BSV-Trainer Eta: "Nagelsmann darf gerne mal laut werden"

Zum 41. Geburtstag gab es das "große Los". Trainer Benjamin Eta vom Bremer SV aus der Bremen-Liga hatte doppelten Grund zum Feiern, als ARD-Experte Thomas Broich seinem Team bei der Auslosung der ersten DFB-Pokalrunde ein Duell mit Rekordpokalsieger FC Bayern München bescherte. Im DFB.de-Interview spricht Benjamin Eta mit Mitarbeiter Ralf Debat über das größte Spiel der Vereinsgeschichte und den neuen Bayern-Coach Julian Nagelsmann.

DFB.de: Nach der DFB-Pokalauslosung ist der Bremer SV als Gegner des FC Bayern München plötzlich bundesweit ein Gesprächsthema. Wie sind bei Ihnen persönlich die Reaktionen ausgefallen, Herr Eta?

Benjamin Eta: Das war schon Wahnsinn. Als ich die ersten 100 bis 150 WhatsApp-Nachrichten durchgeschaut und beantwortet hatte, waren immer noch 250 übrig. (lacht) Und da sind Facebook und Instagram noch nicht mal mitgezählt. Bis nachts um 3 Uhr war ich mit meinem Handy beschäftigt, doch am frühen Morgen waren es schon wieder 80 Nachrichten. Klar, einige wollten mir auch zum Geburtstag gratulieren. Bei den meisten ging es allerdings ums Bayern-Spiel.

DFB.de: Eine bessere Geburtstagsparty hätten Sie sich kaum wünschen können, oder?

Eta: Weil meine Frau Marie-Louise, die als Co-Trainerin der deutschen U 15-Juniorinnen und als Juniorinnen-Trainerin beim SV Werder Bremen arbeitet, mit dem DFB-Team unterwegs war, wollte ich ganz entspannt mit den Jungs die Pokalauslosung verfolgen. Das haben wir auch gemacht - bis Thomas Broich daraus mit dem Bayern-Los eine phänomenale Party gezaubert hat. Vielen Dank auch noch dafür! (lacht)

DFB.de: Mal ehrlich: Hatten Sie sich denn auch den FC Bayern gewünscht?

Eta: Es hört sich als geborener Hamburger vielleicht komisch an: Aber schon seit meiner frühesten Jugend bin ich Fan von Bayer 04 Leverkusen. Das Team hat mich begeistert, als ich mal mit sechs Jahren ein Spiel beim HSV im Volksparkstadion verfolgt hatte. Von daher wäre Bayer 04 schon meine erste Option gewesen. Aber wenn es schon Leverkusen nicht wird, dann darf es auch gerne Bayern München sein. (lacht) Für den Verein und uns alle ist das selbstverständlich eine Riesensache.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich besonders?

Eta: Fast noch mehr als auf das Spiel würde ich mich auf einen Plausch von fünf oder zehn Minuten mit dem neuen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann freuen. Er ist für mich schon jetzt der beste Trainer in Deutschland. Daher war sein Weg für mich auch vorgezeichnet.

DFB.de: Was gefällt Ihnen an Julian Nagelsmann besonders gut?

Eta: Bei einem Trainerkongress in Kassel war ich dabei, als Julian einen Vortrag gehalten hat. Da habe ich sofort gespürt, dass er als Trainer genau die richtigen Gedanken formuliert und Ansätze verfolgt. Schon bei seinen Stationen in Hoffenheim und Leipzig waren seine Linie und seine Ideen genau erkennbar. Alle Teams, für die er verantwortlich war, haben sich wesentlich weiterentwickelt. Ich bin sicher, das wird in München nicht anders sein.

DFB.de: Das Pokalspiel beim Bremer SV wird für Julian Nagelsmann das erste Pflichtspiel als Bayern-Trainer sein. Da sollte er besser nicht verlieren, oder?

Eta: Als Bayern-Trainer darf er ohnehin nie verlieren. Von daher ist das nichts Besonderes. Und wir werden jetzt auch nicht anfangen, von einer Sensation zu reden. Wir kennen die Kräfteverhältnisse. Wir wollen aber schon dafür sorgen, dass Julian am Spielfeldrand vielleicht auch mal laut werden muss und sein Team gefordert wird. Das ist unser Ziel.

DFB.de: Das Stadion des Bremer SV am Panzenberg fasst maximal 5000 Zuschauer. Nach aktuellem Stand dürften dort etwa 1000 Fans dabei sein. Ist ein Umzug ins Bremer Weserstadion geplant?

Eta: Der Verein wird in Zusammenarbeit mit dem DFB entscheiden, was für uns die beste Lösung ist - auch vor dem Hintergrund der nach wie vor gültigen Coronaregeln. Da müssen wir uns schon gut überlegen, ob es sich rechnet, das Weserstadion anzumieten. Mein persönlicher Wunsch wäre es aber schon, dass wir zumindest in Bremen bleiben können: Entweder bei uns am Panzenberg, im Weserstadion oder vielleicht auch auf dem dortigen "Platz11", der ja immerhin drittligatauglich ist.

DFB.de: Ihre Mannschaft hatte sich nach einer fast neunmonatigen Pause als letztes Team überhaupt für den DFB-Pokal 2021/2022 qualifiziert. Dafür musste der BSV fünf Spiele innerhalb von nur 13 Tagen bestreiten. Wie fanden Sie das?

Eta: Zunächst mal muss ich sagen, dass wir dem Bremer Fußball-Verband und den anderen Vereinen sehr dankbar dafür sind, dass wir es gemeinsam hinbekommen haben, den gesamten Pokalwettbewerb noch rechtzeitig sportlich zu beenden. Das war ein Kraftakt, klar. Aber wir haben es uns ausdrücklich so gewünscht. Sonst hätte vermutlich der FC Oberneuland als klassenhöchster Teilnehmer für den DFB-Pokal gemeldet werden müssen. So aber ist die Entscheidung auf dem Platz gefallen.

DFB.de: Den FCO aus der Regionalliga Nord schaltete Ihre Mannschaft im Halbfinale aus, siegte 4:1. Nur drei Tage später folgte der 2:1-Finalerfolg gegen den Ligarivalen Brinkumer SV. Wie haben Sie das hinbekommen?

Eta: Wir haben mit dem gesamten Trainerteam während der langen Coronapause alles versucht, damit die Jungs trotz der widrigen Umstände bestmöglich in Form bleiben, um für eine mögliche Fortsetzung der Meisterschaft oder des Pokalwettbewerbs gerüstet zu sein. Jeder hat für sich trainiert und Läufe absolviert. Teilweise standen wir als Trainer aber auch bis zu acht Stunden an einem Tag auf dem Platz, um mit einzelnen Spielern zu trainieren. Das hat sich offenbar gelohnt, wie sich in den vergangenen Wochen gezeigt hat. Auch deshalb haben wir ein so attraktives Los verdient.

DFB.de: Wie wird sich jetzt die Vorbereitung auf das größte Spiel der Vereinsgeschichte gestalten?

Eta: Wir legen jetzt erst einmal eine Pause ein, damit sich die Jungs ein wenig erholen können. Ab dem 10. Juli greifen die individuellen Trainingspläne, eine Woche später treffen wir uns wieder zum Mannschaftstraining. Das muss dann für die Bayern reichen. (lacht)

DFB.de: Wie froh sind Sie, dass die Meisterschaft in der Bremen-Liga erst zwei Wochen nach dem Pokal-Höhepunkt startet?

Eta: Das kommt uns Trainern sehr entgegen. Denn Bayern hin oder her: Unser Hauptziel für die bevorstehende Saison ist der Aufstieg in die Regionalliga Nord. Fünfmal ist der BSV schon als Meister der Bremen-Liga in der Aufstiegsrunde gescheitert. Auch deshalb wird es Zeit, dass wir es endlich schaffen. Das ist für uns sogar noch wichtiger als ein Duell mit dem FC Bayern München. 

[mspw]

Zum 41. Geburtstag gab es das "große Los". Trainer Benjamin Eta vom Bremer SV aus der Bremen-Liga hatte doppelten Grund zum Feiern, als ARD-Experte Thomas Broich seinem Team bei der Auslosung der ersten DFB-Pokalrunde ein Duell mit Rekordpokalsieger FC Bayern München bescherte. Im DFB.de-Interview spricht Benjamin Eta mit Mitarbeiter Ralf Debat über das größte Spiel der Vereinsgeschichte und den neuen Bayern-Coach Julian Nagelsmann.

DFB.de: Nach der DFB-Pokalauslosung ist der Bremer SV als Gegner des FC Bayern München plötzlich bundesweit ein Gesprächsthema. Wie sind bei Ihnen persönlich die Reaktionen ausgefallen, Herr Eta?

Benjamin Eta: Das war schon Wahnsinn. Als ich die ersten 100 bis 150 WhatsApp-Nachrichten durchgeschaut und beantwortet hatte, waren immer noch 250 übrig. (lacht) Und da sind Facebook und Instagram noch nicht mal mitgezählt. Bis nachts um 3 Uhr war ich mit meinem Handy beschäftigt, doch am frühen Morgen waren es schon wieder 80 Nachrichten. Klar, einige wollten mir auch zum Geburtstag gratulieren. Bei den meisten ging es allerdings ums Bayern-Spiel.

DFB.de: Eine bessere Geburtstagsparty hätten Sie sich kaum wünschen können, oder?

Eta: Weil meine Frau Marie-Louise, die als Co-Trainerin der deutschen U 15-Juniorinnen und als Juniorinnen-Trainerin beim SV Werder Bremen arbeitet, mit dem DFB-Team unterwegs war, wollte ich ganz entspannt mit den Jungs die Pokalauslosung verfolgen. Das haben wir auch gemacht - bis Thomas Broich daraus mit dem Bayern-Los eine phänomenale Party gezaubert hat. Vielen Dank auch noch dafür! (lacht)

DFB.de: Mal ehrlich: Hatten Sie sich denn auch den FC Bayern gewünscht?

Eta: Es hört sich als geborener Hamburger vielleicht komisch an: Aber schon seit meiner frühesten Jugend bin ich Fan von Bayer 04 Leverkusen. Das Team hat mich begeistert, als ich mal mit sechs Jahren ein Spiel beim HSV im Volksparkstadion verfolgt hatte. Von daher wäre Bayer 04 schon meine erste Option gewesen. Aber wenn es schon Leverkusen nicht wird, dann darf es auch gerne Bayern München sein. (lacht) Für den Verein und uns alle ist das selbstverständlich eine Riesensache.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich besonders?

Eta: Fast noch mehr als auf das Spiel würde ich mich auf einen Plausch von fünf oder zehn Minuten mit dem neuen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann freuen. Er ist für mich schon jetzt der beste Trainer in Deutschland. Daher war sein Weg für mich auch vorgezeichnet.

DFB.de: Was gefällt Ihnen an Julian Nagelsmann besonders gut?

Eta: Bei einem Trainerkongress in Kassel war ich dabei, als Julian einen Vortrag gehalten hat. Da habe ich sofort gespürt, dass er als Trainer genau die richtigen Gedanken formuliert und Ansätze verfolgt. Schon bei seinen Stationen in Hoffenheim und Leipzig waren seine Linie und seine Ideen genau erkennbar. Alle Teams, für die er verantwortlich war, haben sich wesentlich weiterentwickelt. Ich bin sicher, das wird in München nicht anders sein.

DFB.de: Das Pokalspiel beim Bremer SV wird für Julian Nagelsmann das erste Pflichtspiel als Bayern-Trainer sein. Da sollte er besser nicht verlieren, oder?

Eta: Als Bayern-Trainer darf er ohnehin nie verlieren. Von daher ist das nichts Besonderes. Und wir werden jetzt auch nicht anfangen, von einer Sensation zu reden. Wir kennen die Kräfteverhältnisse. Wir wollen aber schon dafür sorgen, dass Julian am Spielfeldrand vielleicht auch mal laut werden muss und sein Team gefordert wird. Das ist unser Ziel.

DFB.de: Das Stadion des Bremer SV am Panzenberg fasst maximal 5000 Zuschauer. Nach aktuellem Stand dürften dort etwa 1000 Fans dabei sein. Ist ein Umzug ins Bremer Weserstadion geplant?

Eta: Der Verein wird in Zusammenarbeit mit dem DFB entscheiden, was für uns die beste Lösung ist - auch vor dem Hintergrund der nach wie vor gültigen Coronaregeln. Da müssen wir uns schon gut überlegen, ob es sich rechnet, das Weserstadion anzumieten. Mein persönlicher Wunsch wäre es aber schon, dass wir zumindest in Bremen bleiben können: Entweder bei uns am Panzenberg, im Weserstadion oder vielleicht auch auf dem dortigen "Platz11", der ja immerhin drittligatauglich ist.

DFB.de: Ihre Mannschaft hatte sich nach einer fast neunmonatigen Pause als letztes Team überhaupt für den DFB-Pokal 2021/2022 qualifiziert. Dafür musste der BSV fünf Spiele innerhalb von nur 13 Tagen bestreiten. Wie fanden Sie das?

Eta: Zunächst mal muss ich sagen, dass wir dem Bremer Fußball-Verband und den anderen Vereinen sehr dankbar dafür sind, dass wir es gemeinsam hinbekommen haben, den gesamten Pokalwettbewerb noch rechtzeitig sportlich zu beenden. Das war ein Kraftakt, klar. Aber wir haben es uns ausdrücklich so gewünscht. Sonst hätte vermutlich der FC Oberneuland als klassenhöchster Teilnehmer für den DFB-Pokal gemeldet werden müssen. So aber ist die Entscheidung auf dem Platz gefallen.

DFB.de: Den FCO aus der Regionalliga Nord schaltete Ihre Mannschaft im Halbfinale aus, siegte 4:1. Nur drei Tage später folgte der 2:1-Finalerfolg gegen den Ligarivalen Brinkumer SV. Wie haben Sie das hinbekommen?

Eta: Wir haben mit dem gesamten Trainerteam während der langen Coronapause alles versucht, damit die Jungs trotz der widrigen Umstände bestmöglich in Form bleiben, um für eine mögliche Fortsetzung der Meisterschaft oder des Pokalwettbewerbs gerüstet zu sein. Jeder hat für sich trainiert und Läufe absolviert. Teilweise standen wir als Trainer aber auch bis zu acht Stunden an einem Tag auf dem Platz, um mit einzelnen Spielern zu trainieren. Das hat sich offenbar gelohnt, wie sich in den vergangenen Wochen gezeigt hat. Auch deshalb haben wir ein so attraktives Los verdient.

DFB.de: Wie wird sich jetzt die Vorbereitung auf das größte Spiel der Vereinsgeschichte gestalten?

Eta: Wir legen jetzt erst einmal eine Pause ein, damit sich die Jungs ein wenig erholen können. Ab dem 10. Juli greifen die individuellen Trainingspläne, eine Woche später treffen wir uns wieder zum Mannschaftstraining. Das muss dann für die Bayern reichen. (lacht)

DFB.de: Wie froh sind Sie, dass die Meisterschaft in der Bremen-Liga erst zwei Wochen nach dem Pokal-Höhepunkt startet?

Eta: Das kommt uns Trainern sehr entgegen. Denn Bayern hin oder her: Unser Hauptziel für die bevorstehende Saison ist der Aufstieg in die Regionalliga Nord. Fünfmal ist der BSV schon als Meister der Bremen-Liga in der Aufstiegsrunde gescheitert. Auch deshalb wird es Zeit, dass wir es endlich schaffen. Das ist für uns sogar noch wichtiger als ein Duell mit dem FC Bayern München. 

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