Hockey-Bundestrainer Weise: "Anregungen von anderen Sportarten holen"

Rund um das WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Nürnberg demonstriert der DFB seine Verbundenheit zur Deutschen Sporthilfe (DSH) und gratuliert zu deren 50-jährigem Bestehen. Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht DFB.de eine Reihe von Beiträgen über die DSH. Heute: Markus Weise im Interview.

Als Hockey-Bundestrainer wurde er dreimal in Folge Olympiasieger, 2004 mit den Frauen, 2008 und 2012 mit den Männern. Seit November 2015 arbeitet er als „Leiter Konzeptentwicklung“ der DFB-Akademie für den Deutschen Fußball-Bund. Im Interview mit DFB.de spricht er über seine Sicht auf den DFB, innovative Hockeytrainer und die Vorteile der Kooperation mit anderen Sportarten.

DFB.de Herr Weise, physisch steht die DFB-Akademie bislang noch nicht. Wo aber steht das Projekt inhaltlich?

Markus Weise: Ein Gebäude ist natürlich nicht identisch mit der Akademie. Deshalb läuft 70 Prozent von dem, was wir gerne umsetzen wollen, auch jetzt schon. Ich würde sagen: Wir wachsen langsam in unsere Rolle hinein.

DFB.de Sie wurden unter anderem geholt, um einen Blick von außen in den Verband zu bringen. Was sieht man, wenn man von außen auf den DFB schaut?

Weise: Der DFB ist ein System mit unfassbarem Potenzial. Die DFB-Akademie steht deshalb vor einer spannenden Aufgabe. Es ist ein riesiges Spielfeld, mit unheimlich vielen Möglichkeiten.

DFB.de: Verfolgen Sie den Hockeysport weiterhin?

Weise: Intensiv natürlich nicht mehr, aber das Interesse ist selbstverständlich noch da. Meine Tochter spielt Hockey, zumindest da bin ich also durchaus mal bei den Spielen dabei.

DFB.de: Hockey gilt als besonders innovativer Sport. Welche Innovationen haben Sie in den Fußball mitbringen können?

Weise: Ich glaube, da wird der Fußball von manchen Leuten oft unterschätzt. Im Bereich der DFB-Akademie sind enorm viele innovative und fachlich hoch kompetente Leute tätig. Nur weil ich hier her kam, mussten wir also keineswegs alles auf den Kopf stellen.

DFB.de: Vor dem Olympischen Spielen 2016 wurden sie dann aber doch einmal explizit nach ihrer Hockey-Expertise gefragt. Sie haben die deutsche Olympia-Mannschaft der Männer auf das Turnier in Rio eingestellt. Was haben Sie den Spielern erzählt?

Weise: Horst Hrubesch und Hansi Flick hatten mich gebeten, ein bisschen Input zu geben. Die Mannschaft war ja schließlich sehr jung und damit unerfahren, was solche Turniere angeht. Deshalb habe ich versucht, ein paar meiner Erfahrungen weiterzugeben. Ich habe ein paar Videoclips gezeigt und Hinweise zur Herangehensweisen an ein solches Turnier gegeben. Natürlich waren auch ein paar Anekdoten von den Olympiasiegen dabei. Aber davon hätte ich Vorlesungsstoff für knapp drei Wochen. (lacht)

DFB.de: Ihr Vorgänger als Bundestrainer der Männer, Bernhard Peters, ist ebenfalls inzwischen im Fußball tätig. Sind es vor allem die Hockey-Trainer, die für den Fußball interessant sind oder gibt es auch mit anderen Sportarten interessante Überschneidungen?

Weise: Die gibt es zu Hauf. Ich glaube, dass das im deutschen Sport generell noch eine unterschätzte Ressource ist, dass man sich viel zu wenig austauscht. Man kann sich in so vielen Dingen Anregungen von anderen Sportarten holen. Du kannst dir beispielsweise die gruppentaktischen Strategien beim Basketball oder die Standardsituationen beim Rugby anschauen und überlegen, was sich davon übertragen lässt. Selbst beim Kunstturnen lassen sich viele Dinge erkennen, die man beispielsweise für das Aufwärmprogramm nutzen kann.

DFB.de: Der DFB unterstützt im Rahmen einer Kooperation die Stiftung Deutsche Sporthilfe und damit etliche Sportarten abseits des Fußballs. Wie kann der Verband von dieser Fördermaßnahme selbst profitieren?

Weise: Man muss das Ganze globaler sehen. Wenn man versuchen will, sich ein bisschen zu vernetzen, kann man die Deutsche Sporthilfe hervorragend als Eingangstür zu anderen Sportarten nehmen. Wie gesagt: Ich glaube, dass es da eine unschätzbar wertvolle Ressource gibt in Deutschland. Und die lohnt es, genauer zu untersuchen.

DFB.de: „Leistung. Fairplay. Miteinander“ lautet das Motto der Deutschen Sporthilfe. Werte denen sich auch der DFB vorbehaltlos verschreibt?

Weise: Das würde hier jeder sofort unterschreiben. Das sind hohe Güter, nicht nur im Sport. Hier zeigt sich auch wieder wie deckungsgleich der Fußball und all die anderen Sportarten in vielen Punkten sind.

DFB.de: Fußball ist in Deutschland der beliebteste Sport. Warum ist es dennoch wichtig, dass es parallel auch noch andere Sportarten existieren und gefördert werden?

Weise: Es ist enorm wichtig! Deutschland hat eine extrem vielfältige Sportlandschaft. Wie sonst in nur ganz wenigen Ländern auf der Welt gibt es bei uns die Möglichkeit, nahezu jeden Sommer- oder Wintersport auszuüben. Diesen Umstand müssten wir viel stärker als kulturelles Gut betrachten, dass es gilt zu bewahren.

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Rund um das WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino in Nürnberg demonstriert der DFB seine Verbundenheit zur Deutschen Sporthilfe (DSH) und gratuliert zu deren 50-jährigem Bestehen. Anlässlich des Jubiläums veröffentlicht DFB.de eine Reihe von Beiträgen über die DSH. Heute: Markus Weise im Interview.

Als Hockey-Bundestrainer wurde er dreimal in Folge Olympiasieger, 2004 mit den Frauen, 2008 und 2012 mit den Männern. Seit November 2015 arbeitet er als „Leiter Konzeptentwicklung“ der DFB-Akademie für den Deutschen Fußball-Bund. Im Interview mit DFB.de spricht er über seine Sicht auf den DFB, innovative Hockeytrainer und die Vorteile der Kooperation mit anderen Sportarten.

DFB.de Herr Weise, physisch steht die DFB-Akademie bislang noch nicht. Wo aber steht das Projekt inhaltlich?

Markus Weise: Ein Gebäude ist natürlich nicht identisch mit der Akademie. Deshalb läuft 70 Prozent von dem, was wir gerne umsetzen wollen, auch jetzt schon. Ich würde sagen: Wir wachsen langsam in unsere Rolle hinein.

DFB.de Sie wurden unter anderem geholt, um einen Blick von außen in den Verband zu bringen. Was sieht man, wenn man von außen auf den DFB schaut?

Weise: Der DFB ist ein System mit unfassbarem Potenzial. Die DFB-Akademie steht deshalb vor einer spannenden Aufgabe. Es ist ein riesiges Spielfeld, mit unheimlich vielen Möglichkeiten.

DFB.de: Verfolgen Sie den Hockeysport weiterhin?

Weise: Intensiv natürlich nicht mehr, aber das Interesse ist selbstverständlich noch da. Meine Tochter spielt Hockey, zumindest da bin ich also durchaus mal bei den Spielen dabei.

DFB.de: Hockey gilt als besonders innovativer Sport. Welche Innovationen haben Sie in den Fußball mitbringen können?

Weise: Ich glaube, da wird der Fußball von manchen Leuten oft unterschätzt. Im Bereich der DFB-Akademie sind enorm viele innovative und fachlich hoch kompetente Leute tätig. Nur weil ich hier her kam, mussten wir also keineswegs alles auf den Kopf stellen.

DFB.de: Vor dem Olympischen Spielen 2016 wurden sie dann aber doch einmal explizit nach ihrer Hockey-Expertise gefragt. Sie haben die deutsche Olympia-Mannschaft der Männer auf das Turnier in Rio eingestellt. Was haben Sie den Spielern erzählt?

Weise: Horst Hrubesch und Hansi Flick hatten mich gebeten, ein bisschen Input zu geben. Die Mannschaft war ja schließlich sehr jung und damit unerfahren, was solche Turniere angeht. Deshalb habe ich versucht, ein paar meiner Erfahrungen weiterzugeben. Ich habe ein paar Videoclips gezeigt und Hinweise zur Herangehensweisen an ein solches Turnier gegeben. Natürlich waren auch ein paar Anekdoten von den Olympiasiegen dabei. Aber davon hätte ich Vorlesungsstoff für knapp drei Wochen. (lacht)

DFB.de: Ihr Vorgänger als Bundestrainer der Männer, Bernhard Peters, ist ebenfalls inzwischen im Fußball tätig. Sind es vor allem die Hockey-Trainer, die für den Fußball interessant sind oder gibt es auch mit anderen Sportarten interessante Überschneidungen?

Weise: Die gibt es zu Hauf. Ich glaube, dass das im deutschen Sport generell noch eine unterschätzte Ressource ist, dass man sich viel zu wenig austauscht. Man kann sich in so vielen Dingen Anregungen von anderen Sportarten holen. Du kannst dir beispielsweise die gruppentaktischen Strategien beim Basketball oder die Standardsituationen beim Rugby anschauen und überlegen, was sich davon übertragen lässt. Selbst beim Kunstturnen lassen sich viele Dinge erkennen, die man beispielsweise für das Aufwärmprogramm nutzen kann.

DFB.de: Der DFB unterstützt im Rahmen einer Kooperation die Stiftung Deutsche Sporthilfe und damit etliche Sportarten abseits des Fußballs. Wie kann der Verband von dieser Fördermaßnahme selbst profitieren?

Weise: Man muss das Ganze globaler sehen. Wenn man versuchen will, sich ein bisschen zu vernetzen, kann man die Deutsche Sporthilfe hervorragend als Eingangstür zu anderen Sportarten nehmen. Wie gesagt: Ich glaube, dass es da eine unschätzbar wertvolle Ressource gibt in Deutschland. Und die lohnt es, genauer zu untersuchen.

DFB.de: „Leistung. Fairplay. Miteinander“ lautet das Motto der Deutschen Sporthilfe. Werte denen sich auch der DFB vorbehaltlos verschreibt?

Weise: Das würde hier jeder sofort unterschreiben. Das sind hohe Güter, nicht nur im Sport. Hier zeigt sich auch wieder wie deckungsgleich der Fußball und all die anderen Sportarten in vielen Punkten sind.

DFB.de: Fußball ist in Deutschland der beliebteste Sport. Warum ist es dennoch wichtig, dass es parallel auch noch andere Sportarten existieren und gefördert werden?

Weise: Es ist enorm wichtig! Deutschland hat eine extrem vielfältige Sportlandschaft. Wie sonst in nur ganz wenigen Ländern auf der Welt gibt es bei uns die Möglichkeit, nahezu jeden Sommer- oder Wintersport auszuüben. Diesen Umstand müssten wir viel stärker als kulturelles Gut betrachten, dass es gilt zu bewahren.