DFB-Frauen holen in Rio 2016 erstmals Olympia-Gold

Fußball bei Olympia - das war lange keine deutsche Erfolgsgeschichte. Gold ging immer an die anderen, mal abgesehen vom Triumph der Männermannschaft der DDR 1976 in Montreal. 2016 jedoch kamen in Rio sowohl Männer als auch Frauen ins Endspiel des olympischen Turniers. Beide hatte die Chance auf Gold, die Frauen griffen zu - heute vor exakt fünf Jahren.

Olympia 2016 - das war auch die letzte Dienstreise von Bundestrainerin Silvia Neid. Den Rückflug möglichst lange aufzuschieben, das war man ihr schuldig. Als Spielerin hatte sie drei Europameisterschaften gewonnen, als Trainerin kamen zwei weitere dazu und 2007 der WM-Titel. Fehlte nur noch eine Goldmedaille bei Olympia, wo es für die Fußballfrauen bis dahin 2000, 2004 und 2008 drei Bronzene gegeben hatte.

Schweinsteiger twittert: "Auf zu Gold"

Diesmal würde es mehr werden, das war nach dem Einzug ins Finale durch ein 2:0 gegen Kanada schon klar. Die Zuversicht stieg im deutschen Lager nach einer eher mäßigen Vorrunde mit nur einem Sieg, dem 6:1 gegen Simbabwe, beinahe täglich. Weil mit Kanada nun der Gegner geschlagen worden war, gegen den es in der Gruppenphase die einzige Niederlage (1:2) gegeben hatte und weil sich eine Parallele geradezu aufdrängte. Der Halbfinalsieg war in Belo Horizonte gelungen, nun ging es nach Maracana. So verlief auch der letzte Teil der Titelroute der Männer bei der WM 2014. Daran erinnerte in einem Tweet auch noch mal Bastian Schweinsteiger: "Auf zu Gold, denn Rio ist ein sehr guter Ort für ein Finale."

Die Frauen trafen allerdings nicht auf Argentinien, sondern auf den alten Rivalen Schweden, den Gegner des WM-Finales 2003, das durch das Golden Goal von Nia Künzer entschieden worden war. Auch das war ein gutes Omen, zumal gegen Schweden seit 1995 kein Turnierspiel verloren worden war und es noch bei der WM 2015 in Kanada ein 4:1 gegeben hatte.

Ältere und jüngere Geschichte sowie der Austragungsort sprachen also für einen Erfolg, die eigene Olympia-Historie nicht unbedingt. Neid betonte daher noch mal: "Wir wissen, dass wir Geschichte geschrieben haben. Das ist vorher noch keiner deutschen Frauenmannschaft bei Olympia gelungen."

Neid ohne Änderungen in der Startelf

In Deutschland war es schon spät, als am Freitag, 5. August 2016, das Finale angepfiffen wurde: 22.30 Uhr. Aber es war ja Wochenende. Die Heimat fieberte also mit, während in Rio immerhin 52.432 Menschen den Weg ins Maracana gefunden hatten. Auf dem Platz standen zehn Bundesligaspielerinnen - neun bei Deutschland und eine Schwedin, Nilla Fischer vom VfL Wolfsburg. Die Legionärinnen im DFB-Team verdienten ihre Baguettes in Frankeich: Dzsenifer Marozsan bei Olympique Lyon und Anja Mittag bei Paris Saint-Germain.

Silvia Neid setzte in ihrem 180. und letztem Länderspiel auf die alte Fußballweisheit "never change a winning team" und brachte die Elf, die zuvor China und Kanada geschlagen hatte. Sie wurde nicht enttäuscht. Nach torloser erster Hälfte, in der die Schwedinnen stärker begannen, brach Marozsan mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze den Bann (48.). Umgehend bildete sich eine rote Jubeltraube um die Spielmacherin, die auch für die Vorentscheidung sorgte. Nach 62 Minuten setzte sie einen Freistoß an den Pfosten, die Schwedin Linda Sembrandt drückte den Abpraller unfreiwillig ins eigene Tor.

Neid: "Das war jetzt das i-Tüpfelchen"

Noch gab sich der Gegner nicht geschlagen, und als Joker Stina Blackstenius auf 1:2 verkürzte (67.), musste Neid ihren Sitzplatz gleich wieder verlassen. Bis zum ersehnten Abpfiff der kanadischen Schiedsrichterin verfolgte sie ihre letzte Partie im Stehen. Der Ausgleich lag noch ein Weilchen in der Luft, aber Almuth Schult ließ sich kein zweites Mal bezwingen.

Dann war es vorbei, und sie fielen übereinander her vor unbändiger Freude. "Das war jetzt das i-Tüpfelchen", sagte Neid im ZDF-Interview. "Ich bin einfach total happy, dass wir dieses Spiel auch noch gewonnen haben. Es war nicht einfach, ich bin echt total stolz auf meine Mannschaft." Der angereiste damalige DFB-Präsident Reinhard Grindel sprach ihr "ein ganz großes Dankeschön" aus und betonte: "Sie ist vielleicht die Frau, die den deutschen Frauenfußball am meisten geprägt hat."

Jedenfalls war es ein historischer Sieg, endlich glänzte eine olympische Fußballmedaille an bundesdeutschen Hälsen golden. Ladies first! Die Männer wären nur zu gern gefolgt, unterlagen am Folgetag aber Gastgeber Brasilien um Superstar Neymar - erst im Elfmeterschießen.

Die deutschen Olympiasiegerinnen von Rio 2016

Die Finalmannschaft: Almuth Schult – Leonie Maier, Annike Krahn, Saskia Bartusiak, Tabea Kemme – Dzsennifer Marozsan, Melanie Behringer (70. Lena Goeßling), Melanie Leupolz, Anja Mittag, Sara Däbritz (83. Svenja Huth) – Alexandra Popp.

Im Kader: Josephine Henning, Babett Peter, Mandy Islacker, Isabel Kerschowski, Laura Benkarth.

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Fußball bei Olympia - das war lange keine deutsche Erfolgsgeschichte. Gold ging immer an die anderen, mal abgesehen vom Triumph der Männermannschaft der DDR 1976 in Montreal. 2016 jedoch kamen in Rio sowohl Männer als auch Frauen ins Endspiel des olympischen Turniers. Beide hatte die Chance auf Gold, die Frauen griffen zu - heute vor exakt fünf Jahren.

Olympia 2016 - das war auch die letzte Dienstreise von Bundestrainerin Silvia Neid. Den Rückflug möglichst lange aufzuschieben, das war man ihr schuldig. Als Spielerin hatte sie drei Europameisterschaften gewonnen, als Trainerin kamen zwei weitere dazu und 2007 der WM-Titel. Fehlte nur noch eine Goldmedaille bei Olympia, wo es für die Fußballfrauen bis dahin 2000, 2004 und 2008 drei Bronzene gegeben hatte.

Schweinsteiger twittert: "Auf zu Gold"

Diesmal würde es mehr werden, das war nach dem Einzug ins Finale durch ein 2:0 gegen Kanada schon klar. Die Zuversicht stieg im deutschen Lager nach einer eher mäßigen Vorrunde mit nur einem Sieg, dem 6:1 gegen Simbabwe, beinahe täglich. Weil mit Kanada nun der Gegner geschlagen worden war, gegen den es in der Gruppenphase die einzige Niederlage (1:2) gegeben hatte und weil sich eine Parallele geradezu aufdrängte. Der Halbfinalsieg war in Belo Horizonte gelungen, nun ging es nach Maracana. So verlief auch der letzte Teil der Titelroute der Männer bei der WM 2014. Daran erinnerte in einem Tweet auch noch mal Bastian Schweinsteiger: "Auf zu Gold, denn Rio ist ein sehr guter Ort für ein Finale."

Die Frauen trafen allerdings nicht auf Argentinien, sondern auf den alten Rivalen Schweden, den Gegner des WM-Finales 2003, das durch das Golden Goal von Nia Künzer entschieden worden war. Auch das war ein gutes Omen, zumal gegen Schweden seit 1995 kein Turnierspiel verloren worden war und es noch bei der WM 2015 in Kanada ein 4:1 gegeben hatte.

Ältere und jüngere Geschichte sowie der Austragungsort sprachen also für einen Erfolg, die eigene Olympia-Historie nicht unbedingt. Neid betonte daher noch mal: "Wir wissen, dass wir Geschichte geschrieben haben. Das ist vorher noch keiner deutschen Frauenmannschaft bei Olympia gelungen."

Neid ohne Änderungen in der Startelf

In Deutschland war es schon spät, als am Freitag, 5. August 2016, das Finale angepfiffen wurde: 22.30 Uhr. Aber es war ja Wochenende. Die Heimat fieberte also mit, während in Rio immerhin 52.432 Menschen den Weg ins Maracana gefunden hatten. Auf dem Platz standen zehn Bundesligaspielerinnen - neun bei Deutschland und eine Schwedin, Nilla Fischer vom VfL Wolfsburg. Die Legionärinnen im DFB-Team verdienten ihre Baguettes in Frankeich: Dzsenifer Marozsan bei Olympique Lyon und Anja Mittag bei Paris Saint-Germain.

Silvia Neid setzte in ihrem 180. und letztem Länderspiel auf die alte Fußballweisheit "never change a winning team" und brachte die Elf, die zuvor China und Kanada geschlagen hatte. Sie wurde nicht enttäuscht. Nach torloser erster Hälfte, in der die Schwedinnen stärker begannen, brach Marozsan mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze den Bann (48.). Umgehend bildete sich eine rote Jubeltraube um die Spielmacherin, die auch für die Vorentscheidung sorgte. Nach 62 Minuten setzte sie einen Freistoß an den Pfosten, die Schwedin Linda Sembrandt drückte den Abpraller unfreiwillig ins eigene Tor.

Neid: "Das war jetzt das i-Tüpfelchen"

Noch gab sich der Gegner nicht geschlagen, und als Joker Stina Blackstenius auf 1:2 verkürzte (67.), musste Neid ihren Sitzplatz gleich wieder verlassen. Bis zum ersehnten Abpfiff der kanadischen Schiedsrichterin verfolgte sie ihre letzte Partie im Stehen. Der Ausgleich lag noch ein Weilchen in der Luft, aber Almuth Schult ließ sich kein zweites Mal bezwingen.

Dann war es vorbei, und sie fielen übereinander her vor unbändiger Freude. "Das war jetzt das i-Tüpfelchen", sagte Neid im ZDF-Interview. "Ich bin einfach total happy, dass wir dieses Spiel auch noch gewonnen haben. Es war nicht einfach, ich bin echt total stolz auf meine Mannschaft." Der angereiste damalige DFB-Präsident Reinhard Grindel sprach ihr "ein ganz großes Dankeschön" aus und betonte: "Sie ist vielleicht die Frau, die den deutschen Frauenfußball am meisten geprägt hat."

Jedenfalls war es ein historischer Sieg, endlich glänzte eine olympische Fußballmedaille an bundesdeutschen Hälsen golden. Ladies first! Die Männer wären nur zu gern gefolgt, unterlagen am Folgetag aber Gastgeber Brasilien um Superstar Neymar - erst im Elfmeterschießen.

Die deutschen Olympiasiegerinnen von Rio 2016

Die Finalmannschaft: Almuth Schult – Leonie Maier, Annike Krahn, Saskia Bartusiak, Tabea Kemme – Dzsennifer Marozsan, Melanie Behringer (70. Lena Goeßling), Melanie Leupolz, Anja Mittag, Sara Däbritz (83. Svenja Huth) – Alexandra Popp.

Im Kader: Josephine Henning, Babett Peter, Mandy Islacker, Isabel Kerschowski, Laura Benkarth.

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