Trautmann-Darsteller Kross: "Große Geschichte, groß erzählt"

Lew Jaschin hat über ihn gesagt: "Es gab nur zwei Weltklassetorhüter. Einer war Lew Jaschin, der andere war der deutsche Junge, der in Manchester spielte." Der sowjetische Welttorhüter meinte: Bert Trautmann, dessen Geschichte am Donnerstag ins Kino kommt. Den Titelhelden spielt David Kross, im DFB.de-Interview spricht der 28 Jahre alte Schauspieler mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber.

DFB.de: Herr Kross, hat es Sie eigentlich überrascht, dass Bert Trautmann keine Handschuhe trug?

David Kross: Überrascht ist nicht das richtige Wort, ich war geschockt. Total! Ohnehin, was für eine dramatische Geschichte, was für ein Filmstoff! Aber ich muss ehrlich sagen, vorher hatte ich nie von Bert Trautmann gehört. Und erst als die Dreharbeiten begannen, habe ich überhaupt mitbekommen, wie viele Torwarte in den 50er Jahren tatsächlich noch ohne Handschuhe spielten.

DFB.de: Im Pokalfinale 1956 führten Trautmann und Manchester City 3:1 gegen Birmingham. In der 75. Minute traf ihn Birminghams Stürmer Peter Murphy mit dem Knie im Nacken. Trautmann brach sich das Genick – und spielte dennoch bis zum Ende durch. Wie haben Sie diesen Moment als Schauspieler interpretiert?

Kross: Trautmann wurde ja in seinen ersten Tagen bei Manchester City angefeindet und krass ausgebuht. Später wurde er als Held gefeiert. Er kommt als Kriegsgefangener nach England, bleibt als freier Mann in dem Land, ist der verhasste 'Kraut' und wird 1956 zu Englands Fußballer des Jahres gewählt. Er weiß in dem Moment nicht, dass er sich das Genick gebrochen hat. So hat er es später auch geschildert. Er liebte ja das Leben. Die Tatsache, dass er mit diesen Schmerzen im Genick auf dem Feld bleibt, ist ein Zeichen für seinen ungeheuren Teamgeist. Man durfte damals nicht auswechseln. Sie hätten einen Mann weniger gehabt. Bert Trautmann war ein großer Sportsmann. Man kann sich das Finale auf 'YouTube' anschauen. Da sieht man, wie er nach der 75. Minute noch ein paar Bälle hält, aber kaum noch wieder hochkommt. Ein Mitspieler muss den Abstoß machen. Ich habe mir die Szenen oft angeschaut um das im Film so genau wie möglich zu kopieren.

DFB.de: Wie sah denn Ihre fußballerische Vorbereitung für "Trautmann" aus?

Kross: Als Kind habe ich schon Fußball gespielt und auch mal davon geträumt, Profi zu werden. Aber im Tor stand ich nie. In den Monaten vor Beginn der Dreharbeiten musste ich erstmal athletisch draufpacken. Der Verleih besorgte mir einen persönlichen Fitnesstrainer. Als ein paar Wochen später das intensive Torwarttraining begann, musste ich alles lernen. Die Grundhaltung, wie man steht, wie man den Ball fängt. Wir hatten einen sehr guten Fußballtrainer, der uns diesen Stil der 50er Jahre beigebracht hat. Als ich zum ersten Mal diese alten Fußballschuhe angezogen habe, wurde mir klar, wie viel sich auch bei der Ausrüstung getan hat. Schwere Schuhe, schiefe Stollen. Für mich gab es also den Job des Torwarts und den als Schauspieler. Die Tage, an denen ich einfach nur durch den Kasten fliegen durfte, haben mir riesigen Spaß gemacht.



Lew Jaschin hat über ihn gesagt: "Es gab nur zwei Weltklassetorhüter. Einer war Lew Jaschin, der andere war der deutsche Junge, der in Manchester spielte." Der sowjetische Welttorhüter meinte: Bert Trautmann, dessen Geschichte am Donnerstag ins Kino kommt. Den Titelhelden spielt David Kross, im DFB.de-Interview spricht der 28 Jahre alte Schauspieler mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber.

DFB.de: Herr Kross, hat es Sie eigentlich überrascht, dass Bert Trautmann keine Handschuhe trug?

David Kross: Überrascht ist nicht das richtige Wort, ich war geschockt. Total! Ohnehin, was für eine dramatische Geschichte, was für ein Filmstoff! Aber ich muss ehrlich sagen, vorher hatte ich nie von Bert Trautmann gehört. Und erst als die Dreharbeiten begannen, habe ich überhaupt mitbekommen, wie viele Torwarte in den 50er Jahren tatsächlich noch ohne Handschuhe spielten.

DFB.de: Im Pokalfinale 1956 führten Trautmann und Manchester City 3:1 gegen Birmingham. In der 75. Minute traf ihn Birminghams Stürmer Peter Murphy mit dem Knie im Nacken. Trautmann brach sich das Genick – und spielte dennoch bis zum Ende durch. Wie haben Sie diesen Moment als Schauspieler interpretiert?

Kross: Trautmann wurde ja in seinen ersten Tagen bei Manchester City angefeindet und krass ausgebuht. Später wurde er als Held gefeiert. Er kommt als Kriegsgefangener nach England, bleibt als freier Mann in dem Land, ist der verhasste 'Kraut' und wird 1956 zu Englands Fußballer des Jahres gewählt. Er weiß in dem Moment nicht, dass er sich das Genick gebrochen hat. So hat er es später auch geschildert. Er liebte ja das Leben. Die Tatsache, dass er mit diesen Schmerzen im Genick auf dem Feld bleibt, ist ein Zeichen für seinen ungeheuren Teamgeist. Man durfte damals nicht auswechseln. Sie hätten einen Mann weniger gehabt. Bert Trautmann war ein großer Sportsmann. Man kann sich das Finale auf 'YouTube' anschauen. Da sieht man, wie er nach der 75. Minute noch ein paar Bälle hält, aber kaum noch wieder hochkommt. Ein Mitspieler muss den Abstoß machen. Ich habe mir die Szenen oft angeschaut um das im Film so genau wie möglich zu kopieren.

DFB.de: Wie sah denn Ihre fußballerische Vorbereitung für "Trautmann" aus?

Kross: Als Kind habe ich schon Fußball gespielt und auch mal davon geträumt, Profi zu werden. Aber im Tor stand ich nie. In den Monaten vor Beginn der Dreharbeiten musste ich erstmal athletisch draufpacken. Der Verleih besorgte mir einen persönlichen Fitnesstrainer. Als ein paar Wochen später das intensive Torwarttraining begann, musste ich alles lernen. Die Grundhaltung, wie man steht, wie man den Ball fängt. Wir hatten einen sehr guten Fußballtrainer, der uns diesen Stil der 50er Jahre beigebracht hat. Als ich zum ersten Mal diese alten Fußballschuhe angezogen habe, wurde mir klar, wie viel sich auch bei der Ausrüstung getan hat. Schwere Schuhe, schiefe Stollen. Für mich gab es also den Job des Torwarts und den als Schauspieler. Die Tage, an denen ich einfach nur durch den Kasten fliegen durfte, haben mir riesigen Spaß gemacht.

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DFB.de: "Trautmann" ist eine große Produktion. Wie lange dauerten die Dreharbeiten?

Kross: Fast ein Jahr. Los ging's in Belfast. Die Szenen im Laden von Jack Friar, dem Chef bei Trautmanns erstem Amateurklub, haben wir in München im Glockenbachviertel gedreht. Das vollgepackte Wembley ist komplett animiert. Wir Schauspieler haben die Szenen im Rosenaustadion in Augsburg gedreht.

DFB.de: Wie war Bert Trautmann denn als Mensch damals?

Kross: Er hatte viel im Krieg erlebt. Drei Jahre war er an der Ostfront. Er hatte einen wahnsinnig großen Gerechtigkeitssinn, war ehrgeizig und bescheiden und sehr geradlinig. Er war sicher kein ängstlicher Mensch. Durch die Liebesgeschichte im Film wird auch seine schuldhafte Verstrickung erzählt, denn natürlich war Bert Trautmann Teil eines verbrecherischen Regimes. Er trat früh in die Hitlerjugend ein und hat sich freiwillig gemeldet. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Irgendwann muss er schon während des Krieges dahintergekommen sein, dass hier unendlich viel falsch ist. Eine Weile hat er sich verloren, wusste nicht wohin. Er findet dann diese neue Familie im Land des einstigen Feindes, er verliebt sich, heiratet, wird Vater. Anfangs herrscht ja zwischen ihm und Margaret eine Sprachlosigkeit. Die können anfangs gar nicht miteinander reden. Ich meine, der Film zeigt diese Phase der Annäherung, die auch eine Annäherung der beiden Länder ist, sehr gut. Freya Mavor ist eine ganz große Schauspielerin, die noch am Anfang ihrer Karriere steht.

DFB.de: Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Marcus H. Rosenmüller?

Kross: Marcus hat die Komparsen wirklich mit vollem Körpereinsatz angefeuert. Er hat alles gegeben. Die Stimmung bei den Fußballszenen ist gut getroffen. "Trautmann" ist eben auch ein Sportfilm, die Szenen mussten absolut authentisch rüberkommen. Ansonsten kennen zumindest Kinofans ihn ja gut, etwa durch seine Komödie "Wer früher stirbt, ist länger tot".

DFB.de: "Trautmann" ist auch eine Geschichte darüber, dass ein Feind zum bewunderten Idol und auch zum Freund wird. Kann der Fußball tatsächlich so etwas leisten?

Kross: Der Fußball hat schon wahnsinnig viel für die Integration geleistet. Für mich beweist Trautmann, dass so etwas wie Teamgeist stärker sein kann als politische Differenzen. Dieser direkte menschliche Zusammenhalt bewirkt so viel. Ohne dass er es vorgehabt hatte, wurde Bert Trautmann damals in England so etwas wie ein Friedensbotschafter. Der Sport kann auch gesellschaftlich viel bewegen. Als Bert Trautmann das erste Mal sein neues Team trifft, während 20.000 Leute draußen gegen den Kraut demonstrieren, sagt der damalige ManCity-Kapitän Eric Westwood: "In dieser Kabine gibt es keinen Krieg." Der Sport sollte auch heute noch für diese Werte kämpfen.

DFB.de: Sportfilme haben es generell nicht leicht im Kino. Wie erfolgreich wird "Trautmann"?

Kross: Wer reingeht, wird einen tollen Kinoabend erleben. Mit Prognosen ist es immer schwer. Entscheidend ist oft das erste Wochenende. Wie viele gehen rein, wie viele empfehlen den Film weiter? Die Geschichte ist nur wenigen bekannt, es ist aber auch eine wahre Geschichte. Und Marcus Rosenmüller hat ganz tolle Leute zusammengebracht, es wurde eine starke deutsch-englische Koproduktion. Wir wollten eine große Geschichte groß erzählen. Und das ist gelungen.

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