Markus Weise: "Man muss sich Neues trauen"

Markus Weise hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) heute seinen Dienst als Leiter Konzeptentwicklung der neuen DFB-Akademie angetreten. Der 52-Jährige wurde mit deutschen Hockey-Nationalteams als Trainer dreimal Hockey-Olympiasieger, zuletzt 2012 in London mit den Herren. Im DFB.de-Interview spricht Markus Weise mit Redakteur Arne Leyenberg über seine Vorfreude, Wege zum Erfolg und seinen persönlichen Antrieb.

DFB.de: Herr Weise, heute haben Sie Ihre Stelle als Leiter Konzeptentwicklung der DFB-Akademie angetreten. Mit wie viel Vorfreude, wenn Sie an die Aufgabe denken, die Ihnen bevorsteht? Und wie viel Wehmut war dabei, wenn Sie an die erfolgreichen Tage denken, die hinter Ihnen liegen?

Markus Weise: Ich verspüre große Vorfreude auf ein ganz spannendes Projekt. Aber natürlich hat es auch wehgetan, ein anderes spannendes Projekt aufzugeben. Manchmal muss man im Leben eben auch Entscheidungen treffen, die schmerzen.

DFB.de: Darf man, wenn man erfolgreich sein will, Angst vor Veränderung haben?

Weise: Auf keinen Fall. Im Gegenteil. Veränderungen sind eine Grundvoraussetzung dafür, nicht nur einmal erfolgreich zu sein, sondern Erfolg zu sichern. Man darf niemals glauben, ich habe jetzt etwas gewonnen, also kann ich genauso weitermachen wie bisher. Das ist schon der erste Schritt Richtung Niederlage. Man darf nicht einschlafen, sondern muss die Zukunft aktiv mitgestalten.

DFB.de: Ist es nicht schwer zu vermitteln, wenn man wie Sie dreimal Olympiasieger geworden ist und dann von seinem Team fordert, noch härter zu arbeiten?

Weise: Man muss nicht unbedingt härter arbeiten, manchmal muss man nur intelligenter arbeiten. Man kann sich das wie zwei Schrauben vorstellen: Die eine ist die Umfangsschraube und die andere die Qualitätsschraube. An beiden Schrauben könnte man nun drehen. Oftmals ist es so, dass man an der Umfangsschraube nicht mehr viel drehen kann. Noch mehr Ausdauertraining, noch mehr Krafttraining macht irgendwann keinen Sinn mehr. An der Qualitätsschraube kann man in vielen Bereichen aber sehr wohl noch drehen. Im Spiel ohne Ball etwa kann man noch 20 oder 30 Prozent Leistungspotenzial herauskitzeln.

DFB.de: Was gehört neben dem Mut zur Veränderung noch dazu, um erfolgreich zu sein?

Weise: Es gehört dazu, nicht so viel über Erfolg zu reden, sondern mehr über die Grundlage dafür. Und das ist die Leistung. Im Training entwickelt man seine Leistung weiter. Im Spiel muss man darauf achten, dass diese Leistung auch zur Entfaltung kommt. Man kann sich ganz konkrete Erfolgsziele setzen - im Fußball etwa, noch einmal Weltmeister zu werden. Allerdings hat das einen krassen Nachteil: Denn es gibt verschiedene Faktoren, die man nicht beeinflussen kann, die aber sehr wohl dieses Erfolgsziel beeinflussen. Wenn ich aber auf der Leistungsebene sehr gut und sehr intelligent weiterarbeite, mir Ziele setze und definiere, die fast zu hundert Prozent in meinem Einflussbereich liegen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ich wieder Erfolg habe. Man kann Erfolg nicht zu hundert Prozent planen, aber man kann ihn wahrscheinlicher machen.

DFB.de: Wenn die Leistung stimmt, folgt also der Erfolg.

Weise: Der Erfolg ist, wenn man es etwas despektierlich ausdrücken will, Abfallprodukt einer Leistung.



Markus Weise hat beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) heute seinen Dienst als Leiter Konzeptentwicklung der neuen DFB-Akademie angetreten. Der 52-Jährige wurde mit deutschen Hockey-Nationalteams als Trainer dreimal Hockey-Olympiasieger, zuletzt 2012 in London mit den Herren. Im DFB.de-Interview spricht Markus Weise mit Redakteur Arne Leyenberg über seine Vorfreude, Wege zum Erfolg und seinen persönlichen Antrieb.

DFB.de: Herr Weise, heute haben Sie Ihre Stelle als Leiter Konzeptentwicklung der DFB-Akademie angetreten. Mit wie viel Vorfreude, wenn Sie an die Aufgabe denken, die Ihnen bevorsteht? Und wie viel Wehmut war dabei, wenn Sie an die erfolgreichen Tage denken, die hinter Ihnen liegen?

Markus Weise: Ich verspüre große Vorfreude auf ein ganz spannendes Projekt. Aber natürlich hat es auch wehgetan, ein anderes spannendes Projekt aufzugeben. Manchmal muss man im Leben eben auch Entscheidungen treffen, die schmerzen.

DFB.de: Darf man, wenn man erfolgreich sein will, Angst vor Veränderung haben?

Weise: Auf keinen Fall. Im Gegenteil. Veränderungen sind eine Grundvoraussetzung dafür, nicht nur einmal erfolgreich zu sein, sondern Erfolg zu sichern. Man darf niemals glauben, ich habe jetzt etwas gewonnen, also kann ich genauso weitermachen wie bisher. Das ist schon der erste Schritt Richtung Niederlage. Man darf nicht einschlafen, sondern muss die Zukunft aktiv mitgestalten.

DFB.de: Ist es nicht schwer zu vermitteln, wenn man wie Sie dreimal Olympiasieger geworden ist und dann von seinem Team fordert, noch härter zu arbeiten?

Weise: Man muss nicht unbedingt härter arbeiten, manchmal muss man nur intelligenter arbeiten. Man kann sich das wie zwei Schrauben vorstellen: Die eine ist die Umfangsschraube und die andere die Qualitätsschraube. An beiden Schrauben könnte man nun drehen. Oftmals ist es so, dass man an der Umfangsschraube nicht mehr viel drehen kann. Noch mehr Ausdauertraining, noch mehr Krafttraining macht irgendwann keinen Sinn mehr. An der Qualitätsschraube kann man in vielen Bereichen aber sehr wohl noch drehen. Im Spiel ohne Ball etwa kann man noch 20 oder 30 Prozent Leistungspotenzial herauskitzeln.

DFB.de: Was gehört neben dem Mut zur Veränderung noch dazu, um erfolgreich zu sein?

Weise: Es gehört dazu, nicht so viel über Erfolg zu reden, sondern mehr über die Grundlage dafür. Und das ist die Leistung. Im Training entwickelt man seine Leistung weiter. Im Spiel muss man darauf achten, dass diese Leistung auch zur Entfaltung kommt. Man kann sich ganz konkrete Erfolgsziele setzen - im Fußball etwa, noch einmal Weltmeister zu werden. Allerdings hat das einen krassen Nachteil: Denn es gibt verschiedene Faktoren, die man nicht beeinflussen kann, die aber sehr wohl dieses Erfolgsziel beeinflussen. Wenn ich aber auf der Leistungsebene sehr gut und sehr intelligent weiterarbeite, mir Ziele setze und definiere, die fast zu hundert Prozent in meinem Einflussbereich liegen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ich wieder Erfolg habe. Man kann Erfolg nicht zu hundert Prozent planen, aber man kann ihn wahrscheinlicher machen.

DFB.de: Wenn die Leistung stimmt, folgt also der Erfolg.

Weise: Der Erfolg ist, wenn man es etwas despektierlich ausdrücken will, Abfallprodukt einer Leistung.

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DFB.de: Ist Erfolg vergänglich?

Weise: Klar. Wenn sie Erfolg haben, wollen auch alle anderen Erfolg haben. Deutschland ist jetzt Fußball-Weltmeister geworden mit einer teilweise grandiosen Leistung. Die anderen Nationen wollen jetzt auch Weltmeister werden. Es wird also sehr hart, den Erfolg zu wiederholen. Aber das ist auch gut so. Das fördert das Niveau insgesamt im Sport. Die einen gewinnen, die anderen sehen das und wollen nachziehen. Also strengen sie sich stärker an. So schaukelt man sich gegenseitig hoch.

DFB.de: Medaillen sind dagegen nicht vergänglich. Haben Ihre einen Ehrenplatz im Wohnzimmer, oder liegen sie verstaut im Keller?

Weise: Erst einmal bekommt man als Coach bei Olympischen Spielen gar keine Medaille. Da geht es schon mal los. Der Trainerstab und die Betreuer sind nicht so wichtig, als dass man ihnen neben den Spielern auch eine Medaille überreichen würde. Aber das ist auch gar nicht meine Welt.

DFB.de: Wenn man so viel erreicht hat wie Sie: Was treibt Sie an?

Weise: Mich hat nie angetrieben, noch eine weitere Goldmedaille zu gewinnen. Ich fand es immer total spannend zu sehen, was man aus einer Gruppe, aus einer Mannschaft herausholen kann. Es hat mich motiviert, hinterher sagen zu können: Ich habe eine tolle Teamdynamik aufgebaut, die Mannschaft und viele einzelne Spieler haben Bestleistungen abgerufen. Das mit unterschiedlichen Spielern und verschiedenen Charakteren zu wiederholen, ist eine hochspannende Angelegenheit. Es ist natürlich trotzdem schön, wenn eine Medaille abfällt.

DFB.de: Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen Fußball und Hockey haben Sie mal geantwortet: "Im Hockey machen Kopfbälle nicht so richtig viel Spaß." Welche Unterschiede haben Sie noch ausgemacht?

Weise: Es gibt einige klare Unterschiede, und es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten. In beiden Sportarten wird elf gegen elf gespielt. Aber die Regeln sind sehr unterschiedlich. Im Hockey gibt es "Interchanging", das Rückwechseln, es gibt kein Abseits mehr, das wurde peu à peu abgeschafft. Wenn es jetzt einen Freischlag gibt, darf ihn der Spieler, der gefoult wurde, sofort selbst ausführen. Dadurch wird das Spieltempo extrem erhöht. Gemeinsamkeiten sind das Pressing gegen den Ball, Umschaltmannschaften und Mannschaften, die tief verteidigen. Es gelten dieselben Mechanismen und Prinzipien. Deshalb macht es immer Sinn, in anderen Sportarten zu schauen, was dort passiert, welche Spielideen es gibt, welche Muster. Ob nun beim Basketball, beim Fußball oder beim Hockey. Wenn man querschaut, kann man viele spannende Sachen entdecken, die man in sein eigenes Spiel nicht immer eins-zu-eins, aber ein bisschen abgewandelt durchaus integrieren kann.

DFB.de: Was kann sich der Fußball beim Hockey abschauen?

Weise: Zum Beispiel das Spiel gegen eine tief stehende Mannschaft. Wenn ich ein Fußballspiel schaue, dann sehe ich das immer aus der Trainerperspektive, das ist eine Krankheit, die man sich irgendwie einfängt. Ich versuche immer, eine Spielidee zu erkennen. Wenn ich die nicht erkennen kann, würde ich als Außenstehender sagen: Die Mannschaft hat keinen Plan. Wenn die Mannschaft keinen Plan hat, wie man eine tief stehende Mannschaft in Verlegenheit bringt, wie man überhaupt zu Torchancen kommt, empfinde ich das als Alarmsignal. Nur mit Seitenwechseln zu spielen, wird gegen eine gut organisierte Abwehr nicht reichen. Die muss man schon anders aushebeln. Man muss schauen, wie man eine Überzahl herstellt, wie man den gut organisierten Abwehrverbund kurz aus dem Gleichgewicht bringt. Das sind Situationen, die man über Passspiel, über Verschieben, über ganz viele kleine taktische Maßnahmen herstellen kann. Aber man muss erst mal wissen, was man überhaupt machen will. Nur Taktik alleine reicht nicht, man muss schon ein bisschen Strategie anwenden. Ich habe mit meinen Spielern immer versucht, strategisch zu denken: Was haben die anderen vor, was machen wir dagegen, was ist eigentlich unsere Spielidee in verschiedenen Szenarien?

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DFB.de: Wie haben Sie die Fußball-WM im vergangenen Jahr in Brasilien verfolgt?

Weise: Ich habe jedes Spiel gesehen, es war sehr spannend. Die tolle Teamleistung der Deutschen war ganz klar von außen zu sehen und zu spüren. Alle haben mitgemacht, alle haben ihren Beitrag geleistet. Und deshalb stand am Ende auch der Erfolg. Es war ein herausragendes Turnier.

DFB.de: Was hat Sie am meisten am deutschen Team beeindruckt?

Weise: Die mannschaftliche Geschlossenheit. Alle haben sich zurückgenommen zu Gunsten des Teamgedankens. Es gab keine Egomanen.

DFB.de: Bundestrainer Joachim Löw war in Brasilien unter anderem erfolgreich mit der "falschen Neun". Sie haben im Hockey den "kippenden Fünfer" erfunden. Gehört es für Sie dazu, Trends zu setzen?

Weise: Das macht doch den Reiz des Spiels aus. Dass man auch jetzt noch, obwohl die Sportart ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, noch neue Ideen entwickeln kann. Alles ist im Fluss. Man muss sich trauen, immer wieder Neues zu entwickeln. Man muss im Training Wettbewerbsvorteile aufbauen. Wenn man das nicht kann, warum sollte man dann eine andere Mannschaft schlagen?

DFB.de: Bernhard Peters, Ihr Vorgänger im Amt des Hockey-Bundestrainers, ist vor Ihnen zum Fußball gewechselt. Haben Sie seinen Werdegang verfolgt?

Weise: Wir haben immer Kontakt gehalten, haben uns jedes Jahr zwei- bis dreimal getroffen und ausgetauscht. Er ist ja auch keiner, der einen Tunnelblick hat, der sich 20 Jahre lang nur mit Hockey beschäftigt hat und sich jetzt nur noch für Fußball interessiert. Er hat schon immer auch nach rechts und links geschaut und alles, was gut ist, in seine Arbeit integriert.

DFB.de: Wann haben Sie sich gedacht: Solch einen Schritt kann ich mir auch vorstellen?

Weise: Vorstellbar ist das schon eine ganze Weile. Als dann tatsächlich die Anfrage vom DFB kam, war ich überrascht. Aber dann wurde es relativ zügig konkret, und da es gedanklich schon vorbereitet war, habe ich auch so entschieden.

DFB.de: Wie emotional war der Abschied von Ihrem Team, mit dem sie große Erfolge gefeiert haben?

Weise: Der war ganz bewusst extrem unemotional gestaltet, sonst hätte ich meine Abschiedsrede nicht halten können. Ich wollte nicht doch noch in Tränen ausbrechen. Ich habe ganz sachlich erklärt, was passiert ist und warum ich so entschieden habe. Ich habe nicht auf vergangene Zeiten zurückgeblickt, sonst hätte ich wahrscheinlich die Kurve nicht mehr bekommen.

DFB.de: Mit welcher Vision, welchen Zielen gehen Sie das Projekt DFB-Akademie an?

Weise: Ich bin ganz entspannt in die ersten Gespräche hineingegangen und wollte erst einmal hören, ob der DFB eine Idee hat, welchen Job er da zu vergeben hat und warum er mich haben möchte. Das wurde dann in den Gesprächen mit Oliver Bierhoff, Hansi Flick und Dr. Steffen Deutschbein sehr deutlich. Das hat für mich die Sache auch so spannend gemacht. Es ist ein sehr groß gedachtes Projekt. Es geht um einen Qualitätssprung, um eine kluge Vernetzung der Module. Es soll kein Silodenken geben. Mich reizt sehr, dass es in diesem Job nicht nur um Sport geht. Dass es vielmehr darum geht, die vielen klugen Köpfe, die Qualität, die schon im DFB vorhanden ist, noch einmal auf eine neue Stufe zu heben. Ich komme jetzt nicht hierher und bin der unfassbare Visionär - und alle anderen haben eigentlich keine Ahnung. Ich komme hierher mit meinem Wissen und meinen Kompetenzen und will meinen Wert in dieses Projekt einbringen. Ich will den Geist der Akademie weiterentwickeln. Es wird schließlich nicht ausreichen, in Frankfurt umzuziehen in ein schönes neues Gebäude. Alle Beteiligten müssen auch gedanklich umziehen. Wenn das passiert, wird die Akademie der absolute Kracher.

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DFB.de: Was bedeutet es Ihnen, an diesem Projekt teilhaben zu können?

Weise: Es ist eine große Ehre.

DFB.de: Wie stellen Sie sich den DFB der Zukunft vor?

Weise: Man muss sich erst einmal vergegenwärtigen, wer der DFB überhaupt ist. Der DFB besteht nicht nur aus Leistungssport, sondern aus allein mehr als 25.000 Amateurvereinen in Deutschland. Also geht es bei der Akademie nicht nur darum, die Nationalmannschaften besser zu machen. Sondern: Sie soll Strahlkraft bis zur Basis entfalten, bis hin zu jedem Bolzplatz, ob im Allgäu oder in Hamburg. Wir müssen jetzt Mittel und Wege finden, damit das passiert.

DFB.de: Haben Sie früher eigentlich selbst Fußball gespielt?

Weise: Ja, klar. Ich bin ein Bolzplatzkind. Mein Bruder und ich haben die klassische Bolzplatzkarriere hingelegt, auf dem Käfig am Spielplatz oder auf der Wiese. Wir waren den ganzen Nachmittag draußen. Wir wären eigentlich auch beim Fußball gelandet, kamen aber aus einer Hockey-Familie. Meine Mutter hat früher selbst gespielt und uns gesagt: "Jetzt geht erst mal zum Hockey, wenn es euch nicht gefällt, könnt ihr immer noch Fußball spielen."

DFB.de: Sie gelten als leidenschaftlicher Schachspieler. Was nehmen Sie aus dem Schach mit in den Sport?

Weise: Auf Großmeisterniveau etwa gibt es den Kampf um die Initiative. Den kann man als Grundgedanken mit rüber in den Fußball nehmen. Du kannst immer um die Initiative kämpfen - egal, wer den Ball hat. Das ist ein strategischer Gedanke. Bin ich als erster in der Lage, eine Drohung aufzustellen - auf das gegnerische Tor oder auf den Ball, wenn ihn der Gegner hat? Wie bekomme ich das hin, was muss ich dafür taktisch tun? Im Schach spielt Taktik eine große Rolle, aber Strategie auch. Ohne Strategie ist Taktik relativ blind, wenn es nicht zu den taktischen Mustern kommt, die man ausnutzen kann. Das Erkennen, das Vorwegnehmen der gegnerischen Möglichkeiten sind Gedanken, die man aus dem Schach übernehmen kann.

Das ist Markus Weise: Sein Hattrick war ein ganz besonderer. Nicht nur lupenrein. Sondern auch noch einer mit Seitenwechsel. Erst wurde Markus Weise 2004 in Athen mit den deutschen Hockey-Frauen überraschend Olympiasieger, dann wiederholte er den Triumph 2008 in Peking und noch einmal vier Jahre später in London mit den Männern. Drei Siege, drei Sternstunden. "Jedes Turnier hat seine eigene Geschichte, und ich bin stolz auf jedes einzelne", sagt der 52 Jahre alte Weise. "Ich möchte da kein Turnier herausheben." Markus Weise zählt zu den erfolgreichsten deutschen Coaches - 2011 wurde er vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) als "Trainer des Jahres" ausgezeichnet.

Von 2003 an hatte der gebürtige Mannheimer, der seit Jahren in Hamburg lebt, die Hockey-Nationalmannschaft der Frauen trainiert. 2006 übernahm er als Nachfolger des zur TSG Hoffenheim in den Fußball gewechselten Bundestrainers Bernhard Peters die Hockey-Männer, mit denen er neben dem doppelten Olympia-Gold auch zweimal die Europameisterschaft gewann. 2010 wurde der studierte Diplom-Kaufmann, Vater zweier Töchter, mit seinem Team Vizeweltmeister. Zum 16. November 2015 ist Markus Weise als Leiter Konzeptentwicklung der neuen DFB-Akademie zum Deutschen Fußball-Bund gewechselt.