Auf den Spuren von Julius Hirsch

BIOGRAFIE JULIUS HIRSCH | 11 JUGEND, FAMILIE UND BERUF Julius Hirsch stammte aus einer jüdischen Karlsruher Kaufmannsfamilie.SeinVater,Benjamin BertholdHirsch, wurde am 10. Februar 1848 in Weingarten, damals Bezirksamt Durlach, geboren. Er war von Beruf Kauf- mann und Teilhaber der Firma Gebrüder Hirsch Tuch- handlung in Karlsruhe, Kaiserstraße 166. Die Mutter, Emma Hirsch geb. Erlanger, geboren am 23. November 1850 in Buchau am Federsee (Oberschwaben), hatte den Beruf der Modistin erlernt, unter anderem in Paris. Sie betrieb zeitweise in Buchau einDamen-Hutgeschäft. Am 23. Februar 1874 heiratete sie Berthold Hirsch. Als Julius Hirsch am 7. April 1892 morgens um 9:30 Uhr in Achern geboren wurde, hatte er bereits sechs Geschwister: die damals 15 ¼ Jahre alte Anna, die 14 Jahre alte Rosa, den 13 ¼ Jahre alten Hermann, den 12 Jahre alten Leopold, den 5 Jahre alten Max und den 1 ¼ Jahre alten Rudolf. Julius sollte das letzte Kind bleiben. Im Herbst 1891 musste sich Emma Hirsch zur Behandlung in die Heil- und Pfle- geanstalt Illenau bei Achern begeben. Ein zweites Mal wurde sie dort 1892 behandelt. Während dieses Aufenthaltes wurde Julius Hirsch geboren. Nach der vierstufigen Grundschule, in die Julius Hirsch 1898 eingeschult wurde, besuchte er die Oberrealschule bis zur Obersekunda und ging dann mit der Mittleren Reife von dieser Schule ab. Er besuchte ein Jahr die Pflichthandelsschule und machte von Oktober 1908 bis Oktober 1910 eine Lehre bei der Firma Freund und Strauss, einer Lederhandlung in der Kreuzstraße 31 in Karlsruhe. Die Firma handelte mit Leder für Brandmalerei und kunstgewerbliche Zwecke, ebenso mit Möbelleder. Nach der Lehre arbeitete Julius Hirsch bis zum März 1912 bei dieser Firma. Am 1. April 1912 wurde er zum Militär eingezogen und musste bis zum 1. April 1913 beim Badischen Leib-Grenadierregiment 109 seinen Militärdienst, das so genannte Einjährige, ableisten. Anschließend arbeitete er bis zum 31. Juli 1914 bei der Firma Gebrüder Bing AG, einer großen Nürnberger Spielwarenfabrik. Als im August 1914 der Erste Weltkrieg begann, wurde Hirsch sofort am 7. August eingezogen. Er war an verschiedenen Kriegseinsätzen beteiligt, wurde aber meist im Etappendienst eingesetzt. Zuletzt gehörte er dem Bayerischen Landwehr-Infanterie- regiment Nr. 12 als Vizefeldwebel an. 1916 erhielt Julius Hirsch das Eiserne Kreuz II. Klasse und später die bayerische Dienstauszeichnung. Im Unterschied zu seinem Bruder Leopold, der am 30. April 1918 in der Schlacht am Kemmelberg gefallen war, überlebte Julius Hirsch den Krieg und wurde am 18. November 1918 entlassen. Auch seine Brüder Max und Rudolf kamen aus dem Krieg zurück. Im Dezember 1918 nahm er seine Arbeit bei der Nürnberger Bing AG wieder auf, verließ die Firma jedoch schon kurz dar- auf, um zum April 1919 in die Deutsche Signalflag- genfabrik seines Vaters als Mitarbeiter einzutreten. Die Deutsche Signalflaggenfabrik war 1902 von den Kaufleuten Berthold, Albert und Heinrich Hirsch in Form einer offenen Handelsgesellschaft gegründet worden. Die Herstellung und der Vertrieb der Firma bezogen sich auf viele verschiedene Produkte, wie z.B. Flaggen aller Art, Bekleidungs- und Ausrüstungs- artikel für das Militär, die Post, die Eisenbahn und andere öffentliche Stellen. Nach dem Ersten Welt- krieg stellte die Firma hauptsächlich auf Sportartikel um. 1913 wurde die Deutsche Signalflaggenfabrik in eine GmbH umgewandelt. 1926 übertrug Berthold Hirsch seine Geschäftsanteile auf seine beiden Söhne Max und Julius. Ein Jahr später erwarb der Holzfabri- kant Gottfried Fuchs vorübergehend Anteile an der Gesellschaft. Nach dem Tod des Vaters 1931 waren Max und Julius die alleinigen Gesellschafter. Die Firma hieß nun Sigfa Sport oder auch Max Hirsch Sportartikel. 1920 heiratete Julius Hirsch. Seine Frau Ella, gebo- rene Hauser, war am 30. Juli 1893 in Karlsruhe gebo- ren worden. Nach dem Besuch der Handelsschule Grundlage für den vorliegenden überarbeiteten, gekürzten und ergänzten Text ist der Eintrag zu Julius Hirsch im „Gedenkbuch für die Karlsruher Juden“ von Alexandra Syré aus dem Jahr 2003.

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