frankfurt wie Eintracht, Bembel, Eppelwoi und grüne Soße. Und die Frankfurter gehören zum DFB. Bis zum Titel 2014 standen jeweils mindestens zwei Spieler von Frankfurter Vereinen im Kader der Weltmeister-Mannschaften, bei den WM-Titeln der Frauen (2003, 2007) wurde der Frankfurter-Anteil auf die Spitze getrieben, die Anzahl an Frankfurterinnen – jeweils sieben.

23 der 898 Länderspiele der A-Mannschaft wurden in Frankfurt ausgetragen, die Bilanz ist ein Beleg der engen Bindung. Lediglich drei Niederlagen sind notiert, dazu sechs Remis. 14 Mal triumphierte die deutsche Auswahl unweit der Verbandszentrale des DFB. Unvergessen ist die Wasserschlacht von 1974, das 1:0 gegen Polen. Geschichte wiederholte sich 2005, als beim Confed-Cup Australien mit 4:3 geschlagen wurde. Beim 9:3 gegen Rumänien feierte Fritz Walter 1940 in dunklen Jahren mit einem Hattrick ein leuchtendes Debüt. Fünf Mal war Frankfurt Gastgeber des DFB-Pokalfinals. Auch ein WM-Finale hat die Stadt schon gesehen, 2011 holten sich die Japanerinnen in Frankfurt den Titel.

Spektakuläre Spiele, epochale Erfolge, Sternstunden. In Niederrad soll künftig an weiteren Sternen geschmiedet werden. Diese Vision ist überzeichnet, andererseits weiß man nie - eines Tages könnte es heißen: Dank Akademie hat der DFB eine eigenen Galaxie!