So vielfältig helfen Deutschlands Amateure

Fitness-Training für Fans, Blutspendenaktionen und sowieso, in ganz Deutschland: Einkaufsservices. Dass unsere Amateure echte Solidaritätsprofis sind, haben sie in den vergangenen Corona-Wochen eindrucksvoll gezeigt. Immer mehr Fans, Spieler und Verantwortliche organisieren sich, um ihre Hilfsangebote noch besser zugänglich zu machen. Ein Beispiel dafür ist eine kostenlose Plattform: Auf vereinehelfen.de finden Hilfesuchende genauso wie Helfende wertvolle Informationen.

Unter www.vereinehelfen.de bietet das Start-Up MyTeamShop Amateurklubs, die helfen wollen, ebenso wie hilfesuchenden Menschen eine kostenlose Plattform, um in Kontakt zu treten. Ein einfacher und sicherer Weg, das enorme Engagement vieler Vereine zu bündeln – und allen zugänglich zu machen. Denn natürlich sind nicht nur ältere Menschen vom Coronavirus betroffen. Aber gerade sie sind es, die von den häufig digitalen Wegen der Unterstützung ausgeschlossen waren.

Indem ein Telefonhelfer bestimmt wird, der telefonische Hilfsgesuche entgegennimmt und auf dem Portal einträgt, fällt diese Hürde bei vereinehelfen.de weg. Sicher ist das Engagement einerseits, weil durch ein festgelegtes Passwort nur Vereinsverantwortliche Zugriff haben. Und andererseits, weil Hilfsbedürftige eher solchen Helfern vertrauen, die sie aus der Nachbarschaft kennen.

Anmelden können sich alle Interessierten mit ein paar wenigen Klicks; ein Beispiel veranschaulicht, wie ein Nachbarschaftsportal aussehen kann. Als Ziel geben die Initiatoren um die Projektleiter Thilo Harraßer und Jan Pirner ausschließlich den guten Zweck an. "Das Angebot ist kostenlos und bleibt es auch." Dass durch Teamgeist und Zusammenhalt nicht nur Spiele gewonnen, sondern auch Krisen überstanden werden können – das sei der "feste Glaube" hinter dem Projekt, heißt es auf der Homepage.

ETB Schwarz-Weiß Essen unterstützt SOS-Kinderdorf

Oberligist ETB Schwarz-Weiß Essen hat ein Supporter-T-Shirt herausgebracht. Durch den Verkauf des Oberteils erhalten das SOS-Kinderdorf Essen und der ETB Unterstützung in diesen schwierigen Zeiten. Von jedem verkauften T-Shirt spendet der ETB über die App der "I do-Spenden-Community" fünf Euro an das Projekt "Mittagstisch für sozial benachteiligte Kinder" vom SOS-Kinderdorf Essen, in dem 60 Mädchen und Jungen von Montag bis Freitag die Möglichkeit haben, ein warmes, gesundes Mittagessen im SOS-Kinderdorf Essen einzunehmen.

Zielgruppe dieses Angebots sind schwerpunktmäßig Kinder, die aufgrund nicht gezahlter Beiträge oder ihrer Verhaltensauffälligkeiten aus dem Nachmittagsprogramm der Schulen ausgeschlossen wurden. Der Mittagstisch wird von pädagogischen Fachkräften begleitet. Da die ETB-Fußballabteilung im Jahr 1900 gegründet wurde, können die Shirts passenderweise für den Stückpreis von 19 Euro erworben werden.

Flitzend und rufend helfen

Ein ganzes Bündel an Aktionen und Ideen im Kampf gegen Corona hat der SV Babelsberg 03 inzwischen vorgestellt. Da wären zum einen die "Retro Matchdays", die der Nordost-Regionalligist bereits Mitte März ins Leben gerufen hatte: Jeden Samstag um 15 Uhr werden gegen eine Spende von drei Euro spezielle Spiele aus der Vergangenheit des "Kiezklubs" gezeigt. Darunter "das unvergessene 3:2 gegen Union Berlin am 4. Spieltag der 2. Bundesliga 2001/2002", wie es auf der Homepage heißt.

Unter dem Slogan "Alles raus – alle rein! Für Nulldrei!" gibt es zudem einen Rabattverkauf mit Artikeln aus dem Fanshop. Das Finale des damit verbundenen Spendenaufrufs soll am 31. Mai steigen – ein imaginäres Heimspiel im "Karli", der Spieltstätte des SVB. Dazu können sich Anhänger über die Internetseite eine symbolische Eintrittskarte (ein Euro), ein virtuelles Bier (drei Euro) oder Speisen kaufen. Und ganz besonders: Für 50 Euro sichern sich Interessierte den Moment als Rasen-Flitzer während dem Spiel. Doppelt so viel kostet es, eine Wunderkerze – keine Pyrotechnik – abzubrennen. Wer "Nazis raus" rufen und nicht nur dem Verein helfen möchte, zahlt 25 Euro.

Antikörper-Verkauf in Cottbus

Erfolgreich Karten für ein fiktives Spiel verkaufen, davon können die Macher des finanziell gebeutelten FC Energie Cottbus bereits erzählen. Nach dem Abstieg in die Regionalliga Nordost veräußerten die Lausitzer im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Tickets unter dem Motto #Einmalvollmachenbitte. Eine sechsstellige Summe kam zusammen – die erhoffen sich die Cottbuser nun erneut. Die Idee diesmal: Mit dem Erwerb von "Antikörpern" sollen Fans mithelfen, den Verein "immun gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus zu machen. Einen oder mehrere Antikörper, die Ihr für 19,66 Euro direkt in die rot-weißen Venen unseres FC Energie drücken könnt." Im Onlineshop gibt es auch die günstigere Versionen: Für fünf, zehn oder 15 Euro können Anhänger den Verein mit dem Erwerb von "Antikörper-Teilchen" unterstützen. Und so laut Klub-Mitteilung "lindern, Sicherheit geben und Platz für die Zukunft schaffen."

Mutschelbach ruft zur Blutspende auf

Den deutschlandweit durch Amateurvereine etablierten Einkaufsservice bietet auch der badische Verbandsligist ATSV Mutschelbach an. Für Jörg Konstandin ist darüber hinaus eine andere Aktion von mindestens ebenso hoher Wichtigkeit. Der Sportvorstand sagt: "Jetzt ist Corona in aller Munde, aber deswegen gehen die anderen Probleme nicht zurück." Grund genug für Konstandin und seine Mutschelbacher Mitstreiter, eine Blutspendenaktion ins Leben zu rufen. Denn viele Menschen sind auf gespendetes Blut angewiesen – weil große Teile der Bevölkerung aber Angst vor einer Ansteckung haben, trauen sich nur wenige Menschen, Blut spenden zu gehen. "Da ist es gefährlicher, einkaufen zu gehen", entgegnet Konstandin. Und tatsächlich wird beim Spenden mit größter Vorsicht auf hygienische Vorschriften geachtet. Der ATSV ruft daher gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz dazu auf, am 11. April zu einer Blutspende vorbeizukommen. Freiwillige können sich per Mail beim ATSV-Sportvorstand anmelden, weitere Informationen gibt es zudem hier. Aus dem Verein haben schon über 80 Spender ihre Teilnahme zugesagt.

Edingen-Neckarhausen spendet für Gastrobetriebe

Bleiben wir im Südwesten Deutschlands: Dort unterstützt die 1. Mannschaft der DJK/Fortuna Edingen-Neckarhausen die ortsansässigen Gastronomiebetriebe, die momentan ums Überleben kämpfen. Wie sie das machen? Stichwort Mannschaftskassenplünderung! Die Kicker verzichteten auf ihre geplante Abschlussfahrt und ließen die gesammelten 2300 Euro statt Betrieben in Mallorca oder Prag der Gastro im Rhein-Neckar-Kreis zukommen. "Wir hoffen, dass wir damit zumindest einen Teil dazu beitragen können, dass wir alle weiterhin die tolle Gastronomie in unserer Gemeinde genießen dürfen", lassen die Fußballer verlauten. "Wir würden uns sehr freuen, wenn auch andere Vereine diesem Beispiel folgen und die lokalen Betriebe unterstützen. Dabei muss nicht ausschließlich die Gastronomie unterstützt werden, auch andere lokale Unternehmen haben es in diesen Zeiten schwer. Jeder Euro zählt."

Hellersdorfer Nachwuchs dankt mit Bildern

Die E- und F-Jugenden des FV Rot Weiß Hellersdorf "verbildlichten" ihren Dank im wahrsten Sinne des Wortes: Gemeinsam mit Eltern und Trainern malten die Kinder des Klubs aus Berlin bunte Bilder. Viele kleine Kunstwerke für alle jene, die während der Corona-Pandemie schuften und vollen Einsatz zeigen – "egal ob im Beruf oder privat oder ehrenamtlich", heißt es auf der FV-Homepage. Und so fliegen in einer Collage Post-Mitarbeitern Herzen zu, über Supermarkt-Beschäftigten lacht die Sonne und auf beinahe jedem Bild springt dem Betrachter ein Wort entgegen: DANKE!

Selfies für den guten Zweck

Dutzende Selbstporträts sind derzeit auf der Facebook-Seite von Wacker 1914 Teistungen zu sehen. Spieler, Freizeitsportler, Kinder und Jugendliche, einfach alle, die es mit dem thüringischen Klub halten, präsentieren stolz DIN A4-große Plakate. #hejawackerT, #missmyteam oder #einerfüralle-allefüreinensteht meistens darauf. Sogar ein mit dem Vereinswappen bepinselter Babybauch schmückt die Seite. Hintergrund der Aktion: Nachwuchstrainer Dario Pizzano, der Wurzeln im so schwer vom Virus getroffenen Italien hat, "wollte irgendetwas machen". Was er damit meint? Irgendwie helfen. Also beschloss Pizzano zusammen mit seiner Frau, "dass ich für jedes Selfie, was Leute aus dem Verein machen, zwei Euro spenden werde." Die Aktion wurde schnell größer und Mitglieder des FC Wacker entschieden, eine Vereinsaktion daraus zu machen. Seitdem gehen täglich Bilder in Teistungen ein – neben dem Selfie nennen die Teilnehmer jeweils noch einen Betrag, den sie spenden. Inzwischen sind so schon über 300 Euro zusammengekommen. Wohin das Geld genau fließt, ist noch offen – das Kinderhospiz Mitteldeutschland oder ein Seniorenheim stehen beispielsweise zur Wahl. Bis Ostern läuft die Aktion der Teistunger noch. "Es ist schön zu sehen, wie von der F-Jugend bis zu den Alten Herren wirklich alle im Verein mitmachen. So ist auch in der aktuellen Zeit noch Vereinsleben möglich – eben auf digitalem Weg", freute sich Initiator Pizzano dem Thüringer Fußball-Verband zufolge.

Lovric turnt auf der Terrasse vor

Fit bleiben mit der OFC! Mit der OFC? Richtig gelesen, denn die drei Letter stehen ab sofort für die "Offenbacher Fitness Company." Seit vergangenem Wochenende bieten die Offenbacher Kickers an jedem Samstag um 14 Uhr – zur eigentlichen Anstoßzeit in der Regionalliga Südwest – ein 30-minütiges Fitnessprogramm für Fans an. Den Anfang machte Francesco Lovric mit zwölf Übungen, die alle Interessierten ohne Hilfsmittel zuhause nachmachen konnten. Während sich der Abwehrspieler also auf der heimischen Terrasse fit machte, kommentierte Assistenztrainer Dennis Bochow das live bei Youtube übertragene Workout. Mit knapp 2000 Klicks ein echter Erfolg – wie die Faust aufs Auge passt dazu das von Fans ausgerufene Motto: "You’ll never sport alone."

Gehaltsverzicht – in der Landesliga!

Fast täglich wird über weitere Profi-Teams berichtet, die zugunsten ihres Vereins auf Teile des Gehalts verzichten. Inzwischen ist das auch ein Thema in den Amateurklubs Deutschlands. Einer der Vorreiter: Der TuS Fichte Lintfort aus der Landesliga Gruppe 2 in Nordrhein-Westfalen. Trainer Volker Hohmann und große Teile der Mannschaft verzichten während der Corona-Pandemie auf ihre zugesicherte Aufwandsentschädigung.

Ab ins virtuelle Vereinsheim

In der Corona-Zeit muss man nicht nur ohne Fußball, sondern auch ohne das gewohnte Vereinsleben auskommen. Beim FV Ay im schwäbischen Senden haben die Spieler einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen und ein virtuelles Vereinsheim ins Leben gerufen. Über einen Link können Interessierte einer WhatsApp-Gruppe beitreten. Das Motto: „Austauschen, quatschen, Bierchen trinken.“ Ergänzt wird das Online-Vereinsheim durch die virtuelle Stadionverpflegung. Gegen kleine Spenden können Fans Bier und Wurst erwerben und dem Verein so durch die Corona-Pandemie helfen. Und auch darüber hinaus engagiert sich der FV, so bieten Spieler und Mitglieder einen Einkaufsservice an.

FC Rimsingen "goes Schule"

In Südbaden tritt der FC Rimsingen normalerweise mit seiner Fußballmannschaft in der Kreisliga an. Seit der Spielbetrieb wegen Corona pausiert, hat der Verein aus dem Bezirk Freiburg Zuwachs bekommen: vom „Lernförder-Team“. Das setzt sich zusammen aus studierenden Spielern der Mannschaft und Lehrern, die die Kicker unterstützen. Gemeinsam bieten sie eine digitale Lernhilfe für Kids aus der Gegend an – und helfen so Eltern aus der Patsche. „Wir können keine professionelle Nachhilfe anbieten, aber eine pragmatische und schnelle Unterstützung der Familien. Vielleicht genau das, was die Gesellschaft momentan am meisten braucht“, heißt es in einem Statement des FCR. Hintergründe zu dem Projekt erklärt Kapitän Max Federer im Interview mit FUSSBALL.de.

Koffertransport? Der TuS Eschede hilft sofort!

 Als aus einem Krankenhaus in Celle die Anfrage kam, war Jannik Klingebiel sofort bereit und wenig später vor Ort: Der 26-Jährige hat kürzlich den ersten Botengang für die Corona-Hilfsaktion der Fußballer des TuS Eschede erledigt. Er lieferte einen Koffer mit frischer Wäsche in ein Hospital der niedersächsischen Kreisstadt. „An der Rezeption wusste man gleich Bescheid“, sagte Klingebiel, der bis vor zwei Jahren aktiv für den Kreisligisten spielte, der „Cellesche Zeitung“ zufolge. „Da stand ein ganzes Regal mit Koffern.“ So konnte der Sportwart helfen, eine Eschederin glücklich machen und gleichzeitig alle (Abstands-) Regelungen einhalten. Über den Transport von Gepäckstücken hinaus bieten die Fußballer auch Hilfe beim Einkaufen oder sonstigen Erledigungen an. Neben Jannik Klingebiel beteiligen sich mehr als 20 weitere Helfer an der Aktion des Vereins.

Unterstützertickets

Etwa 1000 virtuelle "Unterstützertickets" verkaufte SC Fortuna Köln seit dem 16. März. Um ausbleibende Zuschauereinnahmen auszugleichen, konnten Sympathisanten des Traditionsvereins aus der Kölner Südstadt so viele Tickets ordern, wie sie wollten. Durch den Kauf qualifizierten sie sich für eine Verlosung von Fortuna-Fanartikeln: Vom Trikot bis zur Dauerkarte für die kommende Saison alles dabei. Und weil sie so gut ankam, erweiterte der Regionalligist die Aktion kurzerhand zum virtuellen Stadionerlebnis. So können Fans inzwischen auch die virtuelle Stadionwurst oder das virtuelle Stadionkölsch erwerben. Ein kreatives "Rundum-Paket" also, das in Zeiten von Social Distancing für Zusammengehörigkeit unter den Fortuna-Unterstützern sorgt.

Hier geht es zur Meldung und dem virtuellen Stadionkiosk.

Etwa 40 Kilometer weiter nördlich macht sich die Welle der Hilfsbereitschaft ebenfalls breit. Die Fußballer des VfB Hilden haben sich via Facebook an die Öffentlichkeit gewandt - und bieten seit Kurzem Unterstützung bei "Erledigungen des alltäglichen Lebens" an. Speziell an diejenigen, die aktuell beim Arbeiten voll eingespannt sind und an Menschen, die zur Risikogruppe zählen, richtet sich das Hilfsangebot des Niederrhein-Oberligisten. Die Spieler übernehmen zum Beispiel Einkäufe oder helfen Eltern und Großeltern mit Abholungen in der Stadt. Doch damit nicht genug: Seit Wochenbeginn bietet der VfB auch ein "Anti-Corona-Powerworkout" an. Spieler Gaspare Spinella führt dabei alle Interessierten für zehn Minuten durch ein Fitnessprogramm - zu sehen auf dem Instagram-Kanal der Itterstädter.

"Nachbarschaftshilfe" in Balingen

Unter dem Stichwort "Nachbarschaftshilfe" leistet auch die TSG Balingen einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Idee hinter dem Engagement im Zollernalb-Kreis ist vergleichbar mit dem der Hildener: Vereinsmitarbeiter sowie Fans oder Freunde des Viertligisten führen Botengänge durch oder kaufen für kranke, bedürftige und ältere Menschen ein. "Wir leben in Krisenzeiten, da ist es für die TSG Balingen selbstverständlich, Menschen in unserer Region zu helfen", sagt Geschäftsführer Jan Lindenmair zu der Aktion. Eine starke Aktion! Analog zur Kölner Fortuna vertreibt auch die TSG "Unterstützertickets". Die VIP-Version umfasst beispielsweise einen Fanschal und kostet, dem Gründungsjahr entsprechend, 184,80 Euro. Weitere Informationen dazu gibt es hier.

Auf gänzlich andere Art und Weise zeigte sich die zweite Mannschaft des Heisinger SV solidarisch. Der Essener B-Ligist rief eine "Challenge" - zwinker, zwinker - ins Leben, um eine lokale Brauerei zu unterstützen. Weil hierzulande häufig Klopapier und Seife gehamstert werden, aber verständlicherweise keine Feste mehr erlaubt sind, brach der Umsatz der Essener Brauerei ein. Kurzarbeit und Sparmaßnahmen waren die Folge. Das nahm die HSV-Zweite zum Anlass, um mit einer Videobotschaft auf das Problem aufmerksam zu machen: Beim Genus eines Bieres wird zum Kauf animiert. Zitat: "Finger weg vom Klopapier, kauft doch lieber Stauder Bier!" Der Chef der Brauerei zeigte sich übrigens gerührt von der Aktion und lud die Heininger kurzerhand zu einer Besichtigung ein. Das Video und die Dankesbotschaft von Thomas Stauder gibt es hier.

Am anderen Ende der Stadt Essen zeigt sich auch Al-Arz Libanon solidarisch. Bereits vor über einer Woche startete der Fußballverein mehrere Hilfsaktionen. So stellte der Kreisligist zum Beispiel sein Vereinsheim kostenlos zur Verfügung. Nun können die Stadt, die Feuerwehr oder auch Krankenhäuser die etwa 60 Quadratmeter nutzen. "Wir haben eine Whatsapp-Gruppe für den Vorstand und haben uns überlegt, wie wir die Gesellschaft in diesen Zeiten unterstützen können und da ist die Idee gekommen", sagte der erste Vorsitzende Nemr Fakhro der Sportzeitschrift RevierSport. Und auch die Spieler des Kreisligisten engagieren sich: Sie kaufen für Hilfsbedürftige ein oder helfen, Videotelefonate mit den Liebsten zu ermöglichen. Weil die Aktion großen Anklang findet - auf Facebook gab es laut Fakhro über 5000 Aufrufe - überlegt Al-Arz inzwischen, eine Rufnummer zu schalten, unter der sich Leute melden können. Was ist die Motivation hinter diesen Aktionen? Ein gutes Beispiel wolle man sein. Vorstand Fakhro: "Alle Sportvereine sind in einer schwierigen Phase. Es ist wichtig, an die Mitmenschen zu denken, gerade die älteren Generationen."

TSV Brunnthal ruft FIFA-Liga ins Leben

In Bayern gilt schon seit elf Tagen der Katastrophenfall. Für Fußballer heißt das: keine Spiele und kein gemeinsames Training. Der TSV Brunnthal hat dennoch einen Weg gefunden, das Gemeinschaftsgefühl aufrechtzuerhalten – und, quasi als Selbsthilfe-Gruppe, eine FIFA-Liga ins Leben gerufen. "Die Liga hilft vor allem, die Sehnsucht nach dem richtigen Fußball zu mildern", sagt Josef Diller merkur.de. Der 26-Jährige ist einer der Initiatoren und mittlerweile Spielleiter. 14 TSV-Akteure messen sich mit zugelosten Teams an der Konsole, was auch Trainer Raphael Schwarz befürwortet: "Ich finde es super, dass sich die Mannschaft auch abseits des Platzes und außerhalb des Trainings miteinander beschäftigt." Wie lange der virtuelle Wettbewerb in Brunnthal noch läuft, hängt ganz vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab.

Bleiben wir im Freistaat: In Unterfranken hat der FC Schweinfurt 05 "Solidaritätstickets" im Angebot. Für 19,05 Euro gibt es die im Onlineshop der "Schnüdeln". Bislang ein voller Erfolg! Im Gegenzug für ihre Spende erhalten Unterstützer einen 10-Euro-Gutschein im Fanshop des Regionalligisten. Marketingleiter Vladimir Slintchenko erklärt: "Das symbolische Solidaritätsticket ist für alle gedacht, die den Verein im Herzen tragen und uns in dieser schwierigen Zeit unterstützen möchten."

Mit Marco Fritscher hat der FC darüber hinaus einen Spieler in seinen Reihen, der auch unterstützen möchte – und zwar auf dem Feld. Nicht dem Fußball-Spielfeld, sondern auf dem Spargelfeld. Der 25-Jährige wird zusammen mit seiner Freundin als Erntehelfer auf Bauernhöfen in Unterfranken arbeiten. Solidarität zu zeigen, ist ihm wichtig: "Unsere Bundeskanzlerin hat es gesagt: Alle müssten jetzt ihren Beitrag leisten und alle müssten den Ernst der Lage erkennen."

Große Aufmerksamkeit erregen ähnliche Aktionen von großen Traditionsklubs. Rot-Weiss Essen und der 1. FC Lokomotive Leipzig haben bereits (zehn)tausende Tickets für virtuelle Spiele verkauft. Bei RWE läuft die Aktion "Hafenstraße voll machen" seit dem 20. März. Ziel ist es, ein virtuelles Heimspiel vor ausverkauftem Haus zu spielen. Neben den Tickets gibt es natürlich auch Bier und Bratwurst. Wird die Saison 2019/2020 doch noch mit Zuschauern fortgesetzt, können Tickets, Bratwurst und Co. sogar in reelle Äquivalente umgewandelt werden. Nach aktuellem Stand wurden bislang über 2600 Karten, fast 5000 Pils und über 2000 virtuelle Bratwürste verkauft. Fünf Prozent der Erlöse spendet RWE an die Stadt Essen.

Anhänger von Lok Leipzig können sich derweil mit beliebig vielen "Rekordjagd-Tickets" eindecken. "Leute, macht die Bude voll", so das Motto der Blau-Gelben. Das Konzept: Jeder zahlt, so viel er will, mindestens aber einen Euro pro Karte. Auf diese Weise verkaufte der Regionalligist bereits mehr als 68.600 imaginäre Tickets – Rekord.

Mit einem Zertifikat belohnt der Lüneburger SK Hansa all diejenigen, die ein "Geister-Ticket" erwerben. Auch beim Nord-Regionalligisten können sich Fans Bier und Bratwurst dazukaufen – "ab ins digitale Stadion" heißt es auf der Homepage.

Bonner SC lädt Weltauswahl in den Sportpark

Der Bonner SC hat indes keine Mühen gescheut und eine Weltauswahl in den heimischen Sportpark Nord eingeladen. Dem Ruf des Viertligisten folgten unter anderem Cristiano Ronaldo und Lionel Messi! Kurz nebenbei: Auch hier geht es natürlich um ein virtuelles Heimspiel. Eigens dafür angefertigte Spieltagsplakate und die Verkündung des Weltauswahlkaders auf Social-Media-Kanälen sorgten für den richtigen Rahmen. Wie viele Zuschauer die Partie am Mittwochabend letztendlich verfolgten und die Rheinlöwen damit finanziell unterstützten, blieb offen. Immerhin: Der SC schlug die Weltauswahl mit 3:2.

In allen Fällen hoffen die Klubs, durch die Einnahmen die ausbleibenden Zuschauereinnahmen bestmöglich zu kompensieren.

Als Alltagshelfer sind seit Beginn der Woche Spieler und Mitarbeiter des VfR Wormatia 08 Worms unterwegs. Damit zur Risikogruppe gehörende Personengruppen das Haus nicht verlassen müssen, helfen die Wormser bei Besorgungen das alltäglichen Lebens. Ihr Motto: Wormatia hilft! Hier gibt es weitere Informationen.

Der Leitspruch in der Anzeige lautet: "Viele Hände, schnelles Ende." Damit "warben" die Fußballer der SG Gebergrund Goppeln bei eBay-Kleinanzeigen. Ihr Angebot: Als Erntehelfer wollten sie an Wochenenden dazu beitragen, dass Obst und Gemüse auf den Feldern der Region Dresden nicht vergammelt. Und schon drei Tage nach der Veröffentlichung fanden sich die selbst berufstätigen Kicker auf einem Spargelfeld wieder.

Etwas anders sei es schon gewesen, statt den Ball am Fuß eine Hacke in der Hand gehabt zu haben, erklärt Dominique Jacob in einem Beitrag des MDR. Aber: "Zusammen mit den Jungs aus dem Verein hat es Spaß gemacht." Weil viele Helfer aus Polen oder Rumänien derzeit nicht einreisen können, fehlen im ganzen Land Arbeitskräfte. Ein schwerer Schlag, mitten in der Erntezeit. David Pochert, der die Anzeige geschaltet hatte, sagt dazu: "Jeder schaut gerade, wie er etwas Sinnvolles zur aktuellen Situation beisteuern kann. Das ist unser Ansatz."  

[jf]

Fitness-Training für Fans, Blutspendenaktionen und sowieso, in ganz Deutschland: Einkaufsservices. Dass unsere Amateure echte Solidaritätsprofis sind, haben sie in den vergangenen Corona-Wochen eindrucksvoll gezeigt. Immer mehr Fans, Spieler und Verantwortliche organisieren sich, um ihre Hilfsangebote noch besser zugänglich zu machen. Ein Beispiel dafür ist eine kostenlose Plattform: Auf vereinehelfen.de finden Hilfesuchende genauso wie Helfende wertvolle Informationen.

Unter www.vereinehelfen.de bietet das Start-Up MyTeamShop Amateurklubs, die helfen wollen, ebenso wie hilfesuchenden Menschen eine kostenlose Plattform, um in Kontakt zu treten. Ein einfacher und sicherer Weg, das enorme Engagement vieler Vereine zu bündeln – und allen zugänglich zu machen. Denn natürlich sind nicht nur ältere Menschen vom Coronavirus betroffen. Aber gerade sie sind es, die von den häufig digitalen Wegen der Unterstützung ausgeschlossen waren.

Indem ein Telefonhelfer bestimmt wird, der telefonische Hilfsgesuche entgegennimmt und auf dem Portal einträgt, fällt diese Hürde bei vereinehelfen.de weg. Sicher ist das Engagement einerseits, weil durch ein festgelegtes Passwort nur Vereinsverantwortliche Zugriff haben. Und andererseits, weil Hilfsbedürftige eher solchen Helfern vertrauen, die sie aus der Nachbarschaft kennen.

Anmelden können sich alle Interessierten mit ein paar wenigen Klicks; ein Beispiel veranschaulicht, wie ein Nachbarschaftsportal aussehen kann. Als Ziel geben die Initiatoren um die Projektleiter Thilo Harraßer und Jan Pirner ausschließlich den guten Zweck an. "Das Angebot ist kostenlos und bleibt es auch." Dass durch Teamgeist und Zusammenhalt nicht nur Spiele gewonnen, sondern auch Krisen überstanden werden können – das sei der "feste Glaube" hinter dem Projekt, heißt es auf der Homepage.

ETB Schwarz-Weiß Essen unterstützt SOS-Kinderdorf

Oberligist ETB Schwarz-Weiß Essen hat ein Supporter-T-Shirt herausgebracht. Durch den Verkauf des Oberteils erhalten das SOS-Kinderdorf Essen und der ETB Unterstützung in diesen schwierigen Zeiten. Von jedem verkauften T-Shirt spendet der ETB über die App der "I do-Spenden-Community" fünf Euro an das Projekt "Mittagstisch für sozial benachteiligte Kinder" vom SOS-Kinderdorf Essen, in dem 60 Mädchen und Jungen von Montag bis Freitag die Möglichkeit haben, ein warmes, gesundes Mittagessen im SOS-Kinderdorf Essen einzunehmen.

Zielgruppe dieses Angebots sind schwerpunktmäßig Kinder, die aufgrund nicht gezahlter Beiträge oder ihrer Verhaltensauffälligkeiten aus dem Nachmittagsprogramm der Schulen ausgeschlossen wurden. Der Mittagstisch wird von pädagogischen Fachkräften begleitet. Da die ETB-Fußballabteilung im Jahr 1900 gegründet wurde, können die Shirts passenderweise für den Stückpreis von 19 Euro erworben werden.

Flitzend und rufend helfen

Ein ganzes Bündel an Aktionen und Ideen im Kampf gegen Corona hat der SV Babelsberg 03 inzwischen vorgestellt. Da wären zum einen die "Retro Matchdays", die der Nordost-Regionalligist bereits Mitte März ins Leben gerufen hatte: Jeden Samstag um 15 Uhr werden gegen eine Spende von drei Euro spezielle Spiele aus der Vergangenheit des "Kiezklubs" gezeigt. Darunter "das unvergessene 3:2 gegen Union Berlin am 4. Spieltag der 2. Bundesliga 2001/2002", wie es auf der Homepage heißt.

Unter dem Slogan "Alles raus – alle rein! Für Nulldrei!" gibt es zudem einen Rabattverkauf mit Artikeln aus dem Fanshop. Das Finale des damit verbundenen Spendenaufrufs soll am 31. Mai steigen – ein imaginäres Heimspiel im "Karli", der Spieltstätte des SVB. Dazu können sich Anhänger über die Internetseite eine symbolische Eintrittskarte (ein Euro), ein virtuelles Bier (drei Euro) oder Speisen kaufen. Und ganz besonders: Für 50 Euro sichern sich Interessierte den Moment als Rasen-Flitzer während dem Spiel. Doppelt so viel kostet es, eine Wunderkerze – keine Pyrotechnik – abzubrennen. Wer "Nazis raus" rufen und nicht nur dem Verein helfen möchte, zahlt 25 Euro.

Antikörper-Verkauf in Cottbus

Erfolgreich Karten für ein fiktives Spiel verkaufen, davon können die Macher des finanziell gebeutelten FC Energie Cottbus bereits erzählen. Nach dem Abstieg in die Regionalliga Nordost veräußerten die Lausitzer im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Tickets unter dem Motto #Einmalvollmachenbitte. Eine sechsstellige Summe kam zusammen – die erhoffen sich die Cottbuser nun erneut. Die Idee diesmal: Mit dem Erwerb von "Antikörpern" sollen Fans mithelfen, den Verein "immun gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus zu machen. Einen oder mehrere Antikörper, die Ihr für 19,66 Euro direkt in die rot-weißen Venen unseres FC Energie drücken könnt." Im Onlineshop gibt es auch die günstigere Versionen: Für fünf, zehn oder 15 Euro können Anhänger den Verein mit dem Erwerb von "Antikörper-Teilchen" unterstützen. Und so laut Klub-Mitteilung "lindern, Sicherheit geben und Platz für die Zukunft schaffen."

Mutschelbach ruft zur Blutspende auf

Den deutschlandweit durch Amateurvereine etablierten Einkaufsservice bietet auch der badische Verbandsligist ATSV Mutschelbach an. Für Jörg Konstandin ist darüber hinaus eine andere Aktion von mindestens ebenso hoher Wichtigkeit. Der Sportvorstand sagt: "Jetzt ist Corona in aller Munde, aber deswegen gehen die anderen Probleme nicht zurück." Grund genug für Konstandin und seine Mutschelbacher Mitstreiter, eine Blutspendenaktion ins Leben zu rufen. Denn viele Menschen sind auf gespendetes Blut angewiesen – weil große Teile der Bevölkerung aber Angst vor einer Ansteckung haben, trauen sich nur wenige Menschen, Blut spenden zu gehen. "Da ist es gefährlicher, einkaufen zu gehen", entgegnet Konstandin. Und tatsächlich wird beim Spenden mit größter Vorsicht auf hygienische Vorschriften geachtet. Der ATSV ruft daher gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz dazu auf, am 11. April zu einer Blutspende vorbeizukommen. Freiwillige können sich per Mail beim ATSV-Sportvorstand anmelden, weitere Informationen gibt es zudem hier. Aus dem Verein haben schon über 80 Spender ihre Teilnahme zugesagt.

Edingen-Neckarhausen spendet für Gastrobetriebe

Bleiben wir im Südwesten Deutschlands: Dort unterstützt die 1. Mannschaft der DJK/Fortuna Edingen-Neckarhausen die ortsansässigen Gastronomiebetriebe, die momentan ums Überleben kämpfen. Wie sie das machen? Stichwort Mannschaftskassenplünderung! Die Kicker verzichteten auf ihre geplante Abschlussfahrt und ließen die gesammelten 2300 Euro statt Betrieben in Mallorca oder Prag der Gastro im Rhein-Neckar-Kreis zukommen. "Wir hoffen, dass wir damit zumindest einen Teil dazu beitragen können, dass wir alle weiterhin die tolle Gastronomie in unserer Gemeinde genießen dürfen", lassen die Fußballer verlauten. "Wir würden uns sehr freuen, wenn auch andere Vereine diesem Beispiel folgen und die lokalen Betriebe unterstützen. Dabei muss nicht ausschließlich die Gastronomie unterstützt werden, auch andere lokale Unternehmen haben es in diesen Zeiten schwer. Jeder Euro zählt."

Hellersdorfer Nachwuchs dankt mit Bildern

Die E- und F-Jugenden des FV Rot Weiß Hellersdorf "verbildlichten" ihren Dank im wahrsten Sinne des Wortes: Gemeinsam mit Eltern und Trainern malten die Kinder des Klubs aus Berlin bunte Bilder. Viele kleine Kunstwerke für alle jene, die während der Corona-Pandemie schuften und vollen Einsatz zeigen – "egal ob im Beruf oder privat oder ehrenamtlich", heißt es auf der FV-Homepage. Und so fliegen in einer Collage Post-Mitarbeitern Herzen zu, über Supermarkt-Beschäftigten lacht die Sonne und auf beinahe jedem Bild springt dem Betrachter ein Wort entgegen: DANKE!

Selfies für den guten Zweck

Dutzende Selbstporträts sind derzeit auf der Facebook-Seite von Wacker 1914 Teistungen zu sehen. Spieler, Freizeitsportler, Kinder und Jugendliche, einfach alle, die es mit dem thüringischen Klub halten, präsentieren stolz DIN A4-große Plakate. #hejawackerT, #missmyteam oder #einerfüralle-allefüreinensteht meistens darauf. Sogar ein mit dem Vereinswappen bepinselter Babybauch schmückt die Seite. Hintergrund der Aktion: Nachwuchstrainer Dario Pizzano, der Wurzeln im so schwer vom Virus getroffenen Italien hat, "wollte irgendetwas machen". Was er damit meint? Irgendwie helfen. Also beschloss Pizzano zusammen mit seiner Frau, "dass ich für jedes Selfie, was Leute aus dem Verein machen, zwei Euro spenden werde." Die Aktion wurde schnell größer und Mitglieder des FC Wacker entschieden, eine Vereinsaktion daraus zu machen. Seitdem gehen täglich Bilder in Teistungen ein – neben dem Selfie nennen die Teilnehmer jeweils noch einen Betrag, den sie spenden. Inzwischen sind so schon über 300 Euro zusammengekommen. Wohin das Geld genau fließt, ist noch offen – das Kinderhospiz Mitteldeutschland oder ein Seniorenheim stehen beispielsweise zur Wahl. Bis Ostern läuft die Aktion der Teistunger noch. "Es ist schön zu sehen, wie von der F-Jugend bis zu den Alten Herren wirklich alle im Verein mitmachen. So ist auch in der aktuellen Zeit noch Vereinsleben möglich – eben auf digitalem Weg", freute sich Initiator Pizzano dem Thüringer Fußball-Verband zufolge.

Lovric turnt auf der Terrasse vor

Fit bleiben mit der OFC! Mit der OFC? Richtig gelesen, denn die drei Letter stehen ab sofort für die "Offenbacher Fitness Company." Seit vergangenem Wochenende bieten die Offenbacher Kickers an jedem Samstag um 14 Uhr – zur eigentlichen Anstoßzeit in der Regionalliga Südwest – ein 30-minütiges Fitnessprogramm für Fans an. Den Anfang machte Francesco Lovric mit zwölf Übungen, die alle Interessierten ohne Hilfsmittel zuhause nachmachen konnten. Während sich der Abwehrspieler also auf der heimischen Terrasse fit machte, kommentierte Assistenztrainer Dennis Bochow das live bei Youtube übertragene Workout. Mit knapp 2000 Klicks ein echter Erfolg – wie die Faust aufs Auge passt dazu das von Fans ausgerufene Motto: "You’ll never sport alone."

Gehaltsverzicht – in der Landesliga!

Fast täglich wird über weitere Profi-Teams berichtet, die zugunsten ihres Vereins auf Teile des Gehalts verzichten. Inzwischen ist das auch ein Thema in den Amateurklubs Deutschlands. Einer der Vorreiter: Der TuS Fichte Lintfort aus der Landesliga Gruppe 2 in Nordrhein-Westfalen. Trainer Volker Hohmann und große Teile der Mannschaft verzichten während der Corona-Pandemie auf ihre zugesicherte Aufwandsentschädigung.

Ab ins virtuelle Vereinsheim

In der Corona-Zeit muss man nicht nur ohne Fußball, sondern auch ohne das gewohnte Vereinsleben auskommen. Beim FV Ay im schwäbischen Senden haben die Spieler einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen und ein virtuelles Vereinsheim ins Leben gerufen. Über einen Link können Interessierte einer WhatsApp-Gruppe beitreten. Das Motto: „Austauschen, quatschen, Bierchen trinken.“ Ergänzt wird das Online-Vereinsheim durch die virtuelle Stadionverpflegung. Gegen kleine Spenden können Fans Bier und Wurst erwerben und dem Verein so durch die Corona-Pandemie helfen. Und auch darüber hinaus engagiert sich der FV, so bieten Spieler und Mitglieder einen Einkaufsservice an.

FC Rimsingen "goes Schule"

In Südbaden tritt der FC Rimsingen normalerweise mit seiner Fußballmannschaft in der Kreisliga an. Seit der Spielbetrieb wegen Corona pausiert, hat der Verein aus dem Bezirk Freiburg Zuwachs bekommen: vom „Lernförder-Team“. Das setzt sich zusammen aus studierenden Spielern der Mannschaft und Lehrern, die die Kicker unterstützen. Gemeinsam bieten sie eine digitale Lernhilfe für Kids aus der Gegend an – und helfen so Eltern aus der Patsche. „Wir können keine professionelle Nachhilfe anbieten, aber eine pragmatische und schnelle Unterstützung der Familien. Vielleicht genau das, was die Gesellschaft momentan am meisten braucht“, heißt es in einem Statement des FCR. Hintergründe zu dem Projekt erklärt Kapitän Max Federer im Interview mit FUSSBALL.de.

Koffertransport? Der TuS Eschede hilft sofort!

 Als aus einem Krankenhaus in Celle die Anfrage kam, war Jannik Klingebiel sofort bereit und wenig später vor Ort: Der 26-Jährige hat kürzlich den ersten Botengang für die Corona-Hilfsaktion der Fußballer des TuS Eschede erledigt. Er lieferte einen Koffer mit frischer Wäsche in ein Hospital der niedersächsischen Kreisstadt. „An der Rezeption wusste man gleich Bescheid“, sagte Klingebiel, der bis vor zwei Jahren aktiv für den Kreisligisten spielte, der „Cellesche Zeitung“ zufolge. „Da stand ein ganzes Regal mit Koffern.“ So konnte der Sportwart helfen, eine Eschederin glücklich machen und gleichzeitig alle (Abstands-) Regelungen einhalten. Über den Transport von Gepäckstücken hinaus bieten die Fußballer auch Hilfe beim Einkaufen oder sonstigen Erledigungen an. Neben Jannik Klingebiel beteiligen sich mehr als 20 weitere Helfer an der Aktion des Vereins.

Unterstützertickets

Etwa 1000 virtuelle "Unterstützertickets" verkaufte SC Fortuna Köln seit dem 16. März. Um ausbleibende Zuschauereinnahmen auszugleichen, konnten Sympathisanten des Traditionsvereins aus der Kölner Südstadt so viele Tickets ordern, wie sie wollten. Durch den Kauf qualifizierten sie sich für eine Verlosung von Fortuna-Fanartikeln: Vom Trikot bis zur Dauerkarte für die kommende Saison alles dabei. Und weil sie so gut ankam, erweiterte der Regionalligist die Aktion kurzerhand zum virtuellen Stadionerlebnis. So können Fans inzwischen auch die virtuelle Stadionwurst oder das virtuelle Stadionkölsch erwerben. Ein kreatives "Rundum-Paket" also, das in Zeiten von Social Distancing für Zusammengehörigkeit unter den Fortuna-Unterstützern sorgt.

Hier geht es zur Meldung und dem virtuellen Stadionkiosk.

Etwa 40 Kilometer weiter nördlich macht sich die Welle der Hilfsbereitschaft ebenfalls breit. Die Fußballer des VfB Hilden haben sich via Facebook an die Öffentlichkeit gewandt - und bieten seit Kurzem Unterstützung bei "Erledigungen des alltäglichen Lebens" an. Speziell an diejenigen, die aktuell beim Arbeiten voll eingespannt sind und an Menschen, die zur Risikogruppe zählen, richtet sich das Hilfsangebot des Niederrhein-Oberligisten. Die Spieler übernehmen zum Beispiel Einkäufe oder helfen Eltern und Großeltern mit Abholungen in der Stadt. Doch damit nicht genug: Seit Wochenbeginn bietet der VfB auch ein "Anti-Corona-Powerworkout" an. Spieler Gaspare Spinella führt dabei alle Interessierten für zehn Minuten durch ein Fitnessprogramm - zu sehen auf dem Instagram-Kanal der Itterstädter.

"Nachbarschaftshilfe" in Balingen

Unter dem Stichwort "Nachbarschaftshilfe" leistet auch die TSG Balingen einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Idee hinter dem Engagement im Zollernalb-Kreis ist vergleichbar mit dem der Hildener: Vereinsmitarbeiter sowie Fans oder Freunde des Viertligisten führen Botengänge durch oder kaufen für kranke, bedürftige und ältere Menschen ein. "Wir leben in Krisenzeiten, da ist es für die TSG Balingen selbstverständlich, Menschen in unserer Region zu helfen", sagt Geschäftsführer Jan Lindenmair zu der Aktion. Eine starke Aktion! Analog zur Kölner Fortuna vertreibt auch die TSG "Unterstützertickets". Die VIP-Version umfasst beispielsweise einen Fanschal und kostet, dem Gründungsjahr entsprechend, 184,80 Euro. Weitere Informationen dazu gibt es hier.

Auf gänzlich andere Art und Weise zeigte sich die zweite Mannschaft des Heisinger SV solidarisch. Der Essener B-Ligist rief eine "Challenge" - zwinker, zwinker - ins Leben, um eine lokale Brauerei zu unterstützen. Weil hierzulande häufig Klopapier und Seife gehamstert werden, aber verständlicherweise keine Feste mehr erlaubt sind, brach der Umsatz der Essener Brauerei ein. Kurzarbeit und Sparmaßnahmen waren die Folge. Das nahm die HSV-Zweite zum Anlass, um mit einer Videobotschaft auf das Problem aufmerksam zu machen: Beim Genus eines Bieres wird zum Kauf animiert. Zitat: "Finger weg vom Klopapier, kauft doch lieber Stauder Bier!" Der Chef der Brauerei zeigte sich übrigens gerührt von der Aktion und lud die Heininger kurzerhand zu einer Besichtigung ein. Das Video und die Dankesbotschaft von Thomas Stauder gibt es hier.

Am anderen Ende der Stadt Essen zeigt sich auch Al-Arz Libanon solidarisch. Bereits vor über einer Woche startete der Fußballverein mehrere Hilfsaktionen. So stellte der Kreisligist zum Beispiel sein Vereinsheim kostenlos zur Verfügung. Nun können die Stadt, die Feuerwehr oder auch Krankenhäuser die etwa 60 Quadratmeter nutzen. "Wir haben eine Whatsapp-Gruppe für den Vorstand und haben uns überlegt, wie wir die Gesellschaft in diesen Zeiten unterstützen können und da ist die Idee gekommen", sagte der erste Vorsitzende Nemr Fakhro der Sportzeitschrift RevierSport. Und auch die Spieler des Kreisligisten engagieren sich: Sie kaufen für Hilfsbedürftige ein oder helfen, Videotelefonate mit den Liebsten zu ermöglichen. Weil die Aktion großen Anklang findet - auf Facebook gab es laut Fakhro über 5000 Aufrufe - überlegt Al-Arz inzwischen, eine Rufnummer zu schalten, unter der sich Leute melden können. Was ist die Motivation hinter diesen Aktionen? Ein gutes Beispiel wolle man sein. Vorstand Fakhro: "Alle Sportvereine sind in einer schwierigen Phase. Es ist wichtig, an die Mitmenschen zu denken, gerade die älteren Generationen."

TSV Brunnthal ruft FIFA-Liga ins Leben

In Bayern gilt schon seit elf Tagen der Katastrophenfall. Für Fußballer heißt das: keine Spiele und kein gemeinsames Training. Der TSV Brunnthal hat dennoch einen Weg gefunden, das Gemeinschaftsgefühl aufrechtzuerhalten – und, quasi als Selbsthilfe-Gruppe, eine FIFA-Liga ins Leben gerufen. "Die Liga hilft vor allem, die Sehnsucht nach dem richtigen Fußball zu mildern", sagt Josef Diller merkur.de. Der 26-Jährige ist einer der Initiatoren und mittlerweile Spielleiter. 14 TSV-Akteure messen sich mit zugelosten Teams an der Konsole, was auch Trainer Raphael Schwarz befürwortet: "Ich finde es super, dass sich die Mannschaft auch abseits des Platzes und außerhalb des Trainings miteinander beschäftigt." Wie lange der virtuelle Wettbewerb in Brunnthal noch läuft, hängt ganz vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab.

Bleiben wir im Freistaat: In Unterfranken hat der FC Schweinfurt 05 "Solidaritätstickets" im Angebot. Für 19,05 Euro gibt es die im Onlineshop der "Schnüdeln". Bislang ein voller Erfolg! Im Gegenzug für ihre Spende erhalten Unterstützer einen 10-Euro-Gutschein im Fanshop des Regionalligisten. Marketingleiter Vladimir Slintchenko erklärt: "Das symbolische Solidaritätsticket ist für alle gedacht, die den Verein im Herzen tragen und uns in dieser schwierigen Zeit unterstützen möchten."

Mit Marco Fritscher hat der FC darüber hinaus einen Spieler in seinen Reihen, der auch unterstützen möchte – und zwar auf dem Feld. Nicht dem Fußball-Spielfeld, sondern auf dem Spargelfeld. Der 25-Jährige wird zusammen mit seiner Freundin als Erntehelfer auf Bauernhöfen in Unterfranken arbeiten. Solidarität zu zeigen, ist ihm wichtig: "Unsere Bundeskanzlerin hat es gesagt: Alle müssten jetzt ihren Beitrag leisten und alle müssten den Ernst der Lage erkennen."

Große Aufmerksamkeit erregen ähnliche Aktionen von großen Traditionsklubs. Rot-Weiss Essen und der 1. FC Lokomotive Leipzig haben bereits (zehn)tausende Tickets für virtuelle Spiele verkauft. Bei RWE läuft die Aktion "Hafenstraße voll machen" seit dem 20. März. Ziel ist es, ein virtuelles Heimspiel vor ausverkauftem Haus zu spielen. Neben den Tickets gibt es natürlich auch Bier und Bratwurst. Wird die Saison 2019/2020 doch noch mit Zuschauern fortgesetzt, können Tickets, Bratwurst und Co. sogar in reelle Äquivalente umgewandelt werden. Nach aktuellem Stand wurden bislang über 2600 Karten, fast 5000 Pils und über 2000 virtuelle Bratwürste verkauft. Fünf Prozent der Erlöse spendet RWE an die Stadt Essen.

Anhänger von Lok Leipzig können sich derweil mit beliebig vielen "Rekordjagd-Tickets" eindecken. "Leute, macht die Bude voll", so das Motto der Blau-Gelben. Das Konzept: Jeder zahlt, so viel er will, mindestens aber einen Euro pro Karte. Auf diese Weise verkaufte der Regionalligist bereits mehr als 68.600 imaginäre Tickets – Rekord.

Mit einem Zertifikat belohnt der Lüneburger SK Hansa all diejenigen, die ein "Geister-Ticket" erwerben. Auch beim Nord-Regionalligisten können sich Fans Bier und Bratwurst dazukaufen – "ab ins digitale Stadion" heißt es auf der Homepage.

Bonner SC lädt Weltauswahl in den Sportpark

Der Bonner SC hat indes keine Mühen gescheut und eine Weltauswahl in den heimischen Sportpark Nord eingeladen. Dem Ruf des Viertligisten folgten unter anderem Cristiano Ronaldo und Lionel Messi! Kurz nebenbei: Auch hier geht es natürlich um ein virtuelles Heimspiel. Eigens dafür angefertigte Spieltagsplakate und die Verkündung des Weltauswahlkaders auf Social-Media-Kanälen sorgten für den richtigen Rahmen. Wie viele Zuschauer die Partie am Mittwochabend letztendlich verfolgten und die Rheinlöwen damit finanziell unterstützten, blieb offen. Immerhin: Der SC schlug die Weltauswahl mit 3:2.

In allen Fällen hoffen die Klubs, durch die Einnahmen die ausbleibenden Zuschauereinnahmen bestmöglich zu kompensieren.

Als Alltagshelfer sind seit Beginn der Woche Spieler und Mitarbeiter des VfR Wormatia 08 Worms unterwegs. Damit zur Risikogruppe gehörende Personengruppen das Haus nicht verlassen müssen, helfen die Wormser bei Besorgungen das alltäglichen Lebens. Ihr Motto: Wormatia hilft! Hier gibt es weitere Informationen.

Der Leitspruch in der Anzeige lautet: "Viele Hände, schnelles Ende." Damit "warben" die Fußballer der SG Gebergrund Goppeln bei eBay-Kleinanzeigen. Ihr Angebot: Als Erntehelfer wollten sie an Wochenenden dazu beitragen, dass Obst und Gemüse auf den Feldern der Region Dresden nicht vergammelt. Und schon drei Tage nach der Veröffentlichung fanden sich die selbst berufstätigen Kicker auf einem Spargelfeld wieder.

Etwas anders sei es schon gewesen, statt den Ball am Fuß eine Hacke in der Hand gehabt zu haben, erklärt Dominique Jacob in einem Beitrag des MDR. Aber: "Zusammen mit den Jungs aus dem Verein hat es Spaß gemacht." Weil viele Helfer aus Polen oder Rumänien derzeit nicht einreisen können, fehlen im ganzen Land Arbeitskräfte. Ein schwerer Schlag, mitten in der Erntezeit. David Pochert, der die Anzeige geschaltet hatte, sagt dazu: "Jeder schaut gerade, wie er etwas Sinnvolles zur aktuellen Situation beisteuern kann. Das ist unser Ansatz."  

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