Niersbach und Jones auf Streifzug durch Frankfurter DFB-Geschichte

Kurz bevor es losgeht, hält Wolfgang Niersbach noch einmal inne. Er blickt Steffi Jones an und deutet auf das Hermann-Neuberger-Haus. Der DFB-Präsident und die DFB-Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball sind verabredet für eine Tour durch Frankfurt, auf dem Plan stehen die Stationen Commerzbank-Arena, Römer, Eiserner Steg, Alte Oper und Zeppelinallee. Es wird eine Reise in die Historie. Frankfurter Geschichte, DFB-Geschichten. DFB.de hat das DFB-Duo begleitet.

Los geht’s in der Otto-Fleck-Schneise 6, dem Sitz des Deutschen Fußball-Bundes. Noch. Der Umzug ist geplant, große Veränderungen zeichnen sich ab. In den kommenden Jahren soll in Frankfurt-Niederrad die Zukunft des DFB entstehen, auf dem Gelände der Galopprennbahn will der DFB die DFB-Akademie errichten, auch Zentralverwaltung und das DFB-Depot sollen dort eine neue Heimat finden.

Otto-Fleck-Schneise

Zukunft. In der Gegenwart steht Niersbach vor dem Hermann-Neuberger-Haus und blickt in die Vergangenheit. "Steffi, das ist der DFB, wie wir ihn alle kennen. Weißt Du eigentlich, wann das Gebäude entstanden ist?" Jones muss passen, exakt weiß sie es nicht. Mit ihrem Tipp ("Anfang der 70er-Jahre") kommt sie der Wahrheit ziemlich nahe, eines weiß sie ganz sicher: "Ich war zu dieser Zeit noch nicht geboren." Im Gegensatz zum DFB-Präsidenten, der dies lachend einräumt und erläutert: "Das Ursprungsgebäude war der Teil für die Mitarbeiter des Organisationskomitees der WM 1974. Damals sind nur die Mitarbeiter hier raus gezogen, die für die WM 74 gearbeitet haben. Nach der WM ist der ganze DFB gefolgt."

Vier Dekaden ist das mittlerweile her. Zwei Generationen, in denen der DFB ständig gewachsen ist. Von zu Beginn 30 Mitarbeiter auf heute mehr als 200 Festangestellte im DFB und seinen Tochtergesellschaften. Immer neue Büros mussten entstehen, immer mehr Platz geschaffen werden. Und mittlerweile ist die Platzsituation erneut zu beengt. Steffi Jones erlebt dies täglich in ihrer Arbeit. "Wir sitzen sehr eng aufeinander, teilweise mit drei Kollegen in einem Büro", sagt sie. Und nennt damit einen weiteren Grund, für das Vorhaben DFB-Akademie. Niersbach pflichtet ihr bei. "Auch deswegen muss eine Veränderung her. Die Otto-Fleck-Schneise ist nach wie vor eine tolle Lage. Mitten im Grünen arbeiten zu können, ist wirklich großartig. Auch in Nachbarschaft zu den anderen Sportverbänden. Aber hier können wir uns nicht weiter ausdehnen, und das müssen wir."



Kurz bevor es losgeht, hält Wolfgang Niersbach noch einmal inne. Er blickt Steffi Jones an und deutet auf das Hermann-Neuberger-Haus. Der DFB-Präsident und die DFB-Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball sind verabredet für eine Tour durch Frankfurt, auf dem Plan stehen die Stationen Commerzbank-Arena, Römer, Eiserner Steg, Alte Oper und Zeppelinallee. Es wird eine Reise in die Historie. Frankfurter Geschichte, DFB-Geschichten. DFB.de hat das DFB-Duo begleitet.

Los geht’s in der Otto-Fleck-Schneise 6, dem Sitz des Deutschen Fußball-Bundes. Noch. Der Umzug ist geplant, große Veränderungen zeichnen sich ab. In den kommenden Jahren soll in Frankfurt-Niederrad die Zukunft des DFB entstehen, auf dem Gelände der Galopprennbahn will der DFB die DFB-Akademie errichten, auch Zentralverwaltung und das DFB-Depot sollen dort eine neue Heimat finden.

Otto-Fleck-Schneise

Zukunft. In der Gegenwart steht Niersbach vor dem Hermann-Neuberger-Haus und blickt in die Vergangenheit. "Steffi, das ist der DFB, wie wir ihn alle kennen. Weißt Du eigentlich, wann das Gebäude entstanden ist?" Jones muss passen, exakt weiß sie es nicht. Mit ihrem Tipp ("Anfang der 70er-Jahre") kommt sie der Wahrheit ziemlich nahe, eines weiß sie ganz sicher: "Ich war zu dieser Zeit noch nicht geboren." Im Gegensatz zum DFB-Präsidenten, der dies lachend einräumt und erläutert: "Das Ursprungsgebäude war der Teil für die Mitarbeiter des Organisationskomitees der WM 1974. Damals sind nur die Mitarbeiter hier raus gezogen, die für die WM 74 gearbeitet haben. Nach der WM ist der ganze DFB gefolgt."

Vier Dekaden ist das mittlerweile her. Zwei Generationen, in denen der DFB ständig gewachsen ist. Von zu Beginn 30 Mitarbeiter auf heute mehr als 200 Festangestellte im DFB und seinen Tochtergesellschaften. Immer neue Büros mussten entstehen, immer mehr Platz geschaffen werden. Und mittlerweile ist die Platzsituation erneut zu beengt. Steffi Jones erlebt dies täglich in ihrer Arbeit. "Wir sitzen sehr eng aufeinander, teilweise mit drei Kollegen in einem Büro", sagt sie. Und nennt damit einen weiteren Grund, für das Vorhaben DFB-Akademie. Niersbach pflichtet ihr bei. "Auch deswegen muss eine Veränderung her. Die Otto-Fleck-Schneise ist nach wie vor eine tolle Lage. Mitten im Grünen arbeiten zu können, ist wirklich großartig. Auch in Nachbarschaft zu den anderen Sportverbänden. Aber hier können wir uns nicht weiter ausdehnen, und das müssen wir."

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Commerzbank-Arena

Sagt's - und setzt sich in Bewegung, der Spaziergang beginnt. An der Commerzbank-Arena bleiben die beiden stehen. Erinnerungen fliegen hin und her. Weißt Du noch, damals? Oder neulich? Unvergessen dieses Spiel, genauso jenes. Beide sind oft hier. Bei Spielen der Eintracht, zu vielen Länderspielen, viele Highlights und viele große Momente werden durch den Streifzug in die Vergangenheit wieder gegenwärtig. Niersbach sagt: "Das Stadion ist wunderschön gelegen, seit den 20er-Jahren wird an diesem Ort Fußball gespielt. Mit meinem Vater war ich hier mal in den 60er-Jahren, das war mein erstes Bundesliga-Spiel. Die Commerzbank-Arena hat eine großartige Geschichte, und sie ist ein Schmuckstück."

Darin sind sich beide einig: Das Stadion gehört in der Liste von Deutschlands schönsten Arenen auf einen Platz ganz weit oben. Der Umbau ist gelungen, die Stadt wurde für ihren Mut belohnt, die Entscheidung für den Umbau in einer Phase zu treffen, in der Eintracht Frankfurt nicht in der Bundesliga gespielt hat. "Ohne diese Entscheidung wäre die WM 2006 an Frankfurt vorbeigelaufen", sagt Niersbach. Petra Roth und der damalige Bürgermeister Achim Vandreike haben sich dafür eingesetzt, und es war eine richtige Entscheidung."

Steffi Jones weiß das aus erster Hand. Sie hat selber noch hier gespielt, 2006 im Champions-League-Finale mit dem 1. FFC Frankfurt gegen Turbine Potsdam. "Hier haben wir die Champions League gewonnen", sagt sie.

Und bei der WM 2011 war sie als Präsidentin des WM-Organisationskomitees mittendrin im Geschehen. Die Atmosphäre bei der Frauen-WM 2011 sie nie vergessen, und in Frankfurt war ein ganzes Stadion in Gänsehaut. "Die Frauen-Nationalmannschaft hat hier gegen Nigeria gespielt" erzählt sie. "Und das großartige Finale hat auch in der Arena in Frankfurt stattgefunden. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich daran denke."

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Frankfurter Römer

Ihre größten Erfolge hat sie auf dem Platz gefeiert, auf dem der deutsche Fußball über Jahrzehnte seine größten Erfolge zu feiern pflegte: dem Frankfurter Römer. Hier werden die beiden gleich ankommen. Jetzt laufen sie an der Paulskirche vorbei, ein paar Schritte noch, schon sind sie da. Unterhalb des Balkons bleiben sie stehen. Beide haben denselben Gedanken: Wie war das schön!

Zum ersten Mal trafen sich Fans und Spieler nach der WM 1966 am Römer, eine Tradition wurde begründet. Aus Mexiko ging es 1970 auf diesen Platz, das nächste Mal nach Platz zwei beim Turnier 1982 in Spanien, 1986 war wiederum Mexiko Ausgangspunkt der Feiern auf dem Römer. Der Jubel nach den Titeln bei der WM 1990 und der EM 1996 sind legendär, 2002 wurde auf dem Römer vor zigtausenden Frankfurtern Platz zwei bejubelt. Nicht nur die Herren haben hier mit den Fans gefeiert, auch die Damen ließen sich nicht zweimal bitten. Nach dem Titel bei der WM 2003 wurde aus dem Römer eine Römerin, bei der Titelverteidigung 2007 war es nicht anders. Und als Deutschlands Frauen 2013 mit dem Titel von der Europameisterschaft in Schweden heimkehrten jubelten Nadine Angerer und Silvia Neid auf dem Römer.

Niersbach hat 1990 als Pressechef auf dem Balkon gestanden, Jones 2003 als Weltmeisterin. Dieser Dialog entsteht daraus. "Steffi, da oben hast Du auch mal gestanden." Jones: "Mit Tränen in den Augen." Niersbach: "Was war das für ein Gefühl?" Jones: "Wenn Du Weltmeisterin wirst und als Frankfurterin hier in Frankfurt von den Frankfurtern gefeiert wirst – das ist kaum noch zu steigern."

Seit der WM 2006 finden die Empfänge für die Männer auf der Fanmeile in Berlin statt, die Vernunft hat gegen das Herz gesiegt. "Auch ich vermisse dieses enge, familiäre und unmittelbare", sagt Niersbach. "Aber bei den Männern war es irgendwann nicht mehr ausreichend, 500.000 Menschen haben hier einfach keinen Platz. Deswegen ist der Wechsel nach Berlin die sinnvollste Lösung. Aber die Erinnerungen an den Römer werden bei mir nie verblassen."

Die nächste Station des Spaziergangs ist nur einen Seitenwechsel entfernt. Auf dem Weg rüber zum Mainufer plaudern Niersbach und Jones weiter über ihre Erlebnisse im Römer. Viele wichtige Entscheidungen für Frankfurt und die Frankfurter sind dort getroffen worden. Täglich werden im Römer Ehen geschlossen, und auch die Neuauflage des Versprechens zwischen DFB und Frankfurt wurde hier besiegelt. Am 21. März 2014 haben der DFB und die Stadt Frankfurt im Kaisersaal eine Absichtserklärung zum Bau einer Akademie auf dem Rennbahngelände in Frankfurt-Niederrad unterschrieben. Auf 64 Jahre Vergangenheit sollen 99 Jahre Zukunft folgen. Das letzte Wort darüber haben die Frankfurter: Am 21. Juni können Sie am mit einem "NEIN" zum Bürgerentscheid "JA" zur Verbindung zwischen Frankfurt und dem DFB sagen.

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Eiserner Steg

Niersbach ist noch in Gedanken, als er mit Jones auf dem Eisernen Steg ankommt. In die Gegenwart gerufen wird er von einer piepsigen Stimme: "C'est le President." Eine Schulklasse aus Paris ist auf Tour de Frankfurt, mit Niersbach und Jones sind zwei ungeplante Attraktionen hinzugekommen. Der DFB-Präsident und die Weltmeisterin posieren gerne für Fotos, auch für Autogramme ist genug Zeit. Beim Abschied wird ein Wiedersehen versprochen: Au revoir. Auf Wiedersehen. Bis nächstes Jahr. Bis zur EM in Frankreich.

Das Mainufer liegt den beiden nun zu Füßen. Steffi Jones ist oft hier, mal zum Flanieren, mal zum Joggen, das Main-Fest gehört zu ihren Highlights, genauso das Museumsufer-Fest auf der anderen Seite. "Die Stadt hat wahnsinnig viel zu bieten", sagt sie. "Frankfurt ist viel mehr als Flughafen und Hochhaustürme. Am Mainufer bin ich besonders gerne, mir gefällt die Atmosphäre hier, die Stimmung ist sehr besonders und sehr entspannt."

So war es auch bei der WM 2006. Auf dem Main waren gigantische Bildschirme aufgebaut, von beiden Uferseiten konnten die Spiele verfolgt werden. Jones war damals oft dabei, sie erinnert sich: "Wir hatten viele internationale Gäste. Ich selber war immer unten an der Bühne. Das war sensationell, es war wirklich großartig. Die Hochhäuser waren angeleuchtet mit überdimensionalen Bildern von Fußballern, es war eine tolle Werbung für diese tolle Stadt."

Alte Oper

Vom Lieblingsplatz der Steffi Jones geht es zum Lieblingsort des DFB-Präsidenten. Die nächste Station heißt Alte Oper. Am Rande des Brunnens auf dem Opernplatz nehmen beide Platz. Und Niersbach beginnt zu erzählen: "Ich mag die ganze Atmosphäre hier. Da hinten die vielen Straßencafés, die Restaurants, hier habe ich mit Günter Netzer, Franz Beckenbauer und Karl-Heinz-Rummenigge in so manch lauer Sommernacht so manches Glas Wein getrunken. Für mich ist dieser Platz der schönste in ganz Frankfurt", sagt Niersbach. Jones widerspricht nicht, sie salomonisiert: "Einer der vielen schönen würde ich als Frankfurterin sagen."

Auch die Alte Oper ist ein alter Weggefährte des DFB. Die Auslosung zur EM 1988 hat in der Alten Oper stattgefunden, beispielsweise, auch der Sportpresseball war hier schon zu Gast. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, der Wiederaufbau wurde von Frankfurter Bürgern initiiert. Die Bürgerinitiative "Rettet das Opernhaus" war die größte Bürgerinitiative der Bundesrepublik auf kulturellem Gebiet. "Auch das ist ein spezielles Stück Geschichte, die mir diese Stadt sehr sympathisch macht", sagt Niersbach.

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Zeppelinallee

Weiter geht’s, auf zur nächsten und letzten Station. Niersbach und Jones steigen nicht in einen Luftschiff, dafür in ein Auto, sie fahren zur Zeppelinallee, Hausnummer 77. Eine Stadtvilla in Bockenheim, groß, prachtvoll, herrschaftlich. Und früher Sitz des DFB. "Das habe ich mir ganz anders vorgestellt, mehr wie einen typischen Büro-Bungalow", sagt Jones. Niersbach blickt auf die dicken Mauern, irgendwo ist noch das Logo des DFB eingelassen, noch immer ist der Verband Eigentümer der Immobilie. "Wenn dieses Wände sprechen könnten", sagt Niersbach.

Dann würden sie einiges erzählen. Von 1951 bis 1957 hatte der DFB seinen Sitz in der Arndtstraße in Frankfurt, von 1957 bis 1974 war die Zeppelinallee 77 die Heimat des Deutschen Fußball-Bundes. Die Gründung der Bundesliga wurde von hier aus organisiert, die Strukturen im Fußball immer mehr professionalisiert. Auch vom Bundesligaskandal könnten die Wände erzählen. Sie können nicht, diesen Part übernimmt Niersbach. "Alle Verhandlungen zu diesem Skandal haben hier stattgefunden. Ich habe damals als Journalist angefangen, war bei vielen Gerichtsterminen", sagt er. "Es sind viele Spiele abgesagt worden, es war eine ganz furchtbare Zeit für den deutschen Fußball."

Damals, lang ist es her, viel hat sich geändert. Heute ist Niersbach kein Journalist mehr, heute ist er Präsident des DFB. Die Zeiten sind gut, und sie sollen noch besser werden. Die Reise in die Vergangenheit schließt Niersbach mit einem Blick auf das Morgen: "Steffi, wir haben heute viel gesehen und die große Verbindung zwischen Frankfurt, dem Fußball und dem DFB gespürt. Frankfurt ist seit Jahrzehnten die Heimat des DFB. Jetzt wollen wir hier mit dem Jahrhundertprojekt DFB-Akademie die Zukunft des Fußballs bauen."