Amateurkampagne: Schiri "mit Leidenschaft und Fingerspitzengefühl"

Sie leben für den Fußball und verleihen dem Amateurbereich ein Gesicht. Aus vielen tausenden Bewerbern wurden sie ausgewählt, um die Werte, Arbeit und Passion des Amateurfußballs zu symbolisieren. DFB.de hat mit den Protagonisten der Kampagne "Unsere Amateure. Echte Profis" über ihre persönliche Geschichte und Leidenschaft für den Sport gesprochen. Heute: Manfred Schürg.

Am Anfang stand Manfred Schürg auf der anderen Seite. Er war Mittelstürmer bei TuS Bad Marienberg, und gewiss kein ganz harmloser. Gerne, und nicht allzu selten, hat er dem Schiedsrichter nach einer Entscheidung mal seine Meinung gesagt. Manchmal auch etwas lauter. Aber nie ausfallend, nie beleidigend. Heute steht Schürg auf der anderen Seite. Er steht zwar noch immer auf dem Platz. Aber er ist nicht mehr dazu da, um Tore zu schießen. Er ist dazu da, um auf die Einhaltung der Regeln zu achten.

Seit 1983 ist Schürg unparteiisch. Inzwischen ist er für die SG Johannesberg in Fulda tätig. Wochenende für Wochenende leitet der 54-Jährige ein Kreisligaspiele und in der Woche manchmal zwei bis drei Jugendpartien. Dazu kommen noch die Begegnungen der "Alten Herren", die ihm besonders viel Spaß machen. Derzeit jedoch zwingt ihn ein Bandscheibenvorfall zur Pause. Auf über 1500 Einsätze als Schiedsrichter kann Schürg inzwischen zurückblicken.

Emotional: Ja! "Aber es gibt auch eine Grenze"

Oft sah er sich Fußballern gegenüber, wie er früher selbst mal einer war - leidenschaftlich, aufbrausend, laut. Aber Schürg hat natürlich wegen seiner Erfahrung Verständnis. Bis zu einem gewissen Punkt: "Ich weiß doch ganz genau, wie emotional man manchmal beim Fußball ist. Das ist doch auch schön, das zeichnet diesen tollen Sport aus. Da habe ich schon Fingerspitzengefühl. Aber es gibt auch eine Grenze."

Und wenn diese überschritten ist, zückt er die Karten. Bei harmloseren Vergehen die Gelbe, manchmal muss er auch die Rote aus der Gesäßtasche ziehen. Er macht das nicht gerne. Aber was sein muss, muss sein. Auch dafür ist er schließlich da.

Ohne einen Schiedsrichter, der auch mal durchgreift, funktioniert kein Spiel auf der Welt. Schürg weiß das ganz genau. Und obwohl es während der 90 Minuten keine Freundschaften geben darf, gehört er dazu. Zu der großen Gemeinschaft. Man streitet sich, man flucht auch mal. Aber nachher gibt man sich wieder die Hand, und die Sache ist geklärt. Es funktioniert eben nur zusammen: Spieler, Trainer, Verantwortliche, Zuschauer und ganz wichtig: Schiedsrichter. Ein Spiel, ein Team.

"Schiedsrichterei ist viel, viel komplizierter"

Dabei hat der Schiedsrichter aus Schürgs Sicht sogar die schwerste Aufgabe. Heute kann er das ganz gut beurteilen. Er hat ja beide Seiten erlebt: "Schiedsrichterei ist viel, viel komplizierter. Von der ersten bis zur letzten Minuten muss man total konzentriert und fokussiert sein. Als Spieler kann man sich vielleicht zwischendurch mal eine Auszeit nehmen, wenn der Ball weit weg ist. Als Schiedsrichter ist das nicht möglich."

Erschwerend kommt noch hinzu, dass er bei seinen Begegnungen in der Kreisliga keine Assistenten an der Seitenlinie hat, die ihm zuverlässig Abseitspositionen, Einwürfe oder Eckbälle mitteilen könnte. Schürg macht das alles selbst. Mit Stellungsspiel. Eben aus Erfahrung.



Sie leben für den Fußball und verleihen dem Amateurbereich ein Gesicht. Aus vielen tausenden Bewerbern wurden sie ausgewählt, um die Werte, Arbeit und Passion des Amateurfußballs zu symbolisieren. DFB.de hat mit den Protagonisten der Kampagne "Unsere Amateure. Echte Profis" über ihre persönliche Geschichte und Leidenschaft für den Sport gesprochen. Heute: Manfred Schürg.

Am Anfang stand Manfred Schürg auf der anderen Seite. Er war Mittelstürmer bei TuS Bad Marienberg, und gewiss kein ganz harmloser. Gerne, und nicht allzu selten, hat er dem Schiedsrichter nach einer Entscheidung mal seine Meinung gesagt. Manchmal auch etwas lauter. Aber nie ausfallend, nie beleidigend. Heute steht Schürg auf der anderen Seite. Er steht zwar noch immer auf dem Platz. Aber er ist nicht mehr dazu da, um Tore zu schießen. Er ist dazu da, um auf die Einhaltung der Regeln zu achten.

Seit 1983 ist Schürg unparteiisch. Inzwischen ist er für die SG Johannesberg in Fulda tätig. Wochenende für Wochenende leitet der 54-Jährige ein Kreisligaspiele und in der Woche manchmal zwei bis drei Jugendpartien. Dazu kommen noch die Begegnungen der "Alten Herren", die ihm besonders viel Spaß machen. Derzeit jedoch zwingt ihn ein Bandscheibenvorfall zur Pause. Auf über 1500 Einsätze als Schiedsrichter kann Schürg inzwischen zurückblicken.

Emotional: Ja! "Aber es gibt auch eine Grenze"

Oft sah er sich Fußballern gegenüber, wie er früher selbst mal einer war - leidenschaftlich, aufbrausend, laut. Aber Schürg hat natürlich wegen seiner Erfahrung Verständnis. Bis zu einem gewissen Punkt: "Ich weiß doch ganz genau, wie emotional man manchmal beim Fußball ist. Das ist doch auch schön, das zeichnet diesen tollen Sport aus. Da habe ich schon Fingerspitzengefühl. Aber es gibt auch eine Grenze."

Und wenn diese überschritten ist, zückt er die Karten. Bei harmloseren Vergehen die Gelbe, manchmal muss er auch die Rote aus der Gesäßtasche ziehen. Er macht das nicht gerne. Aber was sein muss, muss sein. Auch dafür ist er schließlich da.

Ohne einen Schiedsrichter, der auch mal durchgreift, funktioniert kein Spiel auf der Welt. Schürg weiß das ganz genau. Und obwohl es während der 90 Minuten keine Freundschaften geben darf, gehört er dazu. Zu der großen Gemeinschaft. Man streitet sich, man flucht auch mal. Aber nachher gibt man sich wieder die Hand, und die Sache ist geklärt. Es funktioniert eben nur zusammen: Spieler, Trainer, Verantwortliche, Zuschauer und ganz wichtig: Schiedsrichter. Ein Spiel, ein Team.

"Schiedsrichterei ist viel, viel komplizierter"

Dabei hat der Schiedsrichter aus Schürgs Sicht sogar die schwerste Aufgabe. Heute kann er das ganz gut beurteilen. Er hat ja beide Seiten erlebt: "Schiedsrichterei ist viel, viel komplizierter. Von der ersten bis zur letzten Minuten muss man total konzentriert und fokussiert sein. Als Spieler kann man sich vielleicht zwischendurch mal eine Auszeit nehmen, wenn der Ball weit weg ist. Als Schiedsrichter ist das nicht möglich."

Erschwerend kommt noch hinzu, dass er bei seinen Begegnungen in der Kreisliga keine Assistenten an der Seitenlinie hat, die ihm zuverlässig Abseitspositionen, Einwürfe oder Eckbälle mitteilen könnte. Schürg macht das alles selbst. Mit Stellungsspiel. Eben aus Erfahrung.

Und diese gibt er mit Freude an seinen inzwischen 24 Jahre alten Sohn Dennis weiter. "Mit 13 Jahren stand er eines Tages vor mir und sagte, dass er ebenfalls Schiedsrichter werden möchte. Ich war erst sprachlos, dann voller Stolz", erinnert sich Manfred Schürg. Denn Dennis ist auch ein guter Fußballer, er hat das Talent seines Vaters. Nach einer Knieverletzung in einem Zweikampf konnte er jedoch nie wieder richtig frei spielen. Er hatte Angst vor jedem Zweikampf. Aber ganz auf den Fußball verzichten? Niemals, das wäre unmöglich.

Auch der Sohn pfeift

Auch da sieht man eindeutig die Gene seines Vaters. Also hat er ebenfalls die Seite gewechselt. Dennis Schürg leitet Begegnungen bis in die Gruppenliga. Dort hat er Kollegen an den Seiten, die ihn tatkräftig unterstützen. In der Hessenliga ist er als Assistent tätig. Aber auch für Dennis ist das viel schwieriger zu leitende Fußballspiel jenes, das nicht von Taktik und höherer Spielkunst geprägt ist. Eben das in den unteren Klassen.

"Ich bin glücklich, dass er ebenfalls diesen Weg eingeschlagen hat", sagt Manfred Schürg. "Die Schiedsrichterei gibt einem viele wichtige Dinge mit auf den Lebensweg: Man muss in Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen treffen und diese vertreten. Das macht einen selbstbewusster, stärker, besser. Und man wird gelassener. Im Alltag, aber auch, wenn es um den Sport geht. Ich rege mich zum Beispiel überhaupt nicht mehr über die Entscheidungen der Kollegen auf. Ich weiß doch ganz genau, wie kompliziert das oft ist. Ich weiß, wie es ist, auf dem Platz zu stehen."

Für Manfred Schürg sind das keine Sprüche, die er sagt, weil es andere gerne hören möchte. Für ihn ist das eine Herzensangelegenheit: "Ehrenamt ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Ehre, kein Amt." Und weil er das so sieht, weil er davon überzeugt ist, ist er noch in vielen Dingen des öffentlichen Lebens ehrenamtlich unterwegs. Zum Beispiel als Lektor der evangelischen Kreuzkirche Fulda Neuenberg und bei der Diakonie Fulda. Das allerdings ändert nicht an einer Sache: Der Fußball steht ganz weit oben in seinem Leben.